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Politische Rundschau. Deutschland. Der Kaiser wird in den nächsten Tagen den griechischen Ministerpräsidenten empfangen. Der ans Einladung des Kaisers in Korf» einge- traffcnc Berliner Bildhauer Professor Götz wird am kaiserlichen Wunsch für das Achil- leion eine Kolossalstatnc des Achilles schaffen. Sie wird nenn Dieter hoch sein, in vergol deter Bronze gehalten sein und aus der zweiten Schloßterrassc als Wahrzeichen aniragen, das in mciknweiter Eiltfcrmmg vom Meere aus sichtbar sein wird. Die Vertagung der Deform der Beamten- gehälter bildete den Gegenstand der Beratung einer Beamtcnversammlung in Köln, über deren Verlauf dem „B. L.-A." aus Köln gemeldet wird: Eine von 3000 Beamten, Beamtinnen und Lehrern besuchte Versamm lung, in der auch die Reichstags- und Laud- tagsabgcordnctcu Kirsch, Werbers nud Han- nccker (Berlin) sprachen, faßte eine Entschlie ßung, in der das lebhafte Bedauern darüber ausgesprochen wurde, daß im Widerspruch mit' der letzten Thronrede im preußischen Landtage und mit der amtlichen Ankündigng die dringend nötige Beamtenbesoldnngsreform im Reichstage und in Preußen wiederum verschoben ist und für die Rcichsbeamten so gar von dem Zustandekommen der Finanz reform abhängig gemacht werden soll. Die Versammlung bittet die Regierung und die Volksvertretung dringend, eine gleichzeitige Regelung der Fiuanzrcform fallen zu lassen und Maßnahmen zu treffe», daß die Be- loldnngSaufbesscruug in Preußen nir die Be amten und Lehrer zum Herbst dieses Jahres bestimmt eintritt. Auch in Düsseldorf fand eine von 2000 Beamten besuchte Versamm lang statt: diese sprach ihr lebhaftes Bedan- daucrn darüber ans, daß im Widerspruch mit der letzten Thronrede die dringend nötige Beamtenbesoldnngsreform im Reiche und Preußen wiederum verschoben sei. Die Ver sammlung erwartet, daß die BcsoldnngSanf- bcsserung im Herbst bestimmt eintritt. Der Frankfurter Parteitag der freisinnigen Vereinigung hat die reinliche Scheidung hcr- beigcführt, die von der großen Mehrheit der freisinnigen Fraktionsgemcinschaft nicht nur vorausgcsagt, sondern auch für wünschens wert, ja notwendig erklärt worden war. Es gab gleich in der ersten Vollsitzung des Par teitages eine sehr entschiedene Auseinander setzung zwischen dem Abgeordneten Pachuicke und dem ehemaligen Abgeordneten Barth, in welcher letzterer nicht nur die 'Blockpolitik, sondern namentlich auch das Verhalten der drei freisinnige» Parteien gegenüber der Po litik des Fürsten Dickow aufs schärfste verar- tciltc und von der „lämmcrlichcn Rolle" svrach, die der Freisinn seit der Auslösung des Reichstags spiele. Damit schon war das Tischtuch zwischen dem kleine» radikal-demo kratischeu Flügel nud der a» der Blockpolitik tcsihaltenden Mehrheit der frcisinngcu Partei endgültig zerschnitten. Im Lame der Debatten »ahme» die Verhandlungen zeitweise einen stürmischen Charakter au. Schließlich wurde vou der radikalen Minderheit »olgende Reso lution beantragt: Der Delegiertentag bedauert die Stellung der Fraktionsgemcinschaft zn § 7 des ReichsvereinsgcsctzeS, wenn er auch die Motive, die zu dieser Stellung geführt haben, würdigt. Für die Mehrheit der Reichs- tagsfraktion erklärten die Abgg- Mommsen, Heckscher, Naumann, Pachnicke, daß sie in der Annahme der Resolution ein Mißtrauens votum gegen ihre Fraktion sehen und die nötigen Konsequenzen ziehen würden. Für die Minderheit erklärte der Abg. Potthoff, daß seine Freunde in der Ablehnung des Antrages ein Mßtranensvotum erblicken nud ihrerseits die Kouseqneuzen daraus ziehen würden. Der Antrag wurde darauf mit 315 gegen 98 Stimmen bei 18 Stimmenthal tungen abgelehnt. Hierauf erklärten 20 Mit glieder des sozialliberalen Vereins Berlin und der Vereine Erlangen, Nürnberg und Aachen, darunter D- Barth, v. Gerlach, Dr. Breitscheid re., ihren Austritt aus dem Wahwereiu der Liberalen. Eine Resolution, die sich für die Aufrechterhaltung der libe ralen Fraktionsgemeinschaft ausspricht und verlangt, daß jede Kritik sich stets der Not wendigkeit des Zusammeuarbeitens bewußt bleibe, wurde mit 371 gcgeu 33 Stimmen bei 12 Stimmenthaltungen angenommen. Ocstcrreich-Ungarn. Die Ermordung des galizischen Statt halters Potocki durch den ruthenischeu Stu denten Siezpeski hat die zwischen Polen und Nuthcuen bestehende Spannung naturgemäß noch verschärft. Wunderbar genug, daß die Immatrikulationen an der Lemberger Uni versität ohne besondere Ruhestörungen ver lausen. Dafür sind au eiuigeu Orten Un ruhen unter den ruthenischeu Bauern ausge- brochcn. — Eine merkwürdige Rolle spielt die Mutter des Stndeuteu Siezpeski, die gleich nach der Tat erklärt hatte, ihren Sohn zur Ermordung des Statthalters aufgereizt zn haben. In der Uutersuchnugshaft ver weigert die Frau die Annahme jeder Nah rung nud sagt nur, sie werde bis zu ihrem Tode Hanger». Sie mnßte in ein Kranken haus gebracht werden. Ihre Handlnngsweise zeigt recht den krankhaften Fanatismus, von dem diese Familie beherrscht wird. Großbritannien Der anläßlich der Reise des .Königs Eduard uach Kopenhagen entsandte Spezial- korrcspondent des „Standard" meldet von dort: Die Ostseedeklaration ist ohne tatsäch liche Bedeutung, sie iit nnr wichtig wegen ihrer allgemeinen Teuocnz. Der Ausschluß Englands anS dem Ostsecabkommen erweckt hier den Eindruck, daß der Ostscevcrtraa für England ungünstig ist, denn England vesitzt Vcrtragsrechte und große maritime Interessen in der Ostsee. Englands Ausschlnß beweist, daß die unbedingte maritime Oberherrschaft England? nicht mehr anerkannt wird. Deutschland hat dadurch einen diplomatischen Erfolg auf Englands Kosten errungen. Rußland. Die Petersburger Abendblätter verzeichnen das Gerücht von einem bevorstehenden Be suche des Königs vou England in Petersburg. Ei» cndgüttigcs günstiges Ergebnis der zwischen den Kabinctic» von Petersburg und Loudon wegen der mazedonische» Frage ge pflogenen Verhandlungen wird bereits für die nächste Woche erwartet, worauf die rus sische Regierung ei» Comnuiuiquc darüber veröffentlichen wird- Aus Eriwan wird gemeldet, daß sich alle Kurdenstämme Persiens erhoben haben nnd daß auch unter den Kurden im Kauka sus eine gewisse Bewegung bemerkbar wird. Au? Warschau wird gemeldet: In Lub lin entdeckte die Polizei die Lokale der sozi alen Kampspartei-Organisation. 300 Personen, meistens Arbeiter, wurden verhaftet, darunter mehrere des MordessanT einem Polizeikom missar, einem Gendarmunteroffizier und drei Polizisten Verdächtige. Im Hause Chmielews kis wurden 50 ) Pertronen, mehrere Brow- ningpistolen und zwei Bomben, in der Wohnung andere drei Bomben gefunden. Im Sächsischen Garten wnrde ein Waffenlager ausgegraben und beschlagnahmt. Aus verschiedenen Städten sind Nach richten über Neberschwemmungen eingetroffen. In Kaluga M der Okafluß stark über die Ufer getreten; stellenweise stehen die an den Flußuferu gelegenen Häuser bis zur zweite» Etage unter Wasser. Ein Teil der Gou- vernementsstadt Mohilew ist überflutet. In Tula sind sechs Straßen überschwemmt, eben so ein Teil des Bahngleiscs- Der Verkehr ckuf der Sisran-Wiasmabahn ist unterbrochen. Die Stadt Michailowka steht zur Hüllte unter Wasser, die Getreidespeicher sind überschwemmt. Der Fluß ist in einer Länge von 15 Werft aus seinen Ufern getreten. Ueber 500 Bauernhäuser stehen unter Wasser, ein Teil des Viehes ist umgekommen. In Moskau sind die niedriger gelegenen Stadteile überschwemmt. Zum russischen Osterfeste wird angeblich ein Amnestie-Erlaß des Zaren veröffentlicht werde», nach dein alle wegen Aufreizung zm» Au rühr bis zu drei Monate» vernr- teilten Personen begnadigt werden. Auch die Mitglieder der ersten Duma, die wegen der Nnrerzeichmmg des bekannten Wiborger Auf rufs zu Geiättgnisstrafen verurteilt wordeu waren, sollen unter die Amnestie fallen. Marokko. Mnlay Hafids neue Europa-Mission, lieber die neue Gesandtschaft, die Mnlay Hafid nach Europa schickt, tellt der „Petit Puristen" folgendes mit: Die Gesandtschaft wird von zwanzig marokkanischen Würden trägern gebildet, von denen die vornehmsten Sithami, der Gouverneur von Marrakesch und der Bruder des hasidischen Kriegsmi nisters Glast sind. Sie wird von einem Europäer ans Tanger begleitet. Die Herren sollen sich uach London und Berlin begeben und dorr die Anerkennung Mulah Hafids als Sultans von Marokko zu erlangen su chen. Außerdem soll die Gesandtschaft die wachte bitten, durch freundschaftliche Ver wendung bei Frankreich dafür zu sorgen, daß die Feindseligkeiten emgcstellt werden- Die Gesandtschaft wird auch Madr d und Paris besuchen, um direkte Verhandlungen anzn- knüpfeu. Die Marokkaner haben' sich auf dem englischen Dampfer „Peuhnrt cinge- schifft und dürften inzwischen in Gibraltar eingetroffen sein.H fielgoiaM Für de» Bau eines Torpcdobootshafcns bei Helgoland, dessen auf mehrere Jahre zn vertei lende Kosten »ach dem Ergebnis der Vorarbeiten auf 30 Millionen Mark veranschlagt sind, hat der Reichstag als erste Baurate 2 Millionen Mk. bewilligt, und bereits hat die kaiserliche Werft in Wilhelmshafen die ersten Lieferungen der nötigen Baumaterialien ausgeschrieben. Auch eine eigene Bauabteilung ist auf der Insel errichtet worden, zu derem Vorstand der Marine-Baurat für Hafenbau, Eckhardt, bisher zur Dienstleistung beim Werft-Departement des Reichs - Marinc amts, im Dezernat für Land- und Wasserbau kommandiert, ernannt worden ist, dem der Re gierungsbaumeister Linde zur Seite steht. Der in Angriff genommene Hafenbau im Verein mit der weiteren Verstärkung der Defensivkraft der Insel für die in diesem Jahre 700000 Mark anfge- wendet werden, Wohnhaus- und Kasernenbau ten usw., nicht an letzter Stelle auch die Auf führung von Schutz mauern aus schwedischen! Granit an den am meisten durch Sturmfluten bedrohten Stellen des Eilandes mit einem Kos tenaufwande von 20 Millionen Mark, sowie die Buhnenarbeiten auf der vorgelagerten Düne liefern den Beweis, daß keine Opfer gescheut werden, Helgoland immer noch mehr zu dem zu machen, was Kaiser Wilhelm bei der feierliche» Einverleibung der Insel in das Deutsche RciÄ am 10. August 1890 in seiner Ansprache iu Aussicht stellte: „Das Eiland ist dazu berufen, ein Bollwerk zur See zu werden, den deutschen Fischern ein Schutz, und Stützpunkt für Mein! Kriegsschiffe, ein Hort und ein Schutz für das deutsche Meer gegen jeden Feind, dem es einfal len sollte, auf demselben sich zu zeigen." Als der deutsch-englische Vertrag vom 1 Juli 1890 abgeschlossen wurde, sahen webe Kreise in Deutschland in der Erwerbung des kleinen, fortschreitender Zerstörung durch die Meercsflutcn ausgesetzten Felseneilandes keinen gleichwertigen Ersatz für das in Ostafrika Aus- gegebene: das Sultanat Witu, die Somali-Küste und das Protektorat über das die Inseln Zan zibar und Pemba umfassende Sultanat Zanzibak- Heute aber, wo Helgoland uns das bereits ge worden ist, wozu es der Kaiser ansersehen, B die Erwerbung des Felseunestes als eine der be deutendsten Etappen in der fortschreitenden denk scheu Seerüstung gelten darf, denkt man anders darüber. Und nicht nur bei uns haben die An sichten eine» Umschwung erfahre». Auch England sieht man den Vertrag jetzt mit anderen Augen an als vor 18 Jahren. Schrieben vor nicht langer Zeit erst die „Times" iu ein^ Betrachtung über die durch den Kaiser WillM- Kanal und Helgoland erhöhte Angriffskraft serer Flotte: Der Besitz dieser Insel galt den dcno scheu Seeleuten stets als für die Sicherheit dZ deutschen Seegestades unerläßlich. Wir sind stä Abtretung Helgolands reichlich entschädigt wordcn- Es ist aber sehr fraglich, ob wir den Vertrag heute wieder abschließen würden, wenn uns da zu die Gelegenheit geboren wäre, da wir einsehc» gelernt haben, daß der geschlossene Handel iE so gut war, wie er zu sein schien. Aus aller Welt. Bilderfrrvel. Im städtischen Museum in Esst" a. d. Ruhr wurde ein wertvolles OelgemM Janssens, die Studie eines Manneskopfes, dtt^ einen Mcsserschuitt erheblich beschädigt. Es ist indessen Aussicht vorhanden, daß das wertvoll! Kunstwerk wiederhergcstellt wird. Bereits zwei Wochen wurde die Nachbildung einer ligenfignr verstümmelt. Schiffsunfällc. Bei Bornholm ist ein schwe disches Fahrzeug uutergegangc». Die Besatzw'g fand den Tod in den Welle». — Im Belt kcw terte die dänische Jacht „Kirstine". Die Besatz»^ rettete sich auf dem Kiel des Wracks, doch spültc" Sturzseen einen Matrosen ins Meer. Im Münchenrr Schauspielhause kam cs b? der Erstaufführung von Wedekinds Komödie „T" junge Welt" zu einem ernsten Skandal. ES fa"^ eine regelrechte Prügelei zwischen Anhängern Gegnern des Verfassers statt. Der Kunstreiter. Original-Roman von Gebü. Schäßlcr-Pcrasiui. 17 Es konnte s« nickt weiter gehen, es war unmöglich! Seinem Weibe wagte er kaum mehr unter die Augen zu treten, llhr stilles Dulden schnitt ihm in die Seele; er glaubte oft im qualvollen Sch merze aufschreien zu müssen bei ihrem Anblick. Und seine Schuld. Seine eigene Schuld. Wo waren sie geblieben all seine Versprechungen von einst? Wohin war »sein Heldenmut, mit dem er eine ganze Welt er stürmen wollte? Gesunken in den Staub der Landstraße; das war das Ende, das so unheimlich rasch gekommen war. Der Kunstreiter hob den Kopf. kam dieses Ächzen von dem Wagen her? Nein, cs waren nur die Äste des Baumes über ihn, die der Nachtwind gegeneinanderirieb . . . Minutenlang starrte korinsky noch vor sich hin. Er hatte einen Entschluß gefaßt, so schwer er ihm auch geworden war. Er öffnete leise die Wagentür. Von der Decke herab hing eine armselige Lampe an schwarzem Eisendraht, einen nur matten Schimmer in dem Baum verbreitend. Elli öffnete schlaftrunken die Augen, als sich korins ky, so wie er war, neben ihr niederlicß. Nach wenigen Minuten war sie jedoch wieder kingeschlafen, korinsky lauschte mit fieberhaft glänzenden Augen auf ihre Atem züge, dann erhob er sich leise. ' Elli regte sich nicht. Wie ein Dieb entfernte er sich. Mit größter Vorsicht klinkte er die Türe ein. Draußen in der Nachtluft tat er einen tiefen Atemzug. Er drückte den dnnkeln Kalabreser auf oas Haar und eilte mit großen schritten über die Wiese, der Stadt zu. Der Nachtwu^ fing sich in de»! proben Badmantel, er achtete nicht darauf. Der Kunstreiter eilte den Weg zurück, den die Truppe herwärts nahm. Ter sich EMsernenoe mar jedoch nicht unbemerkt entkommen. Sein Direktor hakte ihn gesehen und zerbrach sich nun den Kopf darüber, welche Gründe korinsky zu dieser nächtlichen Entfernung veranlaßten. Sollte er du chbrennen und ihm die nutzlose Familie zurücklassen? Aber Iakob Wiegand mußte doch den Kopf schütteln; er kannte dieses sein Mitglied doch zu gut, um nicht zu wissen, daß diese Annahme nicht zn- iraf. korinsky war nicht der Wann zu solchem Tun. Der hatte etwas ganz anderes vor, und Wiegand be schloß, seine Augen in dieser Nacht offen zu halten. Etwa eine halbe Stunde, nachdem korinsky sein Weib verlassen hatte, wurde es in der Gegend erschreckend lebendig. Im Marktflecken kanteten sie Sturm und die Feuersignale wurden von nah und fern aufgenommcn. Gellend zog der Glockenton durch die Nacht, es mußte wohl Großfeuer sein. Und da färbte sich auch schon der ganze östliche Himmel blutig rot. Glühende Wollen schoflen, vom Sturmwind getrieben, übereinander. Ein Reiter flog die Landstraße entlang, dem Schlosse Bnrgau entgegen, bog in den Park ein, welcher stets geöffnet war und raste gegen das Portal hinauf. Das schäumende Tier einem hinzu springenden Diener übergebend, verlangte der Mann, sofort vor den Grafen Burgau geführt zu werden, dem er die Meldung überbrachte. Der Baron lasse den Grafen um Hilfe bitten. Nicht wenig erschrocken, war Graf Joachim sofort bereit, die ganze verfügbare Dienerschaft mit seinem Lohne Leo zu schicken. Sogar feinen Leibdiencr sandte der Graf mit und er wäre selbst gegangen, wenn ihn nicht ein schmerz liches Auszübel an das Zimmer gebannt Hütte. So blieb Graf Joachim allein zurück, llm Parterre wachten zwei alte, schläfrige Dienerinnen. Graf Joachim saß in einem bequemen Lehnstuhle vor seinem prunkvollen Schreibtische, wenn man dieses 'nvKnennen durfte, daß in dem geräumigen Schlasgcmauze stand. Ler Graf lehnte sich nachdenklich zurück, den Blick auf das nach Osten gehend hohe Fenster gerichtet, durch welches ein matter GlaR des glühenden Nachthimmels auf den Teppich 'ck- Nichts regte sich im Innern des Schlosses. DrausIu den ferneren Dörfern wimmerten die Glocken. Plötzlich pochte es an die Tür. Der Graf gfi-ub^ sich verhört zu haben, er fuhr unwillkürlich zusam'm.'.K"' Die Tür öffnete sich und ein Mann trat langsam herein- den großen Hut zwischen den Fingern haltend, dsv Mantel über die Schultern zurückgeschlagcn. Wer durste es wagen, zu solch später Stunde bis hierher zu dringen- Der nächtliche Gast war Paul von korinsky. „Verzeihen Sie, Herr Graf", sagte er mit unsicherer Stimme, „wenn ich mir die Freiheit nehme —" Mit finster zusannnengezogenen Braunen, spr-cb^ vor Überraschung, betrachtete Graf Joachim den Gast- Derselbe trug' defekle Fußbekleidung, lehmig vom Kot der Straße, einen verschlissenen Rock nnd - seltsam da" zu kontrastierend, im knopflochc ein kleines Ordensband, zerfetzt und unscheinbar. „Was wollen Sie?" unterbrach der Graf endlich die Pause. „Gestalten Sie mir, Ihnen meinen Namen zu nennen- Es mag vielleicht dieses nächtliche Eindringen durch diesen Namen sich enlschnldigen lassen, denn ich mochte mich nicht gerne einer Dienerschaft bekannkgeben, welche meine früheren Verhällnisse kannte. Einst nannte iw mich hier Paul von korinsky". An dem heftigem Anp fahren des Grafen ersah der Kunstreiter, daß der Gral sich seiner nur zu gut erinnerte. „Sie erkennen um» nun wohl, Herr Graf?" . „Allerdings", crwiderle dieser nnangenehm berühr- Aber was führt Sie zu solch ungewöhnlicher Stunde mew her? Fhr Aussehen, offen gesagt, ist ein geradezu jänune l ich cs".