24. April 1907. Die Wirkungen von Erdbeben und Feuer auf die Eisenkonstruktionen. Stahl und Eisen. 587 Abbildung 9. Bibliothek der Stanford-Universität. Erdbewegungen so gut ge folgt, daß nicht nur die Eisen konstruktion unversehrt blieb, sondern sogar im Oberlicht des Kuppelbaues nicht eine einzige Glasscheibe zersprun gen ist. Auch bei Brückenbauten, deren Konstruktionen im all gemeinen mit größerer Sorg falt als bei Hochbauten aus geführt waren, hat das Eisen gegenüber Erdbebenkräften sich besser bewährt als Stein und Holz. Zerstörungen sind bei eisernen Brücken nur vor gekommen, wenn durch Ein sturz der gemauerten Wider lager den Hauptträgern die Auflagerfläche verschoben oder entzogen wurde. Als im Vordergründe der Abbildung 8 zu erkennen sind, bestanden aus gußeisernen Rohren mit Ziegelbrockenausfüllung. Da weder Fuß noch Kopf der Säulen mit den Fundamenten bezw. Beispiel sei hier nur die eingeleisige Pajaro brücke unweit von San Francisco erwähnt, deren erste Oeffnung durch einen Blechträger von 15,24 m Spannweite gebildet wird. Die Hauptträger sind Gesimsen und Kapitalen hinreichend verbunden war, begann hier das Erdbeben auch bei den Steinkonstruktionen das Zerstörungswerk, wel ches später vom Feuer vollendet wurde. Daß hingegen sachgemäß ausgeführte Eisenkonstruktionen allgemein im Hochbau sich beim Erdbeben ausgezeichnet bewährt haben, beweisen zahlreiche „Wolkenkratzer“, welche nur in den Steinverkleidungen, selten im Eisen gerippe, Erdbebenspuren aufwiesen und so ge ringe Deformationen erfuhren, daß z. B. in infolge Nachgebens der Widerlager durch das Erdbeben um 60 cm in Richtung der Geleis achse von ihren Lagern, deren Breite nur 50 cm betrug, geschoben (Abbildung 10), so daß den Trägerenden die Auflagerfläche vollständig ent zogen war. Der Einsturz wurde nur durch die auch auf dem Lande befestigten Schienen und Entgleisungsvorrichtungen verhindert. (Die in der Abbild. 10 sichtbaren hölzernen Rüstungen sind erst nach dem Erdbeben zur Unterstützung der eisernen Träger angebracht worden.) einem Geschäftsgebäude we nige Stunden nach dem Erd beben die Fahrstühle wieder in Gang gesetzt werden konnten. Besonders deutlich zeigte sich die Ueberlegen- heit des Eisens über Stein materialien bei Gebäuden, für welche tragende Eisen- und Steinkonstruktionen ne beneinander verwendet wor den waren. So wurden in dem neu erbauten Biblio theksgebäude der Stanford- Universität alle Sand- und Ziegelsteinwände zerstört; massive Sandsteinsäulen von 0,50 bis 0,75 mDurchmesser bildeten mit den zusammen gestürzten Decken und Stein pfeilern einen gemeinsamen Trümmerhaufen (Abbild. 9). Das eiserne Tragwerk mit der Kuppel dagegen ist den Abbildung 10. Pajaro - Brücke, vom Auflager abgeschoben.