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8. Mai 1907. Chrom - SickelstüMe. Stahl und Eisen. 659 Schlagversuche und Härtebestimmungen er gaben folgende Resultate: 1. die perlitischen Stähle sind nicht brüchig, trotzdem der Wider stand gegen Schlag geringer ist als bei ent sprechenden chromfreien Stählen. Die Härte nimmt mit steigendem Chromgehalte zu; 2. die martensitischen Stähle sind nicht sehr brüchig, dagegen sehr hart: 3. die karbidfreien Y-Eisen- stähle sind nicht brüchig und besitzen eine mitt lere Härte; 4. die karbidhaltigen 7 - Eisenstähle besitzen eine beträchtliche, mit steigendem Kar bidgehalte wachsende Brüchigkeit. Es entsprechen die hier gewonnenen Resultate denen, die bei der Untersuchung der Chromstähle und der Nickelstähle erhalten wurden, und es folgt daraus, daß 1. in den perlitischen Stählen die Wirkung des Chroms sich zu der des Nickels addiert, um Festigkeit, Elastizitätsgrenze und Härte zu erhöhen, ohne die Dehnung und Wider stand gegen Schlag zu vermindern; 2. in den Martensitstählen sich der Einfluß des Chroms wenig bemerkbar macht; 3. in den T-Eisenstählen sich der Einfluß des Chroms durch Erhöhung der Festigkeit und der Elastizitätsgrenze und Ver minderung der Dehnung, die Querschnittsver minderung und den Widerstand gegen Schlag deutlich bemerkbar macht; 4. martensitische wie Y-Eisenstähle bei Gegenwart von Karbid brüchig sind trotz ihrer großen Dehnung und Querschnitts verminderung. Auf diesen Punkt hat Guillet schon bei der Untersuchung der Chromstähle auf merksam gemacht. B. Abgeschreckte Stähle. 1. Reihe: Die metallographischen Untersuchungen erstreckten sich auf die bei 850° C. abgeschreckten Stähle. Der Martensit des Stahles 1 ist nicht mehr so außer ordentlich fein wie bei dem normalen Stahl. Bei Stahl 2 treten neben dem Martensit Flecken von Y-Eisen auf. Stahl 3 ist nicht verändert. Bei Stahl 4 hat sieh etwas Y-Eisen gebildet. Die Stähle 5 bis 9 sind nicht verändert. 2. Reihe: Stahl 10 zeigt den Troosto-Sorbit nicht mehr. Stahl 11 und 12 sind unverändert. In Stahl 13 ist weniger y-Eisen vorhanden; es erscheinen kleine Polyeder mit gut ausgebildeten Kanten. Die übrigen Stähle dieser Reihe haben ihre Struktur nicht geändert. 3. Reihe: Sämtliche Stähle dieser Reihe sind martensitisch. Nr. 22 zeigt daneben geringe Mengen y-Eisen, Nr. 23 Spuren Karbid. 4. Reihe: Sämtliche Stähle sind martensitisch geblieben, zeigen aber eine geringe Neigung zur Bildung von y-Eisen. Die karbidhaltigen Stähle wurden auch noch dem Abschrecken bei 1250° unterworfen. Hierbei wird die Menge des Karbides sehr stark ver mindert. Kurz zusammengefaßt sind die Resul tate der Untersuchung folgende: 1. die per litischen Stähle sind in martensitische verwandelt und der Martensit ist um so gröber, je größer unter sonst gleichen Bedingungen die Summe Kohlenstoff + Nickel + Chrom ist; 2. die Marten sitstähle erleiden keine Umwandlung oder zeigen nur eine leichte Neigung zur Bildung von y-Eisen; 3. karbidhaltige Martensitstähle erleiden durch Abschrecken bei 850° C. keine Umwandlung, da gegen tritt bei einer Abschrecktemperatur von 1200° C. Bildung von y-Eisen und Verschwinden des Karbides ein; 4. die y-Eisenstähle erleiden keine Veränderung; 5. dasselbe ist der Fall bei karbidischen r-Eisenstählen bei einer Abschreck temperatur von 850° C. Umwandlung tritt da gegen beim Abschrecken bei 1200° C. ein. Etwas auffallendes haben diese Untersuchungen nicht ergeben, man kann die Resultate aus den bei der Untersuchung der Nickelstähle und Chromstähle erhaltenen ableiten. Die mechanischen Eigen schaften der bei 850° abgeschreckten Stähle ergeben sich aus Tabelle 2. Es folgt daraus, daß durch das Abschrecken 1. die Martensitstähle erhöhte Festigkeit, Elasti zitätsgrenze und Härte erhalten, während die anderen mechanischen Eigenschaften etwas zu rückgehen; 2. die karbidischen Martensitstähle sind wenig verändert, etwas zäher und härter geworden; 3. die y-Eisenstähle sind etwas zäher; 4. die karbidischen y - Eisenstähle sind außer ordentlich wenig verändert. Die auffallende Ver mehrung der Bruchfestigkeit läßt sich vielleicht dadurch erklären, daß diese Stähle vor dem Ab schrecken etwas Ferrit oder y-Eisen enthalten, welches sich in Martensit verwandelt, oder daß der Martensit, der ja eine feste Lösung darstellt, homogener geworden ist. C. Angelassone Stähle. Das Anlassen bringt nur geringe Strukturänderungen her vor. Perlit- und Martensitgefüge wird allgemein gröber, und die Polyeder der y-Eisenstähle wie die Karbidkörner der Karbidstähle treten schärfer in die Erscheinung. Von Einfluß ist das Aus glühen auch auf die Verteilung der Karbid körner, die z. B. im Falle des Stahles 7 ganz gleichmäßig die Polyeder umsäumen. Bezüglich der mechanischen Eigenschaften kann man sagen, daß die St ähle im allgemeinen zäher geworden sind. Einige Vergleichszahlen zwischen normalen und vier Stunden bei 900° C. ausgeglühten Stählen seien hier wiedergegeben: Der Einwirkung tiefer Temperatur unterworfene Stähle. Analog den Erschei nungen, die durch den Einfluß niedriger Tempe ratur bei den Nickelstählen eintreten, hätte man auch hier beträchtliche Strukturänderungen er warten sollen. Dies tritt jedoch nur bei drei der untersuchten Stähle auf. Stahl 13 verliert durch das Abkühlen in flüssiger Luft vollständig das y-Eisen als Gefügebestandteil. Stahl 6 und 7 zeigen nur ganz unwesentliche Aenderungen, jedenfalls aber kein Karbid. Hieraus ist ersichtlich, daß das