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Rabenauer Anzeiger : 07.05.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190805074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19080507
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19080507
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-05
- Tag 1908-05-07
-
Monat
1908-05
-
Jahr
1908
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c slt e d« Dor- e Ja- s-Gr- wurdk tam- :anzö- »erbe!' mische lidertt auS- allei« nach S»' u zur . über1 ; ver- ngun' »päerii »r die . Der, >n m dilio» »acheu, e uni r hin- rnonl' g vo« Zraub ignim und sostfi y an!' nkreiet zt du< chwcre te Heu anische kein- hruvS- ondel» >edW wolle, habe, oünsch >ilsck« lg der it de« dnunß ndel?' eichend >er die arisch- r du vc>t»- vchlag Hoß' n P»> Eingp ist der ht zur >ei del isulla" l vtaai«' ' aikreied ersuch' schwel D«i inier- ul?lzÜ nlcW )es ge- arokka, ch sic- as lN» ssc G ankreied czösW n di-' chmal« lielleich! - eS >er dcil iruppel tliche» ,eiche» )ralid' )wer^ ud g^ lnncw d ei»' »n ihl eiiied kkchrit' Vo' en gk en br 'maktls ' Gr-' Steile» a Llt' Miickgezogen werden. Hinterher bestreitet der Eultan seine Bitte um Intervention, die aber »achtveisbar ist. Darauf wird Frankreichs Ein verständnis mit der Bildung einer internationalen Kommission zur definitiven Feststellung der Ent- ichadigungssätze, die von einer deutschen Kom- Won für die deutschen Kaufleute in Casablanca auf rund 978000 Francs bewertet sind und wo- don der Reichskanzler ihnen 25 Prozent hat aus- iahlen lassen. Den Schluß des Weißbuches bil de» Aktenstücke über die Einrichtung der draht- losen Telegraphie in Marokko, über die Wahl eines Ingenieurs für die öffentlichen Arbeiten, Uder den Eintritt der früheren deutschen Offi- iine von Tschudi und Wolff in marokkanische Dienste, über die Angelegenheit des Hafenbaues von Sarasch, in der Frankreich recht kleinlichen Anspruch erhebt, trotzdem die deutschen Rechte kohl erworben sind, über den Bau eines Kanals m Tanger und die Staatsbank von Marokko. Aus aller Welt. . Das Drama auf Schloß Buddenberg. Frei- flau von Ruexleben, die auf Schloß Buddenberg ihren Gatten erschoß und sich selbst schwer ver wundete, ist in der Nacht zum Sonntag bei fast klarem Bewußtsein gestorben. Die gerichtliche Un- 'ersuchuug, die sofort auf Schloß Buddenberg »»gestellt wurde, hat mit Bestimmtheit ergeben, A Freifrau v. Ruexleben den Plan, ihren Gatten zu erschießen, schon vor einiger Zeit gc- M und in allen Einzelheiten genau durch- vacht hatte. Die Baroniu war eine sehr eifersüch- M Natur. Ihre Eifersucht wuchs, als Freiherr Ruexleben jhx schroff die Bitte, mitrcisen zu dürfen, abschlug, sobald er — was öfter geschah auf mehrere Tage zu Freunden und Bekann- "n in der Umgebung verreiste. Seine Gattin wachte sich immer mehr mit dem quälenden Ge danken vertraut, daß er eine Geliebte besitze und ihr die Treue nicht bewahre. In Wirklichkeit be- wv Freiherr v. Ruexleben, der nur die frohe Geselligkeit im Kreise seiner Kameraden und Jugendfreunde liebte, keine Maitresse. Aus dieser waßlosen Eifersucht erwuchs in der leidenschaft lichen, erst 26 Jahre allen Freifrau der Plan, ihren Gatten und sich selbst das Leben zu neh- !»cn. Als sie am Freitag abend wieder ihren satten von einem seiner Abstecher erwartete, chloß sie vorher alle Türen in dem Flügel, in um die Wohnräume lagen, ab; nur die Tür zu Mm Ankleidezimmer, durch das der Freiherr »chen mußte, um in sein Schlafzimmer zu ge- mngen, ließ sie offen. Dort erwartete sie ihren Galten mit dem geladenen Revolver in der Hand. Als dieser gegen 1 Uhr nachts heimkehrte, lötete ne ihn durch vier Schüße in die Brust und den Ms. Durch zwei Schüsse brachte sic sich selbst Ichwere Verwundungen bei, denen sie nach acht- llUdvierzig Stünden erlegen ist. Die Mutter Freifrau v. Ruexleben, verwitwete Fran Ejor v. Strombeck, ist ans Berlin an das 40lenlager des unglücklichen Paares geeilt. , Zur Affäre Enleuburg teilt das Berl. Tgbl. '"ch daß gegen den Fürsten bereits ein Verhafts- lusthl zur Einlieferung in das Berliner Unter- Nichuiigs-Gefängnis ausgestellt war für den Fall, oaß dieser letztere möglich gewesen wäre. Das ist »der zur Zeit nicht der Fall, und der Fürst bleibt deshalb unter Bewachung von Kriminalbeamten vorläufig in Liebenberg. Er hat dem ihn besu chenden Untersuchungsrichter erklärt, daß die be- astcnden Münchener Aussagen ihn unvcrständ- "ch seien. Aus der bayerischen Hauptstadt will man übrigens auch von einer Neu-Aufrollung der Moltkc-Sache wissen. Selbstmord einer Braut am Polterabend, -^er Häusler Fichtner aus Groß-Schmöllcn 'Reg.-Bez. Kösliu) wollte am Sonntag seine Hochzeit feiern. Die standesamtliche Trauung '»ar scheu am Sonnabend vollzogen, und der Polterabend war schon festlich begangen worden. Am späten Abend ging die junge Frau, eine Tochter des Eigentümers Linke aus Jehser, unter dem Vorwande, die Scherben zusammenzufegen, hinaus und kam nicht wieder. Am nächsten Morgen fand man sie auf dem Boden des Hauses erhängt vor. Die Unglückselige hatte in einem Anfall von Schwermut^ ihrem Leben ein Ende gemacht. 1OOOOO Arbeiter ausgesperrt. Die Unter handlungen zur Beilegung des Konfliktes zwischen den Werftbesitzern und Arbeitern der Nordwest küste Englands sind gescheitert. Die Arbeiter lehnten die Vorschläge des Handelsministers Curchill ab und zwar trotz der Vorstellungen der Arbeiterabgeordnetcn des Unterhauses. Infolge dessen wird die Aussperrung nunmehr in Kraft treten. Betroffen von ihr werden über 100000 Arbeiter. Wegen Teilnahmen der Maifeier sind in Berlin gegen 3000 Holzarbeiter ausgesperrt worden. „Mitten mang das Publikum." Bei einem mißglückten Wettflug von zwei Flug-Apparaten in Paris schoß der eine mitten zwischen das Pu blikum, eine Heidenangst verursachend. Wie durch ein Wunder ist niemand verletzt. Sonntag Nach mittag fand von Berlin eine Ballon-Wettfahrt über hundert Kilometer mit einem gegebenen Endziel statt. Vom Gaisberg bei Salzburg ist der Czer nowitzer Professor Löwl abgestürzt. Er war so fort tot. Räuber in einem amerikanischen Expreßzng. Der New-Iork-St. Louis-Expreßzug der Penn sylvania-Bahn, einer der wichtigsten nnd schnell sten Züge Amerikas, der gewöhnlich große Geld beträge von New-Jork nach den westlich ge legenen Punkten befördert, ist, wie aus Pittsburg gemeldet wird, von Eisenbahnräubern überfallen worden. Die Räuber überwältigten, banden und knebelten den Postbeamten des Expreßzuges, zogen die Notbremse, brachten den Zug elf Meilen von Pittsburg zum Stehen und verließen ihn mit vier Geldsäcken. Die Höhe der geraubten Summe ist noch nicht bekannt. Vermischtes. Vom Marstall des Kaisers ist einebesondere Automobilabteilung abgezweigt worden. Als Chef wurde der Oberleutnant Zeitz von der Versuchs- abteilung der Eisenbahnbrigade zum M. Hall abkommandierl; er hat daher auch den Kaiser nach Korfu begleitet. Die kaiserliche Auto mobilabteilung besteht zurzeit aus neunzehn Fahrzeugen. Ein SrnsationS-Prozetz ist am Montag in Berlin verhandelt worden. Ein Obersörster L., der in der Provinz einen Posten, aber auch in Berlin eine Wohnung hatte, kam eines Nachts in diese und glaubte in dem verschlossenen nicht geöffneten Schlafgemach seiner Frau ein verdäch tiges Geräusch zu hören. Er schoß, wie er be hauptet, blindlings mit einem Revolver durch die Tür und durch die Kugel ward ein junger Offi zier, der Geliebte der Frau, getötet. Die Anklage- behörde nimmt Totschlag an. Wegen Beleidigung des bekannten Hamburger Reeders Woermann war der Simplizissimus- Redakteur Gulbransson vom Schöffengericht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die Strafkammer als Berufungs-Jiistanz faßte die Sache milder auf und setzte die Strafe auf 500 mark fest. An der schweizer Universität Lausanne deren Besuch deutschen Rechtsstndenten in der Heimat bis zu drei Semestern voll ungerechnet wird, haben sich in Folge antideutscher Agitation recht unliebsame Verhältnisse entwickelt. Wie die „Köln. Ztg." mitteilt, wird cs, falls keine Aende- rung Antritt, Pflicht der zuständigen deutschen Behörden sein, die deutschen Studenten an der Aufsuchung der Universität Lausanne möglichst zu verhindern. Die rechtgläubige Großfürstin. Der Ueber- tritt der Großfürstin Maria Pawlowna von Ruß land, Gemahlin des Großfürsten Wladimir und geborenen Herzogin zu Mecklenburg, vom luthe rischen Glauben zum griechisch-orthodoxen hat mit gutem Grunde in Deutschland eine peinliche Verstimmung heroorgerufen. Die Großfürstin hat soeben am 2. Mai, ihren 54. Geburtstag gefeiert; als sie vor vierunddreißig Jahren, am 16. Au gust 1874, die Gemahlin des Großfürsten Wla dimir wurde, hatte sie allen Bestrebungen, sie zur orthodoxen Kirche zu bekehren, energischen Widerstand entgegengesetzt. So wurde sie denn auch bisher stets als ein leuchtendes Beispiel der Glaubenstreue gefeiert, namentlich so oft wieder eine deutsche Prinzessin einer vorteilhaften Ehe wegen die angestammte Religion abschwur. Jetzt wird der Uebertritt der Großfürstin dem rus sischen Volke durch ein „Allerhöchstes Manifest" des Zaren mitgeteilt, das so charakteristisch ist, daß es wiedergegeben zu werden verlohnt. Es lautet in deutscher Uebersetzung folgendermaßen: „Von Gottes Gnaden Wir, Nilolai der Zweite, Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen, Zar von Polen, Großfürst von Finnland usw. tun allen Unseren getreuen Untanen kund: Unsere vielge liebte Tante, die Großfürstin Maria Pawlowna, wünschte, nachdem sic in Uebereinstimmung mit Ihrem Gemahl die Wahrheit der Orthodoxie er kannt und erfahren, dem Zuge Ihres Herzens folgend, sich mit Uns im Glauben und in der Gemeinschaft der kirchlichen Gebete und Sakra mente zu vereinigen. Heute hat Sie zu Un serer großen Frcnde Unseren Orthodoxen Glau ben angenommen und die Heilige Salbung emp fangen. Jndeni Wir allen Unseren getreuen Un tertanen dieses erwünschte Ereignis verkündigen, befehlen Wir, Ihre Kaiserliche Hoheit Rechtgläu bige Großfürstin zu nennen. Gegeben zu Zarskoje Sselo, am 10. April des Jahres eintausend- neunhundertundacht nach Christi Geburt, Un serer Negierung aber im vierzehnten. Nikolai." Maestro Toselli Ein merkwürdiges Licht auf den Bildungsgrad des Maestro Toselli wirft ein Schreiben, das, wie aus Rom gemeldet wird, der glückliche Gemahl der Gräfin Montig- noso an die italienischen Blätter verschickt, und worin er schreibt: „Ich bitte Sie, die falschen Nachrichten über Verstimmungen zwischen meiner Frau nnd ich llra mW moglle sä Io) zu dementieren." Wenn der Gute auf anderen Ge bieten nicht besser beschlagen ist als in der Gram matik, steht es um ihn schlecht. Der Tod des Hafermchlkönigs. In Akron im Staate Ohio ist der „Hafermehlkönig" Ame rikas, Ferdinand Schuhmacher, der mit seinen bekannten Quäker-Oals-Büchscn auch Europa überschwemmte, gestorben. Er ist 82 Jahre alt geworden und soll ein Vermögen von über 2 Mill- Dollar hinterlassen haben. Schumacher war ein geborener Hannoveraner und kam in jungen Jahren 1850 nach den Vereinigten Staaten. 200 Frauen verkauft.—Ueber den Handel mit mohamedanischen Mädchen berichten Peters burger Blätter: Nicht selten liest man davon, daß die Mohamedaner junge Mädchen zu verkaufen pflegen Ein Massenverkauf fand vor einiger Zeit im Knsnezschen Kreise, Gouvernement Ssa- ratow, statt. Dort wurden aus Not 150 bis 200 junge Mädchen im Alter von 13 bis 17 Jahren an Turkmenen verkauft, die sie an die Absatzplätze dieser „Ware", Taschkent) nnd Sa- markend Weitergaben. Dieser Handel rief aber großen Lärm hervor. Die Händler haben sich daher eine Taktik anSgcdacht, gegen die das Ge setz völlig machtlos ist: Der Händler heiratet das gekaufte Mädchen nnd verkauft dann später seine Fran. Ein Mädchen, für das inan „Brantgeld" (Kolym) gezahlt hat, zn heiraten, kann niemand verwehren; freilich, der Verkauf könnte bestraft werden, er ist «ber schwer nachzuweisen. Denn der Händler reist unmittelbar nach dem Verkauf ab, ohne eine Spur zu hinterlassen. Das arme Opfer überzeugt sich meist, daß alles Klagen und Jammern zu nichts führt; solch ein mohameda- nisches Mädchen ist außerdem absolut unwissend, und endlich — es herrscht bei den mittelasiati schen Eingeborenen eine Vorstellung über Frauen- ehrc, die von der unserigen sehr weit entfernt ist. Dort ist es für ein Mädchen, daß sich in irgend einer Lasterhöhle 300 bis 400 Rubel „er arbeitet" hat, ein leichtes, zu heiraten, während ein junges, unschuldiges Mädchen, für das der Kalym zu bezahlen wäre, fast gar keine Chancen hat, in den Hafen der Ehe zu steuern. Eine Frau mit einigen hundert Rubeln erscheint einem armen Muselmann äußerst begehrenswert. WaS kümmert ihm ihre Vergangenheit. Sobald er sie heiratet und, anstatt den Kalym zahlen zu müssen, selbst ihre paar hundert Rubel ausbczahlt be kommt, verwandelt er sich aus dem Nichts eines Proletariers in das Etwas eines „Kaufmanns". Von nun an führt er ein äußerst behagliches, friedliches Familienleben in Eintracht und Be schaulichkeit; er ist ein Kapitalist geworden und läßt natürlich die Frau für sich arbeiten — er sitzt und raucht, sieht zu, rührt aber selbst keinen Finger. Er ist weit davon entfernt, die Achtung seiner Mitmenschen zu verlieren, ganz im Gegen teil, er ist in ihrer Achtung gestiegen und erregt sogar viel Neid. Seine Frau hat es nicht schlecht bei ihm. Von dieser Seite betrachtet, erscheint der Kampf gegen den Mädchenhandel aus sichtslos. Selbstmord und Dvppelmord. In einem An falle von Trübsinn über den Tod ihres Mannes hat sich in Berlin eine junge Witwe mit ihren beiden Kindern von acht und drei Jahren durch Gas vergiftet. Die Frau war sehr wohlhabend. Mit der Lanze aufgespicßt. Dem „Berl. Lok.-Anz. zufolge hat sich beim Exerzieren des 2. schweren Reiterregiments in Landshut ein Reiter mit der Lanze aufgespießt. Er war sofort tot. Am 18. Juni tritt in Eisenach die deutsch evangelische Kirchcrkonferenz zn wichtigen Bera tungen zusammen. Sie wird von sämtlichen deutschen evangelischen Kirchenregierungen be- schickt sein. für kein una Semül Erinnrruug. a, darum ist die Lieb' so schön: Das Herz bleibt frisch und jung! Wenn auch die Tage rasch vergeh'n — Uns bleibt Erinnerung. Die Erd' verschönt das Abendrot, Wenn längst die Sonne schied; So bleibt, was Lieb' und Jugend bot, Verschönt uns noch im Lied. Das Lied der Wandervögel ist, Der heute sagt: Ade! Und morgen Herz und Wange küßt, Mit Rosen kränzt das Weh; — Das Weh, das uns das Auge trübt, Bis tränenschwer es lacht! Was uns geliebt, was wir geliebt, Ein Traum sagt es zur Nacht. Die Erd' verschönt das Abendrot, Wenn längst die Sonne schied — Der Mond auf lichtem Wolkenboot, Friedvoll vorüber zieht; So, wenn die Tage auch vergeh'n, Bleibt Liebe rosenjnng — Im Tode heißt's: Die Welt war schön, Schön die Erinnerung. Zuversichtlich. Vater (zu seiner Tochter die Medizin studiert): „Was, den jungen Mediziner willst Du heiraten, der noch nicht einmal sein Examen gemacht hat, was wollt ihr anfangen wenn er cs nicht besteht?" — „Aber, Papa' einer von uns zweien wird es doch sbcstchcn.' Aer Kunstreiter. Lu.final Roman von Gcbh. Tchätstcr-Pcraiiu'. 26 Oer Leibdiener des alten Grafen Joachim, Anlon, hatte ebenfalls die Expedition nach Bandeck milgemacht Und der Graf war die Rächt über allein geblieben. Jetzt kuschte der Diener im Vorzimmer an der Schlafgemach lür seines Herrn. . Graf Joachim war immer eine Langschläfer und wahr- icheinlich hatte ihn auch das weithin sichtbare Feuer wach- gehalten. Dem Diener fielen ebenfalls die Lider vor Mattigkeit herab uud nachdem er im Schlafgemach keinerlei Geräusch vernommen halte, schlich er sich auf den Zehen wieder davon. Er begab sich in seine Stube und legte sich aufs Ohr. ^raf Joachim hotte angeordnet, daß Anton stets erst dann erscheine wenn er das Glockenzeichen gab. Früher, ule dieses Zeichen ertönte, hatte der Diener im Schlafge- uwche nichts zu suchen. Zwei Stunden später — es ging nun bereits in den Hellen Vormittag hinein — pochte der Diener an dieTür lewes Herrn. Er hatte sich ausgeruht und vergeblich auf ein Zeichen gewartet. Sollte er es überhört haben, als ihn der Schlaf überfiel? Das war fast unmöglich. Die Glocke befand sich ja dicht über seinem Kopfe. Daß Graf Joachim noch immer schlief, war doch kaum annehmbar. Anton ging deshalb kurz entschlossen hinüber nnd pochte an. Er wartete eine Weile und als dann keine Antwort erfolgte, öffnete er und trat ein. Die Vorhänge waren gar nicht zugezogen, das Fenster stand offen. Erstaunt blieb der Diener auf der Schwelle stehen. Der Gras mar gar nicht zu Belt gegangen. Er sah an seinem Tische in dem bequemen Stuhle wie am Abend vorher, doch lag sein Kopf auf der Platte des Schreibtisches. Seltsam kontrastierte das Licht der brennenden Lampe mit dem hereindringenden Tagesschein. Graf Joachim war am Tische eingeschlasen! Wie sonderbar. Dergleichen war noch niemals vorgekommen. Anton näherte sich beklommen. „Herr Graf", lieh er sich vernehmen. Graf Joachim rührte sich nicht, es blieb totenstill im Zimmer. „Herr Graf —" rief der Diener, denn ihm kam plötz lich eine furchtbare Ahnung. Eiskalt lief es ihm über den Rücken. Er legte diskret die Hand auf den Arm des Grafen und beugte sich über die regungslose Gestalt. Aber mit einem Ruck fuhr er wieder in die Höhe, seine Augen öffneten sich weit und nahmen einen starren Ausdruck an. Dann rang sich ein heiser klingender Schrei über Antons Lippen und er zitterte am ganzen Körper. Reben dem Lluhe, auf welchem der Graf sah, be fanden sich auf dem Voden einige dunkle Flecke — Blut. Anton taumelte schreckensbleich hinaus, um den jungen Grafen zu wecken. Die Lampe zischte noch einige Male empor, dann er losch sie. Mit dem lauten Schrei: ..Herr Graf, kommen Sie nm Gotteswillen! Es ist ein gräßliches Unglück geschehen", stürzte Anton in das Schlafgemach des jungen Herrn. Schlaftrunken richtete sich Leo empor. „Was zum Henker gibt es denn?" murmelte er und, starrte den Diener an, der mit schlotternden Kuieen vor ihm stand. „Lm entsetzliches Unglück — der Herr Gras —" Mit einem Satze war Leo aus dem Bett. „Lin Unglück, das meinem Vater betrifft?" „Ich weih selbst noch nicht, was geschah", jammerte der Diener konfuse. „Aber kommen sie selbst, gnädiger Herr!" Im Ru befand sich Graf Leo in seinen Kleidern und eilte mit dem Diener nach dem Schlafzimmer seines Vaters. Zugleich betraten beide dasselbe. Bei dem Erblicken der Blutspuren überzog Leichen blässe das Gesicht Leos. Er rüttelte den Vater an den Schultern. Graf Joachim gab jedoch kein Lebenszeichen mehr von sich. Etwas Hartes fiel mit leichtem klirren auf den Boden. Anton wollte es aufheben, doch seine Hand zog sich voller Grauen zurück. Es war ein blukbedecktes Stilett. Oie Fächer des Schreibtisches waren erbrochen, Briefe lagen wild durcheinander. Auch ein Geheimfach war auseinandergesprengt. Dort verwahrte Graf Joachim, wie Leo genau wußte, außer einem Testament auch noch eine größere Summe in Gotd. Das Testament war noch da, von dem Gelds keine Spur. Leer gähnte der aufgesprengte Raum dem jungen Graten entgegen. Gros Joachim gab keinen Laut von sich, als ihn der Sohu im äiuhle aufrichtete. Schlaff fiel der Körper wieder zurück. „Ermordet — tot!" stöhnte Graf Leo mit fahlen Lippen. Hier war keine Hilfe mehr zu erhoffen. Verwirrt, noch unfähig, einen festen Gedanken zu fassen, starrte der junge Graf auf das Entsetzliche.
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