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13. Februar 1907. Schioierigkeiten im Betriebe der Gasmaschinen und ihre Beseitigung. Stahl und Eisen. 223 Friedenshütte in Oberschlesien, bei Cockerill in Seraing usw. aufgestellten ersten Gasmaschinen anfangen und Ihnen all die kleinen und großen Störungen anführen wollte, welche im Betriebe vorkamen, ich will mich vielmehr auf die Be sprechung derjenigen Teile der Gasmaschinen beschränken, welche von jeher sowohl den Kon strukteuren als auch den Betriebsleitern die größten Schwierigkeiten bereitet haben, das sind vor allen Dingen der Ventil- bezw. Zy linderkopf bei den älteren, einfachwirkenden Viertaktmotoren und den Zweitaktmaschinen System Körting einerseits und der Zylinder bei den doppeltwirkenden Viertaktmaschinen anderseits. Bei den älteren, einfachwirkenden Viertakt maschinen sind die Ursachen in dem Umstand zu suchen, daß sowohl die Einlaß- wie auch Auslaßventile in den Zylinderköpfen unter gebracht wurden, wodurch ein kompliziertes, unsymmetrisches Gußstück entstand. Die Tem peraturunterschiede zwischen den kühlen Ein tritts- und den heißen Austrittsgasen gaben leicht Veranlassung zum Bruch. Daß natürlich nicht nur die Konstruktion, sondern auch die Gußspannungen und die Güte des verwendeten Materiales eine große Rolle bei der Haltbarkeit der Zylinderköpfe spielen, wird dadurch bewiesen, daß an den alten Cockerillmaschinen einige Köpfe jahrelang gehalten haben, während andere schon nach einigen Monaten, sogar nach noch kürzerer Betriebsdauer Risse aufwiesen. Man hat versucht, derartige Risse abzubohren und durch eingeschraubte Kupferstifte abzudichten, und mir sind Fälle bekannt, wo derartig repa rierte Zylinderköpfe noch jahrelang gehalten haben, ohne weiter zu reißen. Bei den Zweitaktmaschinen, System Körting, haben die Ventilköpfe ebenfalls nicht gehalten, und zwar trägt auch hier die durch die un symmetrische Form der Köpfe bedingte ungleich mäßige Materialverteilung zum Teil die Schuld, indem unberechenbare Gußspannungen auftreten. Es sind hier hauptsächlich diejenigen Motoren, welche für Walzwerksantriebe benutzt werden, die ein häufigeres Reißen der Zylinderköpfe auf weisen. Diese Erscheinung dürfte eine Er klärung darin finden, daß diese Maschinen, welche mit sehr wechselnden Widerständen ar beiten müssen, in der Regel zu klein gewählt wurden und deshalb häufig überlastet werden. Mit diesen ständig schwankenden Belastungen ändern sich naturgemäß sowohl die Temperaturen im Zylinder als auch die Beanspruchungen des Materiales. Weiter wirken die ungünstigen Ab kühlungsverhältnisse bei Stillständen schädlich auf die Haltbarkeit der Köpfe ein, denn es ist eine Tatsache, daß bei den Gebläsemaschinen dieses Systems, welche (vorausgesetzt, daß sonstige Störungen nicht vorkommen) fort während durchlaufen, die Lebensdauer der Köpfe sich wesentlich günstiger gestaltet. Auf An raten des Lieferanten unseres Körtingmotors zum Antrieb der Drahtstraße haben wir die Zylinderköpfe mit einer Dampfheizung versehen, mit welcher bei Stillständen die Temperatur des Kühlwassers erhöht wird, und hat sich diese Maßregel als zweckmäßig erwiesen. Wir haben Versuche mit Ventilköpfen in Stahlguß an gestellt, jedoch haben dieselben in Bezug auf Haltbarkeit schlechtere Resultate ergeben als die gußeisernen Köpfe. Aber auch bei den Zy lindern der doppeltwirkenden Viertaktmaschinen sind, trotzdem dieselben eine konstruktiv ein fache, verhältnismäßig symmetrische Form haben, die Risse nicht ausgeblieben. Es ist gewiß lobend anzuerkennen, daß die Konstrukteure in der verhältnismäßig kurzen Zeit der Entwick lung des Gasmotorenbaues sich die denkbar größte Mühe gegeben haben, brauchbare, d. h. absolut zuverlässige Ventilköpfe und Gaszylinder herzustellen, aber ich glaube, daß keiner der Lieferanten schon heute mit gutem Gewissen volle Garantie für die Haltbarkeit dieser Stücke übernehmen kann. Auch bei den Zylindern der doppeltwirkenden Viertaktmaschine spielt außer der zweckmäßigen Konstruktion die richtige Dimensionierung und vor allen Dingen die Wahl des geeigneten Materiales eine Hauptrolle. Für die Berechnung der Zylinder ist es sehr schwierig, eine genaue Bewertung derjenigen Kräfte anzunehmen, welche sich ergeben, einmal aus den von vornherein im Zylinder befindlichen Gußspannungen und zweitens aus den durch die Aus dehnung verursachten Spannungen. Kommen nun zu diesen Beanspruchungen noch Zusatzspan- nungen durch einseitiges übermäßiges Anziehen der Zylinderdeckel und liegen außerdem noch gießereitechnische Fehler vor, wie Versetzen der Kerne beim Gießen, Lunkerstellen usw., so hört natürlich jede Berechnung auf, und es treten dann oft durch die geringfügigsten Ur sachen Zylinderbrüche ein. Um die Entwicklung der Zylinderkonstruktion eines doppeltwirkenden Viertaktmotors zu er läutern, muß ich mich einiger Skizzen bedienen. Bei Abbildung 1 ist zu bemerken der geringe Abstand zwischen dem eigentlichen Arbeits zylinder und dem Kühlmantel; sind diese beiden Zylinder, wie es hier der Fall ist, noch durch Rippen verbunden, so treten derartig starke Biegungsbeanspruchungen auf, daß hierdurch schon die Haltbarkeit des Zylinders gefährdet wird. Durch den geringen Abstand und die sogenannten Versteifungsrippen wird außerdem die Reinigung des Kühlraumes außerordentlich erschwert, und es ist zu befürchten, daß bei a Schlammabsonderungen erfolgen, welche eine intensive Kühlung verhindern. An diesem Zy linder sind weiter zu bemängeln die scharfen