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592 Stahl und Eisen. Die Eisenerzlagerstätten und die Eisenindustrie Württembergs. 27. Jahrg. Nr. 17. Die Eisenerzlagerstätten und die Eisenindustrie Württembergs.* I |ie jährliche Gesamtförderung Württem- — bergs an Eisenerzen betrug während der letzten Jahre zwischen 8000 und 9000 t im Werte von etwa 50 000 K6. Diese Zahlen lassen erkennen, daß Württemberg einen be scheidenen Platz in dem Eisensteinbergbau Deutschlands einnimmt. Nicht zu leugnen ist jedoch, daß bei der Fülle der heute noch dort in der Tiefe lagernden Eisenerze, vorausgesetzt, daß dieselben von guter Beschaffenheit sind, ein Umschwung eintreten könnte, sobald Württem berg imstande wäre, aus seiner abgeschlossenen Lage hervorzutreten durch Schaffung besserer (Nachdruck verboten.) stein des Schwarzwaldes von Neuenbürg und Freudenstadt begonnen. Es sind dies Schwer spatgänge mit Brauneisenstein (Rippoldsau, Frisch glück bei Neuenbürg, Christophstal u. a.) und Roteisenstein (Hammereisenbach); sie gehören einem Gangsystem an, das sich in einer Aus dehnung von 42,5 qkm hauptsächlich zwischen der Enz und der Nagold ausbreitet und nur wenig über die Enz hinübergreift. Das am häufigsten auftretende Erz ist bald faseriger, bald dichter Brauneisenstein (Glaskopf). Auf dieses Vorkommen waren in früheren Zeiten im Enztal und in der Gegend von Christophstal bei Freudenstadt mehrere Baue im Betrieb. Von dem Erz, das ungefähr 50 °/o Eisen enthält, dazu geringe Mengen Mangan und Kieselsäure, wurden jährlich etwa 600 t ge fördert und in den heute verschwundenen Schmelz hütten an Ort und Stelle hauptsächlich zu Stahl verarbeitet. Erst in jüng ster Zeit sind wieder auf einige der Vorkommen Mutungen eingelegt wor den; so befinden sich in der Nähe von Neuenbürg neben königlichen Reser vatfeldern die Gruben- Verbindungswege, so namentlich des Rhein- Neckar-Donau-Kanals, um dadurch die Zufuhr von Brennstoffen und die Beförderung anderer Stückgüter zu erleichtern. Bekanntlich haben die vielfachen, schon im ganzen Lande unternommenen Bohrungen auf Steinkohle und Braunkohle stets zu ungünstigen Ergebnissen geführt. Dagegen könnten drei Formationen, unter diesen hauptsächlich der Jura (bedeckt doch allein der braune Jura 684,5 qkm), eine solche Menge Erz liefern, daß bei billiger Beschaffung verkokbarer Kohle die württem- bergischen Hütten den Wettbewerb mit anderen Gegenden in gewisser Hinsicht aufnehmen könnten. Was die einzelnen Erzvorkommen betrifft, so sei dem Alter der geologischen Formationen entsprechend mit den Eisenerzen im Buntsand * Nachstehender Bericht ist eine auszügliche Be arbeitung einer demnächst in den „Württembergischen Jahrbüchern für Statistik und Landeskunde“ erscheinen den Abhandlung von Dr.-Ing. Robert Fluhr über die „Eisenerzlagerstätten Württembergs und ihre volks wirtschaftliche Bedeutung“, erweitert durch Aufzeich nungen des Referenten. felder Neuenbürg I bis V und Virginia I bis IV. Bei letztgenannten Feldern ist auch auf Mangan Mutung eingelegt, da der dortige Brauneisenstein in der Regel über 1 °/o Mangan enthält. Weitaus bedeutender sind die oolithischen Toneisensteine des braunen Jura. Der braune Jura 3 (Personaten-Sandstein) bildet überall mit a zusammen die Vorhügel der Schwäbischen Alb und erreicht oft eine beträchtliche Mächtigkeit, die bei Balingen 40 m, im Mittel etwa 30 m beträgt. 3 gehört unter allen Schichten des braunen Jura zu den am leichtesten zugäng lichen und darum bekanntesten. Denn die Haupt masse ist sowohl wegen des gelben Sandsteines als auch wegen der Eisenerze an Dutzenden von Stellen aufgeschlossen und aufs genaueste unter sucht. Es ist dieser Sandstein wohl nicht ur sprüngliche Bildung, sondern, gleich den Angu- laten-Schichten (Lias a), denen das Gestein auch sonst ungemein ähnlich sieht, durch Tagwasser ausgelaugt. Dies ist bekanntlich für die Beur teilung der Eisenerze betreffs der Verhüttungs fähigkeit ein sehr wichtiger Umstand, weil eben durch diese Auslaugung der Kalkgehalt weg-