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arbeitung des Eisens bei den germanischen Völkern Eingang gefunden habe. Indessen ist aus einigen Angaben griechischer und römischer Schriftsteller mit Sicherheit zu schließen, daß sowohl die Germanen wie auch die Kelten die Kunst, Eisen zu gewinnen und zu verarbeiten, kannten, bevor sie mit den römischen Eindringlingen in Be rührung kamen. — Als die Gimbern und Teutonen gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. auf römischem Boden erschienen, führten sie Waffen, die aus Eisen verfertigt waren. Plutarch erzählt von den eisernen Harnischen der Gimbern, Horaz rühmt die Schwerter der Noriker, Cäsar berichtet, daß die Veneter sich eiserner Nägel beim Schiffsbau bedienten und eiserne Anker ketten statt der Taue gebrauchten; bei den Chatten trugen die Tapfersten eiserne Arm ringe usw. Wenn auch, wie Tacitus berichtet, bei den Germanen kein Ueberfluß an Eisen war, so zeigen die vorstehenden und andere Angaben zur Genüge, daß alle deutschen Stämme die Kunst, Eisen zu gewinnen und sich nutzbar zu machen, kannten, bevor die Römer ins Land kamen. Die wichtigste bis jetzt aufgefundene Eisenschmelze der Römer in Deutschland lag an der Saalburg. Spuren römischen Bergbaues und Hüttenbetriebes finden sich auch im Schwarz walde, Odenwalde und Spessart; eines längeren Bestandes hatten sich jedoch die römischen Schmelzen auf deutschem Boden nicht zu erfreuen. In manchen Gegenden entwickelte sich indessen schon recht bald wieder Bergbau und Hütten betrieb. So gab es bereits vor Karls des Großen Zeiten in der Wetzlarer Gegend Schmiede, die in Frankfurt ihren Eisenzoll entrichten mußten. Im Weiltal, bei Weilnau, sind um 780 Eisenstein bergwerke im Gange; auf der Wimmerheide im Osnabrücker Lande entdeckte man in einem Sand hügel eine alte Schmelzhütte und darin einen unversehrten Eisenklumpen. Ueber die Eisengewinnung im Siegerlande ist aus den ältesten Zeiten nicht viel bekannt, doch finden sich auf Bergen und in Talschluchten Ueberreste ehemaliger Eisenverhüttung; leider hat man die aufgefundenen Schlackenhalden noch zu wenig untersucht. Manche dieser Schlacken haben einen Metallgehalt bis zu 50 °/o, andere sind wie leere Bienenwaben ausgeblasen. Die Verschiedenartigkeit der Schlacken läßt klar erkennen, daß die Verhüttung zu verschiedenen Zeiten und nach verschiedenen Methoden vor genommen ist. Die Anzahl der alten Halden ist so groß, daß unbedingt eine Verhüttung in Renn-, Luppen-, Stück- und Wolfsherden lange Zeit hindurch im Gange gewesen sein muß. Die Schmiedekunst war hier seit uralten Zeiten heimisch. In der Lebensbeschreibung des Zauberers Merlin wird in der ältesten Handschrift die Heimat Wielands des Schmiedes ins Siegerland verlegt. Die ersten schriftlichen Nachrichten über die Siegener Eisenindustrie stammen aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts; es geht daraus hervor, daß schon zu jener Zeit Roheisen daselbst gewonnen wurde. So wird in der Stiftsurkunde des Pfarrers Johannes von Siegen vom 3. Juni 1311 unter den Einkünften die „mashütte uf der Weste“ erwähnt. Die Bezeichnung „mas hütte“ kehrt in späteren Urkunden und Akten häufig wieder und bezeichnet eine Hütte, in der „Massen“ (Roheisen) erzeugt wurde. Der Um stand, daß diese Massenhütte „uf der Weste“ lag — das ist am Weißbache, einem linken Zuflusse der Sieg —, läßt vermuten, daß Wasser kraft bei der Roheisenerzeugung dienstbar ge macht war. Größtenteils werden aber noch Renn- und Luppenherde im Betrieb gewesen sein, bis sie in jenem Jahrhundert allmählich durch den Blauofen verdrängt wurden. Leider ist aus dieser Zeit kein weiteres Schriftstück vorhanden, das Aufschluß geben könnte. Die erste sichere Nachricht, die die Ausdehnung der Industrie im Siegerlande um die Wende des 14. Jahrhunderts erkennen läßt, ist uns in einer Siegener Rentei rechnung vom Jahre 1417 übermittelt. In dieser werden unter den Gefällen und Renten des Grafen auch die Einnahmen an Hüttengeld von 25 Hütten aufgeführt. Es geht aus dieser Rechnung hervor, daß wenigstens auf drei Hütten im Fürstentum Siegen damals Wasserkraft Ver wendung fand und Roheisen erzeugt wurde. In einer Siegener Renteirechnung vom Jahre 1444 werden 36 Hütten aufgezählt, 1492 wurden 38 Werke aufgeführt. Im Laufe des 15. Jahr hunderts hatte sich im Siegerlande ein großer Umschwung vollzogen; um das Jahr 1500 war kein Renn- oder Luppenherd mehr zu finden, dagegen überall Hochöfen. „Im Siegerlande“, sagt der Verfasser, „erfand man also zuerst die Kunst, Eisen oder Stahl auf indirektem Wege herzustellen, und mit Fug und Recht dürfen wir daher das Siegerland als die Heimat des Hoch ofens bezeichnen.“ In weiteren Abschnitten behandelt Ley die wirtschaftliche Bedeutung der Siegerländer Stahl- und Eisenindustrie in der ältesten Zeit, die Zunft der Stahlschmiede in Siegen, die Zunft der Massenbläser und Hammerschmiede, den Rück gang des Stahlhandwerks in der Stadt Siegen und den Aufschwung desselben im Lande Siegen, und endlich die Regalität des Hüttenbetriebes und die Eigentumsverhältnisse an Hütten und Hämmern. | „Inaugural- Dissertation“, Münster.] Eisenerzbergbau in den deutschen Rheinlanden. Dr.-Ing. Fr. Fr eise bringt in seiner Arbeit: „Zur Entwicklungsgeschichte des Eisenerzberg baues in den deutschen Rheinlanden von der Wiederaufnahme des Bergbaues nach der Völker wanderung bis zum Dreißigjährigen Kriege“ auch sehr ausführliche Mitteilungen über den Eisen-