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248 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 27. Jahrg. Nr. 7. der vorbezeichneten Staatsbahnstrecke der elektrische Betrieb aufgenommen werden kann. Es wird kein Zufall sein, daß zu dem Versuche gerade eine Strecke gewählt wird, die für Deutschland eine wesentliche strategische Bedeutung besitzt. Es bleibt zu wünschen, daß die maßgebenden Kreise Sorge tragen, daß Preußen- Hessen mit seinem gewaltigen Eisenbahnsystem bei der Lösung der vitalen Verkehrsfrage des elektrischen Betriebes auf großen Vollbahnen anderen maßgebenden Eisenbahnländern gegenüber, wie Amerika und Eng land, nicht ins Hintertreffen gerät. Die neuerdings aufkommende Verwendung von Metallschläuchen als Ausgleichsvorrichtung bei Dampfleitungen* dürfte von allgemeinerem Interesse sein. Bei hohen Dampfspannungen und starker Ueberhitzung genügen die bisher verwendeten Ausgleichsvorrichtungen: Stopf büchse, Federbogen usw. oft nicht mehr, wie zahl reiche Rohrbrüche und Leckstellen an den Ver bindungen beweisen. Zum vollkommenen Ausgleich der Rohrausdehnung unter Vermeidung jeglicher Spannung gehört das Einschalten eines vollständig elastischen Körpers. Der einzige für Rohrleitungen in Betracht kommende vollständig elastische Körper ist der Schlauch, und zwar, da es sich um hohe Tem peraturen und Spannungen handelt, der Metallsehlauch. Dieser wird ohne Verwendung von Gummi aus einer besonderen Bronze oder verzinktem Stahl hergestellt; er widersteht nach Proben des Kgl. Material-Prüfungs amtes den höchsten Temperaturen und gestattet bei kleineren Abmessungen Drücke bis 400 Atm.; auch noch bei 300 mm 1. W. kann er 60 Atm. aushalten. Vor allem kommt es bei dem Metallschlauch als Aus gleichvorrichtung darauf an, daß er richtig eingebaut ist und nur radial beansprucht wird. Strecken und Stauchen kann er auf die Dauer nicht ertragen. Bei richtigem Einbau hat der Metallschlauch eine un begrenzte Lebensdauer. Seine Bewegung erfordert nur geringe Kraft, daher beseitigt er jede Verspannung in der Leitung; eine Lockerung des Gefüges in der Rohrleitung findet nicht mehr statt, und damit wird ihre Lebensdauer und Betriebssicherheit erhöht. Aus gedehnte Versuche haben gezeigt, daß ein Metall- schlauch nie plötzlich so undicht werden kann, daß der Betrieb eingestellt werden müßte. Undichtigkeiten bei Ueberanstrengung treten so allmählich auf, daß sie mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbar sind, und ein undicht gewordener Schlauch kann noch lange benutzt werden, ohne daß eine Betriebsstörung be fürchtet werden muß. Ein undicht gewordener Schlauch von 200 mml. W. widerstand bei den Versuchen noch einem Kaltwasserdruck von 60 Atm.; ein Schlauch gleicher Weite wurde, nachdem er 80 000 mal hin und her bewegt war, auf eine sinnreiche Art in Schwingung versetzt und machte rund drei Millionen Schwingungen, ohne die geringste Undichtheit aufzuweisen. Bisher sind Metallschlauchausgleicher zu 300mml. W. ausgeführt; sie genügen für 13,5 Atm. Dampfdruck und 350° Ueberhitzung. Auf Grund verschiedener ausgeführter Anlagen ist nachzuweisen, daß es, obgleich der Metall- schlauchausgleicher nicht unwesentlich teurer ist als ein Federbogen, nicht selten Fälle gibt, bei denen die Gesamtanlagekosten, namentlich bei unterirdischen Leitungen, bei Verwendung eines Metallschlauches bedeutend geringer werden. Bei langen Leitungen lassen sich oft zehn Federbogen durch einen Metall- schlauchausgleicher ersetzen, und die Ersparnisse an Erdarbeiten, Mauerwerk usw. gleichen vielfach den Mehrpreis des Ausgleichers aus. * „Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure“, 2. Februar 1907 S. 189. Einen Beitrag zu der Frage Arbeiter und Alkohol* liefert eine Aufstellung der Gesel lschaft für Wohl- fahrtseinrichtungen in Frankfurt a . M., die eine Er- hebung in 21 Betrieben, wo Arbeiter ( 1er verseh! iedensten staatlichen und privaten Unternehm mngen Speisen und Getränke einnehmen, veranstaltet hat, um fest: zustellen, wie groß das Bedürfnis nach alkoh ol freien G etränken ist. Danach war der Konsum von: im Jahre im Jahre 1902 1905 Kaffee, Becher und Tassen . . 219 505 277 387 Milch, „ » » . . 231 335 327 271 Schokolade, „ „ „ . . 48 741 29 474 Kakao, „ „ „ . . 10110 7 606 Bouillon, „ „ „ . . Dickmilch, Glas 356 520 3 666 6 899 Selterswasser, ganze Flasche . . 3716 19 046 „ halbe » . . — 5 268 Vilbelerwasser, Krug 406 6 574 Limonade, Flasche 6 637 28 854 Alkoholfr. Burgunder, Punsch, Glas — 1537 Bier, 0,4 Literglas 35516 40 447 » ganze Flasche 8 408 57 245 „ halbe „ 26 831 159 291 Der Schokolade- und Kakaoverbrauch ist , wie die Zahlen zeigen, zurückgegangen. Im übrig en aber geht neben einer starken Zunahme des Bier konsums eine beträchtliche Zunahme des Gen usses der alkohol- freien Getränke her. Der Milchvi erbrauch war am größten in den Wintermonaten Okt ober bis 1 April. Vereinigte Staaten. Die vom Kongreß ein gesetzte Kommission zwecks Prüfung der Anlage- und Gestehungskosten von Staatswerkstätten zur Fabrikation von Panzerplatten hat jetzt ihren Bericht veröffentlicht.** Bei der Kosten- aufstellung wurde ein schon aus dem Jahre 1897 vor liegender amtlicher Bericht, die Angaben der drei Panzermaterial herstellenden Firmen (The Midvale Steel Company, The Bethlehem Iron Company, The Carnegie Company) bezw. die Ergebnisse der Schätzungen seitens der bei den drei genannten Gesellschaften ständig sich aufhaltenden Regierungsbeamten zugrunde gelegt. Die Angaben der Werke bezüglich der in ihren Anlagen investierten Werte stellen sich folgendermaßen: Midvale Steel Company etwa 14 700 000 JI, ohne Grund und Boden und ohne Zinsendienst des Baukapitals, einschließlich Kosten der Bauleitung und Bauüberwachung. Bethlehem Steel Company etwa 23 625000., einschl. Grund und Boden, Bauleitung und Zinsen dienst, ohne Berücksichtigung der Ausgabe von etwa 2,1 Millionen Mark für die Erlangung von Zeichnungen, Patenten, Informationen usw. Carnegie Steel Company etwa 24800000 Jt, einschl. Grund und Boden, Bauleitung, Bauausführung, Zinsendienst des Baukapitals und der später gemachten Aufwendungen. Die Ergebnisse der Schätzungen der Regierungs beamten schwanken zwischen 14,7 und 18,2 Millionen Mark bei Zugrundelegung einer Jahreserzeugung von etwa 10 000 t. Unter vorsichtiger Berücksichtigung aller vorgelegten Berichte und Voranschläge glaubt die Kommission die Kosten für die Einrichtung der Panzerfabrikation usw. auf rund 16 Millionen Mark veranschlagen zu können ausschließlich Landerwerb, und ohne Zinsendienst des Baukapitals bei Zugrunde legung einer Jahreserzeugung von rund 6000 t. Bei * „Zeitschrift für Gewerbehygiene“ usw. 1907 Nr. 2 S. 40. ** „The Iron Age“ 1906 Nr. 24 S. 1604.