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Rabenauer Anzeiger : 21.03.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-190803216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19080321
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19080321
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-03
- Tag 1908-03-21
-
Monat
1908-03
-
Jahr
1908
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politische Rundschau. Deutschland. Die Budgetkommission des Reichstags er örterte den Etat der Reichsschuld und gleich zeitig eine Reihe von Fragen, die nnt einer geordneten Finanzwirtschaft in ursächlichem Zusammenhänge stehen. Es tauchte sogar der Gedanke ans, ob es nicht ratsam sei, den Micgsschatz im Jnlinsturm zn Spandau auf- zuhebeu. Die Vertreter des Zentrums, der freisinnigen und der nationalliberalen Partei erklärten sich für eine Verwendung dieses 120 Millionen Mark betragenden Schatzes zur Unterstützung der Betriebmittel der Reichs- hanplkasse. — In der Debatte bezifferte Unterstaatssekretär im Neichsschatzamt Twele das Anleihesoll auf 260,5 Millionen, von denen 7,5 Millionen abgeseyt seien. Die Kolouialanleihe sei tilgbar und könne nicht ohne weiteres mit der Neichsanleihe zusammen- geworfen werden. Die Ueberschreitungen für SUdwestafrika in 1006 betrügen 25 Millionen Mark. Der Schatzanweisnngskrcdit müsse nm 125 Millionen erhöht werden. - Zur Verzinsung der uencn Anleihen seien sieben bis acht Millionen mehr erforderlich als ver anschlagt worden waren; Ursache war der beispiellos hohe Diskontsatz. Ein Zentrums redner meinte darauf, die 120 Millionen im Jnlinsturm würden als Stammkapital für die Betriebsmittel segensreicher wirken als jetzt. Werfe man die Summe in den Ver kehr, so werde der Ratzen größer sein als bisher bei dem zinslosen Ruhen im Turm. Auch ein Redner der Reichspartci äußerte, das Ansehen Deutschlands würde nicht leiden, wenn der Schatz im Jnlinsturm zinstragend angelegt würde, kein anderes Land besitze einen derartigen Fonds. Der F-rcisinnsredner betonte, die Kriegsbereitschaft steige mit einem guten Börsengesetz. Nur die Konservativen teilten die Meinung der Regiernngs Vertreter, daß der Schatz nicht angegriffen werden dürfe. Unterstaatssekretär Twele betonte dabei na mentlich, daß ein Krieg auch zur Zeit eiuer Finauzkrisc ausbrechen könne nnd daß daun der Fonds für die Mobilmachung eine hohe Bedeutung gewinnen könne. Bei der Abstim mung wurde die Verzinsungssumme von 3 auf 12 Millionen, der Schatzauweisnngskredit von 350 ans 475 Millionen Mark erhöht. Darauf wurde das Etatsgesetz angenommen, womit die Budgetkommission ihre diesjährige Etatsberatnng erledigte. Das preußische Abgeordnetenhaus setzte die dritte Etatsberatnng bei dem Landwirt schaftsetat fort. ER konservativer Antrag ans Bereitstellung vou 200 000 Mark zur Beschaffung von Saatgut für Ostpreußen wurde angenommen, ein anderer konservativer Antrag, die Gründung einer ostprenßischen Ansiedlungsbank mit 4 Millionen Mark zu unterstützen, derBudgetkommission überwiesen. Der Minister teilte mit, daß die juristischen Bedenken gegen die Entschuldnngsvorlagc für Ostpreußen beseitigt seien- »t! Die Geld-, Bank- und Kreditumfragesoll iu dm ersten Tagen des Mai nach Berlin einbernsen werden. Die Sitzungen, die im Reichsbankgebände stattfiuden sollen, dürften sich durch einige Monate hinziehen. Die Sachverständigen werden ans Persönlichkeiten des Handels/ der Industrie, der Landwirt schaft, aus Vertretern der Baukwelt, Mitglie dern der Parlamente und Universitätslehrern ausgewählt. — Das neue 25-Pfg.-Stück soll aus einer dünnen Nickelplattc von 23 Milli meter Durchmesser bestehen. Deutschlands loyale Haltung in der Bal- kanpolitik hat der Reichskanzler dem Parises Korrespondenten der Petersburger „Nowoje Wremja" klar und überzeugend dargelegt. Fürst Bülow zeigte, wie grundlos die Unter stellungen seien, Deutschland habe das ver bündete Oesterreich-Ungarn zum Bau der Saudschakbahu bestimmt, den mau iu Ruß land nicht gerne sehe, und betonte darauf, daß Deutschland auf dem Balkan lediglich kommerzielle Interessen verfolge. Das Zentrum beantragte zum Etat des Reichsschatzamtes, als „hilfsbedürftig" alle Kriegsteilnehmer anzusehen, die unter. 900 Mark Einkommen haben- Die Wünsche der Kriegsteilnehmer gehen dahin, solchen Be dürftigen 10 bis 20 Mark monatlich als Bei hilfe zn zahlen, weiter verlangen sie ärztliche Unterstützung ans Staatskosten nnd Guaden- guartal für ihre Witwen. Rußland. Der neuernannte Gehilfe des General- gonverneurs von Finnland, General Sehn hat mehrere Drohbriefe erhalten, in denen er aufgefsrdert wird, von seinem Posten zurück- zntreteu, sonst müßte er die Konsequenzen tragen, denn über ihn sei das Todesurteil von der revolutionären Partei gefällt. Das dürfte helfen! Der Landrat von Bendzin in Russisch-Polen hat Breslancr Blättern zufolge die Führer der polnisch- nationalen Partei zn sich kommen lassen nnd ihnen eröffnet, daß er sic für jeden gegen einen Deutschen verübten Angriff persönlich verantwortlich machen werde- Stössels Pension. Die Moskauer Gou- vernemeutsreutei verweigerte die Auszahlung der Pension des zum Tode verurteilten, in zwischen aber zu 10 Jahren Festung begna digten Generals Stössel- Die Vollmacht zur Erhebung der Pension war zwei Tage vor der Verkündigung des Todesurteils unter zeichnet worden lind in dem Urteil wird nicht erwähnt, daß der General seiner Rechte ver lustig gehe, doch war sich die Rentei nicht klar, ob sie die Pension auszahlen solle- Frankreich. Wie General d'Amade neuerdings meldet, scheint die marokkanische Bevölkerung lebhaft friedliche Zeiten und die Regierung Abdul Asis' herbeizuwüuscheu. Während der An wesenheit d'Amades in Casablanca übernimmt der Oberst Bontegourd den Befehl über die iu Dar ?'er Reschid bleibende,: .Truppen. Wie General d'Amade aus Uled Fatima meldet, ist er auf die Meldung pon erheblichen Ansammlungen bei Uled el Ärimi gegen die dortigen Höhen marschiert, vou denen gegen 2000 Marokkaner, Reiter und Fußvolk, zum Angriff vorgingen. Die französischen Truppen warfen diese zurück und verfolgten sie über ihre Lagerplätze und Dörfer hinaus. Die Marokkaner erlitten bedenteude Verluste, diele sind durch das Bajonett gefallen- Zelte nnd Herden wurden von den Truppen erbeutet, die aber jegliche Plüudcruug unterließen nnd Greise, Frauen und Kinder schonten. Die französischen Verlnste sind sehr gering, nur einige Verwundete- Amerika Die Zustände iu der Ncgerrepublik Haiti . spotten der Beschreibung und haben die Ent- s sendnng amerikanischer, englischer, französischer i und deutscher Kriegsschiffe veranlaßt. Die i Fremden fühlen sich bedroht, weil ihren Ge- j sandtschaften, namentlich der französischen, von der Regierung Haitis nachgesagt wird, sie leisteten den Verschwörern Vorschub. Tie Hinrichtung der Verschwörer oder doch solcher Neger, die im Verdacht der Verschwörung gegen die Regierung stehen, nimmt ihren Fortgang. Präsident Alexis führt vorläufig noch das große Wort, die Schiffskanouen dürften ihn aber bald eines anderen belehreu. Als 1902 ein Bürgerkrieg auf Haiti wütete, mußte das deutsche Kanouenboot „Panther" znm Schlitze nuferer Landsleute eingreifeu. Seme Geschütze machten das Kriegsschiff der haitianischen Revolutionäre kampfunfähig. In Erinnerung dieser Aktion sollen die Haitianer die Deutschen am meisten fürchten. Es be finden sich denn auch unter den von den Gewalttaten Betroffenen bisher keine Reichs- angehörigen. Der deutsche Kreuzer Bremen ist bereits vor Port au Prinee erschienen. Er hat 285 Mann Besatzung und ist als neueres Schiff gut armiert. Landet er Ma trosen, können ihnen Maschinengewehre mit gegeben werden. Nach einer späteren Mel dung lenkt der Präsident bereits ein. Er erließ eine Proklamation, in der er erklärt, für die öffentliche Ordnung nnd Sicherheit wie für die Wahrung des Friedens eintreten zn wollen. Asien. Aufruhr iu Britisch-Jndieu. Im Nord- wcsten Britisch-Judicns, wo schon seit Mo naten Unruhen herrschten, ist plötzlich der offene Aufruhr ausgcbrocheu, als die Bebör- den öffentliche Versammlungen verboten. In einigen Orten stürmte die Volksmasse die Negicrnugsgebände nnd Wasserwerke, ver brannte das Postgebände und plünderte die Kaufläden. Auf den Polizeiwachen wurden die Gefangenen befreit; bei den Gerichten die Beamten gezwungen, ihre Sitzungen zn schließen. Die Behörden gaben der Polizei fchlicßlich Befehl, zu feuern. In einem Orte wurden vier Aufrührer getötet, iu einem an deren zerstreute sich die erschreckte Meugc, nachdem das Militär eine Salve in die Luft gefeuert hatte. üeurrcher Reichstag. Der Reichstag hielt wieder eine Tages- und eine Abendsitzung ab, in denen mehrere Etats und Beschlußanträge genehmigt wurden: so An träge auf Denaturierung oder Färbung der Futtergerstc, aus Bemessung der Stenerpflicht für Kraftfahrzeuge nach der größten Pferdekraftstärke, gegebenenfalls auf Erhöhung der Automobil steuer. In der Abendsitzung wurde hauptsächlich ein Zcntrnmsantrag erörtert, als hilfsbedürftig diejenigen Kriegsteilnehmer anznerkcnncn, deren steuerbares Einkommen nicht mehr als 900 Mk. beträgt. Zur Abstimmung kam es noch nicht. Südekum (Soz.) wurde zur Ordnung gerufen, weil er den Stellvertreter des Laudrats in Apen rade eine „Dreckseclc" nannte. Nach Mitternacht ergab sich Bcschlußunfähigkcit des Hauses. Eiu Teil der Abgeordneten hatte sich in den Ecken znm Schlaf niedergelassen. In der folgenden Sitzung nahmen die großen Kolonialdebatten ihren Anfang. Der erste Tag verlief vollkommen ruhig. Einleitend wurde der Zentrnmsamrag, als hilfsbedürftig alle Veteran^ anzusehen, deren steuerbares Einkommen ml über 900 Mk. beträgt, mit 167 gegen 12' Stimmen abgelehnt. Zusammen mit dem zd nialetat wurden die anderen kolonialen Ford: rungen und die Beschlußanträge beraten. Staast sckretär Dernburg stellte den regeren Anteil de deutschen Volkes au dcu Kolonien fest und cV wickelte sein Programm: Gerechtigkeit gcjfl Weiße nnd Schwarze, Schaffung eines besonder«' Kolonialbeamtenstandes nnd einer RassenjnO wirtschaftliche Unterstützung der Weißen in ist wissen Grenzen, wozu die Farmer ihre Hail bieten sollten, Förderung der Missionen, G- ziehnng der Neger zu selbständiger und regel mäßiger Produktion, Einsetzung einer Eing« borenen-Kommission und eines Landeskulturamff Der Staatssekretär berief sich auf andere kolmst satorische Nationen, namentlich Frankreich, un begründete die Eisenbahnfordcrungen. Die Nofl südbahn Windhuk -Kcetmanshoop habe er eins» weilen zurückgestellt, weil er sich alsbald mst Schluß des Reichstages erst iu SüdwestaM umsehen wolle. Abg. von Richthofcn (kons.) er kannte den guten Willen des Staatssekretärs al nnd forderte Trennung zwischen Missionen ml Verwaltung, Erziehung der Eingeborenen z»' Arbeit und eine richtige Bodenpolitik. Mit Bahnplänen schien der Redner einverstanden sein. Arning (natlib.) beschäftigte sich besonder mit der Eingeborenenfragc nnd betonte die hl tnrclle Bcdcntnng der Arbeit der Weißen. Dst Rechnen des Staatssekretärs Ivar ihm zu st Spahn (Ztr.) kritisierte das dargelegtc Programl im allgemeinen im wohlwollenden Sinne. vom Wechsel. Gelegentliche genauere Feststellungen HM die Tatsache ergeben, daß sich im Geschäfts kehr die Zahl der umlaufenden Wechsel außer ordentlich vermehrt hat und zwar ist das M nur bei größeren Firmen der Fall, die sich cM festen Wechsel-Kredits erfreuen, sondern auch kleineren Betrieben, die damit einer momcutaB oder längeren Geldknappheit ans dem We^ gehen wollen. An sich ist diese Tatsache durch«»- erklärlich bei deu heutigen Zeitlänfcn, und cr würde vielleicht nicht nötig sein, sich mit der A- gelegeuheit näher zu befassen, wenn nicht Gcßfl bestünde, daß der Boden der guten Solidist' verlassen würde. Aus der starken KonkurrcE Herans, die überall dastcht, wird die Notwendig kcit hcrgelcitct, dem Publikum etwas Bcsondett- zu bieten, und da soll der Wechsel zur Deckest sich ciustclleudcr Ausgaben dienen: aber dariilfl darf nicht vergessen werden, daß dieser Krcdi» modus auch ein Rückgrat im eigenen Betrieb kapital haben muß. Wesentlich mit Wechseln s arbeiten auf eine rege Zukuufts-Hoffnuug hi» ist eine bedenkliche Sache, und es ist stets empfehlen, au dcu Grundsatz: Klein, aber solid fcstzuhalten, statt sich ans Wagnisse cinz» lassen, deren Basis der schwankende, papicflf Boden der Wechsel ist. Direkt gefährlich wirf alles, wenn die ganze Geschäftsgründung v»» vornherein mit einem Wechsel-Kredit opcncfl das Publikum schaut schnell hinter fragwürdig Bctriebs-Knlifsen, hält, woran cs sehr recht tst an dcu bisherigen Verbindungen mit guten, all»" Unternehmungen scst, nnd das neue Wcchscl-bif bände stürzt in Trümmer. Unter den heutig Verhältnissen kann nicht ost genug geraten wfl den, wer das erforderliche Kapital zur Führwf eines, wenn auch nur bescheidenen Betriebes nid' in Händen hat, der soll cinsteilen, bis ciw»»' günstigere Zeiten kommen, ans eigene Selbst«» digkcit verzichten. Es kommt nie so glatt »»f schön, Ivie vorher ausgerechnet war, nnd hfl im kritischen Moment eine feste Stütze im cigew» Kapital-Vermögen, dann liegt der GlückswM znr Seite. , Das Publikum verlangt hcntc etwas für ß» 1 Zweifelnde Lieöe. Roman von M. Kneschke-Schönau. L7 Gleich einem bösen Dämon war Adelheids Gepa.t plötz lich Zwischen ihnen aufgetaucht. Nein, cs ist nichl ^möglich, diese Augen können nicht trügen. Neu belebt von diesem Hoffnungsschimmer vergegenwär tigt er sich noch einmal die ganze Szene vor Adelheids An kunft. Er sieht sie vor sich sitzen, das schimmernde Haupt über das Sagenbüchlein geneigt, das Blitzen ihrer Augen, als sie so warm die unschuldig hingemordete Rauhgräsin be dauert und den ungerechten Gatten verurteiit. Er hört ihre weiche tiefe Stimme sagen: „Wer ungehört verurteilt, hat bei mir auf Sympathie nicht zu rechnen!'^ So fühlt und spricht keine Verworfene. Erleichtert richtet er sich im Wagen auf. Diese Erinner ung kam ihm zur rechten Zeit. Seinen Entschluß, sie noch l eute aufzusuchen und Aufklärung zu erbitten, hat er vor hin so ha bwcgs aufgegeben, jetzt faßt er ihn von neuem und nich.s soll ihn an der Ausführung der elben hindern. Ungeduldig spät er umher, ist denn Münster noch nicht er reicht? Ah, da ist schon das Zollhaus und die Nahebrücke, nur noch fünf Minuten und der Wagen hält am Droschken stand in der Nähe der ersicn Saline. Rasch verläßt er das Gefährt, lohnt den Kutscher ab und strebt eilig dem Hotel Baum zu. Er fragt den Portier nach Maria erfährt, daß sie zu Hause ist nnd schickt durch das diensttuende Mädchen seine Visitemarte hinauf und läßt um eine Unterredung bitten. Endlos dehnen sich die Minuten, bis das Mädchen zurück lehrt. - > / „Die gnädige Frau bedaure sehr, den Herrn Professor nicht empfangen zu können, lautete der Bescheid. Er mußte sich gewalt g zusammennehmen, um seine tiefe Niedergeschlagenheit vor. den neugierig forschenden Blicken des Dienstpersonals zu verbergen. Schwer stützt sich seine Rechte auf den Stock, und schleppenden Ganges wie ein Schwerkranker schleicht er in der Richtung des Gradierhau es davon. Auf der ersten unbe'etztcn Bank Platz nehmend, stützt er den Ellenbogen auf das Knie und starrt gesenkten Hauptes auf die krausen Zeichen, die sein Stock in. den Kies zeichnet. Die Abweisung Marias hat ihn wie ein Schlag ge troffen, denn nur Schulbewußt ein kann der Grund hierfür sein. Wenn sie etwa vierzehn Tage lang mit der Schulin- pektor n in einem Hause gewohnt hat, mußte sie dieselbe wiedererkennen und mußte wissen, was diese nach ihrem Fortgang über sie sprechen würde. Es war demnach feige Flucht gewesen, als sie sich auf der Burg so rasch verab schiedete. Sie hatte eben Veranlassung, ein Amammensein mit ihr zu fürchten, ebenso eine Unterredung mit ihm An gesichts dieser Tatsachen nimmt die schreckliche Erzählung der Schul in'pcktorin an Mahr-chemisch keit mehr und mehr zu. Wie, die Stolze, Schöne, auf deren Vornehmheit und Tugend er den heiligsten Eid geschworen, ene Verworfene, die, von von dem einen betrogen, m t dem andern unlautere Be ziehungen unterhält, von ihm sich Ge d schicken läßt, um verreisen zu können und ihm am dritten Ort ein Nendezvo s zu geben. O pfui, wie schmachvoll! — Und das mußte ihm passieren, ihm, der nie mit Frauenherzen gespielt, der das Weib stets als ein höheres, edleres Wesen verehrt hatte. Warum war er dem Rufe Tante Sidonus gefolgt und hatte sich wieder in den Strudel des gesellschaftlichen Lebens locken lassen. Er mit seiner Lächerlichen idealen Weltanschauung, er paßte dort nicht hin, für ihn war die stille Gelehrtenstube der einzige Ort, O, hätte er sie nicht verlassen oder wäre er seinem ersten Plane gefolgt und einsam seine Straße ge zogen. Die schwere Herzenswunde, die unsäglich schmerzliche Enttäuschung wäre ihm erspart geblieben. Gegen die en wilden, jede Lebensfreude ertötenden Schmerz war das Ge fühl. daß ibn damals bei Adelheids Lreubruch erfaßte, ein Kinder.piei gewesen. Jenes bat er im Laufe d'er-Z^ überwunden, diesen Schmer; überwindet er nie..'H'^ Da berührt plötzlich etwas weich und und > Warmses herabhängende Linke und ein Helles Kinderstimmchen ihn aus se nem verzweiflungsvollen Brüten. Es ist Helling der, auf dem Spielplatz weilend, den Professor bemerkt und schort auf ihn zugesprungen kommt. , „Onkel Professor, bist Du krank, hast Du auch Köpfst wie Mama?" erkundigt er sich teilnehmend und schaut mit seinen Kinderaugen treuherzig ins Gesicht. , „Mein Junge, mein lieber!" kommt es gepreßt über Professors Lippen, er will das Kind zärtlich an sich rieh^l doch Ler Blick, der Ausdruck erinnert ihn wieder so fabelp^ an die Mutter, und jäh läßt e: den bereits erhobenen wieder sinken, Es zerreißr ihm das Herz, aber er kann Kind jetzt nicht sehen! Sanft schiebt er es von sich. „Onkel Professor, warum bist du mir bö e?" fragt mut betrübt. Um seinen Mund zuckte es schmerzlich, "" verschleiert blicken die Augen. . Der Professor bemerkt ep, und sich gewaltig behe.rsche" ' zieht er den Knaben an sich. Was kann das unschvl;^ Kind da!ür, daß seine Mutter ihm das Herz gebrochen?^ , Ick bin Dir nicht böse, mein Hellmut! Ich habe z-R lieb, hörst Du, so lieb —" DieSümme versagt ihm, und Zähne fest aufeinander beißend, birgt er seine feuchten Aug in dem goldbraunen Gelock des Kindes. Hellmut wird es unhe.mlich zu Mute, er sucht sich Z" freien. „Ich muß j-tzt zur Mama", sagte cr ängstlich. § „So geh/und grüße — nein grüße sie nickt, son sage ihr, ich hätte ibr vorhin Lebewohl jagen wollen - § „Regest Du fort, Onkel Professor?" Bang fragend cr zu ihm auf. „Ja, morgcn nein heute noch", fragt Jener wandtcm Gesicht. "kH' „sl „O", ruft das Kind bedauernd, „so kommst Du roch uns nach St. Goar?" ' " ' -
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