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13. März 1907. Englische und deutsche Normalprofile im Handelsschiff bau. Stahl und Eisen. 269 je geringer die Differenz in der Dicke zwischen Steg und Flansch wird. In der Tafel VI Abb. 1 a sind neben den neuen Normalprofilen als punktierte Linien die Werte der Profile aufgetragen, wenn der Steg so dick wie der Flansch genommen wird. Aus der Neigung der Verbindungslinie beider Werte ist das Fallen des Wertes bei zunehmender Stegdicke ersichtlich. Wir erhalten in Tafel VI, Abb. 1, für die deutschen [-Profile zwei Profilreihen, die sogenannten Spantprofile und die Balkenprofile. Die Spantprofile zeigen sich als die ungünstigeren auch gegenüber den eng lischen Profilen. Hier liegt der Vorschlag nahe, durch Anordnung einer Profilreihe, deren Flansch dicke zwischen der der Spant- und Balkenprofile liegt, statt der jetzigen zwei Reihen eine ein heitliche Profilreihe für die [-Profile unter 240 mm Steghöhe zu schaffen, wodurch gleichzeitig die Zahl der Profile um drei vermindert würde. Dieser Vorschlag zur Verringerung der Zahl der [-Profile liegt um so näher, als das [-Profil, theoretisch bisher das günstigste, durch die Verdickung der Stege nur wenig oder über haupt nicht mehr günstiger ist als das Wulst winkelprofil, wie sich sofort zeigt, wenn man die Kurve der letzteren Profile in die der ersteren einträgt. Dazu kommt, daß das [ - Profil auch praktisch ein wenig günstiges Profil für Spanten und Deckbalken, welche gebogen werden müssen, ist. Auf die näheren Einzelheiten dieser Tatsache, die diesseits und jenseits des Kanals schon mehrfach zu fach wissenschaftlichen Erörterungen Veranlassung ge geben hat, näher einzugehen, verbietet mir der Raum. Wir stehen vor der Tatsache, daß der Britische Lloyd, der dem Schiffbau fast der ganzen Welt seine Regeln diktiert, das [-Profil, und zwar nicht mit Unrecht, in seinen Tabellen als ein ungeeignetes Schiffbauprofil hinstellt, soweit es nicht mit stäh lerner Beplattung verbunden ist; wir sehen ferner, daß die British Standard Sections die Zahl der [-Profile im Schiffbau auf acht reduziert haben; endlich ist zu konstatieren, daß auch im deutschen Handelsschiffbau an Stelle des [-Profiles immer mehr das Wulstwinkelprofi] tritt. Dieser Erkenntnis dürfen sich die deutschen Schiffbauer und die deutschen Walzwerke nicht verschließen. B. Die Wulstwinkelprofile. Wenden wir uns jetzt dem Wulstwinkel zu, so fällt uns, wenn wir die Tabellen des Britischen Lloyd an sehen, die ganz auffällige Begünstigung dieses Profiles gegenüber dem [ -Profil auf. Für das Hochspantensystem gilt der Wulstwinkel als gleichwertig mit dem gleich hohen [ -Profil, wenn r nur 1/20 Zoll = 1,27 mm größere Dicke hat als der Steg des [-Profiles, obwohl sein Widerstandsmoment noch nicht 2js des letzteren beträgt. Auch hier liegt der Grund in den Er fahrungen der Praxis, daß der Wulstwinkel tat sächlich dem [ -Profil vom größeren Widerstands moment überlegen ist, namentlich bei den Pro filen über 180 mm Höhe, wo beim Biegen des [-Profiles der untere Flansch sich nach innen biegt und nicht mehr als Gurtung wirkt, wäh rend der Wulst des Winkels steht. Auch in den British Standard Sections ist dem Wulst winkel ein breiter Raum zugewiesen. Nicht weniger als 20 verschiedene Wulstwinkelprofile sind dort aufgeführt, gegen 8 des deutschen Normalprofil buches. Tragen wir hier (Tafel VII, Abbild. 2) die Profile wieder auf, wie bei den [-Profilen, so sehen wir je nach der Flanschbreite von 3, 31/2 und 4 Zoll drei Kurven der englischen Wulstwinkelprofi]e, welche jedoch, mit Ausnahme der drei niedrigsten, sämtlich unsern deutschen Profilen überlegen sind. Es ist dies um so auf fälliger, als der Wulst nicht eigentlich stärker ist als bei den deutschen Normalprofilen. Der Grund liegt vielmehr in der unverhältnismäßig großen Dicke von Steg und Flansch der deut schen Wulstwinkel, wodurch dieselben, ähnlich wie dies in Tafel VI Abbild. 1 a bei den [-Profilen gezeigt ist, ein ungünstigeres Verhältnis von Widerstandsmoment zum Querschnitt erhalten. Wäre in dieser Hinsicht ein Teil der Wulst winkelprofile verbesserungsbedürftig, so möchte ich noch auf einen andern Vorteil der englischen Profile hinweisen, nämlich daß sie in verschiedenen Dicken gewalzt werden, und zwar schwanken die Dicken bei sämtlichen Wulstwinkeln um 1/5 Zoll =5,1 mm, so daß man für alle Wider standsmomente von 31 bis 400 ccm ein passendes englisches Wulstwinkelprofil hat, während die acht deutschen Wulst Winkelprofile nur in einer Dicke gewalzt werden. Die englischen Wulst winkelprofile sind so in die Walzen eingeschnitten, daß bei Verdickung des Steges um 1 mm der Flansch um 1/2 mm dicker wird, wodurch die Profile relativ günstiger werden, als wenn Flansch- und Stegdicke um denselben Betrag wachsen würden. Ein dritter Punkt, der für unsere deutschen Wulstwinkel zu erstreben wäre, wäre die Fortführung der Profilreihe für größere Profile. Ein Profil 250 X 95X13 bis 18 mm sowie 275 X 95 X 13 bis 19 mm wäre das min deste, was zu erstreben wäre, da beide Profile sowohl als Hochspanten- wie als Deckbalken profile häufig sind.* Allgemein ist zu sagen, daß das Wulstwinkelprofil, welches in früheren Jahren lediglich zu Deckbalken unter eiserner Deckbeplattung verwandt wurde, jetzt ganz allgemein für Spanten und Balken gebraucht wird, Für erstere hat es den Vorteil, daß der Wulst weniger rasch vom Rost zerstört wird als der * Vorstehende Abhandlung wurde vor längerer Zeit geschrieben. Inzwischen sind bei den 8 deutschen Wulstwinkelprofilen auch verschiedene Dicken, wenn auch nur um 3 mm schwankend vorgesehen, auch sollen noch Profile von 260, 280 und 300 mm Höhe auf genommen werden. Der Verfasser.