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374 Stahl und Eisen. Zur Fabrikation gezogener Gasrohre. 27. Jahrg. Nr. 11. Ein horizontaler Arm dieses Wagens dient zur Befestigung des Einhängehakens und zwingt die Kette stets genau in die Längsachse der Ziehbankrinne, in welche das Rohr hineingezogen wird, so daß stets ein zentraler Zug ausgeübt wird. Um die Geschwindigkeit des Ziehwagens sicher zu regulieren und beliebig einstellen zu können, bringen die Erfinder einen Geschwindig keitsregulator an, welcher seitlich und parallel zum Dampfzylinder oder oberhalb desselben liegt und im wesentlichen wiederum aus einem lang gestreckten Zylinder besteht, der mit Kolben nebst beiderseitig durchgehender Kolbenstange versehen ist. Die Zylinderfüllung besteht jedoch aus Wasser, Oel oder einer sonstigen geeigneten Flüssigkeit. Durch ein verstellbares Ventil und zwei Verbindungsrohre kann der Durchgang der Flüssigkeit von dem einen Ende des Zylinders zum andern Ende reguliert werden, so daß die Geschwindigkeit des Dampf kolbens im Verhältnis zur Größe der jeweilig eingestellten Durchgangs- geschieht das Runden und Schweißen des Rohr blechstreifens heute in Europa fast ausnahmslos durch Trichter. Nun ist es aber keineswegs so einfach und leicht, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte, die richtigen Abmessungen derselben zu bestimmen und diese so zu treffen, daß bei ungestörtem Arbeiten die beiden Rand flächen des Streifens unter nicht zu starkem und auch nicht zu schwachem Druck genau aufein andertreffen und daß die zwischen diesen Flächen vorhandenen Schlacken herausgepreßt und mithin nur metallisch reine Flächen miteinander zu einem dichten Rohr verbunden werden. Die Größe dieses zum Zusammenpressen der Schweißnaht erforderlichen Druckes kann daher für ein und denselben Rohrdurchmesser ver schieden sein müssen, je nach Anzahl der Züge, die das Rohr bis zu seiner Fertigstellung er halten soll, je nach den Zwecken, denen es zu entsprechen hat, und je nach der Blechstärke, welche zur Anwendung kommt. Bestimmte Sorten Abbildung 3. Kolbenziehbank. Öffnung vermehrt oder vermindert werden kann, ganz nach Maßgabe der durch die Ventile strömenden Flüssigkeitsmenge. Um diese Ver bindung zwischen den beiden Zylindern zu er möglichen, ist eine Kette, welche an einem Ende mit der Kolbenstange des Geschwindigkeits regulators verbunden ist, über eine horizontale Rolle des Ständers der Ziehbank geführt und an einem Bolzen des Dampfzylinderkreuzkopfes mit dem freien Ende befestigt. Diese Anordnung ist natürlich vor und hinter den Zylindern, d. h. an jedem Kolbenstangenende getroffen, und gestattet es den Ziehwagen beim Zurückbringen des Rohres in den Ofen (für den zweiten Zug), schneller und beim Ziehen des Rohres nach Be dürfnis langsamer laufen zu lassen. Das Ziehen selbst erfolgt in gewöhnlicher Weise, indem der Anschweißstab des weißglühenden Streifens in dem Schleppwagen befestigt und durch das vor der Ziehbank auf einem besonderen Ständer auf gestellte Zieheisen oder durch eine Kuxe ge zogen wird. Die Bewegung des Dampfkolbens wird dann umgesteuert und das Rohr auf dem selben Wege in entgegengesetzter Richtung in den Ofen zurückgeführt. Wie schon im ersten Teile* dieser Aufsätze flüchtig erwähnt wurde, * „Stahl und Eisen“ 1905 Nr. 19 8.1114; Nr. 20 8. 1177. von Brunnen- und Preßrohren, Teleskopmaste (zum Unterschiede der davon durchaus verschieden hergestellten konischen Lichtmaste) verlangen ihrer dickeren Wand wegen andere Trichter abmessungen, als normale Gasleitungs-, Schlosserei- und Heißwasserrohre desselben Durchmessers. Endlich hat auch die Art des Materiales ihren Einfluß auf die Größe und Aufeinanderfolge der Trichter und es ist daher durchaus nicht gleich gültig, ob Schweißeisen oder ein weiches, gut schweißbares Flußeisen zur Verarbeitung gelangt; denn ob auch die Festigkeit quer zur Faser richtung auf Grund seiner andern Erzeugungs weise beim Flußeisen größer ist, so ist die leich tere Schweißbarkeit des gepuddelten Materiales bei selbst geringen Druckwirkungen unbestritten für die Gasrohrfabrikation ein wesentliches Moment und die Ursache, weshalb für stumpf geschweißte Rohre bei uns fast nur dieses benutzt wird. Wenn in Amerika Flußeisengas rohre in den letzten Jahren immer mehr auf kommen, so liegt dies daran, daß es sich dort alsdann um eine andere Herstellungsweise handelt, wobei auch die Gasrohre ein Walzwerk durch laufen, also mit größerem Druck an der Schweiß stelle bearbeitet werden, oder mit abgeschrägten Kanten d. h. größerer Schweißungsfläche in der Naht verbunden werden, Fabrikationsweisen, die