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282 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 27. Jahrg. Nr. 8. Packung nach 14 tägigem Betrieb unversehrt war und nicht hart geworden war. Betreffs der Kolben hat Hr. Selige schon ausgeführt, daß alle inwendigen Rippen wegen der damit verknüpften Gußspannungen tunlichst ganz zu vermeiden sind. Um die Ursache von Brüchen an derartig konstruierten Kolben fest zustellen, haben wir einen Kolben in üblicher Weise gießen, vorsichtig abkühlen und dann durchschneiden lassen. Dabei konnten wir feststellen, daß alle Rippen die Ansätze kleiner Risse zeigten, welche also lediglich nur durch die Gußspannungen beim Abkühlen entstanden sein konnten; die Ursache des späteren Bruches im Betriebe war daher schon von vornherein vorhanden. Herm. Röchling: Ich möchte die Frage stellen, ob es nicht möglich ist, bei Viertaktmaschinen durch Ausspülung die Rückstände zu entfernen, man müßte dann auf dasselbe Resultat kommen. Es ist dies vielleicht konstruktiv nicht so ganz einfach, wenn aber der Vorteil der Zweitaktmaschine darin liegen soll, so muß dieser Vorteil ohne weiteres bei der Viertaktmaschine erreicht werden. Ingenieur D r a w e - Schleifmühle - Saarbrücken : Hrn. Röchling gestatte ich mir zu erwidern, daß wir uns zurzeit lebhaft mit der Frage der Ausspülung bei Viertaktmaschinen beschäftigen. In Anlehnung an ausgedehnte Versuche über die Ausbildung der Steue rung werden wir das Arbeitsverfahren bei unseren Viertaktmaschinen so einrichten, daß die verbrannten Gase ausgespült werden. Wir bezwecken durch das neue Verfahren mit Ausspülung außer anderem eine Erhöhung der Leistung und der Brennstoffausnutzung, also eine Verminderung der Anschaffungs- und Be triebskosten. Zur Durchführung dieser Arbeitsweise sind Abweichungen von der erprobten Bauart der Maschinen nicht erforderlich; sie werden so gebaut, daß sie mit und ohne Ausspülung arbeiten können. Da bei dem geplanten Verfahren nur die Luft ver dichtet zu werden braucht, schätzen wir den Kraft bedarf der Luftpumpe = 2 bis 3 0/o der Maschinen leistung, entsprechend den neuerdings für Zweitakt maschinen erreichten Werten = 5 bis 6 °/o für Luft und Gas zusammen. Für den Ausspülvorgang selbst liegen die Verhältnisse beim Viertakt günstiger als beim Zweitakt. Es ist somit kein Grund einzusehen, warum bei Viertaktmaschinen die Ausspülung — in möglichst einfacher Form — nicht ebensogut durch führbar sein sollte, wie beim Zweitaktverfahren. An die Frage der Ausspülung sind wir erst heran getreten, nachdem die Erfahrungen an ausgeführten Maschinen gezeigt haben, daß die jetzige Bauart den berechtigten Anforderungen der Praxis an Einfachheit und Betriebssicherheit entspricht und nachdem wir durch Untersuchungen an den Steuerungen laufender Maschinen Klarheit über die Vorgänge gewonnen hatten, die die Diagrammbildung und daher die Leistung und Brennstoffausnützung beeinflussen. Die größten Schwierigkeiten bereiteten den Kon strukteuren der Zwei- und Viertaktmaschinen die doppelwandigen Gußstücke. Am besten erläutere ieh diese Schwierigkeiten und die zu ihrer Beseitigung angewandten Mittel an einem Beispiel, und zwar an den Kolben. Wir haben die Kolben von vornherein ohne Rippen ausgeführt. Einige dieser Kolben, und zwar solche größerer Maschinen, zeigten nach längerer Zeit Risse, und zwar dort, wo die Stirnwände mit der (inneren) Nabe Zusammenstößen. Wir stellten schließ lich fest, daß die Brüche darauf zurückzuführen waren, daß bei dem einteiligen Kolben Gußspannungen vor handen waren, und zwar in der Weise, daß die Nabe eine ziemlich große Zugbeanspruchung hatte. Um diese zu beseitigen, haben wir die Nabe durch gestochen. Durch Einlegen eines Ringes in den Spalt der Nabe gelang es uns schließlich mit Hilfe beson derer Vorrichtungen, die schädliche Zugspannung in Druckspannung zu verwandeln und damit die Ursache der Brüche zu beseitigen. Zu der Ausbildung der Stopfbüchsen bei Koks ofengasmaschinen gestatte ich mir mitzuteilen, daß wir bei unserer ersten Ausführung, die aus dreiteiligen Gußeisenringen mit umgelegten Spiralfedern und Weichpackung bestand, sehr böse Erfahrungen ge macht haben. Die Stopfbüchsen waren nach kurzer Betriebszeit fast vollständig zerstört und die Kolben stangen stark angegriffen. Wir haben daraufhin Stopfbüchsen mit gußeisernen Selbstspannern, deren Fugen möglichst verschlossen waren, und Weißmetall ringen eingebaut. Trotz der beschädigten Stangen gingen die Packungen dicht und wurden zum ersten mal neun Monate nach ihrer Inbetriebnahme nach gesehen. Im Anschluß an die Ausführungen des Hrn. Ober ingenieur Barth über Füllungs- (Quantitäts-) und Gas- (Qualitäts-) Regelung erlaube ich mir zu be merken, daß es uns bei Koksofengasmaschinen nicht gelungen ist, einen ordnungsgemäßen Gang der Ma schine mit Füllungsregelung zu erzielen. Außer anderem traten bei allen Belastungen zahlreiche Knaller auf, die sich oft so rasch folgten, daß die Maschinen in der Leistung stark nachließen. Alle Versuche, durch noch bessere Füllungsregelung diesen unhaltbaren Zuständen ein Ende zu bereiten, ver schlimmerten nur die Sache. Auf Grund bestimmter Beobachtungen entschlossen wir uns dann, die Fül lungsregelung in Gasregelung umzuändern, und von diesem Zeitpunkte ab arbeiten die Maschinen in jeder Weise zufriedenstellend. Zum Schlüsse gestatte ich mir als Konstrukteur, Hrn. Oberingenieur Selige für seine lehrreichen Aus führungen herzlichen Dank zu sagen. Wenn die im Betriebe stehenden Herren, die in erster Linie in der Lage sind, an ausgeführten Maschinen Erfahrungen zu sammeln, uns auch weiterhin mit so wertvollen Mitteilungen über Betriebsergebnisse und mit Rat schlägen so wirksam unterstützen, wie es heute hier wieder geschehen ist, wird auch für die Folge die Vervollkommnung der Gasmaschinen rasche Fort schritte machen. Oberingenieur H. B o n t e - Nürnberg: Ich möchte nochmals auf die von Hrn. Hermann Röchling an geregte Frage der Au s s p ü 1 u n g der V erbrennungsrück- stände bei Viertaktmaschinen zurückkommen. Meine Firma, die Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, bat diesbezüglich Versuche angestellt, doch hat dieselbe keine so günstigen Resultate erzielt, daß sie sich zur Anwendung des Spülverfahrens entschließen kann. Der erzielbare Gewinn ist auch bei Hochofengas maschinen nicht sehr bedeutend, wie aus nachfolgender Betrachtung hervorgeht: Der Kompressionsraum be trägt bei derartigen Maschinen im ganzen nur wenig über 13 0/o und .daher ist selbst unter der Voraus setzung, daß man diesen ganzen Raum mit frischen