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Wemmer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag n. Sonnabend. e , . », I n s e r a t e kosten die Spaltenzeile oder deren »bomienlenlSpretr einschließlich zwei illustrierier < NtsN N k N l ,1 »tk Naum 10 Ps., sür auswärtige Inserenten 15 Pf., °ch.sei"gen Akllllllij M ^lrUillttv^ ^kllklUMU^ Flamen 20 Pf. AnNb^^ Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eohmannsborf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher PubUkaliouskraft für amtliche Bekanntmachungen. - "" - u "st > > -» i , >. i — -1 - i' i".— —' Nummer 18. «ernsprecher: Amt Deuben 114. Dienstag, den 11. Februar 1908. Fernsprecher: «ntt Deuben 114. 21 Jahrgang. Bekanntmachung. Die noch rückständigen Staats- und Gemeindesteuern, sowie die Abgaben für elektrischen Strom zu Licht- und Kraftzwecken sind zur Vermeidung von Weiterungen sofort an die Stadtkasse abzusühren. Rabenau, am 10. Februar 1908, Der Stadtrat. Ullt unü fern. Rabenau, den 10. Febmar. — Am 6. d. M. hielt der hiesige Ver band der Sächsischen Fechlschule im Ratskeller die Jahresversammlung ab, welche die Wieder wahl sämtlicher bisher fungierender Vorstands mitglieder ergab. Der vorliegende Jahresab schluß wies folgende Einzelheiten auf. Die Mitglnderzaht bestand im Jahre 1907 ans 152 Personen, worunter 2 Ehrenoberfccht- meister, 4 Ober- und 6 Fechtmeister. Der Kaffenbestand betrug am Ende des Jahres 408.10 Mark. An Unteistützungen wurden an 10 Familien 80 Mark gewährt sowie an einen Konfirmanden ein Anzug. Wenn die Fecht- schule auch nicht im Stande ist, allen Nöten der Bedrängten ein Ende zu bereiten, so wirkt sie doch nach Kräften gegen Mangel und Kümmernis, die besonders in der Winters zeit sich empfindlich geltend machen und Alle, die durch Entnahme einer Fechlkarte das Liebes- Werk unterstützen, verdienen sich einen Gottes lohn bei ihren mit wenigeren Glücksgütern ge segneten Mitmenschen. — Die letzte Konferenz des „Pädagogischen Vereins" war von über 40 Mitgliedern besucht; auch Herr Schulrat Fink war erschienen Als die wesentlichsten Punkte seien herausgehoben der Bericht des Herrn Schuldirektors Nemicke- Rabenan über den P. sächsischen Forlbildungs- schultag, von dessen Tagesordnung besonders der l. Vortrag: „Zur Eigenart der Schüler in unsern Fortbildungsschulen" gewürdigt wurde, svwie der Vortrag des Herrn Lehrers Schumann-Rabenau: „Jirungen auf dem Gebiete des AussatzunterichlrS". Er bot viels praktische, erprobte Gedanken und stellte sich auch oft in Gegensatz zu bekannten Neuerer», z. B. Scharrelmann, sand aber doch immer einen gvngbaren Mittelweg. — Die wanderlustigen Sachsen. Daß die Sachsen das wanderlustigste deutsche Volk sind geht daraus hervor, daß von den 24642 Herbergsbesuchcrn in allen deutschen und deutsch- österreichischen Studenten- und Schüler-Herber gen allein 8043 aus sächsische Gäste ans 38 Studierocten Sachsens enifallen, und zwar auS Dresden allein 2568, aus Leipzig 153, Während ans Berlin nur 1317 Besuche kamen. — Der Gemeindevorstand Sieber rn Grum bach stürzte infolge des Glatteises auf der Straße und erlitt tödliche Verletzungen. — Der wegen Sittllchkeilsverbrechens vor bestrafte 53 Jahre alte Handarbeiter Gustav Adolf Schneider ans Bor las wurde vom Freiberger Landgericht wegen Beleidigung, Haussriedenbruchs, Bettelei und Landstreichens zu 1 Jahr 7 Monaten Gefängnis und Ueber- weisung an die Landespolizeibehöcde verurteilt. — Ein Zigeunerlransporl von acht Köpfen Von Poffen dorf kommend, kam unter Bedeckung in Deuben an, nm die Reise Per Bahn bis Freiberg fortzusetzen. Die dor tige Gendarmerie übernahm den Weitertrans port, fand aber unter den Angehörigen eine wegen Diebstahls gesuchte Persönlichkeit, wes halb die Sistierung „ach dem Königlichen Amtsgerichte zu Döhlen erfolgte. — Beim gestrigen Verbandswettlauf des Ski-VerbandS Sachsen Altenberg er rang den KönigSPreiS Herm. Klette-Dresden sür den Dresdner Ski-Klub. — Die sächsische Zweite Kammer geneh migte einstimmig die Bahn Wilsdruff — Gärtitz. — Der Gemeinderat inRippjen beschloß, sich einer Eingabe wegen Ermäßigung des Frachttarifs auf der Bahnstrecke Potschappel— Hänichen anzuschließen. Ein Antrag des Hans- bcsitzervereins wegen Abschaffung des Minimal tarifs und Berechnung des Wasser- nur nach dem Verbrauche ward abgelehut- — Der Kirchenvorstand in Kreischa hat beschlossen, vom 1. Februar 1908 an bei Trauungen Kranz und Schleier nicht mehr als Ehrenprädikate zn betrachten, da in verschiedenen benachbarten Parochien schon längere Zeit der gleiche Brauch herrscht. - Zahlreiche Hände regen sich jetzt an den Bahnbauten, welche die Erhöhung der Chemnitzer Bahnlinie betreffen, und auch in den kältesten Tagen — allerdings nur in be schränktem Maße — fortgeführt werden. Gegen wärtig belegt man den neun Meter hohen Weißeritzdurchlaß ebenfalls mit Gleisen für Bauzüge, die nun auf dem vollendeten Hochdamm vor der Gitterseer Brücke her die Auffüllmasien, die durchweg dein Hange hinter des auf Dölz- scheuer Flur befindlichen Teiles der König Friedrich August-Hütte entnommen werden, nach dem noch unausgefüllten Teile des HochdammeS zwischen der Dresdner Straße und der Weißeritz bringen. Die erwähnte Hütte erhält durch diese Abtragungen schönes Areal zu Erweiterungs bauten. — Der „Fall Beier" zieht immer weitere Kreise. Vier Personen, die Grete Beier deren Mutter der Kaufmann Merker und die Hebamme Kunze, befinden sich schon im Gefäng nis. Jetzt ist auch gegen den Gendarmerie-Bri gadier Kuchar in Brand ein Verfahren einge leilet. K. soll in einem Prozesse gegen den verstorbenen Bürgermeister Beier zu dessen Gunsten einen Meineid geleistet haben. — Lieb Vaterland kann st ruhig sein! Nach vieler Mühe und lang durchwachten Nächten war es endlich der Gendarmerie und dem Schutzmann Genauck in Mockritz ge lungen, den berüchtigten Kaninchendieb und Einbrecher Maul auf frischer Tat zu ertappen und festzunehmen. Maul wurde vorläufig in der OrtSzelle in Mockritz untergebracht. Hier schien es demselben aber gar nicht zu behagen, denn nachdem sich das Auge des Gesetzes ent fernt, unternahm er einen kühnen Ausbruchs versuch. Und dieser gelang. Maul durchschlug den in der Wand der Zelle eingemauerten Kachelofen, gelangte durch die hierdurch ent standene Oeffnung in eine Nebenstube und von dieser durch ein kleines Schiebefenster ins Freie. Dieser sehr geräuschvolle Ausbruch hatte auch eine größere Anzahl Neugierige (nicht nur Kinder, o nein) hiuzugelockt. Mit andächtigem Staunen vernahmen sie das schreckliche Getöse in der Zelle und sahen verwundert, wie ein paar Menschenarme nach und nach zu dem kleinen Fenster neben der Zelle hiuauSgeschoben wurden Toch, was ist das? Ein Kopf wird sichtbar! Das ist ja Maul! Hah, das ist der richtige Augenblick. Fürchterlich rollten die Augen der Umstehenden, die Gesichter nahmen eine andere Färbung an und endlich rafften sie sich auf und ergriffen — den Ein- und jAusbrecher wird der liebe Leser denken — o Käsekuchen — die Flucht. Mit Siegesmiene, stolz wie ein Römer und mit gemessenen Schritten ver ließ Maul die Nähe der ungastlichen Frohnfeste, winkte ihm doch wieder die goldne,'Freiheit entgegen. Freilich hat er diese nicht lauge ge nossen denn schon am Abend desselben Tages wurde er in Dresden wieder erwischt und dies mal in eine niet- und nagelfeste Kiste unter gebracht. Die tapferen Helden aber, die Maul's Flucht beobachtet hatten, saßen währenddessen bei Muttern, fest entschlossen ihr Leben so teuer wie nur irgend möglich zu verkaufen. — Kleine Notizen. —JnZwickau wurde im Brückenbergschacht I der 16 Jahre alte Tagarbeiter Georg Saalfrank, der sich an der Welle des Vorgeleges der Kreiselpumpe der Kohlenwäsche zu schaffen gemacht hatte, in das Getriebe gezogen und von der Welle au die Wand und Diele geschleudert. Dem Bedauernswerten wurde der Schädel vollständig zertrümmert, so daß derTod augenblicklich eintrat. — Durch ausströmendeö Gas aus einem schad haften Gummischlauch erstickte das Töchterchen des Kaufmanns Scheppard in Plaue». — In der Mühle zu Callenberg bei Schirgis walde wurde der 20 Jahre alte Müller Zumpe vom Treibriemen erfaßt und um die Welle geschleudert; er erlitt einen doppelten Bruch des linken Armes, einen Beinbruch und schwere Queischungen. — In einer Wohnung der Planitzstraße in Chemnitz kam ein vier jähriges Mädchen mit einer brennenden Pe troleumlampe dem Vorhang eines Kinderkorbes, in dem ein 7 Monate alles Mädchen lag, zu nahe und setzte dadurch diesen in Brand. Das Feuer wurde sogleich von den Angehörigen erstickt; immerhin halte aber das im Korbe liegende Kind so schwere Brandwunden erlitten, daß cS am anderen Morgen starb. — In Freiberg wurde gegen die Bürgermeisters witwe Beier aus Brand vor dem Landge richt in siebenstündiger Sitzung wegen Ver leitung zum Meineid verhandelt. Für die des Mordes usw. beschuldigte Grete Beier war es von Wichtigkeit, ihr Alibi vom 2. Mai vorigen Jahres nachznweisen. Die Witwe Beier war daher bestrebt, die 71jährige Witwe Reuter zu eiuer falsche» Aussage zu verleiten, indem sie diese bewegen wollte, zu bestätigen, ihre Tochter Grete am 2. Mai v. I. in Frei berg gesehen zu habe». Dec Staatsanwalt Dr. Manul plädierte auf Verurteilung und die Be strafung der Angeklagten mit Zuchthaus. Der Verteidiger der Angeklagten, Rechtsanwalt Dr. Knoll-Dresden, bemilragle Freisprechung. Nach längerer Beratung verkündete oas Gericht den Beschluß, daß die Verhandlung bis Diens tag vormittag 11 Uhr ausgesetzt werde. ES sollen in dieser Zeit die in Waldheim befind lichen Akte», die die jetzt in der Irrenanstalt Waldheim zur Untersuchung ihres Geisteszu standes befindliche Grete Beier betreffen, her- beigezogeu und der Untersuchungsrichter als solcher noch vernommen werden. — Voin Schöffengericht Schirgiswalde wurde der Roßschlächter Otto Reime wegen Tierquälerei zu 6 Wochen Gefängnis verur teilt. Er hatte seinem auf der Heimfahrt in folge der Glätte gestürzten Pferd, um es zum Aufspringeii zu bewegen, mehrfach mit eimm kleinen Msser die Brust zerfleischt, an welchen Wunden das Tier verblutet ist. — Gegen die Beamtenkoiisumvereine und Wirtschastsvcreinigung erläßt fitzt die Mittel standsvereinigung im Königreiche Sachsen eine neue Bekanntmachung. Sie richtet an ihre Mitglieder das dringende Ersuchen, in den Stadtverordneten - Versammlungen und Gc- nuindcverlretungen mit aller Kraft darauf hin- zuweiseu, daß bei der Heraufsetzung der Gehälter der Rat der Gemeiudevertreter die Erwartung aussprechen, daß die Beamten es als eine Ebrcnpflicht ansehen möchten, im In teresse des gewerblichen Mittelstandes von den Bestrebungen der Beamtenkonsumvereine und Wirtschaftsvereinigungen abzulassen. — Wie schwere wirtschaftliche Folgen die bereits seit dem Jahre 1902 in Dresden be stehende Grundstückskrise gehabt hat, zeigt eine, von der „Dr. Bürgerztg.", dem Organ der Hausbesitzer, gemachte Zusammenstellung über die zur Zwangsversteigerung gelangte» Grund stücke. Seil dem Jahre 1902 sind mehr als die Hälfte aller Dnsdner Grundstücke zwangs weise versteigert worden. Allein in den beide» Jahren 1906-l907 kamen 1622 Grundstücke zur zwangsweise» Versteigerung. Ihr Wert belief sich auf 100 345 486 Mark, während ihre hhpothekffche Belastung 110 163 206 M. betrug. DaS Gesamtmeistgebot dagegen belief sich nur auf 71 333 582 Markl Einschließlich der eigenen Hypothekenfordecunge» der Ersteher, die sonst ebenfalls ganz oder teilweise ausge fallen wären, betrug dann der Uebernahmc- preis 93 788 628 Mk. Der Hypothekenaus- fall war somit unter Berücksichtigung der Kosten 20 einhalb Millionen Mark. DaS sind Zahlen, die eine ungeheure Summe von Sorgen, Kummer und Not ausdrücken nnb in ihrer ganze» Furcht barkeit erst erkenubar werden, w>Nn man be denkt, wieviel bürgerliche Existenzen, wieviel Wohlstand und Glück dadurch vernichtet sind. — Am Donnerstag mittag erschoß sich in Dresden in seinem Grundstück, Ammonstr. 36, der Baumaterialienhändler Georg Paul Böhme infolge finanzieller Verluste. — Ein Dresdner Herr, der nicht genannt sein will, hat der Heilsarmee in Che in n i tz ei» Haus im Werte von 60 000 M. geschenkt. Es soll in ein Männerheim nmgewandelt werden, in dem 200 obdachlose Männer Auf nahme finden köimen. — Das 2^/z jährige Söhnchen des Ar beiters Lorenz in Annaburg riß eine Pfanne mit siedenden, Schmalz aus dem Ofen und überschüttete sich mit den, Inhalt. DaS Kind erlitt so schwere Brandwunden, daß es nach wenigen Stunden starb. — Die in England bezüglich ihrer Rich tigkeit in Italien vielfach angezweifelte Ehe Tosellis mit der Gräfin Montignoso ist offiziell in das Standesamtsregister in Florenz einge- tragen worden. — Der frühere sächsische Kultusminister von Schlieben ist auf seinem Schlosse Taubenheim verstorben. — Bei der Warnsdorfer Polizei erstattete letzter Tage ein Fabrikant aus Leipzig die Anzeige, daß ihm, als er auf dem Bahnhofe in Zittau von einem angebbch aus Warns dorf stammenden Mädchen, das er in Zittau kennen gelernt hatte, sich entfernte, beim Ab schieds-Händedruck ein Ring im Werte von 400 Mark vom Finger abgestreift worden sei. Der Genannte, der auf der Reise nach Görlitz begriffen war, hatte erst in Hirschfelde den Abgang des Ringes bemerkt, die Fahrt unter brochen und sich nach Warnsdorf begeben. Ten Nachforschungen der Warnsdorfer Polizei gelang es denn auch, das Mädchen, daS sich Minna Schneider aus Warnsdorf nannte, zu ermitteln und festzustellen, daß es eigentlich Filomena Podlipska heiße und nach Bratkowitz zuständig sei. Die schlaue Diebin wurde in dem Augen blicke festgenommen, als sie mit Sack und Pack »ach Görlitz abreisen wollte. De» Ring hatte sie in ihrem Geldtäschchen bei sich. — Die Geschäftsreisenden Hock aus Nürn berg und Giegold aus Fürth wurden von der Polizei in Plauen i. V. auf dem oberen Bahnhofe in dem Moment festgenommen, als sie mit verschiedenen dort erschwindelten Wert sachen abfahren wollten. Dje Schwindler hatten sich Briefbogen mit der Aufschrift „Beamten verein Kasino Plauen anfertigen lassen und diese dazu benutzt, dortigen und auswärtigen Uhrmachern zu schreiben, ihr Verein bedürfe zu einer am 25. d. M. stattfindenden PreiS- verteilung mehrerer goldener Uhren und Ketten, und um eine Auswahlsendung zu bitten. Auf diese Weise erlangten sie von einem Uhrmacher in Plauen Uhren im Werte von 430 Mk. u- von einem Gmündner Uhrmacher goldene Ketten im Werte von 634 Mk. In 11 Fällen blieb es bei dem Versuche. Auf gleiche Art haben die Schwindler Anfang Januar auch in Nürnberg Uhrketten im Werte von 700 Mk. erlangt. Giegold wird außerdem von der Staatsanwaltschaft in Traunstein wegen Be trugs steckbrieflich verfolgt. — In Riesa wurde ein Glasergejelle verhaftei, der mit zwei Frauen verheiratet sein soll. Seine erste Frau lebt in Hamburg, von wo der Mann, der zwei Kinder hatte, verschwand und sich nach Dresden wandte. Hier lernte er ein Mädchen aus Riesa kennen, mit der er sich verheiratete. Zwei Kinder sind dieser zweiten Ehe entsprossen. Der Mann befindet sich beim Riesaer Gericht in Uniersuchungshaft. — In Posen erstickte bei einem Brande eine Witwe und ihr einjähriges Kind, eine an dere Witwe mit Tochter ist schwer erkrankt-