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600 Stahl und Eisen. Metallurgie des Gußeisens. 27. Jahrg. Nr. 17. grundfalsch. Im Sinne unserer sonst im Ma schinen- und Brückenbau geltenden Anschauungen muß eine Biegung, sogar womöglich eine bleibende Formveränderung dem Bruche vorausgehen. Diese Eigenschaften kann man beim Gußeisen nur bei hohem Kohlenstoffgehalte erwarten. Um aber alle etwaigen Zweifel zu zerstreuen, gebe ich eine auch im übrigen interessante Zusammenstellung V (Seite 598) aus unserem vorliegenden Buche. In dieser Zusammenstellung erscheinen Eisen bahnwagenräder, an deren Festigkeit un zweifelhaft die höchsten Anforderungen gestellt werden müssen, mit dem höchsten Kohlenstoff gehalte. Die Geschützrohre sind deshalb kohlen stoffärmer, weil sie aus Flammöfen gegossen sind. Ueber den Wert des Holzkohlenroh- eisens sagt West: „Koks- oder Anthrazit roheisen wird oft annähernd genügen, besonders . wenn der Schwefelgehalt so gering wie möglich gehalten wird; aber Holzkohlenroheisen wird immer der König der Roheisengattungen sein, wenn man die besten Gattierungen für Hartguß und Geschütze haben will. Man sollte aber in Rücksicht auf die Schwefelaufnahme das Holz kohleneisen nicht dadurch verschlechtern, daß man es im Kupolofen mit Koks niederschmilzt, sondern den Flammofen an wenden.“ E. Chrom, Aluminium, Titan, Kupfer, Arsen. Heber diese Elemente geht West mit dem Bemerken hinweg, daß bisher ihnen wenig Beachtung geschenkt sei, da sie praktisch ge nommen für die Eigenschaften des handels üblichen Eisens wenig in Betracht kämen. Chrom macht schwerschmelzbar, wirkt auf Härte, Sprö digkeit und weißes Gefüge hin, dabei Dünn flüssigkeit bei plötzlicher Erstarrung verursachend. Es wirkt entgegengesetzt wie Silizium und Alu minium. Ueber das letztere gibt er einige kurze, nichts Neues enthaltende Bemerkungen. Titan, von dem vielleicht gerade sehr viel zu sagen wäre, * behandelt er noch kürzer: Eine Zeit- lang habe man titanhaltiges Roheisen erzeugt, um ein sehr festes Gußeisen zu erhalten, sei dann aber wieder davon abgekommen, weil die Titansäure die Schlacke schwerschmelzbar mache und zu Störungen Veranlassung gäbe. Neuer dings habe man allerdings diese Schwierigkeit zu überwinden geleimt. F. Der Schmelzpunkt des Roheisens und Gußeisens. West gibt die vorstehende Zu sammenstellung VI (S. 599) auf Grund eines Bestim mungsverfahrens, das weiter unten erläutert ist. Bei den gangbaren Roheisen- und Gußeisengattungen sind diese nach fallendem Gehalte an gebundenem Kohlenstoff geordnet. Tatsächlich steigen im umgekehrten Sinne die Schmelztemperaturen mit wenigen Ausnahmen, so daß eine von 1110 0 * Titan gilt oder galt als unumgängliches Hilfs mittel bei der Erzeugung sehr hoch beanspruchter gußeiserner Eisenbahnwagenräder. bis 1250 0 ziemlich stetig wachsende Zahlen reihe erscheint. Die Schmelzpunkte für Stahl sind nach Wests eigener Angabe nicht zuver lässig, weil eine Kohlenstoffaufnahme aus dem Koks vor dem Schmelzen nicht zu verhindern war. Bemerkenswert ist die Schmelzpunkt erniedrigung dadurch, daß man Gußeisen in einer Kokille im Gegensatz zu einer Sandform er kalten läßt. Vergleich der Schmelzpunkte von Gußeisen, das in Gestalt von Kokillengußeisen und anderseits als Sandformgußeisen geschmol zen wurde. Schmelzpunkte von Stahl und besonderen Legierungen. 2 O “ —° Geb.Koh- lenstof Graphit Bruch aus sehen 57 Gußeisen 1210 1,60 3,16 grau | aus derselben | Gießpfanne 49 1094 4,67 0,03 weiß J stammend 58 n 1232 1,57 2,90 grau 50 » 1088 4,20 0,20 weiß 60 1232 1,20 2,90 grau 52 » 1094 3,90 0,16 weiß Schmelz punkt o C. c Sl Mn Chrom Wolfram 64 Stahl 1344 1,18 0,21 0,49 — 65 1288 1,32 0,29 1,27 3,40 6,21 66 Wolframeisen 1250 — — — — 39,02 67 n 1228 — — — — 11,84 68 Eisenmangan 1235 5,02 1,65 81,40 — — 69 1210 6,48 0,14 44,59 — — 70 Chromeisen 1315 6,80 — — 62,70 — 71 1220 6,40 — — 19,20 — 72 1237 1,20 — — 19,10 — 73 » 1195 1,40 — — 5,40 Die Bestimmung der Schmelzpunkte geschah in einem kleinen Schachtofen, der in derselben Weise wie ein Herbertzofen durch einen Dampfstrahlapparat bedient wurde. Dabei trat die angesaugte Luft durch einen ring förmigen Schlitz am Boden ein. Durch eine verschließbare Oeffnung, etwas unterhalb der Beschickungsöffnung, wurde das Roheisen- oder Gußeisenstück derart eingeschoben, daß es mitten in weißglühendem Koks lag. Nach einiger Zeit wurde das Le Chatelierpyrometer eingeführt, das mit seiner durch feuerfesten Ton ge schützten Spitze, in welcher die Lötstelle der Platindrähte lag, das Eisenstück berührte. Es zeigte sogleich eine starke Temperatursteigerung an, diese wurde dann schwächer und hörte schließ lich auf, indem die Temperatur so lange konstant blieb, bis das Eisen geschmolzen war. Dies war der Schmelzpunkt. Nach dem Schmelzen stieg wiederum schnell die Temperatur auf über 1430°. Bei diesen Versuchen, die West unter Mit wirkung zweier Ingenieure anstellte, wurden folgende Beobachtungen gemacht: Weißes Roh-