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Interesse bietet weiter die in neuerer Zeit viel in Anwendung kommende Zeise-Schraube, bei welcher die Spindeldrehachse exzentrisch zur Abbildung 10. Streichbrett. Schraubenachse aufgestellt und nur eine Stei gungsschablone am Umfang angewandt wird. Hierdurch wird eine hyperbolische Steigungs kurve erzielt, deren Achse einen Winkel von 45° mit der Schrau benachse einschließt. Durch die Versetzung der einzelnen Flügel in achsialer Richtung in der Weise, daß die Füße der Flügel auf einer am Umfang der Nabe laufenden Schrauben linie liegen, entsteht die Niki- Schraube, eine Erfindung des Großherzogs von Olden burg. Die Herstellung der Form für diese geschieht gewöhn ¬ lich nach dem Patent von Zeise,* der die Ausführung der letzteren Schraube übernom men hat. Gießerei-Mitteilungen. Ueber das Verhalten des Gußeisens bei langsamen Belastungswechseln.* Wenn man Gußeisen oder überhaupt einen Körper, der dem Hookeschen Gesetz nicht folgt, belastet und wieder entlastet, so erhält man bekanntlich im Last- Dehnungs- oder p-?-Diagramm zwei getrennte Kurven. Dabei tritt in den meisten Fällen eine bleibende Deh nung ein. Belastet man wieder, so erhält man eine dritte Kurve (Belastungskurve) usw., deren Gestalt wesentlich durch die Größe der vorangegangenen Be lastungen mit bedingt ist. .Es genügt daher zur Kenntnis der’ elastischen Eigenschaften eines solchen Körpers nicht die Kenntnis der sogen, jungfräulichen Kurve (der Kurve, welche man beim allmählichen Be lasten eines bis dahin noch nie belasteten Stabes er hält), sondern man muß imstande sein, die Belastungs oder Entlastungskurven nach beliebigen Belastungen und Entlastungen im voraus zu berechnen. Versuche in dieser Richtung wurden mit Stäben von hoch wertigem Gußeisen ausgeführt. Zur Messung der Dehnung wurden Martenssche Spiegelapparate in einer besonderen Kombination benutzt. Bezeichnet man einen Punkt des p-2-Diagramms, in welchem die Rich * Diss. Göttingen 1905. Wieder abgedruckt in den „Ann. d. Physik“, 4. Folge, Bd. 20, 1906 S. 527. tung der Laständerung umkehrt, als Umkehrpunkt, so ist jede Belastungs- oder Entlastungskurve eine Funktion der Umkehrpunkte. Bei einer bestimmten Anordnung der Umkehrpunkte kann man nun bequem einen Ueberblick über die Kurven erlangen. Man lasse, wie in der Abbildung, den Stab eine Art Spirale durchwandern, indem man immer kurz vor dem vor letzten Umkehrpunkte die Richtung der Laständerung umkehrt. Der Stab führt so ganz langsame, erzwungene Schwingungen aus, deren Amplituden immer kleiner werden. Man erreicht endlich den Punkt m, der der Mittelpunkt der Spirale oder der Schwingung heißen möge. Belastet man von ihm aus, so gelangt man durch alle oberhalb m gelegenen Umkehrpunkte hindurch. Dasselbe geschieht, wenn man von m aus entlastet mit den unterhalb m gelegenen Umkehrpunkten. Eine solche von m aus durch die Umkehrpunkte gehende Kurve heiße eine Durchschreitungskurve. Sie zerfällt in einen unteren und einen oberen Teil. Einer von beiden kann immer nur wirklich durch wandert werden, je nachdem man von m aus ent lastet oder belastet. Merkwürdig ist nun, daß die Durchschreitungs- kurven ganz die Gestalt der jungfräulichen Kurven besitzen, und daß diese selbst als Durchschreitungs kurve mit dem Mittelpunkt o aufgefaßt werden kann. Der Nullpunkt und die jungfräuliche Kurve nehmen also bei dieser Untersuchungsmethode gar keine Sonderstellung ein. Jeder Punkt der Ebene kann Mittelpunkt einer Spirale sein. Hat man für einen Punkt die zugehörige Durchschreitungskurve und die zu dieser gehörenden Belastungs- und Entlastungs- kurven dargestellt, so hat man damit die Aufgabe im wesentlichen für alle Punkte der p-2-Ebene gelöst. Wae Einzelheiten anbetrifft, so möge auf die Ar beit selbst verwiesen werden. Es sind dort auch Untersuchungen über die elastischen Nachwirkungen wiedergegeben; erwähnt sei davon nur, daß auch diese von der Analogie zwischen jungfräulicher Kurve und Durchschreitungskurve beherrscht werden. Dr. S. Berliner, Hannover. * Vgl. „Zeitschr. d. Ver. d. Ing.“ 1906 Nr. 48 S. 1956.