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von Craiova im Lotrutal die Pflege des Berg baues sich angelegen sein ließen. Es hat zu ver schiedenen Zeiten des verflossenen Jahrhunderts nicht an Versuchen gefehlt, einen früheren Abbau von Eisen und Kupfer durch zu bildende Gesellschaften wieder aufzunehmen. So wandten sich österreichische Unter nehmer, wie Schüler im „Jahrbuch für Mineralogie“ 1838 berichtete, Baia-de-Arama zu, und richtete man seine Aufmerksamkeit auf die Gruben von Negrisoara (Distr. Suceava). Jedoch über mehr oder minder erfolglose Versuche kam man nicht hinaus. Es ist darum fraglich, ob ausländisches Kapital sich bei den hohen Unternehmerkosten vor gründlichen geolo gischen Untersuchungen an die Hebung dieser etwaigen Reichtümer heranwagen könnte. Der Abbau der Kohle dürfte bei planmäßiger Inangriffnahme wahr scheinlich günstige Ergebnisse zeitigen, namentlich bei den mächtigen Lignitlagern, die jüngeren geo logischen Formationen als der sarmatischen angehören. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckte man die ersten Braunkohlenvorkommen im Dämbovitabezirk, später machte man weitere Funde im Bezirk von Mehedinti (Bahna), im Jalomita- und im Prahovatal, in der Moldau in Comanesti, Bacan, Suceava. Nicht an allen Orten handelte es sich um hervorragende Qualitäten, und nur an wenigen Stellen entwickelte sich die Nutzbarmachung. Die ersten diesbezüglichen Versuche datieren vom Jahre 1884. Private Initiative setzte in Filipesti (Prahovatal) und in Sotinga (Dämbovita) ein. Der Staat schritt in Bahna und in Margineanca (Dämbovita) zur Eröffnung eigener Bergwerke, gab aber das letztere bald wieder auf, da wohl infolge irrationellen Betriebes sich die Ausbeute nicht als lohnend genug herausstellte. Die größten Schätze jedoch, die unter der Erd oberfläche sich bergen, sind Petroleum und Salz. Die Ausbeutung des Petroleums ist eine verhältnismäßig junge, hat aber in kurzer Zeit eine Industrie erstehen lassen, deren Blüte und Zukunft durchaus wahrschein lich ist. Sie hat an einigen Stellen, so namentlich im Prahovatale, Lebensbedingungen und Lebensver- hältnisse in überraschender Weise beeinflußt. Mit Ausnahme der von einigen großen Gesellschaften geführten Unternehmungen ist die Ausbeutung noch eine äußerst unentwickelte. Mängel in der tech nischen Leitung, ungeschickte Anordnung der Bohr löcher, Fehler im Betrieb, die oft eine Verstopfung der Röhren oder eine Ueberschwemmung der Petroleumlager zur Folge hatten, haben vielleicht öfter den Ertrag beeinträchtigt, als die Armut der angebohrten Zone. Selbst größere in rumänischen Händen befindliche Betriebe haben mit ungeschultem, technischem Personal ihre Arbeit ins Werk gesetzt. Ein Wandel in diesen Verhältnissen wurde nun in jüngster Zeit angebahnt und zwar durch zwei große deutsche Banken, die Deutsche Bank und die Dis kontogesellschaft. Erstere nahm insbesondere die Er weiterung des Betriebes der „Steaua Romana“ in die Hand, letztere stützte im Verein mit S. Bleichröder die Telega-Oil-Co. Beide Banken bildeten, um über bedeutende Mengen von Petroleum für den euro päischen Markt verfügen und erhebliche Preisschwan kungen und Unterbietungen verhindern zu können, einen Ring von ihnen verbündeten Gesellschaften. Wahrschein lich ist, daß solcher Zusammenschluß, sofern die Erträge des rumänischen Petroleums in ihrem Wachstum ver harren, und nicht ein Wettkampf zwischen den beiden deutschen Finanzgruppen selbst ausbricht, dazu beiträgt, das Petroleummonopol der Rockefeller Standard Oil Cie. und von Nobel fröres in Deutschland zu brechen. Was die Metallindustrie* betrifft, so werden im Lande folgende Artikel erzeugt: Kesselschmiede * Nach „Deutsches Handels-Archiv“ 1907, Fe ¬ bruarheft. arbeiten, wie Reservoire, Dampfkessel jeder Größe und genietete Bohrröhren, Eisen- und Messingguß, Drahtnägel, Emaillegeschirr, eiserne Bettstellen und andere eiserne Möbel, Oefen und Sparherde, eiserne und messingene Baubeschläge, Bauartikel, Blechkannen und Blechbehälter für den Petroleumtransport, Kon servendosen und Blecheimer. In Tätigkeit sind ferner Reparaturwerkstätten, größere Bauschlossereien und Konstr uktionswerkstätten. Der Gang dieser Unternehmen war im Jahre 1905 ein recht lebhafter und gesteigerter, so daß einzelne derselben Betrieb erweiterungen vornehmen mußten, auch Neugründungen entstanden, die im Grunde genommen als Filialen ausländischer (deutscher, öster reichischer, belgischer) Fabriken anzusehen sind. Die Ursache für diese Arbeitsvermehrung ist darin zu suchen, daß sich, dank der Petroleumindustrie und dem recht flotten und sehr vermehrten Absatz land wirtschaftlicher Maschinen, diejenigen Bedürfnisse vermehrt haben, bei welchen weniger auf eine Deckung zu mäßigen Preisen aus dem Auslande als auf sofortige und schleunige Befriedigung gesehen werden muß. Die neuen Zollsätze werden für verschiedene Zweige der Metallgroßindustrie nicht als günstig be urteilt. Dazu kommt noch, daß Gegenstände, die durch den allgemeinen Zoll zwar geschützt erscheinen, durch das Berggesetz davon befreit werden. Zu den ge schützten, nicht unter das letztere Gesetz fallenden Artikeln gehören vorzüglich Schrauben, Niete, Draht seile sowie Nägel. Die Fabriken, die für einzelne dieser Gegenstände bereits bestanden, haben infolge dessen wesentliche Erweiterungen erfahren. Ueberdies hat das größte oberschlesische Unternehmen dieser Art (Oberschlesische Eisenindustrie-Gesellschaft)* eine Niederlassung in Galatz errichtet, und ist eine Draht seilfabrik im Lande erstanden. Auch andere Fabrik gründungen dürften mit der Zeit erfolgen. So ist zurzeit eine Fabrik von Nähnadeln und eisernen Haken und Oesen im Entstehen begriffen. Mehr als bei irgend einem anderen Industriezweige im Lande wird die weitere Entwicklung der Metallindustrie im wesent lichen durch das Maß der Vergünstigungen bedingt werden, welche das Industriegesetz derselben gewähren wird. Eine unangenehme Folge der lebhafteren Tätig keit war der für die Fabriken fühlbare Mangel an Arbeitskräften. Die Erzeugnisse konnten im Lande flott untergebracht werden, die Zahlungen gingen im allgemeinen glatt ein, die Verluste waren geringfügig. Kreta: Das Kaiserliche Konsulat in Kanea be richtete über** die Mineralienproduktion Kretas, daß, wie die seitherigen Untersuchungen von euro päischen Bergbauverständigen, welche die Insel zeit weise besuchten, ergeben haben, außer Eisenerzen, die in großen Mengen an verschiedenen Stellen der Insel zutage treten, auch Kupfer, Magnesit, Schwefel, Ocker und vielleicht auch Blei in kleineren Vor kommen vorhanden sind. Die Eisenerzlager werden bereits an mehreren Orten abgebaut. Der Metallgehalt soll in einzelnen Fällen bis zu 72 % steigen. Analysen zweier Vorkommen ergeben: Kiesel säure % I. 19,60 II. 6,70 Elsen % 31,45 56,35 Mangan % 1,08 Phosphor- säure % 0,04 Verschiffungen nach Europa haben bis jetzt nur in geringem Maße stattgefunden, da es an Kapital fehlt, um die Förderung im Großen zu betreiben. * „Stahl und Eisen“ 1907 Nr. 15 S. 539. ** „Nachr. f. Handel und Industrie“ 1907, 6. April.