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natürlich sehr primitiven Eisenindustrie. Aber Jahrhunderte hindurch zeigte dieselbe kaum einen nennenswerten Fortschritt. Erst vom 11. Jahr hundert ab begann sie, wenn auch nur allmäh lich, sich zu entwickeln. Was sie vor allem an einem schnelleren Vorwärtsschreiten hinderte, das war neben der Ungunst zeitlicher und ört licher Verhältnisse besonders ihre Zersplitterung. Wohl traf man allenthalben in den Flußtälern, besonders in den Tälern der Rima, des Muräny und des Saj, auf Eisenhütten und Hammerwerke, die aber infolge der Kostspieligkeit des primi tiven Betriebes alle mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Dies führte zur Gründung von größeren Gewerkschaften; so bildete sich 1808 die „Murnyer Union“ und zwei Jahre später die „Rimaer Koalition“; 1852 kam die Fusion beider Werke zustande. [„Eisenzeitung“ 1907 Nr. 4 S. 52 — 53.] Alte Erzschmelzen auf der schwäbischen Alb. G. Tgls bringt einen kleinen Beitrag zur Geschichte des Eisens zwischen Donau und Rhein, in dem er sich in der Hauptsache auf eine ältere Arbeit von A. Hedinger stützt, die betitelt ist: „Alte Erzschmelzen auf der schwäbischen Alb“ („Archiv für Anthropo logie“ 1899, 26. Band, Heft 1 S. 41—44). Wir entnehmen der erwähnten Originalabhandlung die folgenden Einzelheiten. Der Natterbuch, südöstlich von Feldstetten, Oberamt Münsingen, ein etwa 100 m hoher Hügel, der eine Reihe von Kulturperioden umfaßt, trägt auf seiner Spitze einen Ring von mehrhundertjährigen Buchen, innerhalb dessen ein vertiefter Quellsee sich befindet. Im weiteren Umkreise dieses Buchenringes ist die Erde auf ziemliche Ent fernung ganz mit Holzkohlenresten imprägniert, die wohl zum Schmelzen des überall in Menge herumliegenden Bohnerzes verwendet wurden. Etwa 30 in unter der Spitze des Hügels finden sich östlich ebenfalls starke Holzkohlenreste und Reste irdener Geräte, die Paulus für ale mannisch hält. An der westlichen Seite des Sees war eine große Menge von „Eisenschlacken“, oder besser gesagt „Schmelzprodukten“ und Feuersteinen in allen Größen und Formen zu finden. Diese Schmelzprodukte besitzen zweierlei Formen: 1. eine kugelig-höckerige, im Innern mit Höhlungen (Blasen); 2.. eine strahlige, stark eisenoxydhaltige, mit vielen kleinen unregel mäßigen Höhlungen, während die .ersteren ein gleichmäßigeres Gefüge und Ansehen zeigen. Letztere sind augenscheinlich weniger eisen haltig. Die von Prof. Dr. Abel vorgenommene analytische Untersuchung von fünf Schlacken proben ergab folgendes Resultat. (Vgl. Tabelle.) Aus diesen (an sich recht dürftigen) Analysen ergebnissen scheint hervorzugehen, daß man es hier mit einer Schmelzstätte zu tun hat, wie deren eine Reihe auf der schwäbischen Alb sich schon gefunden haben. Hedinger hat auch noch rotgebrannte Steine und gleichfalls rotgebrannte Tonfragmente gefunden, in denen er Reste des Schmelzofens vermutet. Schlacke n probe. Probe-Nr. Hauptbestand teile N ebenbestan dteile in größeren Mengen in sehr geringen Mengen 1 etwa 70 °/o Eisenverbin dungen, 30°/0 Ton- u. Kieselsäure Tonerde, • Mangan und Phosphor- säure 2 Eisen verbindungen Ton- und Kieselsäure Tonerde, Kalk, Magnesia u. Phosphor säure 3 Eisenoxyd, Tonerde und Kieselsäure Mangan und Phosphor säure Kalk, Magnesia u. Zink 4 Eisenoxyd und Tonerde Kalk und Kieselsäure Magnesia u. Phosphor säure 5 Eisenoxyd, Tonerde und Kieselsäure Kalk Magnesia, Mangan und Phosphor säure Weitere solche Eisenschmelzen wurden be schrieben in den Blättern des Albvereins 1898, Beilage zu Nr. 1, und Fundbericht aus Schwaben 1897 S. 3 u. 4, sowie „Schwäbischer Merkur“ 30. Oktober 1896 und 1. März 1897: Vor geschichtliche Eisenschmelzstätte Tauchenweiler im Aalbuch. Auch diese Stätte war von einem Hügel umschlossen, scheint aber noch primitiver gewesen zu sein, denn sie zeigt keine Spur von Mauerung, sondern nur rohe Steinlagen, deren Fugen mit Lehm ausgeschlagen waren, und eine aus Lehm bestehende, natürlich zusammen gesunkene Wölbung mit „Glasschlacken“, die aber eisenhaltiges Kalk-Tonerdesilikat waren. Die Ausnutzung des Erzes scheint also hier noch ganz unvollkommen gewesen zu sein. — Ein andermal wurden 15 und 7,5 kg schwere Schmelzkuchen gefunden, die man ursprünglich für Meteoreisen hielt. [„Bnyszati es Kohäszati Lapok" 1907 Nr. 2 S. 86 — 88.] Siegerländer Stahl- und Eisenindustrie. Karl Jos. Ley: Zur Geschichte der Siegerländer Stahl- und Eisenindustrie. Ueber den deutschen Bergbau und Hüttenbetrieb, besonders über Gewinnung und Herstellung des Eisens in der ältesten Zeit, sind nur wenige Nachrichten erhalten. Man ist daher der Ansicht gewesen, daß erst mit dem Eindringen der Römer in deutsche Lande die Herstellung und Ver-