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264 Stahl und Eisen. Die elektrische Kraftübertragung in Hüttenwerken. Beschaffung einer Umformer-Lichtmaschine (ro tierende Umformer), in welcher die in den Haupt dynamos erzeugte Energie zweckmäßig auf 110 Volt umgeformt wird. Die Spannungsschwan kungen, welche der Kraftbetrieb hervorruft, werden sich bei dieser Anordnung in dem 110 Volt Lichtnetz überhaupt nicht bemerkbar machen, sachgemäße Durchbildung der Dynamo und deren Regulierung vorausgesetzt. Es ist ein derartiger Ausgleich für das gute Funk tionieren der Lichtanlage um so wichtiger, je größere Belastungsschwankungen auf die Zentrale kommen (beim Fehlen jeglicher Pufferstationen, bei Anschluß von Walzenzugmotoren usw.). Bei ungünstigen örtlichen Verhältnissen bezw. in Hüttenwerken größten Umfanges kann es vor kommen, daß das erwähnte Niederspannungs lichtnetz, das als blanke Oberleitung ausgebildet werden kann, in der Anschaffung zu teuer wird oder . zu große Uebertragungsverluste ergiebt. In solchen Fällen ordnet man an entsprechend günstig gelegenen Stellen der Hütte mehrere Umformerstationen an, die von dem Kraftnetz aus gespeist werden, Die Anschaffungskosten einer derartig angelegten Lichtversorgungsanlage erhöhen sich zwar durch die Beschaffung der Umformer, dagegen sind die Vorteile unver kennbar. Das Licht brennt unter allen Um ständen ruhig, Schaltung und Betrieb der Be leuchtungskörper wird (weil 110 Volt) am ein fachsten. Die Anschaffungs- und Installations kosten der Beleuchtungskörper selbst stellen sich bei einer 110 Volt-Anlage am billigsten, so daß, alles in allem genommen, die durch die Umformung bedingten höheren Anschaffungskosten, die im Verhältnis zum Gesamtobjekt gar nicht ins Gewicht fallen, sehr bald sich bezahlt machen.* Es ist auch in Erwägung zu ziehen, ob für ein dergestalt unterteiltes Lichtnetz in örtlich weitgestreckten Anlagen die Wärmeöfen (Oefen mit direkter oder Halbgasfeuerung) der Walz werke nicht in der Weise ausgenutzt werden können, daß, wie bisher üblich, die Abgase der Oefen zum Heizen eines Dampfkessels benutzt werden, der alsdann eine kleine Lichtdynamo (Turbodynamo) versorgt. Es bedeutet diese „De zentralisation“ keinerlei Betriebserschwernisse, wie dies auf den ersten Blick scheinen mag, da ja die Unterbringung einer Lichtdynamo (es handelt sich immer nur um kleine Leistungen) in einem der Maschinenräume für die Walzen zugmotoren keine Schwierigkeiten machen kann. Auch die Dampfzuleitung beträgt immer nur wenige Meter. Man wird dann mit Vorteil ein Parallelarbeiten dieser Lichtdynamos vorsehen bezw. eine Anordnung treffen, durch welche die * Die Kohlenfadenglühlampe für 110 Volt ver braucht etwa 10 bis 15 0/o weniger Energie als die 220 Volt-Lampe; außerdem ist letztere um mindestens 25 0/o teurer, ihre Lebensdauer ist kürzer. 27. Jahrg. Nr. 8. Möglichkeit gegeben wird, die Lichtdynnamo eines Bezirkes aushilfsweise auf einen benach barten Bezirk umzuschalten. Für die Dreh- Stromlichtanlage gilt etwas Aehnliches wie für Gleichstrombetrieb. Es ist in jedem Falle eine Spannung von 110 Volt höchstens anzustreben, und es werden somit an den Unter stationen eigene Lichttransformatoren vorgesehen, von denen aus die einzelnen Bezirke gespeist werden. Eine Umformung in Gleichstrom ist im allgemeinen nicht von nöten, es sei denn, daß bei sehr ungünstigen Belastungsverhältnissen für das Kraftnetz größere Spannungsschwan kungen auch im Lichtnetz sich bemerkbar machen. Schaltung und Betrieb der Glühkörper gestaltet sich für Drehstrom gleich günstig wie für Gleich strom, Spannung von 110 Volt und eine Perioden zahl von 40 bis 50 sekundlich (für Drehstrom) vorausgesetzt. Dagegen braucht die Wechsel- strombogenlampe mehr an Energie, ihre Licht ausbeute für die Bodenbeleuchtung ist schlechter, verglichen mit der Gleichstromlampe gleicher Leuchtkraft. Für die Platzbeleuchtung sowie für die allgemeine Beleuchtung der Hallen wird Bogenlicht vorgesehen, Glühlicht dagegen an den Arbeitsmaschinen und an denjenigen Orten, wo die ArbeitsVerrichtungen genau beobachtet werden müssen. Bezüglich der Verwendung von Bogenlampen ist daran zu erinnern, daß die selben einer täglichen Bedienung (Reinigung, Auswechselung der Kohlen) bedürfen. Durch Verwendung von sogenannten Dauerbrandbogen lampen kann man das Auswechseln der Kohlen vermindern, so daß an Bedienung wesentlich ge spart wird. Es sei an dieser Stelle erwähnt, daß auf eine hervorragende Lichtausbeute schon deswegen wenig Wert gelegt zu werden braucht, zunächst weil die Kilowattstunde an und für sich billig erzeugt wird, und dann aber auch, weil der Energiebedarf für Licht im Verhältnis zum Gesamtenergiebedarf meist nur gering ist; insbesondere aber lohnt es sich nicht, Be leuchtungskörper zur Verwendung zu bringen, für welche eine bessere Lichtausbeute erreicht wird meist auf Kosten der Betriebssicherheit bezw. es werden die Anschaffungs- und Reparatur kosten so hoch, daß die erzielten Energie ersparnisse hierzu in keinem Verhältnis stehen. Dem Hüttenmann kann es bei derartig geringen Leistungen wenig darauf ankommen, ob er an Strom spart, für ihn sind nur Betriebsrück sichten maßgebend; so kann man es beobachten, daß eine Dauerbrandbogenlampe sich gerade im Hüttenbetrieb trotz des hohen Stromverbrauches mehr und mehr einbürgert. Häutig werden sogar mehrere 50kerzige Glühlampen zu einem Beleuchtungskörper kombiniert, trotzdem der Stromverbrauch doch viel höher ist als bei den Bogenlampen. Man sucht sich eben möglichst unabhängig von der Bedienung zu machen.