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versucht wird, bei einer weichenden Kon junktur Preise zu halten, die nach Lage der Verhältnisse nicht mehr die richtigen sind, und ebenso, wenn etwa nicht gerechtfertigte Schleuderpreise festgesetzt werden.“ Diese Berechtigung bestreitet dem Staate kein vernünftiger Mensch. Für uns handelt es sich nur um die Tatsache, daß der Staat überall, wo er kann, die höchsten Kohlenpreise nimmt, selbst von der Staatseisenbahnverwaltung, die nach dem Etat für 1907 in Westfalen 10,98 66, an der Saar 14,00 • für die Tonne Lokomotivkohlen zahlen muß, und diese Tat sache berechtigt uns zu der Behauptung, daß der Konsument bei einem Staatsmonopol oder selbst bei einer Vorherrschaft des Staates in der Preisbildung aus dem Regen in die Traufe kommen würde. In der Versammlung der preußischen Berg bauvereine, die am 28. Februar in Berlin auf Veranlassung des „Zentralverbandes Deutscher Industrieller“ stattfand, referierten über den Gesetzentwurf die HH. Generalsekretär H. A. Bueck, Bergassessor von und zu Löwenstein, Dr. Löwe und Abg. Dr. Voltz in eingehender Weise. Nach längerer Erörterung, an der u. a. die HH. Abg. Dr. Beumer, Generaldirektor Dr.-Ing. h. c. Klemme, Bergrat Kleine, Ge heimrat Hilger, Generaldirektor Werming- hoff, Abg. Schmieding und Rechtsanwalt Lüders teilnahmen, wurde folgender Beschluß antrag einstimmig angenommen: „Die von dem Zentralverband Deutscher In dustrieller berufenen, am 28. Februar 1907 in Berlin versammelten Vertreter der bergbaulichen Vereine Preußens legen auf das entschie denste Verwahrung dagegen ein, daß durch die dem Landtage zugegangene Novelle zum Allgemeinen Berggesetz das so glänzend bewährte Prinzip der Bergbaufreiheit, dem in erster Linie Preußens Bergbau und damit auch Preußens Industrie die großartige Entwicklung der letzten Jahrzehnte verdanken, für die wichtigsten Mineralien, Steinkohle und Kalisalze, aufgehoben werden soll. Sie erwarten von einer solchen Aufhebung nicht nur nicht den geringsten Nutzen für den Staat und seine wirtschaftliche Entwicklung, sondern in erster Linie eine starke Wertsteigerung für den bereits im privaten Eigentum befindlichen Besitz an Kohlen- und Kalifeldern und damit in zweiter Linie eine entsprechende Preissteige rung für die zum Verkauf gelangenden Kohlen und Kalisalze. Es würde also in Wirklichkeit das gerade Gegenteil von dem erreicht werden, was nach seinen Motiven das neue Gesetz er reichen soll. Eine andere überaus beklagenswerte Folge des neuen Gesetzes würde die ■ völlige Lahm legung der weiteren privaten Bohrtätigkeit im ganzen Lande sein und damit in der Haupt sache eine schwere Schädigung der gesamten Mitte und des gesamten Ostens der Monarchie, woselbst die Erkundung und Aufschließung des Bodens in bezug auf seine mineralischen Schätze noch ganz besonders stark im Rückstände ist. Dazu kommt, daß die aus dem Inlande mit Gewalt vertriebene Bohrtätigkeit im Auslande dem deut schen Bergbau schwere Konkurrenz machen würde. Die Vertreter der bergbaulichen Vereine be halten sich vor, sowohl diese hier erwähnten Haupt gründe gegen das Gesetz als auch noch zahlreiche Gründe mehr nebensächlicher Natur in einer besonderen Denkschrift dem Preußischen Landtage ausführlich vorzutragen, und beschränken sich für heute auf die dringende Bitte, zunächst an das Abgeordnetenhaus und danach an das Herrenhaus, daß sie den vor liegenden Gesetzentwurf ab lehnen und die Regierung zur Ausarbeitung eines neuen Gesetzentwurfes auffordern möchten, durch welchen unter voller Auf rechterhaltung der bisherigen Bergbaufreiheit lediglich die das Muten und den Erwerb von Bergwerkseigentum behandelnden Bestimmungen diejenigen kleinen Aenderungen zu erfahren hätten, welche sich im Laufe der Jahre und namentlich auch infolge der vom Preußischen Bergfiskus selbst eingeführten unrichtigen Aus legung der jetzigen Bestimmungen als not wendig herausgestellt haben.“ Die Beschlüsse der Düsseldorfer Körper schaften finden unsere Leser unter den Vereins nachrichten dieses Heftes. Möge das Parlament diese Beschlüsse sach verständiger Kreise würdigen; dann wird die augenblicklich bedrohte Bergbaufreiheit uns er halten bleiben zu Nutz und Frommen der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung unseres Vaterlandes. Die Redaktion.