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Beitrag zur Metallurgie des Martinprozesses. Von Dr.-Ing. Theodor Naske. (Fortsetzung von Seite 194.) —s wurde früher erwähnt, daß die Verbren- — nung von Silizium und Kohlenstoff von der Temperatur und der molekularen Konzentration dieser beiden Körper abhängt. Zur Veranschau lichung des bezüglichen Reaktionsverlaufes unter den verschiedenen Verhältnissen sollen die nach folgenden empirischen Versuche dienen: 1. Das Verhalten von Kohlenstoff und Si lizium bei relativ sehr niedrigen Temperaturen (Frischen ohne Zuführung von Brennstoff). 2. Das Verhalten von Kohlenstoff und Si lizium beim Frischen ohne Erz, d. i. durch die Wirkung der Ofengase allein. 3. Das Verhalten von Kohlenstoff und Si lizium beim Frischen durch Erz und Ofengase, a) Einwirkung von wenig vorgewärmtem Erz auf flüssiges Roheisen; b) Einwirkung von stark vorgewärmtem Erz auf flüssiges Roheisen; c) Einwirkung von geschmolzenem Erz auf flüssiges Roheisen; d) Einwirkung von stark überhitztem Roh eisen auf kaltes Erz. Zu 1. Die niedrigste in Betracht zu ziehende Temperatur, welche für die Arbeit der Fluß eisendarstellung in Frage kommt, dürfte die jenige des flüssigen Roheisens sein. In eine etwa 12 t Eisen fassende Pfanne, in welche ent sprechende Mengen Erz eingetragen wurden, kam auf dieses vom Hochofen direkt abge stochenes Roheisen zur Einwirkung. Das Bad in der Roheisenpfanne zeigte in allen unten an geführten Fällen lebhafte Reaktion, an der Ober fläche des Bades war sehr bald nach der Ein wirkung des Roheisens die Bildung einer kon sistenten Schlackendecke bemerkbar. Die Re sultate dieser Art Versuche sind aus der Ta belle 4 zu ersehen. Tabelle 4. 3 • 2 5 I n in Erz Bemerkungen kg kg Minuten 800 736 31,60 6 082 31,44 18,91 0,64 1500 1400 36,10 7 000 41,52 6,29 0,11 700 688 10 000 16,20 19,62 0,43 35,35 30 C % SiOs % Roh eisen 1*2 02 % Resul tierende Schlacke kg 30 | Martinroheisen, Probe vom Hoch ofen. Vor dem Einkippen in den Martinofen. Gießereiroheisen, Probe vom Hoch ofen. Vor dem Einkippen in den Martinofen. Martinroheisen, Probe vom Hoch ofen. Probe vor dem Einkippen in den Martinofen. Si Mn % | % Analyse des Eisens | Analyse der Schlacke P Fe Mn % 1 % i % 3,82 1,75 2,79 0,16 3,80 0,14 0,42 0,11 3,79 3,27 1,52 0,06 3,71 0,49 0,38 0,03 4,23 1,30 2,19 0,17 4,21 0,37 0,81 0,14 Aus der Tabelle 4 ist zu entnehmen, daß bei der Einwirkung von Erz auf flüssiges Roh eisen ohne Zufuhr von Wärme Silizium und Mangan zum größten Teil aus dem Eisen ab geschieden werden, der Kohlenstoff hingegen fast gänzlich im Bade erhalten bleibt. Der metallurgische Verlauf der Reaktion ist in seiner Charakteristik mit dieser kurzen Bemerkung erschöpft; nicht unwichtig für die Praxis ist die Erörterung der Frage, ob das soeben erwähnte Verfahren mit Rücksicht auf die Abscheidung gewisser Fremdkörper aus dem Eisen durch das Erz als vorbereitende Operation für den im Martinofen fortzusetzenden Erzfrischprozeß wirt schaftliche Vorteile für sich hat. Diehm an n* ist der Ansicht, daß hierdurch ein für den Martin- prozeß weniger geeignetes Eisen durch Abschei dung der erwähnten Verunreinigungen auf dem angegebenen Wege für den eigentlichen Frisch prozeß nutzbar gemacht werden kann. * „Stahl und Eisen“ 1905 Nr. 23 S. 1337. Wenn neben dein Silizium nicht auch das Mangan vom Erz angegriffen werden würde, so könnten wir mit dieser Art des Vorfrischens des Roheisens recht zufrieden sein, denn für den Roheisenerzfrischprozeß kann man nicht genug siliziumarmes Eisen verwenden. Dem entgegen darf der Mangangehalt nicht zu niedrig gehalten werden, soll dies nicht auf Kosten eines zu Ende der Charge hinzuzusetzenden größeren Ferromanganquantums erfolgen. Einem Manganmangel kann man, wie früher schon erwähnt wurde, dadurch begegnen, daß man die Schlacke im Ofen gleich zu Anfang des Pro zesses mit Manganoxyden anreichert (durch Ein tragung von Manganerz), und können Vorteile aus dem Vorfrischen des Roheisens in der Pfanne nur dann abgeleitet werden, wenn es sich von Haus aus um Verarbeitung eines mit Absicht erblasenen, sehr manganarmen und zufälliger weise etwas siliziumreichen Roheisens handelt, und wenn der hohe Siliziumgehalt für den Ver lauf des Prozesses als ungünstig erkannt wurde.