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welche ein umfassendes, übersichtliches Bild des der zeitigen Standes des deutschen Schiffbauwesens bieten wird. In der Ausstellung, deren Leitung in den Händen eines Ausschusses liegt, der durch seinen Vorsitzenden Hrn. Geheimen Regierungsrat Professor Busley vertreten wird, werden Modelle von Schiffen, Jachten und Booten, Schiffsmaschinen, Schiffskesseln, Hilfsmaschinen und Propellern, Kajüt- und Salon- Einrichtungen sowie Schiffsausrüstungen jeder Art, Modelle von Häfen, Docks, Werften, Werkstätten usw., ausgeführte kleinere Schiffsmaschinen, Boots- maschinen, Hilfsmaschinen und Motoren, ferner Luxus kabinen, Schiffskammern, Schiffbaumaterial, Schiffs waffen, nautische Instrumente, kleine Jachten, Ruder- und Motorboote, endlich Marineliteratur, Seekarten usw. zur Schau gestellt werden. Der Kaiser hat sein hohes Interesse an der Aus stellung bereits dadurch kundgegeben, daß er an geordnet hat, die sämtlichen großen silbernen Schiffs modelle, welche ihm von einer Reihe wissenschaft licher, wirtschaftlicher und sportlicher Vereine zur silbernen Hochzeit überreicht worden sind und welche die Entwicklung des Segelschiffes von der Wikinger zeit bis zur Gegenwart darstellen, in dieser Ausstellung vorzuführen. Der erste Meldeschluß ist auf den 1. August 1907 anberaumt. Die Namen der Mitglieder des Ausschusses, dem außer dem Vorsitzenden, Geh. Regierungsrat Pro fessor Busley, die HH. Hermann Blohm, Kom merzienrat Gotthard Sachsenberg, Eduard Tecklenborg, Geh. Kommerzienrat Karl H. Ziese und Baurat Robert Zimmermann angehören, sowie der Umstand, daß neben den drei kaiserlichen Werften 31 deutsche Schiffswerften schon die Beschickung der Ausstellung beschlossen und zusammen 5000 qm Grund fläche belegt haben, bürgen dafür, daß eine erst klassige Fachausstellung zustande kommen wird. Wir bedauern nur das eine, nämlich daß der wesentliche Teil der Ausstellung aus Modellen besteht und die Vorführung der Betriebe oder Betriebseinrichtungen im Großen, die stets den Hauptanziehungspunkt für die Besucher bildet, ausgeschaltet ist. Bücherschau. Untersuchungen über die Entlöhnungsmethoden in der deutschen Eisen- und Maschinen industrie. Herausgegeben im Namen des Zentral Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen von dessen Kommission: G. Schmöller, L. Bernhard, V. Böhmert, E. Francke, Th. Harms, G. Zacher. Heft 4. Die Arbeitsverhältnisse in einem Berliner Großbetrieb der Maschinenindu strie. Von Dr. Heinrich Reichelt. Berlin 1906, Leonhard Simion Nachfolger. 4 •6. Während die früheren Untersuchungen ähnlicher Art die Löhnungsmethoden eines g e o gr ap his ch e n Bezirkes umfaßten, ist hier ein einziger, ganz spezieller Betrieb als Vorwurf genommen. Auf diese Weise wird eine strengere Darlegung der Ver hältnisse erreicht, die aber anderseits, so wertvoll sie sind, keinesfalls, wie dies der Verfasser auch beson ders und sehr richtig hervorhebt, verallgemeinert werden dürfen. Um es gleich vorweg zu nehmen: die Arbeit zeugt von gründlichem, liebevollem Studium und Eindringen in den Gegenstand. Man darf wohl zu geben, daß die Ergebnisse ohne vorgefaßtes Urteil und sachlich gerecht •zusammengestellt und dargelegt sind. Der Behandlung des eigentlichen Themas gehen drei einleitende, zum Verständnis der vorgetragenen Materie sehr geeignete Kapitel voraus, und zwar wird zunächst eine allgemein gehaltene Uebersicht und Schilderung der Entwicklung der Maschinen fabriken Berlins von kleinstem Umfang an bis zu den heutigen typischen Riesenbetrieben unter Hervor hebung der Verschiebung der Fabrikationsgrundsätze von früher und jetzt gegeben. Des weiteren werden die Personalverhältnisse hinsichtlich Beruf, Heimat und Alter geschildert, auch werden sehr interessante Angaben über die Bewegung der Berliner Arbeiter schaft, d. h. eine Uebersicht über den Stellungswechsel der Arbeiter, gemacht. Wie in allen großen Industrie städten, so ist erst recht in Berlin das Wechseln der Arbeitsstätte ganz gewaltig. Unter solchen Verhält nissen ist für Berlin die Arbeitsnachweisung für beide Teile ein wichtiger Gegenstand von besonderer Be achtung, ebenso aber auch die Heranziehung gut ge lernter Arbeiter, d. h. eine gut geregelte Lehrlings ausbildung. Beide Punkte erörtert der Verfasser, namentlich sind seine eingehenden Ausführungen über die letzterwähnte Frage zu begrüßen. Die Löhnungsmethoden, und zwar wie sie früher bestanden und wie sie gegenwärtig in dem zur Er örterung stehenden Berliner Werk eingeführt sind, werden hinsichtlich System und hinsichtlich Wirkung und Einfluß auf die Arbeiter und auf das Unternehmen eingehend dargelegt. Die Ausführungen sind klar, kurz und erschöpfend, die Beurteilung der Nach- und Vorteile, der Nebenerscheinungen und Nebeneinflüsse sind treffend charakterisiert, und die wunden Punkte der einen oder andern Methode sind mit recht feinem Verständnis vom Verfasser herausgefunden. Zur Ab neigung der Arbeiter gegen die Akkordmethode be merkt der Verfasser zum Beispiel: „Wenn auch die Metallarbeiter in Deutschland nicht direkt einen Kampf gegen die Akkordlöhnung führten und ihre Abschaffung nicht unbedingt forderten, so wurden eie doch von ihrer Fachpresse und Theoretikern derartig gegen diese Lohnform aufgestachelt, daß in vielen Betrieben Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeit nehmern entstanden.“ Man ersieht hieraus, daß bei eingehendem Studium der Verhältnisse die Beurtei lungen ganz anders lauten, als wenn sie nur theo retisch betrachtet werden, vielleicht wird auf diesem sicherlich einzig richtigen Wege und an der Hand fest umgrenzten Tatsachenmaterials auch mal von derselben Klasse von Beurteilern industrieller Verhält nisse die Tarifvertragsfrage behandelt, dann wird auch hier das Ergebnis ein anderes sein, als man es bis jetzt von dieser Seite gewohnt ist. An die „Löhnungsmethoden“ reiht eich ein Kapitel „Die Lohnhöhe“, in welchem die Methode der Lohnstatistik, die Lohnhöhe der gesamten Arbeiter schaft im allgemeinen während der Jahre 1898 bis 1904, und die Löhne einzelner wichtiger Arbeiterkategorien behandelt werden; in einem besonderen Abschnitt wird vom Verfasser ein abschließendes Urteil über die Lohnhöhe, welches mit Zahlen belegt wird, ge fällt; leider standen dem Verfasser für seine Zwecke nur die Zahlen für das Jahr 1902, also ein schlechtes Geschäftsjahr, zur Verfügung, das Resultat würde sonst, wie dies der Verfasser auch betont, noch ein günstigeres, als dargelegt, sein. Das Schlußkapitel „Das Verhältnis zwischen Unternehmer und Arbeiterschaft im allgemeinen“ steht hinsichtlich gerechter Beurteilung der Verhält nisse ebenfalls im Einklang mit dem schon an gedeuteten Standpunkt des Verfassers; auch hier zeugen manche Bemerkungen von feiner und gründ licher Beobachtung der Verhältnisse. E. W.