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Rabenauer Anzeiger : 24.03.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190803242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19080324
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19080324
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-03
- Tag 1908-03-24
-
Monat
1908-03
-
Jahr
1908
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 24.03.1908
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Politische Rundschau. Deutschland. Die diesjährige Informationsreise der Neichstagsabgeordneten an die Wasserkante, zu der das Marineamt einlädt, findet im Inni statt und ist auf zehn Tage berechnet. Die Herren versammeln sich in Danzig, um von dort auf dem für sie gecharterten Dampfer „Derfflinger" über Kiel und den Nordostsee kanal nach Wilhelmshaven zn fahren. Es ist diesmal für mehr Platz gesorgt, sodaß sich bequem 50 Abgeordnete an der Informa tionsreise beteiligen können. 500 Millionen für Bahnen in Preußen. Dem preußischen Abgeordnetenhaus ist die vom Eiseubahumiuister Breitenbach angekün digte Eisenbahnvorlage zngegangen, die auf alle Fälle noch vor Ostern erledigt werden soll. Sie fordert zur Erweiterung, Vervoll ständigung und besseren Ausrüstung des Staatsbahnnetzes und zur Beteiligung des Staates an dem Bau von Kleinbahnen ca. 502 800 000 Mark. Auf die Herstellung von Bahnen entfallen davon 132 Millionen Mark und auf die Anlage von zweiten, dritten und vierten Gleisen 62 Millionen Mark. Eine halbe deutsche Kompagnie in Süd westafrika gefallen! Diese Trauerkunde teilte Kolonialstaatssekretär Dernburg im Reichstage mit und sie rief begreiflicherweise große Be wegung hervor In einer zweiten Erklärung machte der Staatssekretär nähere Mitteilung. Der Verlust beträgt danach: Hauptmann Erkelcr und Leutnant Ettinger sowie 12 Mann tot, !> Mann schwer und 3 Offiziere und 9 Mann leicht verwundet- Es ist zu berück sichtigen, daß die Kompagnien in Südwest afrika selten die volle Gefechtsstärke haben. Der Kampf fand gegen den in der letzten Zeit wiederholt genannten Hottentottenführer Simon Copper statt, den einzigen Gegner, der uns noch mit einer geschlossenen Macht gegenüberstand und gegen den nach einem bisher nicht verwirklichten Plane Deutsche und Engländer gemeinsam vorgehen sollten. Cop per hat sich schlauerweise die Grenzgegend im Süden ausgesucht, wo er nach Belieben über die Grenze wechseln kann, wenn Gefahr im Verzüge ist, und wo leichter Nahrungsmittel und Munition zu erhalten sind, wenn der Uebersall kleiner deutscher Posten und Pa trouillen uichl lohnend Ivar. Schutztruppen- kommandcnr Leutnant von Estorfs meldet, daß 430 Offiziere und Soldaten gegen Copper aufgcboteu worden waren. Am 15. März wurde seine Stellung in der schwer zugäng lichen und wasserlosen Kalahari (Sandwüste) ausgeknndschaftet und am 16. stieß Haupt- mauu Gruner auf die feindliche Hauptmacht. Sofort entbrannte ein scharfer Kampf Die Schutztrnppler gingen trotz des verzweifelten Widerstandes der Hottentotten mit vollstem Mntc^und zäher Ausdauer vor und warfen den Feind nach zwei Stunden aus seinen gutgewühltcn Stellungen. Die Hottentotten lösten sich unter der Wirkung des vernichten den deutschen Feuers auf und befanden sich bald in vollster Flucht. Sie ließen 58 Tote aus dem Kampfplatz zurück, ebenso einiges Vieh. Deutscherseits wurde die Verfolgung aufgenommen, doch gelang es nicht/ die schwere Niederlage der Hottentotten zn einer vollständigen zn machen. Die Leistungen der Das Oberkriegsgericht, das die Schuldigen bestraft, hat gleichzeitig die volle erhebende Wahrheit der unvergeßlichen Heldentaten der tapferen Besatzung wiederhergestellt. Mutige Verteidiger Ports Arthurs, durch eure helden mütigen Toten, durch eure selbstverleugnendc Tapferkeit und Eidestreue, die ihr bei der Vereidigung unserer Feste im fernen Osten bewiesen habt, habt ihr unsterblichen Ruhm erobert und ein neues glänzendes Blatt den Annalen der Heldentaten russischer Krieger cingereiht. Das dankbare Rußland ist stolz auf euch und wird eure Taten nimmer ver gessen, wie auch ihr eure Pflicht ihm gegen über nicht vergessen habt. Dem zu 1o Jahren Festung begnadigten Stössel, der vom Oberkriegsgericht zum Tode verurteilt worden war, wird dieser Erlaß des Zaren die Haft sicherlich nicht versüßen. Portugal. England und die portugiesischen Königs- mörder- Aus Lissabon wird versichert, die englische Regierung habe dem portugiesischen Kabinett mit der Abberufung des britischen Botschafters von Lissabon gedroht, wenn die Regierung nicht energisch gegen die in den Königsmord vom 1- Februar verwickelten Offiziere vorgehe. Es sei jetzt offenes Ge heimnis und den Behörden längst bekannt, daß an der Verschwörung, die zur Ermor dung des Königs und des Kronprinzen führte, zahlreiche höhere Offiziere beteiligt waren. Die Regierung wage es nicht, zu deren Verhaftung' zn schreiten, weil sie be fürchtet, dadurch neue Unzufriedenheit und Erbitterung gegen den Thron hervorzurnfcn. Es schwebe zwar noch eine Untersuchung, die Regierung sei aber entschlossen, alle Beteilig ten zu begnadigen. Das Amnestiedekret sei sogar schon unterzeichnet, solle aber erst ver öffentlicht werden, wenn die Untersuchung, die von republikanischen Blättern als eine Faree verspottet wird, abgeschlossen sei. Eng land dringe aber darauf, daß Portugal sich nicht in eine Reihe mit Serbien stelle, und forderte, daß allen Verschwörern der Prozeß gemacht werde. veulrcher Reichstag. In der letzten Sitzung verliefen die Kolvuial- debatten schon lebhafter. Staatssekretär Dernburg erwiderte auf die am Tage zuvor geäußerten Wünsche und Beschwerden. Er erkenne das Wirken der Missionen an, sie sollen aber das „Arbeiten" mehr vor das „Beten" stellen. Die Arbeiterfrage betrachte er als eine der wichtigsten für die Kolonien. In der Alkoholfrage, die von internationalen Abmachungen abhängig sei, werde er dafür sorgen, daß Deutschland an der Spitze bleibe. An Zahlen versuchte der Staatssekretär zu beweisen, daß sich die Plantagenkulturen der Neger besser rentierten als die der Weißen; sie müßten deshalb überwiegen. Ledebour (Soz.) meinte, vor 100 Jahren werde man keinen Nutzen sehen, und verurteilte die „Ausbeutungspolitik" den Eingeborenen gegenüber. Abg. von Liebert (freik.) wies persönliche Angriffe des Vorredners zurück und stimmte dem Programm des Staats sekretärs im allgemeinen zu. Dr. Wiemer (freis. Volksp.) stellte fest, daß das Programm sowohl im Volke wie im Hause em verständnisvolles Echo finde. Die Freisinnigen hätten nie die Ko lonialpolitik an sich, sondern nur das bisherige falsche System. Auch jetzt wollten sie nicht etwa Tagen kamen die Braven zum Abkochen. Staatssekretär Ternbnrg widmete namentlich tun gefallenen verdienstvollen Hauptmann t rkeler, dem Sohne einer ihm persönlich be- k mnten alten Soldatenfamilie, warme Worte der Anerkennung Der frühere stellvertretende Kolouialchef und jetzige Abgeordnete Erbprinz Hohenlohe gedachte der für das Vaterland gefallenen Helden. Vizepräsident Kämpf for derte das Haus zur Ehrung des Andenkens der Toten auf und der Reichstag erhob sich wie ein Mann. Ein Trost für die Angehö rigen der wackeren Schar! Wer aber hätte gedacht, daß uns Südwestafrika noch einmal eine solche betrübende Ueberraschung bereiten würde? Wir hoffen, daß nun bald auch der letzte Feind aus dem Felde verschwinden wird. Die Bndgetkommissiou des Reichstags verhandelte über die Grundsätze der Regierung für die Besetzung der Subaltern- und Ilnter- beamtenstellen bei den Reichs- und Staats behörden mit Militärauwärtern, faßte jedoch noch keine Beschlüsse. Das kolonialwirtschaftliche Komitee und die ihm angeschloffenen 500 Handelskammern, Städte, Missionen, kaufmännischen, industri ellen und kolonialen Körperschaften ersuchten den Reichstag in einer ausführlich begrün deten Eingabe, die Regierungsvorlagen über Eisenbahnbauten in den afrikanischen Kolonien anzunehmcn. Einen Initiativantrag betreffend die Ver pflichtung zum Besuche ländlicher Fortbil dungsschulen in der Provinz Hannover hat Abg. Dr. Iderhoff (srcik.) im Abgeordneteu- hause eingebracht. Danach sollen die Ge meinden durch statutarische Bestimmung das Recht haben, alle unter 18 Jahre alten, richt mehr schulpflichtigen, männlichen Per sonen für drei aufeinander folgende Winter- hrlbjahre zum Besuch einer ländlichen Fort- b ldungsschule zu versuchten, Zuwidcrhand- l ngen können mit 20 Mark Geldstrafe ge ahndet werden. Frankreich. Die Einführung der obligatorischen Alters- v Sicherung in Frankreich stößt dort ebenso i ie in England noch immer auf schwere finanzielle Bedenken im Parlament. Jetzt hat der Arbeitsminister Viviani dem Obmann der sozialistisch-radikalen Gruppe mitgcteilt, daß die Regierung dadurch, daß sie die klei nen Pächter und die bäuerlichen Dienstboten von der Zahl der Teilnehmer an der Arbeiter- pmsion ausgeschlossen hat, die Zahl dieser Teilnehmer von 2,200,000 auf 1,300,000 ermäßigt habe. Das peusiousberechtigcnde Alter sei auf 65 Jahre erhöht worden, sodaß em Staatsbeitrag von ungefähr einer Million Franks genügen würde. Rußland. Der Zar hat den Verteidigern Port Ar thurs seinen Dank und seine Anerkennung ausgesprochen, in demselben Dokument jedoch anch indirekt das schimpfliche Verhalten des Generals Stössel verurteilt. In dem an die Armee und Flotte gerich teten Erlaß des Zaren heißt es: Die helden mütige Verteidigung Port Arthurs, welche die gesamte Welt durch die Standhaftigkeit und Tapferkeit der Besatzung in Staunen deutschen Krieger verdienen höchstes Lob, j versetzte, wurde plötzlich durch die schmach- wurdcn sie doch bei größter Hitze und unter: volle Uebergabe der Festung unterbrochen, größter Entsagung erreicht. Erst nach vier mit dem Staatssekretär durch Dick und Dmch gehen. Staatssekretär Dernburg betonte, daß di! Neger in ihrem eigenes Interesse, nicht in du« der Farmer zur Arbeit erzogen werden sollte«- Im einzelnen wandte er sich gegen den sozial' demokratischen Redner. Die Fortsetzung der Kolonialdebattc war i« der folgenden Sitzung reich an ncrvenerregendcio Eindrücken. Den allergrößten machte der Gefechts- i bericht aus Südwestafrika. Abg. Erzberger (Ztr.fi billigte im großen und ganzen das Program«! des Staatssekretärs, das den alten Forderungen seiner Freunde entspreche. So habe die nationale und beharrliche Politik des Zentrums doch noch zum Ziele geführt. Der Redner legte den Unter schied dar, wie Herr Dernburg und wie Heck! v. Liebert, der frühere Gouverneur von Ostasrika, die Neger behandeln wolle. Der Staatssekretär mit seiner ncgercrhaltcnden Politik habe zweifellos die überwiegende Mehrheit des deutschen Volkes hinter sich. Als der Redner den Neger eine« Menscher: mit unsterblicher Seele nannte, wurde« Zwischenrufe und Lärm laut. Der Präsident drohte, die Journalisten- und Zuhörertribünen räumen zu lassen. Dr. Müller-Meiningen (freis Volksp.) bat, die Taktlosigkeit eines einzelnen nicht zu verallgemeinern, und begründete den Antrag seiner Partei, Justiz und Verwaltung in de« Kolonien zu trennen. Dringend warnen musst er, etwa einen Kulturkampf in die Kolonien z« tragen. Staatssekretär Dernburg erörterte die Rechtslage. Der Termin, wann an die Stelle deS Eingeborenenrechts europäisches Recht trete« könne, werde ein Prüfstein sein für die euro päische Kultur. Es sei durchaus sein Bestrebe«, die Rechtspflege unter den Eingeborenen mit er höhten Garantien zu umgeben. Der Staats sekretär nahm das Wort, der Neger müsse zuerst zur Arbeit erzogen werden, für sich in Anspruch. Zum Schluß teilte er die an anderer Stelle aus führlich wiedergegebenen Gefechtsberichte aus Südmeflafrika mit. Erbprinz Hohenlohe (freik.) und Vizepräsident Kämpf sprachen, dann ehrte das Haus das Andenken der gefallenen deutsche« Helden. Nunmehr wurde bekannt, daß Gröber (Ztr.) während des Zwischenfalles bei der Rede des Abg. Erzberger in den Saal gerufen hatte: „Das sind wieder dieselben Saubengels wie neu lich!" Die Folge war ein dem Präsidenten über mittelter Protest. Verluste Mtüngh« jährige 2 sehen in sonenjug vorausge die Stati blieb tötl Eine der Belg die den L düng bed geplant, . reit, gege und die ' , ks, die Arbeiter 3" i Pressung dorf bei dkn Herz Chaussee gere Zeit von Geld klagten z> «atm bez nis verm Ein ! Zwickauer und frei« lugwitz. l dort drc einen S 11000 u Brande r jedesmal zu habci vorher in wesen sei nur gleic i habe er s - den Leu ! eines G ^"ach Ha / angezoge: beteiligt. Zuchthau und unte Aus aller Welt. Hochwässer auf der Weichsel Dem Hoch wasser im Westen Deutschlands sind jetzt Ucbcr- schwemmnngcn im Osten gefolgt: über fünf Meter ist das Hochwasser der Weichsel gestiegen. Es hat bei der Eisenbahnbrückenbaustelle Klcingrabau de« neu geschütteten Deich durchbrochen, so daß sich gewaltige Wassermassen über die Kämpe ergossen. Die dort erbauten Arbeiterbaracken konnten recht zeitig geräumt werden, stehen aber jetzt lief unter Wasser. Bretter, Balken, Eisenbahnschwellen und Karren schwimmen auf der überfluteten Niederung umher. Eine große Zahl Arbeiter ist durch die Ucberschwcmmung obdachlos und arbeitslos ge worden. Die Unternehmerfirma erleidet einen sehr erheblichen Schaden. Der 38jährige Handarbeiter Georg Löffler in Hof, Vater von 7 Kindern, hat seine Frau ermordet, indem er ihr mit einem Knüppel den Schädel zertrümmerte. Das Motiv zur Tat war Eifersucht. Der Mörder ist verschwunden. Ein furchtbares Verbrechen wurde inWiltsch bei Glatz verübt. Der 72jährige Stellcnbcsitzcr Gebauer nahm nach einem Streit mehrere Bündel Strvh, das er mit Petroleum getränkt hatte, und warf sie auf die Betten seiner Angehörigen- Sein Sohn, seine Schwiegermutter und sei« Enkelkind erlitten schwere Brandwunden. Der Inhaber des Schuhwarcnhauses Hug« Haendler in Lübeck Hal sich wegen finanzieller Eine heitsbera Achutzmc dor der hatte, h letzten K mendes haben in Der St beraubui nahm je an und Tagen ( Der Somnan gcricht ii gierungs seit seine einen R< das Kol Molens kamitcstc kurzem ansstehei laut wci kehrte, fi Revolver das alle wachen, dem N> Tochter IG W e 5 n d e F LeH e. (Roman von M. Kneschke-Schönau. 29 „WerIst plötzlich abgereist?" fragte Adelheid'hoch auf- horchend.H-H- !, „Nun/wer anders als Werner!" jammert jene, und hastig 'eine zerknitterte Karte aus der Tasche ihres Schlafrocks her vorziehend, reicht sie dieselbe der gierig zu äugenden Nichte. Plötzlich eingetretener triftiger Gründe wegen sehe ich mich zu sofortiger Abreise gezwungen. Es ist mir auch nicht möglich, Dir persönlich Adieu zu sagen. Au klä ung erhättst Du in Kürze von Heidelberg aus, wohin ich sofort zurückkehre. In dankbarer Liebe Dein Werner. Ein Zittern befällt beim Lesen dieser Zeilen die t es er blaßte Frau. Er ist abgereist, gibt die Geliebte auf? Him mel, wie voreilig und unvernünft g hat sie gehandelt, als sie dem Leutnant ihr Jawort gab. Laut aufwewend wirft sie sich plötzlich der selbst aufs höchste alteriertm Tante zu Füßen. l IX. In einem Hotel dicht an: Quai, gegenüber der Landungs brücke der Nhe ndampfer, hat Professor Loren; in Bingen Wohnung genommen und ciye schlaflose, von ä ummer und Zweffel erfüllte Nacht verbracht. Frühzeitig schon verläßt er jein Lager. Der Kopf ist wüst und leer und auf seiner Seele liegts wie Zentnerlasten. Dieses schreckliche Ge ühl °der Ode im Herzen erinnert ihn lebhaft an jener sturmdurch- tobten Novembertag, an den: er sein Mütter e n zur Ruhe ge ettet. Gerade so war chn: zu Mute gewc en, als er vom Friedhof kommen in das verwaiste Stübchen der Mutter,trat. Er tritt an das geöffnete Fensnr und starrt mit brennenden Augen hinunter auf den Rhen, auf dessen bleifarbenen Wogen noch kein Sonnenstrahl b inkt. Weh mutsvoll suchen seine Blicke das jenseitige Ufer und den Niederwald, doch dichte, graue Nebelschleier u nhülleu die Mexge^md rauben jeden Ausblick, - . v ^,Das ist ja allerdings just das rechte Wetter!" murmelt er mit leise bebenden Lippen, um dann seufzend nach dem Kursbuch zu greifen und einen guten nach Süden fahrenden Zug zu suchen. Da fällt ihm der Fahrplan der Rhein dampfer ins Auge und unwillkürlich sucht er nach der Ab fahrt des nächsten Schiffes stromaufwärts. Wie hatte doch Hellmut gestern gesagt? „Morgen früh um 7 Uhr fahren wir nach Bingen und von da :u Schiff nach St. Goar!" Das müß e also das 9 Uhr-Schiff sein. Em Gedanke durch zuckt ihn, rasch zieht er die Uhr. Ein viertel vor acht. E nen Moment überlegt er noch, dann ist sein Entschluß gefaßt. Es kommt ihm wie ein Schick alswink vor, daß er gestern abend in dieses Hotel geraten und dieses Zimmer mit der Aussicht auf die Anlegebrücke erhalten hat. Don hier aus lann er unbemerkt beobachten, ob Maria mit dem Kinde allein abfährt oder ob sich jemand ihr zugesellt. Er wird beruhigter abfahren können, wenn er mit e genen Augen ge sehen, daß er sie nicht ungerecht verurteilt hat. In der Nacht ist ihm immer wieder der Zweifel aufgestiegen, ob er nicht voreilig gehandelt hat, als er die Brücken so rasch hinter sich abbrach, ob nicht dennoch ein Irrtum obwalten könne. Er klingelt den Kellner und bestellt den Kaffee aufs Zimmer. „Wollen der Herr Professor nicht lieber in den Frühstücks salon kommen?" fragte der srackbesckoßte Jüngling. , Tun Sie, was ich Ihnen geheißen!" lautet die Antwort und ra'ch ver chwindet der Frager, um nach wenigen Mi- nuien mit dem Prä entierbrett zurückzukehrcn und rascb und lautlos das blitzende Nickelge chirr mit dem dampfenden Kaffee auf dem Sofatisch zu servieren. Der Professor packt sein Ränzel fix und fertig. Als der Kellner das Zimmer ver- la en, tritt er an den Tisch, gießt sich eine Tasse des stark- dustenden Trankes ein, versieht sie mit Zucker und Sahne und trägt sie zur Fensterbank., Er will ven Quai im Auge bebakten. -- - ...r-- Es dauert nicht lange, da wirds drunten lebendig. Dot dem Häuschen am Fahrkartenschalter bilden sich Gruppen von Touristen. Dann wird derselbe geöffnet, und nun geht cs ein und aus wie in einem Taubenschlage. Der Professor schraubt den Krimmstecher scharf ein und mustert jede Männergestalt darauf hin, ob sie in Beziehung zu Maria stehen könnte. Jeder gutgewachsene, anständig gekleidete Mensch erregt seinen Argwohn, besonders ein m großen Herrn mit mar ialischem, schwarzem Schnurrbart nimmt er scharf aufs Korn. Er wartet in ichtlicher Un-tt« duld auf, späht in der Richtung des Bahnhofes aus unv marschiert unruhig auf und ab. Durch die Morgenstille ertönt deutlich der starke Pfiff der Lokomotive und das Rollendes Auges, der, von Mün cc kommend, Maria br ngen muß. Gespannt lugt der Pro'es or hinaus und erkennt bald inmitten einer Anzahl Touristen die schlanke Gestalt im hellgrauen Reisekleide, genau, wie er sie zum ersten Male am Niederwalddenkmal ge eher«. Sorgsam iührt sie Hellmut durch das Gedränge, der, in - ein graueS Mäntelchen gehüllt, den Krimmstecher umgehüllt, m dec freien Hand die nur zu wohlbekannte kleine Plaidhülle mit der Blechhülle trägt, «us der sie ost bei ihren Morgenspazicr- gängen das gemeinschaftliche Frühstück entnommen haben. Es re-ßt ihm am Herzen, als er diesen unscheinbaren Zeugen wonniger Stunden erblickt. Der ganze berückende Zauber derselben wird in seiner Seele lebendig. Das Glas zittert in seiner Hand und seufzend läßt er es sinken. Maria ist in dem Schalterhäuschen vcrchwunden, wäh rend Hellmut draußen geblieben ist und s ch neugierig um schaut. Natürlich, er m uß auf den Frankfurler Herrn aufpa sen!" grollt der Lauscher und richtet das Glas aus die soeben ! er« antretende Maria. Täuscht ihn die fahle Morgenbeleuchlunz oder ist sie wirklich auffalend bleich? Auch die HältstNL kommt ihm verändert vor, jo mühe und gebückt. 30 De der F bächtio Hut vi Hände De in bei Kraft!e smurmc p Gl den A sich nn sehen. Quai »rüßur beiden Do weiter rauscht nun le überge «der a bezöge bmunt renal i Schüfe — ein dal ist Deck, g Maria dreht i nichts
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