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Memuer Anzeiger Lrfcheinl Diensiag, Doniierslcig 11. Sonnabend. N bonnemenISpceir einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes l,bv Mk. Zeitung lür Lhnraud, Äkiseeghürl) Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- und Grohölsa, Obernaml-orf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lnban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Pubiikntwnslrnft für amtliche Bekanntmachungen. Nnmmer 25. Fernsprecher: Amt Deuben 114. Donnerstag, den 26. Februar 1W8. Fernsprecher: Amt Deuben 114. 21. Jahrgang. Aut n-d una frr». Rabenau, den 26. Februar. — Wenn ein Verein sich zu einem ge selligen Vergnügen entschließt, sv wird er, zu mal in der Winterszeit, häufig die Form eines Kränzchens wählen. Ein solches veranstaltete am 23. d. Mts. der Turnverein! im Amt-Hofe und hatte damit den geräumigen Saal mit einer zahlreichen Teilnehmerschaft gefüllt, die sich mit seltener Ausdauer dem fröhlichen Tanze hingab. Und in der 10. Stunde wurde derselbe durch einen von den Turnern aufgeführlen Neigen unterbrochen, dessen Tadel losigkeit und Eleganz allseitigen Beifall errang. Sodann wurden die flüchtigen Stunden zur Fortsetzung des Balles benutzt, wom die ihlh- mischen Klänge des Menze, schen Chores mit unwiderstehlicher Gewalt auffoiderlen, bis end lich der bedenklich vorgerückte Zeiger der Uhr dem heiteren Spiele ein kategorisches Halt gebot. — In öffentlicher Sitzung des Landgerichts Freiberg wurden zur Bildung der Spruchliste sür die am 23. März beginnende erste Schwur- gerichtsperwde, deren mutmaßliche Dauer acht dis zehn Tage dauern wird, u. a. als Ge schworene auSgelost': Karl Röber, Drogist, A. Brückner, Fabrikbesitzer, A. Wünschmann, Bau meister, sämtlich Rabenau, Oi törichter Tho mas in BorlaS, Klempnermeister Weinhold und Forstassessor Mammen in Tharaud, Oberförster Kempe iu Höckendorf. — In Babisnau beschloß die Ge meindeversammlung einstimmig eine Wasser leitung zu bauen. Sie setzte sich mit der Fa. Löffler in Freiberg in Verbindung. — Putz- und Gewehrreiniguugs- material mußten die Soldaten bi-her aus ihren Mitteln kaufen. DaS wird nach Annahme des Besoldungsgesetzes anders werden. Für die von der Heeresverwaltung verlangten drei Millionen soll künftig den Mannschaften das Putz- und Reinigungsmaterial geliefert werden. — Zu dem Kömgl. Dekret, die Fortsetzung der elektr. Straßenbahn Plauen— Hainsberg bis Flurgrenze Hainsberg — Loßmannsdorf, läßt sich noch folgende« Nachträgen: Um den auf der Verlängerungs- Nrecke zu erwartenden Verkehr abschätzcn zn können, sind durch Zählungen jene Personen sestgestcllt worben, die aus Rabenau, CoßmannS- dors, Eckersdorf, Obernaundorf und SomSbors nach und von dem Bahnhof der Eisenbahn zu Hainsberg zu- und abgegangen sind. ES sind innerhalb eines Jahres aus jenen Orlen ziemlich 40 000 Personen zum Bahnhof Hainsberg gekommen und fast ebensoviel von dort abge- gangen. Unter der Annahme, daß von diesen 80 000 Personen bei Verlängerung dec Bahn etwa der 4. Teil mehr als bisher die Straßen bahn zum Zu- und Abgang zur Hauptbahn benutzen würde, also etwa 20 000 Personen, daß ferner etwa 10 000 Personen mehr von und nach Dresden mit der Straßenbahn fahren würde (wobei allerdings der Hauptbahn ein entsprechender Verkehr entzogen würde) und daß schließlich der Ortsverkehr mit Deuben eine Zunahme von 15 000 Personen erfahren würde, könnte im ganzen mit einer VerkehrS- stcigerung von rund 45 000 Personen jährlich für die Straßenbahn gerechnet werden. Ans diesem Zuwachs würden jährlich etwa 7500 Mark Einnahmen zu erwarten sein, ungerechnet den auf der Hauptbahn entstehenden Ausfall. Die Betriebskosten der Fortsetzungsstrecke würden jährlich etwa 7000 Mark betragen und die Einnahmen der Straßenbahn decken, ausreichende Verzinsung nnd Amortisation der Anlagekosten würde jedoch auch ohne Berücksichtigung deS EinnahmeauSfalls auf der Hauptbahn nicht eintrelen. — Die Zweite Kammer beriet am Diens tag Eisenbahnangelegenheiten. Finauzministec v. Rüger betonte, der Bau nicht wirtschaft licher Eisenbahnen müsse eingeschränkt werden. Zugleich warnte der Minister, zu der alten Schuldenwirtschaft nicht zurückzukehren. — Der Fleischer Martin August Hack mann wird beschuldigt, zwei Truthühner, die einem Geflügelzüchter in Hintergersdorf bei Tharandt gehörten, gestohlen zu haben. Die Hühner, die einen Wert Von 100 Mark repräsentierten, weil sie Zuchthühner waren, kamen dem Eigentümer am 26. November v. I. weg und wurden bei dem Beschuldigten vorgefnnden. Letzterer behauptet, er habe die Tiere von einem Unbekannten für 6 Mark gekauft. Dec Angeklagte, der 56 Jahre all und unbescholten ist, wird freigesprocheu. — In der nächsten sächsischen Lehrer versammlung wird auch die Reform des Religionsunterrichts zur Erörterung gelangen. Die mit den Vorarbeiten dazu betrauten Lehrervereine in Chemnitz und Pirna haben jetzt eine ganze Anzahl Thesen aufgestellt, aus denen hervorzuheben ist, daß eine Verminderung der Stundenzahl für Religionsunterricht auf allen Klassenstufen, Beginn dieser Unterrichtes nicht vor dem dritten Schuljahr und Neu gestaltung des religiösen Lernstoffes unter strenger Berücksichtigung der gesicherten Er gebnisse wissenschaftlicher Forschung und des sittlichen Empfindens unsrer Zeit gefordert wird. Wie bekannt, haben auch die Dresdner Stadtverordneten um eine Verminderung des religiösen Memorierstoffes in den Schulen gebeten. — Die Ordensverleihungen er heischen von unserm sächsischen Staate einen jährlichen Aufwand von 39 500 Mark. Und zwar werden die Ausgaben sür OrdenSdeko- rationen, Ordensbänder und Etuis rc. aus jährlich 38 000 Mark berechnet. Hierzu kommen noch für Besoldungen der in der Ordenskanzlei nebenamtlich beschäftigten Beamten, Aufwärter usw. 2020 Mark. Einnahmen werden bei der Ordenskanzlei nur 520 Mark als Erlös für unbrauchbare Ordensdekorationeu verzeichnet, sodaß sich für die Ordenskanzlei ein Slaats- zuschußimBetragevo» 39 500 Mark nötig macht. — In Wurzen wird in diesem Juhre vom 9.—16. August da« 8. Wettinbundes- schießen stattfinLen. Den Ehrenvorsitz hat Graf von Kocnneritz übernommen. Um den Schützen reichliche Gelegenheit zum Schießen zu geben, sind 27 Schießstände in Aussicht genommen. Bei dem Gruppenschießen erhalten die Sieger prachtvolle Faynenschleifen, welche als dauernde« Andenken an daSFest gelten sollen. — AuS dem GeschäftsSdericht des Deu bener Rabatt-Spar-VereinS sei folgendes bemerkt: In 1907, dem dritten VcrcinSjahre, hatten die Vercinsmitglieder für 169 800 Mk. mchr Waren umgesctzt, als in 1906. Der Mitglicderstand erhöhte sich auf 185. An Rabatt wurden gewährt 85 565 Mark, baS sind 11 390 Mark mehr als in 1906. In der Sparkasse befanden sich Ende 1906 trotz Einlösung aller Bücher immer noch 16 000 Mark. Die Prä mienverteilung sand beim Publikum guten Anklang. Nach dem von Herrn Kaufman» Ebert erstatteten Kassenbericht beliefen sich die Einnahmen aus 4082 Mark, die Ausgaben auf 2205 Mark, so daß ei» Bestand von 1877 Mark vorhanden ist. Der Warenumsatz der letzte» drei Jahre bewegte sich in aufsteigender Richtung; er betrug in 1905: 1343 600 Mk-, in 1906 :1542 400 Mk-,in 1907:1712 200 Mk- — ES ist Beschwerde von der Kgl. Eiscnbahnbetriebsdirektio» darüber erhoben wor den, daß an einigen Haltepunkten der „Sem- mcringbahn" bei Ankunft deS ZugcS sich die Schuljugend auf dem Bahnsteig herumtummelte, ebenfalls darüber, daß Jungen nach de» Wa- gettfenstern mit Schneeballe» geworfen haben und sich sogar einige an den Laufstange» des Schlußwagens anhielten und so bis an daS Ende deS Bahnkörpers mit dem Zuge um die Wette liefen. Die Eltern werden deshalb auf merksam gemacht, ihre Kinder zu verwarnen. Sollten sich Unglücksfälle durch solche Unsitte ergeben, werden die Eltern zur Verantwortung gezogen und haben auch noch gesetzliche Strafe zn erwarten. — Glückliches Wilsdruff! Sein Lokalblatt schreibt über den 1908er HauS- haltplan: „Die Wohlhabenheit Wilsdruffs drückt sich in einer gewissen Beweglichkeit der Ziffer» aus; während man anderwärts Mühe und Not hat, das Budget ins Gleichgewicht zu bringen, das Soll ist meist größer als das Haben, läßt unser Haushaltplan ohne weiteres erkenne», daß man nicht unnölig ausgibt, daß man aber alle» berechtigten Ansprüchen ohne viel Mühe Rechnung zu tragen vermag. Hoffentlich macht die staatliche Steuerreform, die in absehbarer Z it sicher kommt, nicht alle Tiäume zu Nichte. Die bewegliche» Kassen der Stadtverwaltung (auSschlikßiich Stadlkasse) weisen in Einnahme nnd Ausgabe einen Um satz Von ca. 600 000 Mark auf. Von dem Ertrag der Einkommen- und der Grundsteuer in Höhe von 22 000 Mark wecden/iberwiesen 8243 71 Mark an die Stadlkasse, 2950 Mk. an die Annenkasse, 4842 Mk- an die Kirchen kasse und 5964 Mk- an die Schulkasse. Diese Überweisungen decken freilich nur einen Teil der Bedürfnisse dieser Kasse». Die Stadtkasse schließt i» Einnahme und Ausgabe mit knapp 100 000 Mark ab. In den Einnahmen sind u. a. die Erträgnisse der städtischen Gebäude eingestellt." — Kleine Notizen. — Der 23jähr. Schlossergeselle Röhnert aus Ebersbrunn, der seinerzeit ans seine junge Frau, mit der er knapp ein Vierteljahr verheiratet war, trotzdem aber in der unglücklichsten Ehe lebte, drei R^- volverschüsse abfeuerte, die zwar alle 3 trafen, aber keine lebensgefährlichen Verletzungen Her vorriesen, wurde vom Schwurgericht i» Plauen i- V. wegen versuchten Totschlags unter An nahme mildernder Umstände zu 2 Jahren Ge fängnis verurteilt. — Der 54 Jahre alte Schleifer Mätlig ans Großschönau hat einen ihm auferlegten Offenbarungseid wissentlich falsch geleistet. Außer einigen Kleidungsstücken hatte er nur ein Bargeld von 9,56 M. auf- gesührt, das beim Schlosser Fellner und einem Schreiber Kögler untergebrachte Geld im Be trage von etwa 16 000 Mk. aber verschwiegen. Fellner und Kögler befinden sich in Unter suchungshaft, während Mättig vom Bautzener Schwurgericht wegen wissentlichen Meineids zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. — Ein Streckenarbeiter wurde in Barthmühle überfahren und sv schwer verletzt, daß er bald darauf seinen Geist aufgab. — Der 13jährige Sohn deS Landwirts Michel und der 10jähr. Sohn des Buchhalte, S Neichhold in Radeberg lummelteu sich aus Eisschollen deS Goldbach teiches, rutschten ab nnd stürzten ins Wasser. Sie konnten beide nur als Leichen geborgen werden- Dresden. Am Sonntag abend in der 9. Stunde ist der am 17. November 1880 in Langau geborene Heizer Karl Guhra, als er im Begriffe war, von einem an der Kohlenbahn im großen Ostragehege liegenden Raddampfer über eine Dampswinde hinweg ans Laud zu gehen, in die hochangeschwollenc Elbe gestürzt und sofort in de» Fluten verschwunden. Ein Maschinist, der als Erster über die Dampf winde gegangen ist, hat hinter sich einen Fall ins Wasser gehört und beim Umdrehen nur noch die Füße über der Wasserfläche gesehen. Er hat sofort Hilfe gerufen, worauf der Ka pitän des Raddampfers hinzugeeilt ist. Beide Männer haben die Unfallstclle abgesucht, von dem Verunglückten aber nichts mehr gespürt. — Ein umfangreicher Strafprozeß wird im März die 5. Strafkammer deS Königlichen Landgerichts Dresden beschäftigen. Die Ver handlung richtet sich gegen den vormaligen Inhaber der Zigarettenfabrik „Jaffa", den Kaufmann Friedrich Naumann aus Aken, der bereils vom Schwurgericht Dresden in der 5. voijährigen Sitzungsperiode wegen betrüge- lischen Bankcolis, KonkursvergchenS, Urkunden fälschung und Betrugs zu 2 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt worden ist. Für die erneute Verhandlung ist der Schwur- gerichtssaal im neuen Justizgebäude auf eine Woche reserviert worden, da nicht weniger als 130 Zeugen geladen werden sollen. — Die 51jährige Näherin Marie Therese Henner aus Dresden beobachtete bei der Bei- setzungsfeier für die Köiiigin-Witwe, daß im Menscheugedränge auf der König Johaniistraße ei» verheirateter Kaufmann seiner ihn be gleitenden Verkäuferin den Arm bot. Am 19. Dezember richtete die H. einen Brief an den Kaufmann und forderte diesen auf, 50 Mark für die Schreiberin auf der Post niedcrzulegm, „wenn nicht Ihr Familienleben gestört werden soll". Die Henner wird wegen versuchter Er pressung vom Landgericht Dresden zu Vier Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrver lust verurteilt. — Eine angenehme Uebercaschung erfuhr in Löbtau auf der Hoheuzollernstraße ein Herr, als ihm ein großes Deckbett auf de» Kopf siel. Er war vor Schreck ganz baff und namentlich deshalb, weil die eine Seite des Deckbettes ganz naß war — was nicht vom Regen sein konnte! Zu der Nässe kam eine Portion Schmutz hrnzu, denn der Passant schleuderte ingrimmig das mollige Deckbett aus die Straße und verduftete. — Um seine Lehrerschaft in Haftpflrcht- sällen genügend schützen zu können, hat der Stadtrat in Oederan in anerkennenswerter Weise folgenden Beschluß gefaßt: Jeder Lehrer (Lehrerin) fungiert bri der Veranstaltung von Ausflügen, Unterrichtsgängcn, Turnspielen, Schulreifen usw. — wie bei seiner amtlichen Tätigkeit — nicht als Unternehmer, sondern als Beauftragter der Sladlgemeinde. — WaS ist Kunst? Diese nicht ganz einfache Frage beaiitwortel in einem Inserate der „Radeberger Zeitung" Emil Ziegenbalg in folgender Weise: „Ich gebe meiner werten Kundschaft hiermit bekannt, daß ich meine ganze Sorgfalt auf die Herstellung einer guten Zwiebelwurst verwende und daß ich nicht imstande bin, Ochsen neue Zähne einzusetzen." Wie heißt cS in LortzingS „Undine"? — „WaS mag daS für ein Ding wohl sein, sirengt euren Scharfsinn an." Plauen i. V. Die unsinnigen Prophe zeiungen von Kartenschlägerinnen haben schon manches Unheil heraufbeschworen und manches friedliche Leben zu einem unfriedlichen gemacht. So hat sich auch herausgestellt, daß ei» erst neulich hier durch Selbstmord geendetes blühendes Menschenleben auf das Konto dieser wider sinnigen Rat-Erteilungen zu sitzen ist. Ein junges Mädchen Halle sich von einer solchen „Nocne" das wahnwitzige Märleiu erzählen lassen, sie werde bei späterer Verheiratung bei dem ersten glücklichen Familienereignis unfehlbar ihr junges Leben lassen müssen. Dies nahm sich daS Mädchen so zu Herzen, daß sie in einem Anfall von Tiefsinn sich ertränkte. Gibt eS denn keine Möglichkeit, jenem unlauteren Gewerbe den GarauS zu machen ? Eine Schande für unsre aufgeklärte Zeit! - Röst-Kaffee ist Grotzhandels- artikel geworden! Als eine in erster Reihe stehende Großkaffeerösterei wird die der Firma NichardPoetzsch, Hoflieferant, Leipz i'g, im ganzen deutschen Reiche rühmlichst genannt. Es ist bckaiint, daß Poetzsch-Nöst-Kaffee nur in Original-Packungen in den Preislagen zu: 100—120—140—160—180—200 Pfg. das Pfund (mit PreiSausdruck) in den Handel kommt, und daß sämtliche Sorlen nach dem modernste» Hrißluft-Shstem geröstet werden. Die ganz veraltete Art des KaffcebrennenS — auf de» bekannten Trommeln mit direkter Feuerung — liefert eine Ware, welche be züglich des feinen Geschmackes, kräftige» Aromas und höchster Ergiebigkeit mit dem von genannter Großkaffeerösterei gebotenen Nöst- produkte nicht in Konkurrenz treten kann. Für den hiesigen Bezirk haben die Firmen Carl Schwind, Rabenau, Emma Weinhold, Tharandt, den Vertrieb übernommen.