Volltext Seite (XML)
beschränkt, zunächst die Tatsache hervorzuheben, daß Kalksteine teurer gefahren werden, als Rüben und Kartoffeln, obwohl der Kauf- und Verkaufs preis der ersteren nicht entfernt dem der letz teren gleichkommt. Ferner haben wir darauf hingewiesen, daß das Wettbewerbende Belgien für Kalksteine durchschnittlich nur die Hälfte der Frachten erhebt, die die deutsche Eisen industrie den preußischen Staatsbahnen zu zahlen hat. Endlich haben wir hervorgehoben, daß auch der Erzbergbau an der Lahn, Dill und Sieg ein lebhaftes Interesse an der Ermäßigung der Kalksteinfrachten hat; denn im Gegensatz zur Minette, die für das zu erblasende Roheisen Kalk genug enthält, erfordern die aus den ge nannten Revieren herstammenden Erze einen hohen Kalkzuschlag. Was die Einbeziehung der Phosphatkreide anbelangf, so ist letztere ein ähnliches Produkt wie Erz, da sie auch zum Hochofenbetrieb benutzt wird. Aus den bel gischen Gruben stammend, wird die Phosphat kreide zum Hochofenbetrieb benutzt, weil in ihr 4 bis 5 °/o Phosphor enthalten sind. Da alle anderen Artikel zum Hochofenbetrieb, wie Eisen erz, Puddel-, Schweiß-, Hammer-, Walzen- und Herdfrischschlacken sowie Schwefelkies und Schwefelkiesabbrände, ferner Konverterschlacken usw. nach dem A. T. 7 verfrachtet werden, so dürfte Phosphatkreide zum Hochofenbetrieb ohne Zweifel in denselben Tarif gehören. Wir haben daher beantragt, daß die Fracht für Kalk steine für den Hüttenbetrieb auf 1,58 für das Tonnenkilometer plus 6 N Abfertigungsgebühr herabgesetzt und daß Phosphatkreidesendungen für Hochofenstationen in den Erzausnahmetarif einbezogen werden. Auf diese Eingabe hat der Minister der öffent lichen Arbeiten unter dem 23. März d. J. Nach folgendes geantwortet: Dem Anträge auf Ermäßigung der Fracht für Kalksteine zum Hüttenbetrieb vermag ich nicht zu entsprechen. Die Gründe, die den Landeseisenbahnrat bei seinen Beratungen im Jahre 1904 bestimmt haben den Antrag nicht zu befürworten, und die, wie in dem Bescheide vom 13. Januar 1905 — II. C. 11 248 — erwähnt, als zutreffend erachtet sind, stehen auch jetzt noch der gewünschten Fracht ermäßigung entgegen. Den Antrag auf Aufnahme von Phosphat kreide in den Erzausnahmetarif habe ich der Königlichen Eisenbahndirektion in Elberfeld zur Erörterung im Kölner Bezirkseisenbahnrat überwiesen. In Vertretung (Name unleserlich). AufWunsch der genannten Eisenbahndirektion haben wir inzwischen Erhebungen über die Ver wendung von Phosphatkreide auf unseren Hoch ofenwerken in die Wege geleitet. Ein Anteil gebührt der Gruppe auch an der ausführlichen Eingabe des Zentralverbandes vom 15. Oktober 1906, die eine allgemeine Ermäßigung der Gütertarife anstrebt. Schon bei der Verstaatlichung der Eisenbahnen ist die Notwendigkeit einer planmäßigen Herab setzung der Gütertarife anerkannt worden, ohne daß diese freilich wenigstens in größerem Um fange erfolgt wäre. Wir werden uns nun aller dings mit dem Gedanken abfinden müssen, daß wir, wie die Dinge jetzt liegen, zunächst auf keine allgemeine Tarifermäßigung rechnen können. Dem Rechnung tragend, gipfelte jene Eingabe darin, wenigstens eine Neuregelung und Verminderung der Abfertigungsgebühren, deren Höhe in gar keinem Verhältnis zu den Aufwendungen der Eisenbahn mehr steht, be sonders für die Rohstoffe zu verlangen. Wenn sich die Regierung, was wir dringend wünschen, hierzu entschließt und damit einen ersten Schritt tut, um den sehr berechtigten Forderungen des heimischen Gewerbes wie der Landwirtschaft und einer nahezu einstimmig gefaßten Resolution des Abgeordnetenhauses gerecht zu werden, so werden daraus alle Zweige der Industrie, ebenso der Handel und nicht minder auch die Land wirtschaft, Nutzen ziehen. Welche bedenklichen Mängel auch das System der Eisenbahnen in Amerika zeigt, in Sachen der Gütertarife sind uns die Amerikaner weit und darum vielfach auch auf dem Weltmärkte überlegen. So ist schon mit Rücksicht auf die Konkurrenzfähig keit unserer Exportindustrie eine Ermäßigung der Verkehrsgebühren zum mindesten für die Rohmaterialien durchaus notwendig. Erfreu licherweise hat denn auch der Herr Minister in der Budgetkommissionssitzung vom 13. Februar d. J. eine Ermäßigung der Abfertigungsgebühren wenigstens für Wagen von löt Tragfähigkeit an aufwärts in Aussicht gestellt und bekannte sich überdies als Anhänger einer ■weiteren Aus gestaltung der allgemein gültigen Ausnahme tarife, die für die Erleichterung des Bezuges der Roh- und Hilfsstoffe für Industrie und Land wirtschaft besonders in Betracht kommen, ohne daß er freilich ein Fortschreiten der Staats eisenbahnverwaltung auf diesem Wege wirklich in Aussicht gestellt hätte. Auch durch technische Verbesserungen wird die Eisenbahnverwaltung auf eine Ver ringerung der Transportkosten hinwirken müssen. Am 18. Oktober v. J. hat zur Erörterung der Fragen einer Erhöhung der Tragfähigkeit und der Einführung von Selbstentladevorrichtungen eine Konferenz zwischen Vertretern der Ver waltung und solchen der Industrie stattgefunden, an der auch Ihr geschäftsführendes Mitglied teilzunehmen Gelegenheit hatte. Das Resultat der Besprechung ging dahin, daß, wenn auch die Bodenentladung als das Ideal des Selbst-