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Mnunm Ayerger Erscheint Tienriag, Donnerstag ». Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Zeitung für Wrund, SeiseeMch Inserate kosten die Spaltenzeile oder drren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf., Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. klein- nnd Großölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmaunsvorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskruft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 16. »ernsprecher: Amt Deuben 114. Donnerstag, den 6. Februar 1908. Fernsprecher: Amt Deuben 114. ZI. Jahrgang. Vslcsnnlmsvkung. Trotz schon wiederholt erfolgten Verbots wdcn im hiesigen Orte nach eingetretenem chneefalle die öffentlichen Fahr- und Fuß- tge außerordentlich häufig von Kindern zum chlittenfahren benützt. So gern man nun auch den Kindern Ver- mgungen dieser Art gönnt, so sind doch die fentlichen, im hiesigen Orte meist abschüssigen traßen und Wege die ungeeignetesten Plätze :rzu, da hier nicht nur die Kinder durch c verkehrenden Geschirre, und letztere selbst, ndern auch die Futzpassanten durch ie entstehende Glätte außerordentlich fährdet werden. ES wird daher auf Grund der Ministerial- rordnung vom 9- Juli 1872 dasSchlitten- hren der Kinder auf den öffentlichen Fahr- id Fußwegen zur Vermeidung von UnglückS- llen und Verkehrsstörungen verboten, derge- rlt, daß diejenigen Eltern, welche es unter sten, ihre Kinder von diesem Gebühren ab halten, mit Geldstrafe oder entsprechender oft belegt werden. Auf Grund eines mit dem Wirtschaftsbe- ser Hrn. Paul Wünschmann hier getroffenen »kommens können die Kinder auf der Hrn. iünschmann gehörigen, hinter seinem HauS- undstück gelegenen Wiese ungestört Schlitten- hren und auch daS hinter dem RathauS- rten gelegene Grundstück, der frühere Turn- atz kann benützt werden. Außerdem werden : Hausbesitzer gebeten, ihre Gärten zu diesem vecke, soweit dies möglich ist, den Kindern r Verfügung stellen zu wollen. Rabenau, am 13. Januar 1908. Der Bürgermeister. Hur Nav una fern. Rabenau, den 5. Februar. — Lebe» und Treiben bei einem „Müiich- r Salvatorbierfeste" stellte das Vergnügen dar, s am Dienstag Abend die hiesige Schützen- sellschafl auf ver ,,König Albert-Höhe" ver- zstallet hatte. Der Vergnügungs-Ausschuß war rauf bedacht gewesen, die Festlichkeit so Uerhaltend und abwechselungsretch wie nur zend möglich zu gestalten, weshalb der Ver us desselben auch als wohlgelungen bezeichnet -rden kann. Zu dem Feste hatte sich ein zahl- ches Völklein eingefunden, um bei Gesang d fideler Bockmusik einen frohen Abend zu kleben. Für Bewegung sorgten flotte Tänze >d dabei verging die Zeit, sodaß vielen der ähe Morgen noch „zu zeitig" erschienen sein ll, um den Gang nach den heimatlichen euaten anzutrete». Die gemütlichen, schönen tunden dürften den Teilnehmern noch lange angenehmer Erinnerung bleibe». — Bei der letzten Dresdner Gcflügel-Aus- llung wurden auch wieder einige Mitglieder s hiesigen Geflügelzüchtervereins mit AuS- chnungen bedacht. So erhielten Zimmer- abenau einen 2. Preis auf Hühner und ie» 1. und 2. Preis auf Tauben, Reinhardt Aitzsch-Lübau einen 1. und einen 2. Preis f Tauben, Ludewig-Lübau einen 1. Preis f Hühner. Auf der Ausstellung in Dippoldis- Ade" erhielt R. Palitzsch-Lübau vier 1. und ei 2. Preise auf Tauben und eine» 1. Preis f Hühner. — Ein frescher Vorgang trug sich am ontag abend gegen 8 Uhr in Deuben ischen Wagners Gasthof und der Emaillier- tle zu. Frau Oberlehrer Burkhardt und ichter hier hatten in Deuben einen Besuch macht und befanden sich aus dem Wege ch dem Bahnhof Hainsberg, als plötzlich ein ngcr Mann auf Frl. Burkhardt zutrat, ihr n Mund zuhiell, den Hut vom Kopte riß >d mit beiden Füßen auf demselben herum- ü. Alsdann verschwand der Bursche unge- idert nach dem Bahnhofe Hainsberg zu, >tzdem mehrere Erwachsene den Anfall mit gesehen hatten. — Palentschau, mitgeteilt vom Patent bureau O. Krueger L Co., Dresden. Louis Bachmann, Rabenau: Form zum Pressen usw. (verlängertes Gebrauchsmuster). — Emil Kirchhoff, Coß mannsdorf: Guillochier- maschine für runde Gegenstände mit Einrichtung zur Drehung des Werkstückes um eine senk rechte Achse und mit um eine wagrechte Achse kreisendem Stift (ert. Pat.) — Arthur Lohfe, Hainsberg: Blumenbrett (Gebrauchsmuster). — Bei der Sparkasse rn Hainsberg wurden im Monat Januar 210 Spareinlagen im Betrage von 24,996,74 Mk. eingezahlt und 64Rückzahlungen imBetragevon 12,244,65 Mk. gewählt. — Se. Majestät der König begab sich Dienstag früh, begleitet von mehreren Herren, mit Sonderzug »ach Klingenberg zur Hochwllvjagd auf SpcchlShauseuer Flur. — 3. großes Wintersportfest in Geising am 8. und 9. Februar. BU weiteren gutem Schneefall wird es möglich sein an ge nannten Tagei: das Sportfest abzuhalten. In Dippoldiswalde haben die Stadiverocdmten beschlossen, daß von Ostern ab das Achtklassenshstcm an der Stadtschule eingeführt wird und eine Trennung der Ge schlechter beim Unterricht nicht mehr stattfin den soll. Man meint, die anderwärts mit dieser Einrichtung gemachten Erfahrungen gäben keine Ursache zu Befüchtungen irgendwelcher Art. — In Deuben hat sich in der Wohnung seiner Eltern, Bergstraße 22, der 23jährige Papierfabrikarbeiler Max Georg Albert er schossen. Der Beweggrund ist unbekannt. Die Angehörigen haben nicht das geringste von dem Selbstmord wahrgenommen und fanden erst später den Verstorbenen vor. — Herr Sauitätsrat Dr. Bartels in Kreischa hat um Entlassung aus dem Amte eines ersten Gemeindeältesten gebeten. Der Ge meinderat hat das Gesuch unter Anerkennung der großen Verdienste des Herrn Dr. Bartels, namentlich um das Zustandekommen des Bahn projektes Niedersedlitz—Kreischa, genehmigt. — Die zweite Strafkammer des Dresd ner Landgerichts verhandelte gegen den 1880 in Niedergorbitz geborenen, 32 mal vorbestraften Kutscher Aug. Wilh. B-Yer wegen schweren Diebstahls im wiederholten Rückfalle. Im vergangenen Herbste ist der Angeklagte in Löbtau, Cotta und in einigen Orten des Plauevschen Grundes zur Nachtzeit in Schreber gärten eingestii'gen und hat eine große Anzahl Tauben, Hühner und Kaninchen gestohlen. Insgesamt werden ihm 18 solcher Diebstähle nachgewiesen. DaS Gericht erkennt gegen den Angeklagten unter Zubilligung mildernder Umstände auf drei Jahre Gefängnis und fünf Jahre Ehrverlust; 1 Monat Gefängnis gilt als verbüßt. — Von dem Landgericht Dresden erhielten die Arbeiter Emil Friedrich Heidrich, Karl Hermann Heinicke, Oswald Paul Küchler, Ernst Richard Lempe und Bruno Richard Limbach wegen Religionsvergehens je drei Monate Gefängnis. Die Angeklagten haben am Mittwoch, den 20. Oktober vorigen Jahres während deS Begräbnisses des Geheimen Hof rats Dr. Eckstein auf dem Triuitatisfriedhofe in der Nähe des Grabes gelärmt und gejohlt und hierdurch die Leichenfeier gestört. Heidrich trug auf dem Rücken ein Reklameschild mit der Ausschrft „Brumby-Mann". Seine Ge nossen brüllten hierbei: „Ist das nicht der Brumby-Mann? Jawohl daS ist der Brumby- Mann!" — Feine Gesellschaft! — Am letzten Sonntage kamen nach mittags 5 Uhr die Gemeindevertreter von Klingenberg, Colmnitz, Pretzschendorf, Ober- u. Niederbobritzsch und Sohra im Sachsenhofe zusammen, um über Errichtung eines Elektri zitätswerkes zu beraten. Dafür waren alle Gemeinden, die meisten stimmten schon zu. Die jenigen, die nicht vollzählig als Vertreter er schienen waren, werden nachträglich noch ihre Erklärungen abgeben. Es steht also ein guter Stern über diesem Unternehmen. Dresden. Auf imermittelte Weise ent stand im Dachboden des Grundstückes Pietzsch- stcaße Nr. 25 in Vorstadt Naußlitz ein er heblicher Brand, der erst bemerkt wurde, als die Flammen das Dach durchbrochen hatten und der Dachstuhl des zweistöckigen Gebäudes in Hellen Flammen stand. — In der Anton stadt zog ein ir/,jähriger Knabe während der nur einige Minuten dauernden Abwesenheit der Mutter einen im Küchenofen stehenden mit Kaffee gefüllten Topf heraus und verbrühte sich dabei mit dessen Inhalt derartig, daß er am anderen Abend verschied. — Die sächsische Zweite Kammer erledigte einige Kapitel des Etats und des Rechenschaftsberichts; bei Kapitel 43 des letzteren kam es zu einer erregten Auseinandersetzung zwischen dem Staalsmimster v. Hohenthal und dem Abg. Günther über die Dienstreisen der Beamten. — Als in der Südvorstadt von Dresden eine Arbeitersehefrau von einer Verrichtung heimkehrte, mußte sie. da ihr Ehemann auf ihr Klingeln die Tür nicht öffnete, durch ein offmstehcndeS Feilster in ihre Wohnung ein steigen. Hier sand' sie nun in der Küche ihren Ehemann auf einem Sofa liegend mit Schaum vor dem Munde bewußtlos und stark röchelnd vor. Sie öffnete sofort das Küchenfenster und holte einen Arzt herbei, der eine Kohlenoxyd- gasvergiftung feststellte und des Mannes Ein lieferung in das Friedrichstädter Krankenhaus verfügte. Der Unfall ist darauf zurückzuführen, daß die im Ofenrohr befindliche Schiebcklappe um den Ofen länger warm zu halten geschlossen worden war. — Im Pieschener Hafen in der Nähe des zurzeit dort untergebrachten Militärbades stürzten zwei Knabe» im Alter von 6 und 8 Jahren, die sich mit anderen Kindern auf einer Eisscholle befanden, in die Elbe. Nachdem sich der Feuerwehrmann Köpping vergeblich um die Rettung der beiden bemüht hatte, eilten auf deren Hilferufe die als Wache auf dem Bade befindlichen Pioniere Döring und Hering II herbei, denen es gelang, die beiden bereits besinnungslosen Kinder auf das Land und durch sogleich unternommene Wiederbe- lebungsversuchewiederzumBewußtseinzu bringen. — Kleine Notizen. — Wege» ver schmähter Liebe suchte sich ein 19 jähriger Maschinensticker auS Schneeberg an seiner in Neustädtel wohnenden Geliebte» zu räche». Ec drang in die Wohnung ein und wollte das Mädchen erstechen, wurde aber noch an Aus führung der Tat verhindert. Darauf beging der junge Mann Selbstmord. — Der Schneider meister Peyer ausGeyer, der seit Sonnabend vermißt wird, wurde am Montag früh zwischen Geyer und Zwönitz ermordet aufgesunden. P. hatte am Sonnabend mit zwei Bekannten im Wirtshause „Zur Hoffnung" zwischen Zwönitz und Geyer Einkehr gehalten. Mit ihnen hat er den Heimweg nach Geyer angetrete». Die zwei Begleiter haben ihn angeblich zwischen genanntem Gasthaus und der Stadt Geyer verloren. Peyer führte etwa 100 Mark in bar bei sich. Auffällig ist, daß der eine der beiden Begleiter an einer Wange seit Sonntag eine große Wunde Hal. Am Montag sind die in Frage kommenden Begleiter H. und M. in Haft genommen worden. — Von Drillingen (Mädchen) wurde am Sonntag die Ehefran des Hausbesitzers und Zimmermanns Schuster in Seitendorf enibunden. — In der Kirche zu Großpostwitz wurde der siebente Sohn des Zimmermanns Kalauch in Mönchswalde getauft- Der König, der Patenstelle übernommen hatte, sandte einen wertvollen Patenbrief. — Ein oberer Schüler des Lehrerseminars in Leipzig ist in der Nacht zum Montag durch einen Sturz aus dem Waschsaalfenster tödlich verunglückt. — In Brambach wur den nach längerer Ruhezeit bei einer Temperatur von — 12 Gr. C wieder Erderschütterungen verspürt. Der erste ziemlich heftige Stoß von West nach Ost wurde um 5 Uhr 21 Min. bemerkt. Es folgten um 6 Uhr 1 Min, 6 Uhr 12 Min>, 6 Uhr 15 Min- und 6 Uhr 17 Min. weniger heftige Stöße. Ein weiterer heftiger Stoß wurde um 8 Uhr 6 Min. wahrgenommen. — Am 1. Februar entlud sich in der 9. Abendstunde bei heftigem Schneegestöber ein kurzes, aber heftiges Gewitter über die Freiberger Gegend. — Auf UllerSdorferRevier in der Nähe von Bühlau wurde ei» besser gekleideter fremder Herr, der durch Selbstmord geendet, erschossen aufgefunden und durch Herru Ober förster Seipt polizeilich aufgehoben. Die Identität des Toten ist ermittelt. — Eine in Merzdorf bei Flöha wohn hafte 10jährige Schülerin, Tochter unbemittelter Ellern, deren Geburtstag mit dem des säch sische» Kronprinzen zusammensällt, hatte au diesen einen Brief mit der Bitte um ei» Paar Schlittschuhe gerichtet. Vier Tage später brachte der Postbote ein Paket mit einem Paar hoch feiner Schlittschuhe und einem Schreiben des Kronprinzen. — In einem Hause der Hainstraße in Chemnitz war am Sonntag nachts gegen drei viertel 12 Uhr von Hausbewohnern wahrge- nomme» worden, daß aus der eine Treppe hoch nach dem Hofe zu gelegenen Wohnung einer Handarbeilersfamilie Rauch entströmte. Da die Studentür verschlossen war, kletterte ein inzwischen herbeigeeilter Soldat der 2. Kompagnie des 181. Infanterieregiments auf das Dach eines angrenzenden Schuppens, schlug eine Fensterscheibe ein und errettete so zwei Mädchen von vier und zweieinhalb Jahren aus der verqualmter« Schlafstube vom sicheren Erstickungstod. DaS ältere der beiden Mädchen war bereits bewußtlos und hatte in dem schon in Brand geratenen Belt schwere Brandwun den erlitten. DaS Bett war ohne Zweifel durch einen heißen Ziegelstein, welchen das Ehepaar vor seinem Fortgang in das Belt zu dessen Erwärmung eingelegt hatte, in Brand geraten. Beide Kinder wurden indasKrankenhaus geschafft, nachdem man das bewußtlose Mäd chen durch Wiederbelebungsversuche mit Sauer stoff ins Bewußtsein zurückgerufen hatte. Der mutige Lebensretter erlitt beim Zertrümmern dec Fensterscheiben mehrere Schnittwunden. — Eine Kompagnie der französischen Fremdenlegion in Algier wurde von einem Schneesturme überrascht, dem zahlreiche Legio näre zum Opfer fielen; 21 Leichen wurden gesunden. — In Leipzig sollte das in dec dritten Etage des Hinterhauses Nltterstcaße 44 woh nende Fräulein Schröter exmittiert werden. Da auf .wiederholtes Pochen und Klingeln die Wohnung nicht geöffnet wurde, holte man einen Schlosser herbei, der die Oeffnuug vornahm. Die Tür führte direkt in die Wohnstube. Die Eintrelcudeu prallten vor einem entsetzlichen Geruch zurück. Als man einigermaßen Luft zugeführt hatte und den Raum betreten konnte, sah man drei Katzen, die um eine Schüssel faulendes Fleisch sich gelagert hatten. Von der Bewohnerin der Stube war nichts zu sehen. Man ging jetzt in das dunkle, weil fensterlose Schlafzimmer und fand dort die Schröder Völlig bekleidet über dem Bett liegen. Sie war tot. Auf welche Weise ihr Tod erfolgt ist, steht noch nicht fest. Zur Aufnahme deS Tatbe standes hat sich eine behördliche Kommission an den Oct des Leichenfundes begeben. — Ain 29. Oktober v. I. wurde durch eine Gasexplosion ein in der Hebbelstraße in Leipzig-Lindenau gelegenes Wohnhaus zerstört, wobei 1 Kind getötet und 8 Personen gefährlich verletzt wurden. Unter der Anklage, das Unglück verschuldet zu haben, stand der Gasschlosser Lindner vor der Strafkammer. Er wurde wegen fahrlässiger Tötung und ge fährlicher Körperverletzung unter Außeracht lassung seiner Berufspflicht zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt.