24. April 1907. Die Wirkungen von Erdbeben und Feuer auf die Eisenkonstruktionen. Stahl und Eisen. 585 Bestimmung, die, wie später gezeigt werden soll, für die meisten dieser Gebäudetypen beim letzten Brande verhängnisvoll geworden ist. Die Erschütterungen, denen die Eisengerippe bauten der Klassen A und B durch das Erdbeben ausgesetzt waren, wurden hauptsächlich durch wellenförmig auf und ab steigende Bewegungen des Baugrundes hervorgerufen. Während etwaige stoßartige Erschütterungen vorwiegend durch das Fundament und die unte die zur Querversteifung dienenden Anker am stärksten gespannt. Da diese aber sämtlich auf der Innenseite der Säulen — also exzentrisch — angeschlossen waren (Abbild. 6), wurden die Säulen hohen Torsionsbeanspruchungen unterworfen, die in der Berechnung natürlich nicht vorgesehen waren. Infolge der hierdurch verursachten Deformierung sind die Anker ge rissen oder ihre Anschlußbleche von den Säulen ren Stockwerke aufgenommen wurden, teilten sich die wellen förmigen Bewegungen auch den oberen Stockwerken mit, die allerdings ihrer trägen Masse wegen dem außer ordentlich schnellen Wechsel von Aufstieg und Abstieg der Erdbebenwellen nicht regel mäßig zu folgen vermochten. Meistens zeigte sich daher auch bei den hohen Gebäuden an den Stellen, an welchen die Bewegungen der oberen Stockwerke gegenüber den schnelleren Bewegungen der unteren Stockwerke zurück blieben — an den Wende punkten der Biegungslinien—, eine besonders hohe Bean spruchung der Querverbin dungen. Wo diese Quer Ver steifungen sachgemäß aus geführt waren, haben die Ge bäude, gute Fundierungen vor ausgesetzt, dem Erdbeben er folgreich widerstanden. Wohl zeigten die Wände häufig „ Erd bebenrisse“, und schlecht ver ankerte, vorgehängte Mauern stürzten ab; aber das Eisen ¬ gerippe blieb bei solider Aus- Abbildung 7. führung unversehrt. Ander seits haben sich mangelhafte Ausführungen oder Konstruk ¬ tionsfehler beim Erdbeben schwer gerächt. Ein interessantes Beispiel hierfür ist der Ferry- türm am Hafen von San Francisco. Bis zur Höhe des zweiten Stockwerkes ist der gut fun dierte Turm in die ihn umgebenden Verkaufs- und Wartehallen eingebaut; von hier ab erhebt er sich etwa 60 m frei als Eisengerüst, dessen vorgehängte Ziegelsteinwände (Abbildung 4) unten mit Sandstein, oben mit Blech verkleidet waren. Den schnellen auf und ab steigenden Bewegungen konnte, wie auch der Knick in der Fahnenstange deutlich erkennen läßt (Abbild. 5), der schwere obere Teil nicht folgen. In dem Stockwerk, welches über der durch die benach barten Hallen bewirkten Einspannung lag, wurden Anker beim Ferryturm im dritten Stockwerk nach dem Erdbeben. abgeschert worden (Abbildung 7). Eine weitere Folge dieser Deformation war die Zerstörung der vorgehängten Außenmauern im dritten und vierten Stockwerk (Abbildung 5). Die beobach teten Längenänderungen der Anker betrugen im vierten Stockwerk rund 10 cm, nahmen mit der Höhe des Turmes ab und waren im obersten Geschoß kaum noch meßbar. Bemerkenswerte Zerstörungen in der Eisen- und Steinkonstruktion haben daher in den oberen Stockwerken ebenso wenig stattgefunden, wie in den an den Turm anschließenden Geschäftshallen. Für die Wieder herstellung des Turmes wurden die Säulen — ohne Rücksicht auf ihre starke Deformation — wieder lotrecht gerichtet und durch Anspannung