Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 21.01.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190801211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19080121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19080121
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-01
- Tag 1908-01-21
-
Monat
1908-01
-
Jahr
1908
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 21.01.1908
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
die Aü ff'DNSbl unqsa« >d Weß 0 Hekia orfichtig nie, Dculscs Rinifio chwer e schlage« ) dankt r> Nat'« . Kerul> nd. Wol ziaMsi nd. Ä onallib eteiligft «gleitet« den, di Faffuy schlosse« t groß Pfun 25 Ml 1 Lite Landek -r sink lr. Di' Raabe >s Vie! ich aalt chuldei nd Vie ltw ich« verfolg! lzwartt dn sil! ls fall zweite» l keine« habe« en aul! ttcn b« inungei lt nur r An- , nicht >N. ens alit zu bei eilen di ter deü tondone« s in vc> Mgenel cht. E? le gute' „bab? andere« irholle^ e Ding« Studie« «übliche« Gerippt Matrazt Mul'S «d ma< lnhaftek« öhlichc« Elend! ost zu« Kachel ose Kin' bcb zer n auf- i Paul oegen, »schlag ligen" e auf irnach ch der Zrafeu Platz n bci- lordeu le wie - alle r sein st ve» be zu chtiger icht so t Ihre Lhlers ja der t, daß h muck' Hogen fräsen war. Eine unvrrbeflerliche Alkohol,stin schl'ppt ihr totkrankes, fieberndes Kind bis nach Mitternacht von einer Kneipe zur andern und wird a« nächsten Morgen von einem Beamten der Gesellschaft mit 5 anderen betrunkenen Wei bern heulend and singend am Bette des sterben den kleinen Wesens gefunden. Eine andere Tra gödie: Zn einem kleinen Zimmer vegetieren Vater, Mutter und 5 Kinder. Die Mutter ist schwerkrank, der Vater ein Trunkenbold. Eines Abends stirbt die Mutter. Der Vater schließt die tote Frau und die 5 Kinder ein und geht in die Kneipe. Der Whisky nimmt ihm die Er innerung an das Geschehen?; er bleibt 2 Tage lang weg nnd läßt den Leichnam und die Kin der in der Wohnung eingesperrt. Nachbarn, die schreien und weinen hören, schlagen endlich die Tür ein. In diesem Augenblicke kehrt auch der betrunkene Vater heim; ohne sich um die vor Hunger und Grauen vergehenden Kinder zu kümmern, wirft er sich neben die bkreits in Ver wesung übergehende Leich: aufs Bett und liegt bald im tiefsten Schlaft. — In einem dumpfen Keller lebe» Vater, Mutter und 3 Kinder; alle schlafen in demselben Bett. Die kranke Mutter stirbt, und der Vater geht, um seinen Schmerz zu ersäufen, in die Schenke. Nach einer Weile kommt er wieder nach House und beginnt in bl-nder Wut die bereits i» Sarge liegende Leiche seiner Frau zu ohrfeigen; dann reißt er ihr den ärmlichen Leichenschmuck »om Körper, um ihn zu vers-tz-n und weiter zu trinken. Im Norden ist das Hauptquartier der Straße,ibettler. In diesem Teile Londons gibt eS ganze Straßen, in denen jedes Zimmer für wenige Pfennige pro Nacht an eine ganze Familie vermietet ist. In einem sol chen Loche haulen nicht selten zehn oder fünf zehn fliegende Mieter. Der kostbarste Besitz die ser Bettlerzunst sind die Kinder. Verkrüppelte, rhachitische, skrofulöse und schwindsüchtige Kinder sind besonders gesucht, und wer sie besitzt, erregt den Neid der anderen. Um in Form zu bleiben, bekommen die kleinen Märtyrer täglich ihre Tracht Prügel. Eine Fran sieht, daß ihr Nach- bar mit einem blinden Kinde gute Geschäfte macht — flugs spritzt sie ihrem sechsjährigen Töchterchen ein Gist in die Augen, um cs gleich falls zu blenden. In London werden jährlich 500 bis 600 Kinder im Bett erdrückt, infolge eines „unglücklichen Zufalls" natürlich. Es gibt Leute, die dieses Kindersterberi nach den Tagen der Woche statistisch rubriziert und dabei die Entdeckung gemacht haben, daß die Zahl der Toten in der Nacht vom Sonnabend zum Sonn tag sich verdoppelt. Vom 1. April 1906 bis zum 31. März 1907 smd der oben erwähnten Gesellschaft 40,143 Fälle von grausamer Be handlung unmündiger Kinder angezeigt worden; in 39,006 Fälle» wurden die Anzügen als be rechtigt anerkannt. GerichtshaRs. Zwei „Wundrrdoktoren" verurteilt. Die Kasfller Strafkammer verurteilte den Magnetiseur und Spiritisten Röttgen wegen fahrlässiger Tötung zu 4 Monaten Gefängnis. R. behandelte eine an Brustkrebs erkaufte Frau mit Wasser und Quark, bezog 100 Mark monatlich, verhinderte eine Operation und verschuldete hierdurch den Tod der Kranken. — In Heiligenstadt in der Provinz Sachsen wurde der „Wunderdoktor" Ausmeier wegen Geiundheitsschädigung zu sechs Monaten H^angnis verurteilt. Eme tragikomische Gerichtsverhandlung fand in Cannstatt bei Stuttgart statt. Bei einer Uebung der Rohracker Feuerwehr hatte der Schultheiß einen Wasserstrahl abbekommen. Er witterte Absicht, ließ sich den Missetäter aus deS Rathaus kommen und diktierte ibm eine sofort zu verbüßende Haftstrafe von zwei Tagen. Vier zehn andere Mitglieder der Feuerwehr forderten in einem Schreiben Freigabe des Kameraden oder der erste Zug werde zu keiner Hebung mehr aus- rücken. Das Schreiben führte zu einer Klage wegen Nötigung. DaS Schöffengericht verurteilte die vierzehn Angeklagten zu je drei Tagen Ge fängnis. Die BerufungSverhaudlung im Prozeß Rören-Gchmidt begann am Donnerstag vor der Kölner Strafkammer. Abg. Norm lehnte einen Vergleich ab, da seine Standesehre schwer verletzt worden sei. In der ersten Instanz wmde Schmidt zu 100 Mk. Geldstrafe verurteilt. Wegen Zeugnisverweigerung in der Straf sache Hohenim-Lynar wurde der Schriftsteller v. Lohberg in Berlin vom Amtsgericht in 30 Mk. Geldstrafe genommen. Er weigerte sich über Mitteilungen- auszusagen, die ihm angeblich von höheren Offizieren über howoscxuelle Verfehlungen der Grafen gemacht worden waren. Der Moltke-Harden Prozeß hat für den Sohn der Frau von Elbe keine Folgen. Leutnant von Kruse erklärt, daß er seinen Abschied nicht genommen Habs und auch in absehbarer Zeit sein Abschiedsgesuch nicht einzureichen gedenke. DaS Urteil im Kölner PeterS-Prozeß wird am 22. Januar gesprochen werden. Aus aller Welt. Ein Hochstapler, der unter dem Namen Frecher v. Stein in Berlin Betrügereien verübte, wurde als ein gewisser Lorenz Puchta, geboren in Schönlind in Bayern, identifiziert. Der Mann ist wegen Bettelei, Landstreichens, Urkundenfäl schung, Zuhälterei usw. bestraft. Kürzlich hatte er in Berlin einem Großkaufmann in der Prinz Louis Ferdinandstraße 6000 Mark gestohlen. Allerdings wurde er seibk bald darauf wieder um 5000 Mark beraubt. An dem Diebstahl des Puchta find elf Personenbeteiligt. Ein Familiendrama ereignete sich in Dres den. Ein Arbeiter erschoß seine beiden kleinen Kinder und sich selbst. Die Frau und Mutter, die kurz nach der Tat in ihre Wohnung zurück kehrte, kann sich den Beweggrund nicht erklären. Ei« Bankkrach hat in der Kölner Gegend Bestürzung heroorgerufsn. Die Deutz-Kalker Bolksbank, deren Direktor erschossen aufgefunden wurde, hat Konkurs angemeldet. Dis Bank ge noß namentlich unter den kleineren Handwerkern unbegrenztes Vertrauen. Viele Familien haben dort ihre gesamten Ersparnisse angelegt. Schwerer Eisgang herrscht im Rheinland. Auf den Flüssen türmen sich die Eismassen auf. Das Wasser steigt und überflutet stellenweise die Ufer. Durch eine Explosion schlagender Wetter wurden auf der Z-che Konkordia bei Oberhausen om Rhein drei Bergleute getötet. Beim Rodeln ereigneten sich im Glauchauer Adlergrund in Sachsen und im Burgwitztal an der böhmisch-sächsischen Grenze schwere Unfälle. Zwei Personen wurden getötet, vier erlitten Ge hirnerschütterungen und Beinbrüche. Die Zahl der Totc« bei dem Thealerbrande in Boyertown in Amerika wird j tzt auf rund 200 angegeben. Nach dem Daily Telegraph waren die Feuerwehrleute betrunken und daher unfähig, ihre Pflicht zu erfüllen. Obendrcin ge rieten sie mit den herbeigeeilten Nachbarwehren in Streit und in einen blutigen Kampf. Die Polizisten mußten von ihren Knüppeln Gebrauch machen. Marineunfälle. Das französische Untersee- boot „Morse" «btt eine Stcuerbeschädigung. — Der deutsche Panzrrkreuzcr „Scharnhorst" gcriet nicht weit von Kiel in eine Untiefe und riß sich den Dopprlbodcn in 30 Mekr Länge auf. Durch. rechtzeitiges Schließen der Schotten konnte das Schiff nach Kiel zurückgelangen. Hänsereinstürze erfolgten in Ri« Tinto in Spanien, doch sind zum Glück Menschen nicht verunglückt. Die Bodensenkung wurde dadurch verursacht, daß die Stützbalken in den Gruben gängen unter der Stadt durch steinerne Pfeiler ersetzt wurden. Tausende von Bergarbeitern sind brotlos. Anarchistische Zustände in Chicago. Die Unsicherheit in Chicago zieht die Aufmerksamkeit des ganzen Landes auf sich. Chicago ist die unsicherste Stadt der ganzen Vereinigten Staaten. Während der letzten acht Tage verzeichnete man dort 500 Straßenräubcreien, zahlreiche Einbrüche und zwei Morde. Bei den Straßen» Subereien wurden etwa SOO Bürger verletzt, als sie versuchten, sich gegen die Räuber zu verteidigen. Die Polizei unternimmt keinerlei Schritte, um geordnete Zustände wiederherzustellen, und viele beschul digen die Polizei, von den Räubern bestochen zu sein. Die Inhaber der Geschäftsläden lasten ihre Lokalitäten durch bewaffnete Wächter be schützen. Selbst die Angestellten werden bewaffnet und tragen Tag und Nacht Revolver. Bei Nacht ist cs geradezu lebensgefährlich, in entlegenen Straßen allein zu gehen. In den Vorstädten ist eS überhaupt unmöglich. Diese unerhörten Zu stände werden der allgemeinen Geldkrise zugeschrie ben. Infolge der geschäftlichen Kalamitäten find viele Tausende Arbeiter entlasten worden, und dieseSchaten der Arbeitslosen find die Friedensstörer. Zum Sckutze der Leidtragende» bei Begräb nissen ist für den Sophienkirchhof in Berlin eine praknfche Anordnung getroffen wordeu. Um Erkältungen nach Möglichkeit zu verhüten, wird bei jeder Beerdigung die Umgebung des Grabes mit Strohmatten belegt, über die Filzdecken gebreitet werden. Vermischtes. Militärische Hebungen auf Schneeschuhe« werden zurzeit bei zahlreichen Infanterieregimen ten«, bei den Eisenbahntruppen und Jägerbataillonen veranstaltet. In St. Moritz in der Schweiz er rang der deutsche Kronprinz beim Schlittenrennen den vierten Preis. In Frankreich wird die nun mehr ausgeführte Fahrt dcS lenkbaren Luftschiffes „Ville de Paris", Ersatz der entflogenen „Patrie", nach Verdun an der deutschen Grenze als Ereig nis betrachtet. Der Flug konnte aber wegen einer Reparatur nur mit Unterbrechung vor sich gehen. Legte der Ballon zuerst 36 Km. in der Stunde zurück, so mußte er bei Gegenwind die Fahrt auf 22 Km. verlangsamen. Der Motor ist verhältnismäßig schwach und die Kriegsoer- wendbarkeit des Ballons nicht allzu groß. Ucber den Erfolg der ucuesten preußischen Anleihe schreibt die Scehandlung in Berlin u. a: Unter den Zeichnungen befinden sich Beträge von Hunderttauscndcn und selbst Millionen, aber auch Zeichnungen auf einige Tausend, eimge Hundcrt und selbst 100 Mk. Der weitaus größte Teil aller Zeichnungen entfällt auf Beträge von 10000 Mk. und darunter. Der Erfolg liegt nicht so sehr in der Zeichnung von 181 Mill. Mk. — nur 181 Mill, sagen vielleicht diejenigen, die misten, daß bei der letzten Anleihe eine ein- zige Großbank mehr als 2 Milliarden gezeichnet hatte —, der Erfolg liegt in der Beibringung von 181 Mill. Mk. unanfechtbarer Zeichnungen. Denn sämtliche Zeichner, rund 11000, haben sich den Bedingungen entsprechend der einjährigen Sperre unterworfen und die 3 proz. Anzahlung geleistet. Die Nichtfestsetzung des Anleihebetrages hat sich bewährt, da sie uns in die Lage ver setzt, den Zeichnern volle Zuteilung zu gewähren. Die Einwirkung auf die alten Anleihen und den Gcldmark war nicht die befürchtete. Der Ki«der«v»tlmsch, der bereits zwischen Deutschland und Frankreich besteht, soll jetzt auf England ausgedehnt werden. Ein 8jähriger eng lischer Knabe, der bei der Abreise deS Kaisers von Highcliffe den Abschiedsgruß sprach wünscht seine weitere Ausbildung in Deutschland zu er halten. Seine Eltern wollen ihn einer guten deutschen Familie anvertrauen und dafür einen Buben in ihrem Hause »ie das eigene Kind behandeln. Im Biersteik i« Münchens Umgegend haben die Biertrinker gesiegt. Die Enthaltsamkeit und Opferwilligkeit ging soweit, daß die Strei kenden ihre Versammlungen trotz Schnee und Eis unter ireiem Himmel abhielten. Wilhelm Busch als Imker. Eine eigenartige Trauer Kundgebung für Wilhelm Busch leitete die Jahresversammlung des Teltower Jmkerver- eins in Groß-Lichterfelde ein. In einem Nachruf wurde de- Humoristen gedacht, der nicht nur als Dichter und Maler, sondern auch als Bienenzüchter Hervorragendes geleistet und in seinem Schnurrdiburr das Bienlem zum Gegenstände eines lustigen Büchleins gemacht habe. Portugisische Konsulate i« Deutschland. DaS offiziöse Diario do Govern» in Lissabon veröffentlicht eine neue Abgrenzung der portu- giesischen Kous ulate in Deutschland, nämlich für daS Generalkonsulat in Hamburg und die 16 Konsulate in Berlin, Bremen, Breslau, Königs berg, Stettin, Leipzig, Dresden, Braun schweig, Köln, Frankfurt a. M., Darmstadt, Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart, München und Nürnberg. Für Geist und Gemüt. Bescheiden. Fürst (zu einem von ihm auf der Jagd anqeschossenen Treiber): „Eine Geldent schädigung wollen Sie nicht? Ja, was soll ich Ihnen dann geben?" Treiber: „O mei Gnaden Herr Fürst, geben S' mir halt o leicht's Ministerpösterl!" Sehnsucht «ach Liebe, lies liebet, alles scherzet In der fröhlichen Natur; Alles küsset, alles herzet Auf den Höh'n in Wald und Flur. Läßt der holde Lenz sich nieder, Sanft umschwärmt vom lauen West, Senkt der Vogel sein Gefieder, Bauet liebend sich ein Nest. Und der Löwe flieht das Morden, Das sonst hohe Lnst ihm schafft; Er verläßt der Brüder Horden, Huldigt Amors Zauberkraft. Und dir soll ich mich entziehen, Dis uns menschlich fühlen lehrt? Liebe! Ach, ich soll dich fachen, Die der Tiger selbst verehrt? Ich allein nur soll dich mciden, Holde Spenderin der Lust? Ich soll wilde Tiere neiden Uw das Fühlen ihrer Brust? Nein! Dcm schönsten aller Triebe Sei mein fühlend Herz geweiht! Schenke mir Themirens Liebe, Amor, Gott der Zärtlichkeit! Grillparzer. Noch unangenehmer. Es ist sehr unangenehm, wenn inan von Einbrechern beraubt wird, aber noch unangenehmer ist es, wenn dann in den Zeitungen steht: „Heute Nacht verübten freche Diebe einen Einbruch in die Villa des Herrn von L. Tie schlossen den Eigentümer und d-ffm Gattin in dos Schlafzimmer ein und durchstöber ten das ganze Haus, jedoch ohne irgend etwos von W rt zu entdecken. Wer qemimi? Roman von Viktor Lira Hs. 53 „Dadurch haben Sie wohl bewiesen, daß Sic ,mm der Fräulein Ehlers sind? Die Dame «nutz ein sehr gutes Gedächtnis haben, wenn sie das Meid, das vor bei nahe einem Vierkeljahrhundert für ein kleines Kind ge macht wurde, wieder erkannte. Gesetzt auch, daß die Sachen dieselben sind, welche einst das Kind trug, so be weist dies doch noch nicht, daß Sie jenes Kind sind, Herr Körner." „Sparen Lie sich Ihre Worte, Graf!" rief Gertrud. — „Ich habe meinen Sohn an einem Muttermal wieder- erkannk." — „Oh!" höhnte Graf Leonhard. „Das bekannte Erd beermal! Wenn die Wiedererkennung auf einem so ent scheidenden Umstand beruht, dann ist natürlich jeder Zweifel ausgeschlossen, dann ist untrüglich dieser Aben teurer Ihr Lohn! Empfangen Sie meine Glückwünsche, Fräulein Ehlers —" Hugo fiel ihm ins Wort. „Graf, nennen Sie von jetzt an meine Mutter bei ihrem rechtmäßigen Namen — Gräfin Gertrud von Ber linghausen!" Graf Leonhard lachte laut auf. „Ein zu unverschämtes Verlangen —" Hugo wurde vor Empörung feuerrot und seine Blutter leichenblaß. Sie erhob die Hand, als ob sie einen Schlag obwehren wollte. „Hören Sie mit Ihren Beleidigungen auf, Graf Leon hard!" ries Gertrud. „Sie wissen, daß ich die Witwe Ihres älteren Bruders bin —" , „Das behaupten Sie, ob es sich aber so verhält, ist eine andere Lache." „Streiten wir uns nicht darüber", sprach Hugo. „Ich die Beweise dMr erbringen dgß Ihr verstorbener § Bruder meine Mutter zu seiner rechtmäßigen Gattin machte. War Ihr Bruder damals auch noch minderjährig und handelte er eigenmächtig, ficht dies doch nicht im j geringsten die Giftigkeit der Ehe an. Das sage ich Ihnen als Jurist." Der Graf verzog spöttisch die Lippen. „Wäre das Recht Ihrer angeblichen Mutter so zweifel los, hätte sie es sicher sofort nach dem Tode meines Bruders geltend gemacht." „Gerlruo sah ihn voll an, er schlug die Augen nieder. „Sie wissen wohl, warum ich schweig", rief sie. „Der Jammer und das Elend hatten mir alle Lebensfreude geraubt und Lie waren noch grausam genug, mir vorzu lügen: Dein Kind ist tot. Ach, ich war ja selbst noch ein halbes Kind. Ich hatte keine Lust, meine Verwandtschaft mit Leuten, die mich haßten, zu beweisen. Sie sagten mir ja, daß Sie und Ihr Vater meine Ansprüche nie an erkennen würden, was für Beweise ich auch bringen möchte. Ich war wie ein armes Tier, das, tätlich ver wundet, in seine einsame Höhle kriecht und in der Stille stirbt." „Lie wissen recht gut, daß wir im Rechte sind, Graf" versetzte Hugo. „Lie können in dem Kampfe nur verlieren. Schließen wir Frieden." „Frieden?" wiederholte der Graf. »Ja, Frieden!" bestätigte Hugo ernst, „staunen Lie nur, daß Ihnen der Mann, den Lie töten wollen, die Hand darbietet. Ich will unserm Ramen — den Ramen Berlinghausen — nicht gebrandmarkt sehen, will vergeben und vergessen. Erkennen Lie mein und meiner Mutter Recht an, wie Ihr alter Vater es tun wird, wem« ich die Beweise vorlege und wir brauchen das Gericht nicht zu bemühen. Was sagen Lie dazu?" „Daß Lie höchst impertinent sind und Ihr Vorschlag verschmäht wird!" rief der Graf heftig aus. „Sie machek« mir Vorschriften! Lie. «in namenloler Bettler!- Ich habe Ihnen Vorsthnsteu zu machen! Ich bin hierher ge kommen, um Ihnen vorzuschlagen, daß, wem« Sie Ihre albernen Ansprüche fallen lassen, ich Ihnen je eine Leib rente auf Lebenszeit aussetzen will, nicht weil ich Ihre«« Forderungen ein Recht beimessc, sondern weil ich nicht möchte, daß auf meines Bruders Ramen ein Makel komme. — Fordern Lie —" „Sie haben uns genug beleidigt, Graf Leonhard", unterbrach ihn Gertrud stolz. „Wenn Sie uns damit de«« Zweck Ihres Besuches mitgeteilk haben, dann, bitte, be freien Sie uns von Ihrer Gegenwart." „And Lie, junger Mann?" wandte sich der Graf an Hugo. „Ich stimme den Worten meiner Mutter bei. Je eher Sie gehen, desto besser." Graf Leonhard blickte mit dem Ausdruck des bittersten basses von Einem zum Andern, dann verbeugte er sich höhnisch und verließ das Zimmer. Gleich darauf sahen sie ihn im volle«« Galopp die Allee hinunter reiten. „Er führt etwas in« Schilde wider uns, Mutter! Wir haben alle Ursache, ihn zu fürchten." „Ja, «vir müssen auf unserer Hut sein", sagte Gertrud. „Du bist es aber zunächt, dei« er fürchtet. Das beweist sein seiger Mordanschlag! Wenn er Dick getötet hätte!" „Bec«! ge Dich, liebe Mutter! Es war nur ein Streif schuß. de' mich besinnungslos hinstreckte. Der Blutverlust hat mich los etwas erschöpft. In wenigen Tage«« werde ich miede, gesund sein." „Das gebe Gott!" seufzte sie. „Die Wunde ist ja leicht und dürfte schnell heilen. Wenn der Graf aber seine«« Mordversuch wiederholen sollte, Dich wirklich tötete? Ich zittere um Dei«« Leben." „Vertrauen wir auf Gott und unser gutes RxHt, liebe Mutter!"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)