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Memim AnreilM Erscheint Dlenriag, Donnerstag u. Sonnabend. »bonnementspretS einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Zeitulig siir Tljamnd, Tkiskrsdors. Inserate kosten die Sp altenzeile oder deren Raum 10 Pf., siir auswärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lnban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher PMikatiouslraft für amtliche Bekanntmachungen. » 'll"> WMWWM»—ME 'S»? 1 >> ——W Nillllmer 36. Fernsprecher: Amt Deuben 114. Dienstag, den 24. März l9i)8. Fernsprecher: «mt Deuben 114. 21. Jahrgang. »Ul n«d una fern Rabenau, den 23. März. — Der am Sonnabend begonnene Frühling hat sich recht gut eingesührt. Echo» am frühen Morgen sendete die Sonne ihre erwärmenden Strahlen zu uns herab, cs war wieder blauer Himmel sichtbar und der bald zur Gewohnheit gewordene übliche Regen blieb nuS. Auch draußen in der Natur werden sich die Folgen des eingekehlten Frühlings bald noch deutlicher zeigen. Die gefiederten Säuger lassen bereits ihre Lockrufe ertönen und in den Gärten, am Baches- und am Waldtaube zeigen sich die ersten Frühlings kinder der Göttin Flora. — Die sächsische Mittelstandsvereinigung, die 140 000 Mitglieder zählt, beabsichtigt in den nächsten Tagen eine Petition an die Re gierung und dm Landtag zu richten, die bei der gegenwärtigen Lage der Wahlreform die Au slö s u n g der zw e it e n Ka innrer fordert. — Genehmigung fanden vom Bezirks- Ausschuß der AmtShauptmanuschast Dresden- Altstadt die m ^statutarischen Anschluß-Verträge der Gemeinden Niederhermsdorf und Ober- ua» ndorf mit dem für das Elektrizitätswerk im Plauenscheu Grund in Deuben bestehenden Gnnklndeverbande; des Restaurateurs Schütz in Tharandt zum Kanlincn-Schankbetriebe beim Verlängerungsbau der elektrischen Straßenbahn NN Planenschen Grunde von Hainsberg nach CoßmannSdorf. — Bei der Beschwerde- und PetiliouSde- pulalion der Zweiten Kammer sind neuerdings eingkgangcn: eine Petition unklaren Inhalts von Gustav Pretz schner in Specht ritz und eine Petition um Herstellung einer Halte stelle für den Personenverkehr in Ober-Pretzschen- dvlf seilen der Gemeinde Röthenbach u.Genossen. — Einen derben Denkzettel erhielt eine Frau aus einem Orte bei Herrnhut dafür, daß sie durch anonyme Briefe unter ihrer Umgebung Zwietracht zu säen suchte. DaS Kgl. AmiSgeiicht belegte sie für ihr nichls- Mürdiges Treiben mit einer Gefängnisstrafe von drei Monaten. — In Niedersedlitz ist in der Bahn hofswirtschaft ein Einbruch verübt worden, wobei dem Diebe für zirka 25 Mk. Lebens- u. Grnnßmittel in die Hände gefallen sind. Auch in M ügel u wurde aus zwei innen ver schlossenen Hofräumen eine Partie Männer- undFrquenwäsche sowicKinderwindeln gestohlen. In Heidenau stahlen Einbrecher einem Gastwirte Schinken, Wurst und Kleingeld. Dem Nsstäuraleur Häselbarth wurden gleich falls aus einem verschlosseneil Keller Schinken, Pökelst isch und mehrere Speckseiten entwendet. — In der Döhlener Gußstahlfabrik ver unglückte der eben gekommene Hammerschmied Schwenke aus Döhlen sehr schwer. Bei dem Versuche, ein Fassonstück zu pressen, zer sprang die Matritze Ein Stück im Gewichte von 200 Kilogramm fiel Schwenke auf die Füße, sodaß er an beiden Füßen schwer verletzt wurde. Schwenke wurde im Deubener Krankenwagen nach der Wohnung Dr. BradeS- Deuben gebracht. — 108 Bewerbungen sind um die durch den Weggang des Gemeindevorstandes Böhme in Schma erledigte GemeindevorstandSstelle tingegangen, von denen 6 Bewerber zur engeren Wahl kommen sollen. — Die sechs starkbesuchten sozialdemo kratischen Volksversammlungen, welche Freitag abend inDresden abgehallen winden und in welchen Resolutionen zugunsten dctallgemeinen,gleichen Wahlrecht-angenommen wurden, verliefen ruhig. Dieselben wurden mit Hochs ans das allgemeine, gleiche Wahlrecht und unter Absingung der Arbeitermarseillaise geschlossen. — Seit mehreren Tagen wird in Groß- zschachwitz eine 42jährige Frau vermißt, die infolge von Schwermut sich wahrscheinlich ein Leid zugesügt Hal. — Kleine Notizen. — Die älteste Spitzenklöpplerin des Erzgebirges ist Karoline verw. Brückner in Bärenwalde, 94 Jahre alt. Sie klöppelt noch ohne Brille. Die jüngst ver storbene Witwe Leistner aus Unterstützengrün, die 92 Jahre alt geworden ist, war also die Zweitälteste Spitzenklöpplerin des Erzgebirges. — Die Strafkammer inZwickau verurteilte eine Diebesbande, die monatelang Zwickau u. Umgegend unsicher gemacht und eine lange Reihe Einbrüche verübt hat, zu Gefängnis» strafen von drei Jahren 7 Monaten bis zu 2 Monaten. Sämtliche Angeklagte», im Alter von 19 und 20 Jahren, stammen auS Zwickau.. — Aufsehen erregen in Plauen i. V. zahlreiche Verhaftungen, die mit einem großen Tülldiebstahl in Verbindung stehe». Verhaftet wurden ein 21jähriger Lagerverwalter, ein Slickmaschinenbesitzer und ein Markthelfer. Ersterer hat schon seit Jahresfrist seinem Chef Wollstoffe und Tülle in großen Mengen ge stohlen. Letztere kommen als Hehler in Betracht. — Der 51jährige frühere Gutsbesitzer, jetzige Privatmann August Schwabe stellte sich vor eine» Spiegel und schnitt sich mit einem Rasiermesser die Kehle durch. Die Tat verübte Schwabe, der in geordneten Verhältnissen lebte im Anfälle von geistiger Umnachtung. — In Bärenstein fuhr der 16jährige Fritz I. beim Rodeln mit voller Wucht meinen Stacheldraht zaun, der ihm die rechte Oberlippe aufriß und die linke Backe zerfleischte. Der Arzt mußte das im Zickzack zerrissene Gesicht mit 13 Na deln wieder zusammenheftcn. — Im Bcttstroh des Dienstmädchens George in Wichnitz wurde der Leichnam eines neugeborenen Kin des aufgcfunden und daS genannte Mädchen als Mutter ermittelt. Ob ein Verbrechen vor- liegt, ist noch nicht erwiesen. -- Die seit Fe bruar vermißte Familie Klemm aus Witt gendorf (Vater, Mutter und Kind) wurde in der Mulde bei Göhre», wo sie den Tod gesucht hatten, ertrunken aufgefuuden. — In Zwickau stürzte ein vierjähriges Mädchen aus einem Fenster deS zweiten Stockwerks her unter. ES fiel auf einen elf Jahre alten Knaben und kam ohne Verletzungen davon, während der Junge eine schwere Gehirnerschüt terung erlitten hat. — In Beiersdorf bei Werdau wurde unter dein Schnee liegend, der auS Reichenau i. V. gebürtigte Arbeiter Hof mann erschossen aufgefunden.—In der Grube des Steinkohlenwerks „Concordia" in Ocls- nitz i. Eczg. ging ein Kohlenort zu Bruche. Hierbei wurden der Häuer Hähnel sowie der Bergarbeiter Leichsenring von den hereiubrccheii- den GesteinLmaffen verschüttet. Hähnel konnte nur als Leiche geborgen werden, während Leichsenring nur geringe Verletzungen hat. — Die vor einigen Jahren im Niederorke Stein schönau an einer Frauensperson verüble Mordtat ist nunmehr aufgeklärt. Die Frau war geistesgestört und halte den Wunsch geäußert, daß ihr der Kopf abgehauen werde, wofür sie 100 Gulden zahlen wollte. In der Tat haben sich auch zwei Männer, einer ans dem Niederorte, einer auS Kamnitz, gefunden, die sich diesen Geldbetrag verdienten. Vor seinem Tode legte der eine Täter ein Geständnis ab; sein Helfershelfer war schon früher gestorben. — Die ZwangSversteigerungen im Februar ließen wieder erkennen, daß c- mit der Grundstückskrisis in Dresden noch lange nicht vorbei ist. Wenn auch gegen den gleichen Monat des Vorjahres, der 74 Zwangsversteigerungen brachte, der diesmalige Februar deren nur 61 aufzuweisen hatte, so ist daS doch noch eine so hohe Zahl, wie sie eben nur durch das völlige Darniederliege» des Hausbesitzes erklärlich wird. Durchschnittlich 60 Zwangsversteigerungen im Monat macht aber im Jahre über 700, d. h. etwa 6 Proz. der Gesamtzahl derGrundstücke — ein erschreckend hoher Prozentsatz, der den Blick in einen Ab grund von Sorgen, Not und Krimmer wenden läßt. Dabei sind eS heute nicht mehr bloß die Baugewerbetreibenden, die von dem traurigen Geschick der Besitzentsetzung durch Zwangsver steigerung ereilt werden. Unter den 66 Besitzern der versteigerten Grundstücke befinden sich neben 15 Baugcwerbetreibenden auch 3 Kommerzien räte, 4 Bankiers, 1 Major a. D-, 1 Hof- opernsängcr a. D., 21 Privatleute, 2 Handels gesellschaften usw. Die 61 versteigerten Grund stücke waren mit 3 828 306 Mark gerichtlich geschätzt (zuzüglich 8117 Mark Zubehör). An Hypotheken lasteten darauf 4 282 029 Mark, während dasMeistgebot im ganzen nur 2 994838 Mark ausmachtc. Einschließlich der eigenen Forderungen der Ersteher stellte sich der Er- stehungspreis auf 3 606 752 Mark, so daß 851200 Mark Hypotheken auSfallen. Wenn auch hierunter 16 000 Mark anderweit gedeckt und 57 500 Mark jedenfalls gar nicht erfüllte Hypotheken waren, so bleiben immer 777 700 Mark wirklicher Verlust übrig. — Zu 5 Jahren Zuchthaus und 10 Jah ren EhrenrechtSverlust wurde vom Landgericht Bautzen der 39 Jahre alle Maschinist Richter wegen Sittlichkeitsverbrechen verurteilt. Er hat seit mehreren Jahren seine beiden Töchter im Alter von 15 und 13 Jahren in schmählichster Weise mißbraucht. — In Liebenau wurde bei fahrlässiger Handhabung einer Schußwaffe ein Kind an einem Auge schwer verletzt, und in Röhrs- dorf verletzte sich ein Kind an einer unter einem Hollunderbaume ausgestellten Fuchsfalle derart schwer,daß der Unterarm gebrochen seinsoll. — Das vor einigen Jahren abgebrannte, altersgraue Schloß Lichtenwalde an der Zschopau, das bekanntlich dem Präsidenten der Ersten Sländckammer Sr. Exz. Herrn Ober hofmarschall Grafen Vitzthum von Eckstädl gehört, ist nunmehr durch einen malerischen Neubau mit prachtvoller innerer Ausstattung ersetzt worden. Anfang Mai gedenkt die Schloß- Herrschaft den neuen Ritlersitz zu beziehen. Die Pläne zu dem Neubau, welcher zirka 800000 Mark kosten soll, stammen von dem König!. Hofbaurat Fröhlich. — Der 28jährige Bahnarbeiter Hunger aus Wiesa, der auf dem Bahnhofe in Anna berg beim Rangieren von einer Lokomotive überfahren wurde, ist bald nach seiner Ein lieferung ins Stadlkcankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen. Dresden. An einem der letzten Tage wurde in Vorstadt Löbtau nach dem Hause Deubener Straße Nr. 1 deshalb polizeiliche Hilfe verlangt, weil ein daselbst wohnender Tabakarbeiter mit einem R-volver schieße und damit sich und seine Familie gefährde. Bis zum Eintreffen der Polizcibcamtcn hatte sich seine Ehefrau mit ihren zwei Kindern bereits bei NachbarSleulen in Sicherheit gebracht. Auf die Aufforderung der Gendarmen, die von innen verriegelte Tür zu öffnen, erwiderte der Mann: „Kommt nur herein, ich schieße jeden nieder!" und feuerte in der Richtung nach den Gendarmen einen Schuß ab. Die Kugel durchdrang die Wohmmg-tür und schlug, glücklicherweise ohne die Beamten zu treffen, in die gegenüberliegende Wand ein. Al- da rauf zwei weitere Schüsse folgten, sprengten die Polizeibeamten die Tür mit Gewalt auf und fanden hier den Man» am Boden liegend und aus dem Munde stark blutend, iin üb rigen aber bei vollem Bewußtsein vor. Bei näherer Besichtigung ergab sich, daß er sich in den Mund geschossen hatte. Der Be dauernswerte scheint seit längerer Zeit sich in einem geistig nicht ganz normalen Zustand zu befinden, denn bereits vor vier Wochen hat er in selbstmörderischer Absicht versucht, seine mit Petroleum begossenen Kleider anzu- brennen, was aber noch zur rechten Zeit dnrch seine Ehefrau und Nachbarn vereitelt wurde. Die Wvhlfahrlspolizei überführte den Schwer verletzten in daS Friedrichstädter Krankenhaus. — Der in DreSden-Löbtau wohnende 35 Jahre alte Satllergchilfe Karl Grohmann hat seinem viereinhalb Jahre alten Knaben bei einer Züchtigung versehentlich mit einem Sattlcrmesser eine so tiefe Wunde im Leibe beigebracht, daß wenige Stunden darauf der Tod des Knaben eintrat. Der Vater wurde iu Haft genommen. — Herr Stadtrat Alfred Reichardt in Bautzen ist zum Stadtrat von Dresd-en ge wählt worden. — Die frühere Gräfin Montignoso telegraphierte ihren Dresdener Freunden, daß die Nachrichten über ihren Ehezwist unzu treffend seien. — Dresden-Neustadt durcheilte am Sonntag die Kunde von einem höchst be trübenden F a mi l i e» dra m a, dem vier Menschenleben zum Opfer fiele». Am Sonn- abend traf daselbst der RalSsekretär Lehmann aus Bischofswerda mit seiner Familie ein und stieg in einem Hotel, in dem das Ehepaar vor 10 Jahren seine Hochzeit gefeiert hatte, ab. Am anderen Morgen wurden die vier Personen in ihren Betten tot aufgefunden. Sie waren durch Cyankali vergiftet. DaS Ehe paar, von dem der Mann 36, die Frau 30 Jahre alt ist, hat sicher im gegenseitigen Ein verständnis gehandelt; auch sind sich die Ehe leute einig darüber gewesen, daß sie ihre beiden Kinder mit in den Tod nehmen wollten. DaS Mädchen zählt 8 Jahre, der Knabe ist ein Jahr jünger. In hinterlassenen Briesen gibt der Ehemann als Beweggrund zu seinem trau rigen Entschluß Schwermut an, in die er durch Ueberarbeitung verfallen sei. Von seiner vor gesetzten Behörde wird Lehmann, der in Bischofs werda eine verantwortungsvolle Stellung be kleidete, gut beleumundet und als ein pflicht treuer Beamter bezeichnet. Nach seinen eigenen brieflichen Angaben hat die starke Liebe zu seiner Familie in ihm den Entschluß gereift, sie mit in den Tod zu nehmen. Nach der polizeilichen Aufhebung der Leichen erfolgte deren Ueberführung nachmittags nach dem St. Paulifriedhofe. Leipzig. Neun sozialdemokratische, von 8000 Personen besuchte Volksversammlungen protestierten gegen die unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführten Verhandlungen der sächsischen WahlrechtSdeputation und verlangten ein allgemeines, gleiches, direktes und geheimes Wahlrecht. — Vor einigen Tagen hat der Leiter der 16. Bezirksschule inLeipzig, Direktor Gerber, sein Amt niedergelegt und in Begleitung der LchrerSwitwe Tittmann unter Zurücklassung von Frau undKiudern Leipzig heimlich verlassen. Bekanntmachung Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einschätzung zur Einkommen- und Ergän zungssteuer den Beitragspflichtigen bekannt gemacht worden sind, werden gemäß den Bestimmungen in tz 46 des Einkommen steuergesetzes vom 2. Juli 1878 und tz 28 des Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 alle Personen, welche hier ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, denen aber die Stcuerzettel nicht habe» behändigt wer de» können, hierdurch aufgefocdert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich auf hiesigem Gemeindcamte zu melden. Kleinölia, am 23. März 1908. Der Gemeinde-Vorstand. Moses. . Schöne Wohnung (1. Etage) Versetzungshalber zu vermieten und sosort beziehbar. Näheres kiZmarckstr. 24 i Part. Linügv «üvkKigv AMdzuki' sofort gesucht. Rabenauer Stuhl- u. Möbelfabrik