Volltext Seite (XML)
27. Februar 1907. Das Poti - Erzgeschäf't. Stahl und Eisen. 299 Man sieht, die Verhältnisse liegen dort nicht so einfach, und ich kann jedem, dem nicht sozusagen ungezählte Mittel zur Verfügung stehen, nur raten, die Hand von d e m Geschäfte zu lassen. Denn mit ungenügenden Mitteln an eine große Sache herangehen, heißt dort sein Geld verlieren. Und in Wirklichkeit ist der Kaukasus das Grab vielen, vielen ausländischen Kapitales. Aus den bisherigen Darlegungen ergibt sich, daß man das Erzgeschäft dort auf drei Arten betreiben kann: 1. Man sucht beizeiten in Besitz einer eigenen Plattform zu gelangen; 2. man läßt sich eine Plattfornf notariell und durch das Komitee übertragen und beginnt selbst den Ein kauf, und 3. man kauft Erz auf Wagen. Nr. 1 ist natürlich der sicherste Weg. Der Preis für gute rote Ware beträgt heute 91/s Kop., derjenige für schwarze Ware 10 Kop. Das Pud Abfälle (Sieberz) ist schon für 4 bis 5 Kop. zu haben. Eine Garantie für Güte wird nicht geleistet, man muß seine Augen aufmachen, in dem man durch einen geeigneten Mann jeden ankommenden Transport besehen und schlechte Ware zurückweisen läßt. Nr. 2 ist schon unsicherer, da die Sollliefe ranten immer leicht ein Hintertürchen finden, um in Zeiten der Aufwärtsbewegung einem einen Schabernack zu spielen. Die Preise sind außer dem in der Regel um 2 Kop. höher als bei Nr. 1. Bei Nr. 3 braucht man kein Lager in Tschia- turi, hat aber auch keine Garantie für Güte der Erze, da alles, was schwarz ist, in der Regel verladen wird. Außerdem- steigt der Preis im umgekehrten Verhältnis der geförderten Wagen; er ist in den wildesten Zeiten bis auf 25 Kop. gestiegen, womit man die unter Nr. 1 angegebenen Preise vergleichen mag. Erz auf Wagen kaufen — irgend eine Garantie zu geben wird immer glatt abgelehnt — kann also ohne Gefahr nur ein großes Haus, das zu seinen guten Erzen ruhig einige schlechte Wagen zukaufen kann, ohne befürchten zu müssen, seine guten Erze allzusehr zu verwässern. Der Preis der Erze auf der Plattform, also der Plattformpreis, ändert sich sehr' wenig, dagegen ist der Preis für Erz auf Wagen, der sogenannte Tagespreis, einer ständigen, fast täglichen Aenderung unter worfen und ist eine Funktion der Beförderung der Erze nach Poti und der dort auf Erz wartenden Dampfer. Noch einige Zahlen über die Transportkosten: 1. Reine Fracht für einen Wagen von Kopeken 750 Pud von Tschiaturi bis Poti f. d. Pud (76,84 Rubel) 10,25 Abladen auf Poti-Plattform (2,50 Rbl.) Aufladen daselbst (2,50 Rbl.) . . . .> 1,31 Abladen ins Schiff (4 Rbl.) J Poti-Stadtzoll 0,25 11,81 (= 15,57 « f. d. t.) Dies nennt man indirekte Wagen. Für direkte Wagen, d. h. solche, die in Poti nicht aus geladen werden, sondern gleich ins Schiff kommen, gelten folgende Sätze: Kopeken 2. Fracht 10,25 Ausladen ins Schiff (4 Rbl.) 0,53 Stadtzoll 0,25 11,03 (= 14,55 « f. d. t.) Indessen wird ein Drittel aller direkten Wagen von Seiten der Arbeiter als indirekt betrachtet und berechnet und muß nach Nr. 1 bezahlt, werden. Außerdem sind in Poti für die revo lutionären Kassen noch 45 Rbl. für jede Platt form zu zahlen, einerlei ob auf denselben Erz liegt oder nicht. Auch die Arbeiter in Shara- pan verlangen 41 Kop. für den Wagen Brand schatzung. Außerdem wurde in Tschiaturi ein geführt, Sonntags für jede Plattform einen Wagen zu stellen und zu beladen; da mußten aber 12 Rbl. für Beladung bezahlt werden und derjenige, der nicht mitmachte, wurde boykottiert! Das Aufladen der Erze auf die Wagen in Tschiaturi kostet für den Wagen gewöhnlich 3 Rbl. und ist hierauf bei Abschluß der Kon trakte wohl achtzugeben. Gewöhnlich trägt diese Kosten der Verkäufer. Auf das Vorkommen der Erze überhaupt übergehend, bemerke ich folgendes: Wie in der ganzen Welt, so war es auch früher in Ruß land in bezug auf Mutung und Beleihung der Grubenfelder, nämlich das Erz gehörte dem, der es fand. Der Kaiserin Katharina mag es aber als eine Ungerechtigkeit vorgekommen sein, daß man nicht Herr über seinen eigenen Grund und Boden sein sollte, und sie änderte das Berggesetz dahin ab, daß das Erz demjenigen angehört, der Grund und Boden inne hat. Wie wenig eine solche Aenderung dem Einzelnen wie der Gesamtheit zu nützen imstande war, zeigt die Zerfahrenheit des Erzgeschäftes in Tschiaturi, wo der Grundbesitz von jeher stark zersplittert war. Man hat es, ich glaube, mit einigen Tausend von kleinen Besitzern zu tun, die unter einen Hut zu bringen ein Ding der Unmöglichkeit ist. Einen Versuch in dieser Richtung stellt Tchawi-Kwa dar, mit dem das Berliner Mangansyndikat einen Vertrag hat, das jetzt zur Liquidation zu schreiten sich veranlaßt sieht. Hätte das ganze Vorkommen oder wenig stens der größere Teil desselben einer großen Ausbeutungsgesellschaft gehört, so würde die selbe Anlagen im großen haben machen können und hätte jedenfalls auch für gute Beförderungs mittel gesorgt. Jetzt, bei dem zersplitterten Besitz, liegt alles in Tschiaturi, wenn es einige Jahre schlecht geht, platt auf der Erde und hat nichts zu reißen und zu beißen, da jeder seine Ware loswerden will und dieselbe zu jedem Preise losschlägt. Preise von 4 Kop. sind in