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13. Februar 1907. Bücherschau. Stahl und Eisen. 249 der Erörterung bezüglich der voraussichtlichen Selbst kosten des Panzermaterials lehnten es die interessierten Firmen natürlicherweise ab, der Kommission irgend welche Angaben über ihre tatsächlichen Selbstkosten zur Verfügung zu stellen. Jedoch teilte die Direktion der Carnegie-Werke eine Reihe von Einzelheiten mit über die von ihnen befolgte Art und Weise der Auf stellung der Selbstkosten in diesem besonderen Fa brikationszweig. Ebenso kamen die Bethlehem-Werke der Kommission zu Hilfe. Auf Grund dieser Angaben und sonstiger Er hebungen stellt die Kommission eine sehr ausführliche Selbstkostenberechnung mit erläuternden Erklärungen zusammen, für deren Einzelheiten auf die angegebene Quelle verwiesen werden muß. Es folgen hier nur die Endzahlen dieser Berechnungen bei einer an genommenen Jahreserzeugung von 6000 t. Panzer f. d. t unter 127 mm Dicke über 127 mm Dicke Produktionskosten . . 916,71 JI 1009,77 M Zuschlag für General unkosten, Abschrei bungen usw. . . . 213,38 „ 213,38 „ Gesamtkosten f. d. t 1130,09 a 1223,15 .« Die Kommission betont besonders, daß diese Zahlen nur Geltung haben dürften, wenn die jähr liche Erzeugungsfähigkeit des projektierten Werkes durchweg voll eingehalten werden könnte, da bei nicht voller Beschäftigung die Unkosten, für die Tonne gerechnet, natürlich unangemessen steigen würden. Dieser Hinweis erfolgt mit Rücksicht auf die Lage der Bethlehem- und Carnegie-Werke, deren Produktion an Panzermaterial bis 1902 etwas weniger als 10 000 t zusammen betrug. Eine dann erfolgende stürmische Nachfrage nach Kriegsmaterial veranlaßte diese Werke, ihre Produktion auf zusammen etwa 20 000 t zu bringen. Dieser Erzeugungsmöglichkeit stehen für 1907 noch nicht einmal 3700 t Aufträge für Panzermaterial seitens der Regierung der Ver einigten Staaten gegenüber. In diesem Zusammenhänge darf zum Vergleich die von der Kommission veröffentlichte Liste der von den führenden Mächten für Panzermaterial gezahlten Preise (es ist wohl im Jahre 1905 gemeint) nicht fehlen. Durchschnitts preis für Panzer material f. d. t « Höchster Preis | für Kruppsche Panzer K England 2584 2815 Frankreich 2352 2364 Italien 2153 2274 Deutschland .... 1860 1860 Oesterreich 1855 2302 Japan 1654 1654 Vereinigte Staaten 1430 1430 Vermutlich werden diese anscheinend mit Energie und Geschick betriebenen Erhebungen resultatlos ver laufen. Wenn die gebrachten Zahlen einigermaßen der Wirklichkeit entsprechen, so dürften die Ver einigten Staaten wohl gut tun, es bei dem alten Ver fahren der Vergebung des Panzermaterials an Privat firmen zu belassen. Der Bau von fiskalischen Panzer fabrikationswerkstätten und die Betreibung derselben in eigener Regie dürfte unserer Ansicht nach für die Re gierung zu wenig erfreulichen Resultaten führen. O. P. Bücherschau. Bonikowsky, Dr. H.: Der Einfluß der in dustriellen Kartelle auf den Handel in Deutsch land. Jena 1907, G. Fischer. 6.%. „Die Deduktion ist in einer Weise, welche jeden Widerspruch von vornherein ausschließt, dafür beweis kräftig, daß die Kartellierung industrieller Betriebe eine Handhabe zur Schädigung Dritter bietet, aber sie darf nicht als konkludent nach der Richtung ein geschätzt werden, daß eine jede solche Kartellierung zum Schaden Dritter ausschlagen muß. Ob und in wieweit die Handhabe benutzt wird und also ein wirklicher Nachteil für Dritte eintritt, hängt von dem Wollen und Können der Kartellgenossen ab. . . Es ist daher verkehrt, von einer allgemeinen Tendenz zu sprechen.“ — Dieser Ausspruch v. Rottenburgs in seinem Werke „Die Kartellfrage in Praxis und Theorie“ gilt vor allem auch für die Beziehungen der industriellen Kartelle zum Handel, und das kürz lich erschienene Buch Bonikowskys erbringt in groß angelegter Weise den Beweis dafür, daß die Handhabe im allgemeinen nur in geringem Maße und — wenn auch mit Ausnahmen — nur da ge braucht worden ist, wo es der Kartellzweck un bedingt erheischte. Bonikowsky untersucht sowohl in deduktiver Weise als auch auf Grund umfangreicher teils persön licher Informationen in den Kreisen des Großhandels und bei dessen Interessenvertretungen den Einfluß der verschiedenen Kartellformen mit ihren mannig fachen den Handel betreffenden Bestimmungen auf diesen. Es ist selbstverständlich, daß ein all gemein gültiges Urteil, ob die Vorteile, die dem Handel aus der Kartellierung der Produktion er wachsen, deren Nachteile überwiegen oder um gekehrt, nicht wohl gefällt werden kann, und Boni kowsky enthält sich dessen ausdrücklich: je nach der Kartellform, je nach der Ware und nicht zum mindesten je nach dem Geiste, in dem die den Handel betreffenden Bestimmungen durchgeführt werden, werden Licht- und Schattenseiten ungleichmäßig ver teilt sein. Immerhin ist unverkennbar, daß Boni kowsky — vielleicht mit Ausnahme bei der Zentrale für Spiritusverwertung — die Vorteile des Handels höher einschätzt als die Beschränkung seines Wir kungskreises, die natürlich notwendig war, wenn anders der Kartellzweck nur in etwa erreicht werden sollte. Und gerade bei den festest geschlossenen Verbänden der Montan- und Eisenindustrie, die am tiefsten in die Tätigkeit des Handels eingegriffen haben, hält er die Lichtseiten überwiegend, weil sie dem Handel auch wiederum die größten Aequivalente zu bieten vermochten. Wenn auch ohne allen Zweifel der Handelsstand ursprünglich der Kartellbewegung nicht sympathisch gegenüberstehen konnte, die ihn seiner dominierenden Stellung beraubte, meint Bonikowsky doch, daß auch der Handel sich immer mehr mit dem Kartell gedanken befreunde, wie die schon ziemlich zahl reichen und immer weiter um sich greifenden Ver bände im 'Groß- und Kleinhandel, die er eingehend erörtert, beweisen. Er muß es tun, will er nicht hinter seiner Zeit Zurückbleiben. „Auch der Handel hat ein vitales Interesse an der Gesundung des In dustriezweiges, in dem er tätig ist . . . Die Produ zenten haben diesem hohen Ziele wichtige Teile ihrer Selbständigkeit sicherlich nicht leichten Herzens zum Opfer gebracht. Der Handel darf und wird ihnen