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Amerikanische Röhrengießereien. I m Novemberheft 1906 des Engineering Ma- - gazine veröffentlicht James V. V. Colwell einen Aufsatz über Ausrüstung und Betrieb einer modernen Wasserröhrengießerei. Der Verfasser geht von der Leistungsfähigkeit einer modernen Röhrengießerei aus, die er auf täglich 200 bis 300 t fertige Rohre veranschlagt, wobei er er wähnt, daß zu deren • Fertigstellung fast der dreifache Betrag an Material in Bewegung zu setzen sei. Nach einer allgemein gehaltenen Schilderung des Herstellungsverfahrens einer Form und des dazu gehörigen Kernes wird die Verminderung der Herstellungskosten erörtert, die am einfachsten durch möglichst weitgehende Einführung maschineller Einrichtungen zu er reichen sei. Der Vermeidung unnötiger Trans porte der Röhren beim schrittweisen Fort schreiten ihrer Herstellung durch geeignete An ordnung der Anlage, der wünschenswerten Ma schinenreserve bei Betriebsstörungen sowie der Verwendung der staubdichten Elektromotoren wird sehr das Wort geredet. In den umstehend wiedergegebenen Lageplänen werden zwei Systeme von Röhrengießereien vor geführt: eins mit rechteckigen Gruben, das andere eine Verbindung von rechteckigen und runden Gruben; die gesamte schwere Hebearbeit erfolgt bei beiden Systemen durch elektrische Laufkräne; beim zweiten System mit runden Gruben ver richtet ein Auslegerkran die Arbeit. Sämtliches Rohmaterial außer Roheisen wird auf einer Brückenbahn zugeführt und mit Hilfe besonderer Transportvorrichtungen den einzelnen Füllrümpfen zugeteilt. Das Ausladen, Brechen und Aufstapeln des Gußeisens erfolgt durch eine Maschine, die das ganze Eisenlager be streicht; Elektrizität und Hebemagnet verrichten die Arbeit. Schmalspurbahnen mit 3 t-Wagen machen alle Teile der Gießerei zugänglich; die Anfuhr des Gußeisens und Schrotts, die Zufuhr der Kerne zu den verschiedenen Gruben, die Abfuhr des Schuttes nach der Halde soll durch eine Lokomotive bewältigt werden, wobei der Lokomotivführer noch den Rangierdienst mit versieht! Zwischen den Kupolöfen befindet sich ein 3 t-Auslegerkran, der mit Fördergefäß und Hebemagnet ausgerüstet ist; letzterer faßt etwa 1 t Eisen und senkt dieses an jeder beliebigen Stelle in den Ofen, wodurch eine gute Ver teilung des Eisens erzielt und ein Zerschlagen des Koks vermieden wird. Zur Bedienung der Oefen sind elektrisch angetriebene Zentrifugal gebläse vorgesehen. Mittels Elevators werden die verschiedenen Sorten Lehm und Sand einem Rumpfe zugeführt, der in der Höhe der Gicht- VII.37 (Nachdruck verboten.) bühne angeordnet ist. Selbsttätige Wäge- und Mischmaschinen befinden sich darunter und bereiten das Material auf. Nach sorgfältiger Durcharbeitung werden die verschiedenen Sorten Formsand, Kernsand und Lehm den betreffenden Verwendungsstellen durch Transportapparate oder 3/4 cbm fassende Wagen mit Seitenent leerung zugeführt. Die Bedienung dieser Ma terialaufbereitung erfolgt durch einen einzigen Arbeiter; Als Neuheit wird die Anwendung von Generatorgas zum Heizen der Kernöfen und Trocknen der Formen angeführt. Bei beiden Systemen kann der Mittelplatz der Gießerei auch zum Gießen anderer Gegen stände dienen, deren Menge nicht so bedeutend ist, um ein besonderes Gebäude damit zu belegen. In der Regel werden mehrteilige Formkasten angewendet; diese werden etwas über der mitt leren Querachse mit dem Kran gefaßt und um gelegt, so daß die Röhren leicht herauszunehmen sind, die dann auf einer Gleitbahn zum Putz raum rollen. Der Putzereischutt fällt in eine Übergitterte Grube, aus der er zeitweise mittels Becherwerk entfernt wird. Der Abfall wird ge siebt und der gute Sand kehrt zur Sandmühle zurück. Von dem Putzraum gelangt das Rohr auf einer Gleitbahn mit etwa 11/2 °/o Gefälle zu einem Wärmofen, wo es auf etwa 175° C. er wärmt und dann in ein Teerbad getaucht wird. Nach dem Erkalten erfolgt die Prüfung bei einem Wasserdruck von 20 bis 25 Atm. unter gleichzeitigem Abhämmern. Die brauchbaren Rohre werden gewogen, gezeichnet und rollen auf der Gleitbahn zum Versand- oder Lagerplatz. Letzterer wird von einem Laufkran bedient. Die Lage der Arbeitsmaschinen, der Werk stätte, Bureaus usw. ist aus den Skizzen nicht zu ersehen, da sie durch die jeweilige Oertlich- keit bedingt ist. Bei der Besprechung der eigentlichen Be triebsleitung verweist der Verfasser auf die Be deutung der Untersuchung aller zur Verwendung gelangender Materialien; dem Chemiker räumt er die unbeschränkte Kontrolle über die Be schickung ein, der besonders die nachteiligen Stoffe Schwefel, Mangan und Phosphor berück sichtigen soll; nicht minder sei auf die Festig keit des Koks, seinen Schwefel- und Aschen gehalt zu achten. Des weiteren wird die Wichtig keit einer genauen tabellarischen Führung der Betriebsergebnisse betont; ferner sollen Kal kulationsbureau, Materialienverwaltung und Ver sandbureau allen modernen Anforderungen ent sprechen. Zum Schlüsse stellt der Verfasser das Verlangen, daß die Röhrengießereien mit den neuesten und besten Einrichtungen aus- 2