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232 Stahl und Eisen. Beitrag zur Metallurgie des Martinprozesses. 27. Jahrg. Nr. 7. Zu 3b. Um die Wirkungsweise von stark vorgewärmtem Erz auf flüssiges Roheisen zu untersuchen, wurden 3280 kg Erz und 820 kg Kalkstein in einen leeren Martinofen eingeworfen und etwa 30 Minuten der Ofenhitze ausgesetzt. Das Material war nicht geschmolzen, sondern nur auf helle Rotglut angewärmt. Hierzu sei bemerkt, daß Eisenoxyd (das zugesetzte Erz bestand fast aus reinem Eisenoxyd) bei hohen Temperaturen bekanntlich Sauerstoff abspaltet, indem es in die feuerbeständige Form des Oxydul- oxydes übergeht. In dem oben erwähnten rotglühen den Zustande ist die Sauerstoffabgabe nur eine be schränkte gewesen, und ergab die Untersuchung einer dem Ofen entnommenen Erzprobe, daß fast sämtliches Eisen noch in der Oxydform vorhanden war. Auf die stark vorgewärmte Erzmenge wurden 19 730 kg flüssiges Roheisen eingegossen. Die Reaktion war eine sehr heftige und hielt die ganze Chargendauer hindurch an. Die Analysenresultate der in bestimmten Zeitintervallen dem Bade ent nommenen Proben enthält die Tabelle 8. Tabelle 8. Ellen Schlacke Probe Nr. Zeit Uhr c % Si % Mn % p % Fe % FeO % Fez Os % Mn % SiO2 % Bemerkungen I 4 oo 3,81 0,79 1,95 0,17 — — — Zusammensetzung des Roheisens. II 4 25 3,62 0,09 0,31 0,02 19,88 23,90 1,86 12,62 16,90 III 4 50 3,38 0,04 0,21 0,01 19,65 22,30 3,29 11,81 14,95 20,50 IV 6°” 1,63 0,04 0,39 0,01 9,60 10,70 1,94 1,18 12,16 820 kg Erz nach der Probenahme V 6 50 0,98 0,04 0,42 0,01 7,49 8,57 11,41 21,25 328 kg Erz chargiert. (chargiert. VI 7 45 0,07 0,04 0,53 0,02 5,01 5,08 1,51 10,31 21,45 Vorprobe. VII 8°0 0,07 0,02 0,71 0,03 3,95 3,95 1,26 13,33 21,60 Fertigprobe. Diagramm Nr. 3 (zu Tabelle 8). Einwirkung von vorgewärmtem Erz auf flüssiges Roheisen. Einsatz: 19730 kg flüssiges Roheisen, 3280 kg Erz und 820 kg Kalkstein. Vorwärm dauer für Erz und Kalkstein 30 Minuten. Frischdauer 240 Minuten. Zu 3c. Wird auf eingeschmolzenes Erz flüssiges Roheisen zur Einwirkung gebracht, so ergeben sich hierdurch Verhältnisse, bei denen der Erzfrischprozeß unter den im Martinofen höchst zu erreichbaren Anfangstemperaturen sich vollzieht. In Verfolgung dieses Zweckes wurden 3280 kg Erz und 820 kg Kalkstein in den Ofen eingesetzt und nach Verlauf einer Stunde zu einer homogenen Masse eingeschmolzen. Wie früher erwähnt wurde, gibt Eisenoxyd bei der Schmelztemperatur des Erzes einen Teil seines Sauerstoffgehaltes ab, um in die nächst niedere Oxydationsstufe überzugehen. Eine dem Ofen entnommene Probe eingeschmolzenen Erzes war nach dem Erstarren und Zerreiben stark magne tisch und die Analyse ergab das Vorhandensein von überwiegend Oxyduloxyd. In langsamem Strome wurden 17 843 kg flüssiges Eisen zur Einwirkung gebracht. Nach unmittelbarer Be rührung des Roheisens mit dem flüssigen Erze setzte eine sehr lebhafte Reaktion ein, wobei eine intensive Entkohlung des Eisens deutlich zu er kennen war. Die Schlacke stieg alsbald, und blieb während der ganzen Hitze in nicht unterbrochener Reaktion. Die Analysen der entnommenen Proben sind in Tabelle 9 zusammengestellt. Tabelle 9. Probe Nr. | Zeit Uhr I II III IV V VI VII VIII 1 so 1’85 2 15 240 3 2,1 3 so 410 4 30 Si c % Mn % [3,90 1,03 1,56 3,35 0,05 0,28 2,51 0,05 0,24 1,69 0,05 0,24 0,66 0,05 0,31 0,29 0,05 0,35 0,07 0,02 0,39 0,07 0,02 0,39 1 P %. 0,14 0,01 0,01 0,01 0,01 0,01 0,02 0,02 Bemerkungen Analyse des Roheisens. Nach Probenahme 820 kg Erz zugesetzt. Nach Probenahme 82 kg Erz zugesetzt. Vorprobe, rotbrüchig. 50 kg Spiegel. Fertigprobe. Zu 3d. Anschließend an die soeben be sprochenen Fälle sollen noch jene Verhältnisse untersucht werden, welche bei Einwirkung von stark überhitztem flüssigem Roheisen auf kalt eingesetztes Erz eintreten. Der sich hierbei ergebende Reaktionsverlauf stellt eine Fort setzung der aus der Tabelle 5 ersichtlichen Versuchsreihe vor. Nachdem die ursprünglich