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steinbergbau. Ununterbrochen seit den frühesten Zeiten unserer Aera scheint in den Rheinlanden die Gewinnung und Verarbeitung der Eisenerze geblüht zu haben. Selbst in solchen Gegenden, wo heute keine Spur mehr davon zu finden ist, wie in der Eifel, herrschte bis zum Beginne des 19. Jahrhunderts die Eisenindustrie so all gemein, daß sie einen Teil des deutschen Marktes besorgte. Daß die Römer in der Eifel Eisen steinbergbau betrieben, ist durch die großen Schlackenhalden an den römischen Straßen von der oberen Roer bis zur Mosel und darüber hinaus bis zum Hunsrück, Soonwald, Hochwald bis an die Nahe und Saar bewiesen. Dottel, Keldenich, Zingsheim, Harzheim, Dahlem, Weyer, Jünkerath, Marmagen, Scheidtweiler, der Spei- cherer Wald, Mötsch, Orenhofen, Pierkließen, Fleringen, Büdesheim, Mayen und Kreuznach habep große Schlackenhalden geliefert, die zum Teil in der neueren Zeit noch gute Verwendung finden konnten. Als mit dem Einfalle der Hunnen das römische Weltreich in Trümmer ging, schlossen sich nur die Alemannen der allge meinen Völkerbewegung nicht an, sondern blieben im Rheintale sitzen und führten den alten Gruben betrieb weiter fort. Die Eisengruben und -Hütten im Schleidener Tale waren zur Zeit der Schlacht von Zülpich (496) noch in Betrieb. Bei Aachen sollen der Sage nach Eisenerzvorkommen im Jahre 530 zur Erbauung der Stadt Stolberg Veranlassung gegeben haben. Zu Ende des 13. Jahrhunderts bestanden bei Stolberg die Hämmer: der Zweifel, Dedrichs Hammer in den Benden (heute Derichsberg), die Maulartzhütte, Meister Jans Hammer. Daß auch zur Zeit Karls des Großen den Betrieben große Bedeutung beigemessen wurde, erhellt aus den Kapitularien des Kaisers, worin bestimmt wurde, daß alljährlich um Weihnachten die Verwalter seiner Eisengruben „im Eifelgau“ ihm Rechen schaft ablegen mußten. Von der Wertschätzung der Eisenarbeiter in jenen Zeiten legen die Gesetze der Salier, Alemannen und Burgunder Zeugnis ab. Im Jahre 861 wird bereits . des Dorfes „Smidheim (Schmidtheim), im Eifelgau gelegen“, Erwähnung getan, es muß zu der Zeit also, dem Namen nach zu urteilen, bereits Gruben und Hütten gehabt haben. Aus dem Anfänge des 14. Jahrhunderts stammen die Anlagen der Ahrhütte und der Stahlhütte an der oberen Ahr. Erstere bezog ihre Erze aus den Gruben von Lommersdorf. Im 16. Jahrhundert gehörte die Grube und die Hütte den Grafen von Aremberg. Die Hoch öfen hatten 22 Fuß Höhe und lieferten das berühmte Aremberger Eisen, das sehr fest und im Lütticher Lande sowie in Brabant sehr gesucht war. Alte Eisenhüttenorte sind Dollendorf, Ker pen, Schöneberg, Hillesheim, Bosdorf, Walsdorf, Stroheich, Müllenborn und Jünkerath. Eine Hütte zu Jünkerath soll schon im Jahre 1368 er richtet sein. Agricola kennt bereits die Hoch öfen der Grafen von Manderscheid. Aus diesen und anderen Daten geht hervor, daß sich das Eisengewerbe in der Eifel durch das ganze Mittelalter hindurch in großer Blüte befunden hat. Heute ist von alledem nur noch die Eisenhütte bei Jünkerath im Betriebe; Einen gewaltigen Aufschwung, wie sie ihn seit den Tagen der einhalbtausendjährigen Cäsaren herrschaft nicht mehr gesehen, nahm die Eifeler Eisenindustrie gegen 1580 bis 1600. Um 1580 wanderten nämlich fremde kapitalkräftige Familien reformierten Bekenntnisses in jene Eifelgaue ein. Auf die rechte Rheinseite übergehend, finden wir eine blühende Eisenindustrie, hauptsächlich auf Bohnerze und andere Brauneisensteine der Jura formation gegründet, in verschiedenen Gegenden von Baden. Eine sogar aus den Zeiten vor Roms Herrschaft datierende Eisengewinnung be stand bei Kandern im Breisgau, woselbst auch die Römerlegionen ihren Eisenerz- und Eisen bedarf gedeckt haben. Noch bedeutungsvoller waren die heute zum Kanton Aarau, damals zum Breisgau gehörigen Eisengruben und -Schmelzen im Fricktale; sie werden zuerst 1241 urkundlich genannt und standen im 16. Jahrhundert in großer Blüte. In das Gebiet des mittleren Rheines zurück kehrend, gelangen wir in das unzweifelhaft wich tigste und umfangreichste Eisenerzgebiet der oberen Lahn und ihrer Nebenflüsse, deren Seiten gebirge einen großen Reichtum an relativ leicht zu gewinnenden Eisenerzen bergen. Der älteste Eisensteinbergbau geht im Gebiete der oberen Lahn, bei Wetzlar, um, wogegen der an der mittleren Lahn verhältnismäßig jung ist. Im Weiltal, von woher ja die römischen Schmiede auf der Saalburg schon ihr Eisenerz bezogen, standen im 8. Jahrhundert Eisengruben in Betrieb, deren das Urkundenbuch des Klosters Lorsch im Jahre 780 Erwähnung tut. Ebenso war in dem benachbarten Kreise Wetzlar der Eisensteinbergbau um diese Zeit schon in Blüte. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts begann sich auch im Aggertal der Eisensteinbergbau zu regen, denn unter Adolf VII. wurden von 1256 bis 1290 dort Gruben unterhalten. Im Jahre 1313 wird des berühmten Stahlberges zu Mäsen gedacht. Die Stadt Siegen wird schon in einer Urkunde vom Jahre 1079 genannt; 1288 wird bereits der Stahlschmiede daselbst gedacht. In der näheren Umgebung von Dillenburg kommt schon 1434 eine Hütte bei Eisenroth vor; in Dillenburg selbst bestand gleichfalls um diese Zeit eine solche. Der Ursprung der mär kischen und bergischen Eisen- und Stahlindustrie verliert sich ins Dunkel der Sage. („Zeitschrift für praktische Geologie“ 1907 Nr. 1 S. 1 —19.]