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Königin -Marienhütte, Actien-Gesellschaft zu Cainsdorf. — Dem Geschäftsberichte ist zu ent nehmen, daß die Gesellschaft im Jahre 1906 an der weiteren Aufwärtsbewegung in der Eisenindustrie mit allen Betriebszweigen teilnehmen konnte. Wenn auch größere Mengen Fabrikate auf Grund älterer Ver käufe verhältnismäßig billig verrechnet werden mußten, so standen doch einerseits noch billige Rohmaterialien zur Verfügung und anderseits machten sich die Ver besserungen der Betriebseinrichtungen in einer Ab nahme der Herstellungskosten immer mehr bemerkbar. Diese mit einem Kostenaufwande von 233 080,94 46 ausgeführten Verbesserungen umfaßten in der Haupt sache Umbauten und neue maschinelle Einrichtungen in der Maschinengießerei, den Umbau von Kranen und Gießgruben in der Röhrengießerei und die Fertig stellung des vierten Martinofens mit neuen Gene ratoren. Weiter wurde der schon im Vorjahre be gonnene Umbau des Walzwerkes zu Ende geführt. Die Beschäftigung war während des ganzen Jahres in allen Betriebszweigen durchaus befriedigend. In der Maschinengießerei konnte die Erzeugung um etwa 18 o/o gesteigert werden. In der Röhrengießerei war eine volle Ausnutzung der vorhandenen Betriebsein- richtungen nicht möglich, da man bei Erneuerung des Gußröhren-Syndikates nur eine wesentlich niedrigere Beteiligungsziffer als früher zu erlangen vermochte. Der Erweiterungsbau der Martinhütte wurde mit Ende des Jahres vollendet; die Gesellschaft ist daher jetzt in der Lage, das vom Walzwerke benötigte Fluß eisenmaterial selbst herzustellen. Im Walzwerks- betriebe wurde ohne jede wesentliche Unterbrechung mit voller Ausnutzung der vorhandenen Einrichtungen gearbeitet, so daß die Erzeugung um weitere 15 0/o vermehrt werden konnte. Die Maschinenbauabteilung sowie die Abteilung für Eisenkonstruktionen waren aus reichend beschäftigt und erbrachten die erwarteten Betriebsgewinne. Die Erzeugnisse der Dinasziegelei fanden nach wie vor schlanken Absatz. Sowohl die Abteilung für Wasserleitungsbau als auch diejenige für Gaswerksbau entwickelten eich im Berichtsjahre befriedigend. Der Gesamtumsatz belief sich auf 9 850 698,89 (i. V. 8 872 239,69) «. Auf dem Werke und den Gruben waren 1956 (1749) Arbeiter be schäftigt, dieselben erhielten an Löhnen 2 033 341,20 (1 812 696,43) «. Da die vorhandene Hochofenanlage bedeutende Mittel erfordern würde, um wieder be triebsfähig gestaltet zu werden, doch keinesfalls modernen Ansprüchen entsprechen und somit die Er zeugung von Roheisen zu marktgängigen Preisen dauernd nicht möglich sein würde, entschloß sich die Verwaltung, diesen Betriebszweig endgültig aufzugeben und die Grubenfelder zu verkaufen, wodurch die wirt schaftliche Lage der Gesellschaft wesentlich günstiger geworden ist. — Das Gewinn- und Verlust-Konto weist außer 5953,55 6 vereinnahmter Zinsen von Wert papieren einen Hüttenbetriebsgewinn von 1 066 565,84 K und den Gewinn aus dem Verkaufe von Bergbaurealitäten mit 770 786,18 «6, insgesamt also 1843 305,57 .6 nach. Hiervon gehen ab: 120 481,34 6 Anleihezinsen, 233 657,72 % Generalunkosten und 300 252,76 « Ab schreibungen; ferner sind die aus dem Gewinne beim Verkaufe von Bergbaurealitäten zu bestreitenden außer ordentlichen Abschreibungen mit 470 786,18 zu kürzen sowie dem Reserve- und Dispositions-Fonds zur Wiederherstellung der 1901 zwecks Deckung des Ver lustes verwendeten Beträge zusammen 300 000 Jt, zu überweisen; demnach verbleibt ein Reingewinn von 418 127,57 (6. Von diesem sollen nach dem Vorschläge des Aufsichtsrates dem gesetzlichen Re servefonds statutenmäßig 20 906,40 % zugeführt, für vertragsmäßige Vorstandstantiemen und Grati fikationen 15000 verwendet, der Verlustvortrag aus 1905 mit 157 328,73 ■« getilgt und auf 5 007 600 «« Vorzugsaktien-Kapital 175 266 K (31/20/0) Dividende gewährt werden. Die übrigen 49 626,44 % sind auf neue Rechnung vorzutragen. Aktien - Gesellschaft Schalker Gruben- und Hütten-Verein zu Gelsenkirchen. — Nach dem Be richte der Direktion standen in Gelsenkirchen während des Jahres 1906 von den vorhandenen 6 Hochöfen des Vereins 5 im Feuer. In Hochfeld waren sämtliche 3 Hochöfen im Betriebe. Die durchschnittliche Ar beiterzahl betrug auf beiden Hochofenanlagen ins gesamt 1433. Für die Erweiterung der Gichtgas kraftanlage wurden größere Beträge auf Anlage-Konto verbucht. Fertiggestellt wurden ferner die Koksofen batterie mit Gewinnung von Nebenprodukten und zwei Cowperapparate. Außerdem wurde bei der Abteilung Vulkan in Duisburg-Hochfeld der Bau eines Cowper apparates vollendet. — In der Gießereianlage hat die Erzeugung gegenüber dem Vorjahre sich nicht unbedeutend vergrößert; die Beschäftigung daselbst war im allgemeinen zufriedenstellend. Ein Teil'der Röhren gießereierzeugnisse mußte allerdings wieder nach dem Auslande abgestoßen werden, da die Aufträge des Guß röhren-Syndikates gegenüber der Syndikatseinschätzung nicht ausreichten. Die Zahl der in der Gießerei abteilung beschäftigten Arbeiter erreichte durchschnitt lich 1448. — Die Förderung der Zeche Pluto stellte sich in der Berichtszeit auf 1 181890 t Kohlen, die Kokserzeugung betrug 282.816 t, die Ziegelsteinher stellung belief sich auf 5 461500 Stück. Ferner wurden 11060 t Teer, 3990 t schwefelsaures Am moniak sowie 1947 t Rohbenzol, Toluol und Xylol gewonnen. Die' Belegschaft der Zeche hatte eine durchschnittliche Stärke von 4210 Mann. — An Ge schäftsunkosten wurden im Laufe des Jahres im ganzen 463 255,42 M verbucht. Der Bruttogewinn nach der Verrechnung in der Interessengemeinschaft Gelsen- kirchen-Schalke-Aachen* einschließlich des Saldo-Vor trages aus 1905 beträgt 6 844 905,88 M. Hiervon sollen für Abschreibungen 2 400 000 M, für Berg- schäden-Konto 500000«//, für den Unterstützungsfonds 150 000 «//, für gemeinnützige Zwecke 50 000 «//, für Rücklage zum Erwerbe von Grundstücken 500 000 «//, für Rücklage zum Spezial-Reservefonds 300 000 , für Tantieme an den Aufsichtsrat 98 625,71 ,//, und zur Verteilung einer Dividende von 271/2 0/o 2 805 000 M verwendet werden, so daß noch 41 280,17 JI auf neue Rechnung vorzutragen bleiben. Socit Anonyme des Forges et Acieries de Stenay in Stenay (Frankreich). — Unter dieser Firma hat sich kürzlich eine Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 500000 Fr. zu dem Zwecke gebildet, die seit Februar 1902 stilliegenden Werke der Socit des Fers et Aciers Robert & Cie. zu Stenay, die man als Wiege der Kleinbessemerei be zeichnen darf, wieder in Betrieb zu setzen. In erster Linie beteiligt bei dem Unternehmen ist der bekannte belgische Stahlindustrielle Gustave Boel, da er das alte Werk mit günstig am Wasser gelegenem Gelände aufgekauft und in die neue Gesellschaft eingebracht hat. Als deren weitere Gründer werden Pol Boel und Leopold Thibeau, die zusammen mit Gustave Boel den Aufsichtsrat bilden, sowie ver schiedene andere Angehörige der Familie Boel genannt. Die Leitung liegt in den Händen von Toussaint Levoz, der schon seit längeren Jahren als Spezialist auf dem Gebiete der Kleinbessemerei tätig gewesen ist. Wieder „Moniteur des Interets Materiels“ ** mit zuteilen weiß, werden die Arbeiten zur Wiederher stellung des stillgelegten Werkes so lebhaft gefördert, daß die neue Gesellschaft voraussichtlich, schon im April mit dem Betriebe wird beginnen können. * Vergl. die vorstehenden Berichte. * * Nr. 24 vom 24. Februar 1907 S. 636.