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6. Februar 1907. Bücherschau. Stahl und Eisen. 215 Die Erzverschiffung von Port Henry durch die Firma Witherbee, Sherman & Co., und die Henry Iron Ore Company im Jahre 1905 betrug 622 227 t, von welchen 289 763 t aufbereitet worden sind. 83 827 t Stückerz wurden für den Puddelprozeß und Herdofenprozeß ge braucht und der Ueberschuß für den Hochofenbetrieb versandt. Diese Produktion war die größte, welche seit Eröffnung der Port Henry Gruben, welche bereits mehr als 60 Jahre im Betriebe sind, erreicht wurde, inner halb welcher Zeit mehr als 50 Millionen Tonnen ge wonnen sind. Für deutsche Verhältnisse ist es interessant, daß in den letzten Jahren Erze von Port Henry durch eine Hamburger Firma eingeführt und in dem rheinisch westfälischen Bezirk verhüttet wurden. Die Mineville Gruben werden jetzt derart vergrößert, daß eine jähr liche Produktion von 900 000 t erreicht werden soll. Dr.-Ing. Al. Weiskopf. Die Hochofenanlage der Southern Steel Conrpany zu Chattanooga. Durch den Umbau und die Inbetriebnahme ihres Hochofens zu Chattanooga ist die Southern Steel Company in die Reihe der besteingerichteten Werke des Südens der Vereinigten Staaten getreten. Die Anlage ist auf dem Stadtgebiete von Chat tanooga, 300 m von den Ufern des Tennesseeflusses gelegen. Der Hochofen selbst ist bei einem Kohlen sackdurchmesser von 4,88 m 22,86 m hoch. Seine Leistung beträgt 200 t in 24 Stunden. Von dem Lagerhaus für die Rohstoffe, das auf einem Beton fundament von 6 m Tiefe gegründet ist, führt ein Schrägaufzug mit 21/4 cbm fassenden Wagen auf die Gicht, welche mit einer rotierenden Beschickungsvor richtung und Verteiler versehen ist. Gichtverschluß und Schrägaufzug sind nach dem bekannten „Brown- hoisting“-System ausgeführt. An den Ofen schließt sich die Gießhalle, 18,3X61 m, an. Die-Hauptpfeiler derselben sind gußeiserne auf Backsteinmauerwerk stehehde Säulen. Das Dach ist mit einem Reiter ver sehen und wird von einer Eisenkonstruktion getragen. Dach selbst und Seitenwandungen der Halle bestehen aus Wellblech. Mitten durch das Gebäude läuft seiner Länge nach eine Schmalspurbahn; zu beiden Seiten derselben sind die zu den Masselbeeten füh renden Laufrinnen für das flüssige Eisen angeordnet. Die Schmalspurwagen werden durch ein Kabel an getrieben und befördern die erkalteten Masseln zu den Masselbrechern, worauf das Roheisen klassifiziert und aufgestapelt wird. Die Schlacke wird durch Wasser granuliert und ist in solcher Form ein vielbegehrtes Bettungsmaterial für die Eisenbahnen der dortigen Bezirke. Das Vorratshaus, 10,4 X 122 m, ist zweistöckig angelegt; durch das obere Stockwerk führt ein doppelter Schienenstrang, auf dem die Rohstoffe zugeführt und von dem aus sie unmittelbar in die Taschen ab gestürzt werden können. In dem unteren Stockwerk holt ein durch einen Motor angetriebener Möllerwagen den Bedarf an Erz, Zuschlägen und Koks aus den einzelnen Abteilen und befördert die Rohstoffe in die in der Ausschachtung für den unteren Teil des Gichtaufzuges wartenden Gichtwagen. Die Erz- taschen befinden sich am einen Ende, Kalkstein und Koks am andern Ende des Baues. Zu der Hoch ofenanlage gehörennoch vier Winderhitzer, 5,5 X 18,3 m, ein Trockenreiniger für das Hochofengas nebst einem Druckausgleicher von 6X6 m und vier Gebläse- maschinen. Zur Dampferzeugung dienen sieben Bat terien Wasserröhrenkessel mit einer Gesamtleistung von 2100 P. S. Ein Schornstein von 49 m Höhe führt die verbrannten Gase in die Luft. Die Wasserversorgung erfolgt aus dem Tennessee, indem in demselben zwei Behälter versenkt sind. Das Wasser wird wechselweise aus einem derselben mittels Preßluft gehoben, wobei der eine Behälter geleert wird, während der andere sich füllt. Ein selbsttätiges Ventil läßt die Preßluft in den Behälter, sobald er voll Wasser ist. Das Wasser wird auf eine Filteranlage gehoben, die aus 14 in einer Linie nebeneinander stehenden zylinderförmigen Tanks von 1200 mm Durchmesser und 3,6 m Höhe besteht. In der Mitte eines jeden dieser Tanks befindet sich der Ablauf, der mit einem Siebe überdeckt ist. Das Flußwasser strömt aus einer quer über diese Behälter laufenden Rinne in die ersten zwei oder drei Tanks durch über denselben angebrachte Siebe, worauf es von Behälter zu Behälter der Reihe nach läuft und dabei von den Verunreinigungen befreit wird. Schließlich gelangt es in ein großes Bassin von 6 m Durchmesser und 6,7 m Tiefe, aus dem das Wasser für den Bedarf der Hütte durch eine Anzahl Pumpen gehoben wird. Das Werk ist mit elektrischer Beleuchtung versehen und besitzt gute Bahnanschlüsse an verschiedene Linien.* * „Iron Trade Review“ 1907, 3. Januar. Bücherschau. 50 Jahre Schiffbau: 1857 bis 1907. Zum 50 jährigen Bestehen der Stettiner Maschinen bau - Aktiengesellschaft „Vulcan", Stettin- Bredow. Zusammengestellt von Gr. Leh mann- Felskowski. 29. Januar 1907. Die inhaltlich ebenso interessante wie äußerlich vorzüglich ausgestattete Festschrift ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des deutschen Schiffbaues. In der ersten Abteilung behandelt der frühere Direktor der Gesellschaft, Dr.-Ing. Hermann Stahl, die ge schichtliche Entwicklung der A.-G. „Vulcan“, die aus einer kleinen, im Jahre 1851 unter der Firma Früchtenicht & Brock errichteten Fabrik her vorgegangen ist. Die Gesellschaft „Vulcan“ hatte in der ersten Zeit mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen; mit dem Jahre 1865 begann für den „Vulcan“ als zweite Aera die ertragsreiche Zeit des Lokomotiv- baues, und in das Jahr 1871 fiel der Anfang der dritten Aera der Gesellschaft, derjenigen des Kriegs Schiffbaues. „Ohne einen deutschen Schiffbau ist eine deutsche Marine undenkbar“. Diese Worte kenn zeichnen das unvergängliche Verdienst des Admirals von Stosch um den deutschen Schiffbau, nachdem er erkannt hatte, daß die deutschen Schiffswerften im stande sein würden, Schiffe zu liefern, die den englischen Erzeugnissen ebenbürtig sind. Die vierte Aera der Gesellschaft setzt mit der Aufnahme des Schnell dampferbaues ein, nachdem durch den Kriegsschiff bau die Werkstätten ihre Tüchtigkeit gezeigt hatten und für große Aufgaben geschult waren, während die fünfte Epoche, die die Schrift unterscheidet, mit dem jeden Deutschen mit Stolz erfüllenden Zeitpunkte anfängt, in dem der „Vulcan“ vor aller Welt mit seinen Leistungen auf dem Gebiete des Schnellschiff baues an die erste Stelle trat. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der wirt schaftlichen Bedeutung des „Vulcan“, der in den letzten Jahren durchschnittlich 6500 Arbeiter be schäftigte. Der Bedarf an Roheisen betrug im Jahre 1906 4303 t und derjenige an Formeisen 8780 t. In