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8. Mai 1907. Kin modernes Platinen - Triowalzwerk. Stahl und Eisen. 647 Ein modernes Platinen-Triowalzwerk. (Hierzu / u Ende des vorigen Jahres wurde ein von —4 der Jünkerather Gewerkschaft in Jünkerath (Rheinland) für die Gesellschaft „La Magona d’Italia“ in Florenz ge bautes 700 er Platinen-Triowalzwerk in Betrieb genommen, bei welchem für die Ausführung aus bedungen war, daß keine. Walzer gebraucht werden sollen. Die Arbeit, welche bisher den Walzern und Hilfsmannschaften zufiel, sollte durchaus mechanisch bewerkstelligt werden, d. h. die menschliche Arbeitsleistung sollte durch mechanische, selbsttätige Arbeitsleistung ersetzt und dabei die Leistungsfähigkeit des Walzwerkes auf das Maximum erhöht werden. Diese Be dingungen waren hinsichtlich der stets fort schreitenden Verbesserungen auf allen technischen Gebieten, insbesondere in Hüttenbetrieben, durch aus gerechtfertigt, und hatte die ausführende Firma für den Bau des Walzwerkes unter obigen Bedingungen keinerlei Bedenken. Das Ergebnis der Studien und Arbeiten war, daß ein Walz werk konstruiert und ausgeführt wurde, für welches außer dein die Leitungführenden Walzmeister weder Walzer noch Hilfs mannschaften erforderlich sind. Zur Auf rechterhaltung des Betriebes selbst, d. h. zur Be dienung der Rollgänge, Hebetische, der Schlepper und des Kant- und Verschiebeapparates sind nur zwei Steuerleute nötig, welche, auf einer erhöhten Steuerbühne stehend, den ganzen Be trieb übersehen können. Dieses Walzwerk ar beitet zur vollen Zufriedenheit des Bestellers, da es den gestellten Anforderungen entspricht. Die Anlage (siehe Tafel X) besteht aus einem Trio-Vorwalzgerüst a und einem Trio- Fertigwalzgerüst b. Beide Walzgerüste sind nebeneinander aufgestellt, was durch die Platz frage bedingt wurde. Die Aufgabe wäre wesent lich leichter zu lösen gewesen, wenn man die beiden Gerüste hätte hintereinander aufstellen können. Die Walzen haben einen Durchmesser von 690, 700 resp. 710 mm bei einer Ballenlänge von 1750 mm des Vorwalzgerüstes und 1500 mm des Fertiggerüstes. Es werden Blöcke von 500 kg Gewicht bei einem Querschnitt von 230 X 230 , , . o ,. . - mm auf der Vorwalze in zehn Stichen 250 X 250 zu Stäben von 180 X 100 mm Querschnitt aus gewalzt. Diese Stäbe werden dann auf der Fertigstraße in sieben Stichen zu Platinen von 190 X 7 ^s 25 mm Querschnitt und 17 bis 60 m Länge ausgewalzt. Es wird nur in zehn stündiger Schicht gearbeitet, und es beträgt die Erzeugung in dieser Zeit 100 bis 120 t. Diese Produktion kann noch wesentlich gesteigert Tafel X.) (Nachdruck verboten.) werden. Der Antrieb der Walzenstraße erfolgt durch eine 1200 P. S. - Kondensations - Tandem maschine mit einem Schwungrad von 60 000 kg Gewicht bei einem Durchmesser von 7000 mm, die Maschine lieferte Franco Tosi, Maschinen fabrik in Legnano (Italien). Die Umdrehungs zahl der Maschine beträgt 75 i. d. Minute. Die Schwungradachse ist mit der Walzenstraße durch eine Ortmannsche ausrückhare Stahlgußkupplung verbunden. Die Kammwalzen liegen in einem geschlossenen Kammwalzgerüst, das mit einer bewährten Oelschmierung ausgestattet ist. Diese Kammwalzgerüste rüstet die ausführende Firma mit einer selbsttätigen Oelpumpe aus, welche mittels Riemen oder Kette von einem Kamm walzzapfen aus angetrieben wird. Die Pumpe fördert das abgelaufene Del wieder in den Oel- behälter zurück, oder in einen auf dem Gerüst angebrachten Oelreiniger, aus dem das Del in die Oeltöpfe abtropft. Die Walzenständer sind teil weise als Erdmannständer ausgebildet und oben offen. Dem Umstande Rechnung tragend, daß Platinen von 7 bis 25 mm Dicke gewalzt werden, sind die Ständer des Fertigwalzgerüstes mit einer Druckschrauben-Vorrichtung zum Ausstellen der Unterwalze versehen, wie dies im allgemeinen für Oberwalzen geschieht. Die Anstellung er folgt vom Walzwerksflur mittels Handrades und Schneckenvorgeleges. . Im übrigen tragen die Ständer die bekannten Ausrüstungen. Zum Walzen werden, wie schon eingangs erwähnt, Blöcke von 500 kg Gewicht verwendet, welche in seitlich vor der Vorstrecke befindlichen Heizgruben erwärmt werden (Abbild. 1). Ein Kran, welcher gleichzeitig den Deckel der Heizgruben abhebt und den Block herauszieht, legt diesen auf den Zufuhrrollgang c, dessen Rollen mit Kurbelantrieb „System Meyer“ ausgerüstet sind. Der Block rollt von diesem Rollgang über den Hebetisch d in das erste Kaliber, nach dessen Durchlaufen er auf den Hebetisch f zu liegen kommt, und zwar zwischen lange Führungen. Beide Hebetische haben als gemeinsamen Antrieb einen hydraulischen Zylinder und werden zu gleicher Zeit gehoben und gesenkt. Während die Rollen des Hebetisches vor der Straße durch einen besonderen Elektromotor angetrieben werden, sind die des Hebetisches hinter der Straße ohne Antrieb, aber leicht drehbar gelagert, um dem Block ein selbsttätiges Zurückrollen zu ermög lichen. Dieseä wird dadurch erreicht, daß der Tisch schon in seiner Grundstellung eine ge neigte Lage nach der Walze zu einnimmt, und es wird die Neigung dadurch noch vergrößert, daß der hintere Teil des Hebetisches eine größere