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318 Stahl und Eisen. Berichte aus Fachvereinen. — Referate und kleinere Mitteilungen. 27. Jahrg. Nr. 9. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. South Wales Institute of Engineers. In einer dem South Wales Institute of Engineers vorgelegten und in dessen „Transactions" veröffent lichten Abhandlung macht George Forster Martin interessante Mitteilungen über den Hochofenbetrieb zn Blaenavon (Monmouthshire)* im südwestlichen England. Die Blaenavon-Gesellschaft besitzt vier Hochöfen, von denen drei 18,3 m und einer 22,9 m hoch sind. Letzterer wurde im Jahre 190ö angeblasen; er hat nachstehende Abmessungen: Gesamthöhe 22,9 m, Gichtdurchmesser 4,57 m, Kohlen- sackdurchmesser 5,33 m, Gestelldurchmesser 3,05 m, Höhe des Kohlensackes über den Formen 4,57 m, Höhe der Formen über dem Bodenstein 2,28 m, An zahl der Formen 9, Weite der Formen 140 mm, In halt des Ofens 355 cbm. Die fünf für diesen Ofen zur Verfügung stehenden Winderhitzer, welche schon seit längeren Jahren im Betrieb sind, besitzen nur beschränkten Fassungsraum; bei 18,3 m Höhe bis Beginn der Kuppel haben zwei je 6,1 m, zwei je 7,3 m und einer 7,9 m Durchmesser. Infolge dieser Unterschiede werden sie nicht in glei chen Zeitabständen, sondern je nach der Temperatur des Windes umgeschaltet. Zur Messung der Temperatur dient ein Uehlingsches Pyrometer, das in dem Wind- verteilungsrohr untergebracht ist. Ein zweites In strument hat seinen Platz in dem Fallrohr des Oiens, so daß sofort jede Veränderung der Temperatur des Windes wie der Gase und daher jede Unregelmäßig keit im Ofengange angezeigt wird. Der Ofen besitzt einen Schrägaufzug und dop pelten Gichtverschluß mit Verteiler. Beide Gicht glocken werden hydraulisch angetrieben und durch den Fördermaschinisten von seinem Stand aus bedient, so daß keine Leute auf der Gicht nötig sind. Der Gichtbelag wird durch den Blechmantel getragen, der wiederum auf Säulen ruht. Für die Rastkühlung wurde das Berieselungssystem gewählt; zu dem Zweck ist die Rast in acht Kreissegmente geteilt, so daß die Kühlung eines jeden einzelnen Abschnittes für sich geregelt werden kann. Der Vorteil dieses Systems liegt nach dem Verfasser darin, daß trotz geringsten Wasser verbrauches jeder Zoll des Panzers für gewöhnlich gleichmäßig gekühlt wird, wodurch bei niedrigem Koksverbrauch gleichmäßig gutes Eisen falle, indem die Bildung von Ansätzen und dadurch veranlaßtes ungleichmäßiges Niedergehen der Gichten vermieden werde. Während eine um den Ofen schnecken förmig laufende Kühlungsvorrichtung etwa 6800 cbm Wasser in 24 Stunden benötige, brauche das Beriese- lungssystem nur 145 cbm.(?) Die durchschnittliche Tem peratur des ein- und austretenden Kühlwassers zeigt nachstehende Zusammenstellung: * „The Iron and Coal Trade Review“ 1907, 18. Januar. links rechts 0C. °C. Oben 12,2 13,3 Unten 17,8 16,7 Beim Eintritt in den Sammelkanal .... 18,9 17,8 hinten vorn °C. °C. 13,3 12,2 16,7 15,6 18,9 15,6 Als Brennmaterial dient Koks aus der eigenen Zeche der Gesellschaft zu Blaenavon; derselbe hat folgende Zusammensetzung: Kohlenstoff 89 o/o, Schwefel 0,75 0/o, Phosphor 0,019 0/o, Feuchtigkeit 2 °/o, Asche 7,80 0/o. Verhüttet wird neben anderem vielfach spanischer Rostspat mit folgenden Gehalten: Eisen 48 bis 60 °/o, Mangan 0,8 bis 4 °/o, Kieselsäure 5 bis 12 o/o, Tonerde im Durchschnitt 1,5 °/o, Kalk 1,5 bis 10 0/o, Magnesia 2,5 bis 5 o/o, Schwefel 0,3 bis 2 o/o, Phosphor zwischen 0,025 und 0,01 °/o. Wegen seines hohen Gehaltes an Schwefel in sulfidischer Form wurde der Spat früher nicht verwendet, auch enthält er sehr viel Feinerz, das im Ofen vorrollt, dazu ist das Erz wegen der beim Rösten in magnetische Oxyde übergegangenen Eisensauerstoffverbindungen ziemlich schwer schmelz bar. Aus Rubio, Spat und südspanischen Erzen erblasene Roheisensorten weisen folgende Analysen (Jahresdurch schnitt) auf: Graphit ... Geb. Kohlenstoff . Silizium Mangan .... Phosphor . . . . Schwefel . . . . Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 3,4 3,0 2,8 0,2 0,3 0,45 2,5 2,1 1,8 1,3 1,15 1,0 0,045 0,045 0,046 0,02 0,03 0,05 Nr. 4 2,55 0,55 1,4 0,8 0,046 0,07 Das Verhältnis, in dem die einzelnen Sorten zu der Gesamterzeugung standen, ist wie folgt: Nr. 1 75 0/o, Nr. 2 10,25 o/o, Nr. 3 10,5 °/o, Nr. 4 und Aus- falleisen 4,25 0/o. Die hierbei fallende Schlacke ent hielt im Durchschnitt: 33,2 0/ Kieselsäure, 13,0 °/o Tonerde, 43,3 o/o Kalk, 5,6 0/o Magnesia, 2,25 o/o Schwefel. Der Koksverbrauch betrug bei 175 t täglicher Leistung auf die Tonne Roheisen 0,87 t; eine Gicht setzte sich zusammen aus 10 670 kg Erz, 1590 kg Kalkstein und 4880 kg Koks. Der Wind hatte 0,56 Atm. Pressung, die Menge desselben betrug in der Minute 500 cbm, seine Temperatur 650° 0. Die Gase enthielten 11 °/o Kohlensäure und 24 0/o Kohlen oxyd; ihre Temperatur war annähernd 260° C. beim Verlassen des Ofens. Die Gebläsemaschinen leisteten 1500 P.S. C. G. Verein deutscher Ingenieure. Die diesjährige Hauptversammlung wird in den Tagen vom 17. bis 19. Juni in Koblenz stattfinden. Iron and Steel Institute. Das Institute wird in diesem Jahre seine Haupt versammlung vom 23. bis 25. September in Wien abhalten (vergl. auch Nr. 5 S. 183 dieser Zeitschrift). Referate und kleinere Mitteilungen. Vergangenheit und Zukunft der amerikanischen Roheisenerzeugung. * Unter dieser Ueberschrift bringt Dr. William Kent eine statistische Studie über die zukünftige Entwicklung der amerikanischen Roheisenproduktion. * „The Iron Trade Review“, 10. Januar 1907 S. 72; vergl. auch S. 293 vorl. Heftes. Er überblickt kurz an Hand seiner früher veröffent lichten Arbeiten die Ergebnisse der letzten 42 Jahre, bespricht die Auf- und Niedergänge der Eisenerzeu gung und deren wirtschaftliche und politische Ursachen. In einem Schaubild faßt er die Ziffern der Erzeugung und der Preise seit 1872 zusammen und konstruiert aus ersteren eine Kurve der mittleren Zunahme der Produktion der letzten 42 Jahre, die 7,909 0/o für