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24. April 1907. Die Eisenerzlagerstätten und die Eisenindustrie Württembergs. Stahl und Eisen. 593 geführt wurde, der dann beim Hochofenprozeß den Erzen wieder unter Verursachung großer Unkosten zugefügt werden muß. Erzlager finden sich in dem ganzen Bezirk zwischen Geislingen und Aalen stets in dem gleichen Horizont, aber in verschiedener Mächtig keit. Abgebaut wurden früher die Erze um Aalen in einer Grube mit zwei Stollen, die horizontal ins Gebirge gehen, da das einzige dort abbauwürdige Flöz gleich dem übrigen braunen Jura voll ständig regelrecht lagert. Die Förderung be trug nach 0. Fraas im Jahre 1882 3500 t; sie wurde, weil unlohnend, aufgegeben. Bei Wasseralfingen sind es zwei Flöze, ein oberes und ein unteres (1,7 m und 1,4 m mächtig), von denen aber gegenwärtig nur noch das untere abgebaut wird. Die beiden Flöze sind durch etwa 10 m Zwischenmittel getrennt. Das unmittelbare Liegende des unteren Flözes bildet ein 0,2 bis 0,6 m mächtiger, harter, sandiger Kalkstein (Stahlstein). Der Bergbau auf das obere Flöz mußte eingestellt werden, weil es sich mit der Zeit verdrückte und ärmer wurde. Das Erz ist ein sandiger, mit hirse korngroßen Körnchen von Roteisenerz durch- spickter Mergel, reich an Rutschflächen. Die Zusammensetzung ist wie nachstehend*: Eisenoxyd . . Eisenoxydul . Manganoxydul Kieselsäure . Tonerde . . . Kalkerde . . . Magnesia. . . Phosphorsäure Schwefelsäure 45,40°/0 ) _ 34,60 0/ Eisen 3,600/0 J ’ 7 0,35 °/o 29,00 ’/o 8,00 ’/o 2,20 ®/o = 0,28 7« Mangan 0,80 o/o 0,800/0 (= 0,350/0 Phosphor) 0,07 o/o (= 0,03 o/o Schwefel) Nach einer Schätzung von 0. Fraas liegen bei Wasseralfingen-Aalen auf einer Fläche von einer Quadratmeile 160 Millionen Kubikmeter Erz. Eine von R. Fluhr durchgeführte Einzelunter suchung dieses Erzreviers gründete sich auf zahlreich vorgenommene Schürfe, die sich in geradliniger Entfernung gemessen über eine Strecke von etwa neun Stunden erstreckten. Bei denselben schwankte die Anzahl der Flöze von 1 bis 8, und ihre Mächtigkeit stieg insgesamt bis zu 5 m. Nach Osten zu verlieren sich die Flöze bald, denn die auf bayrischem Gebiete an gestellten Bohrungen haben keinen Erfolg gehabt. Bei Kuchen, zwischen Göppingen und Geis lingen im Filstal, ist die ganze Erzentwicklung auf ein Flöz von 1,3 bis 1,9 m Mächtigkeit zu sammengegangen, das ebenfalls in einem Stollen aufgeschlossen ist und dessen Material früher verhüttet wurde. Es ist ein roter Toneisen stein, aus lauter pulverfeinen Eisenoolithkörnchen * Annähernde Analyse des Wasseralfingers Stuferzes. zusammengesetzt, und enthält ungefähr 40 °/o Eisen. Der Bezirk, in welchem von R. Fluhr eine Untersuchung dieses Erzvorkommens vor genommen wurde, erstreckt sich von Gingen bis Altenstadt und Ueberkingen auf der westlichen Talseite und von Altenstadt bis Gingen auf der östlichen Talseite der Fils und weiter bis zu dem Messelberge bei Donzdorf. Als Ergebnis fand er, daß die Wasseralfinger Erze auch in dem Gebirge um das Filstal vorhanden sind und hier wahrscheinlich noch mit einer Mächtig keit von 1,20 bis 1,50 m in der Tiefe auf treten werden; die Güte derselben entspricht derjenigen der Wasseralfinger Erze. Dieses Filstalflöz ist den Lagerungsverhältnissen ent sprechend als Aequivalent des oberen Flözes bei Wasseralfingen anzusehen. Die Gesamtmächtig keit der Erze in der Gegend des Filstales scheint sich auf 1,65 bis 2,7 m zu verringern; sie sind aber hier zugunsten der Gewinnung auf ein einziges Flöz zusammengefaßt. Dies hat die Wahrscheinlichkeit für sich, daß die Erze von der Fils bis Wasseralfingen im Gebirge ununterbrochen fortsetzen und an Mächtigkeit zunehmen, dermaßen, daß sie noch weiter über das Filstal hinausstreichen, bis sie sich voll ständig verlieren. Die reicheren Grubenfelder der beiden Re viere sind bereits sämtlich eingemutet; die be deutendsten derselben sind: 1. bei Aalen: Konsolidiertes Gruben- feld „Wilhelm“. Dieses aus sieben zu sammenhängenden Einzelfeldern bestehende Feld, das sich von der Gegend bei Essingen an Unterkochen vorbei bis Westhausen zieht, umfaßt rund 12,8 qkm; 2. im mittleren Filstale bei Kuchen und Gingen: Konsolidiertes Grubenfeld „Karl“. Dasselbe besteht aus zwei für sich zusammen hängenden Komplexen, von denen die einen drei Grubenfelder mit 6 qkm auf dem linken Ufer der Fils zwischen Ueberkingen, Kuchen und Gingen, die anderen acht Felder mit 14,3 qkm rechtsseitig zwischen Altenstadt und Donzdorf liegen. Am Südabhange der Schwäbischen Alb deckt den weißen Jura ein ausgedehntes Tertiär gebirge, in dem an zahlreichen Punkten Bohn er z e auftreten, die, wenn sie an ursprünglicher Lagerstätte sind, flözartig sich in größeren oder kleineren Mulden einlagern (Letterze), oder die zu gerolltem, glänzendem Erze verwaschen, vielfach in den Spalten und Höhlen der Jura felsen in der Nähe des Nordrandes abgelagert sind (Felsenerz). Der Abbau dieser Bohnerze, mit denen u. a. bis vor wenigen Jahrzehnten ein Holzkohlenhochofen in Königsbronn betrieben wurde, ist jetzt vollständig eingestellt. Sie enthalten zwischen 30 und 381/2°/0 Eisen,