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Das N ickeleisen. Bericht über die Verhandlungen auf dem Kongreß des Internationalen Verbandes für die Materialprüfungen der Technik in Brüssel 1906. ‘eit das Nickelmetall zu Ende des neunten • Jahrzehnts des vorigen Jahrhunderts mit Vorteil zur Herstellung von Panzerplatten mit Eisen legiert worden war, hat sich der Verbrauch davon erheblich gehoben, und gegenwärtig be nutzt man das Nickelmetall beinahe ausschließ lich zur Herstellung von Eisenlegierungen, wenn man besondere Festigkeitseigenschaften für tech nische Zwecke braucht, oder wenn man Gegen- stände herstellen will, welche bei verschiedenen Temperaturen keine oder wenigstens keine er heblichen Volumenänderungen erleiden sollen. Ebenso ist gegenwärtig das Nickel ein fast not wendiger Bestandteil aller jener Eisenlegierungen mit anderen Elementen, wie Chrom, Wolfram, Titan usw., welche die Eigenschaft haben sollen, bei der Erhitzung ihre Härte nicht einzubüßen. Die ersten Versuche zur Herstellung von Eisennickellegierungen wurden im Hochofen an gestellt. Jetzt aber pflegt man stets zuvörderst ein möglichst reines Eisen zu erzeugen und dieses im flüssigen Zustande mit Nickel zu legieren. Es ist erklärlich, daß auf dem Kongresse des Internationalen Verbandes auch das Nickel eine erhebliche Rolle spielte. Auf Veranlassung des verstorbenen verdienstvollen Präsidenten des Internationalen Verbandes, L. von Tetmajer, hatte der Berichterstatter es übernommen, bis zum Jahre 1903, in welchem der vierte Kongreß in St. Petersburg stattfinden sollte, die bis dahin erhaltenen Ergebnisse von Untersuchungen der Eisennickellegierungen systematisch zusammen zustellen. Dieser Kongreß kam nicht zustande und, obgleich das Werk bereits im Drucke vollendet war, entschloß sich auf Wunsch des Vorsitzenden der Berichterstatter, diese Arbeit bis zum Anfänge des Jahres 1905 zu vervoll ständigen, da in diesem Jahre der Zusammentritt des Verbandes in Lüttich geplant war. Es wurde, da naturgemäß ein immerhin über 100 Seiten umfassendes Werk längere Zeit in An spruch nimmt, der Druck vollendet. Aber der Kongreß kam wieder nicht zustande, und es war daher das Werk auf dem Standpunkt der For schungen im Anfang des Jahres 1905 stehen geblieben. In diesem Zustande ist es denn auch den Mitgliedern des Kongresses vorgelegt worden. Es umfaßt in einer ersten Abteilung das Verhalten des reinen Nickels und des reinen Eisens nach allen Richtungen hin in bezug auf spezifisches Gewicht, Atomgewicht und Atom volumen, auf Schmelzpunkt und Verdampfungs punkte, Magnetismus, spezifische Wärme, Lei tungsfähigkeit, Wärmeausdehnung und alle Festig keitseigenschaften, sowie Kristallisation usw. Dies sind Dinge, die von den Chemikern und Phy sikern mit ausreichender Genauigkeit vollständig untersucht worden waren, so daß diese For schungen als abgeschlossen auch noch bis zum heutigen Tage betrachtet werden dürfen. Die Untersuchung über das Verhalten der Eisennickel legierungen nun aber ist seit jener Zeit besonders fortgeschritten, namentlich durch die Unter suchungen, welche auf Veranlassung des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes von einem Ausschuß ausgeführt wurden, dessen Vorsitz der Berichterstatter zu führen hat. Es war zu diesem Zwecke reines Eisen und reines Nickel, das erstere von der Firma Fried. Krupp in Essen, das letztere von der Firma Basse & Selve in Altena, herbeigeschafft worden. Man ging mit den Untersuchungen in der Art vor, daß dem reinen Eisen verschiedene Prozente von reinem Nickel zugesetzt wurden, welche zur Unter suchung kamen. Man goß das Metall, nachdem es in Tiegeln geschmolzen war, zuerst in Block form und untersuchte die unbearbeiteten Blöcke auf ihre Festigkeitseigenschaften. Sodann schmie dete und walzte man die Blöcke aus und unter suchte auch diese Produkte wieder auf Zug, Druck, Stauchung und Scherung im rohen, ge glühten und abgeschreckten Zustande. Hierbei zeigte sich z. B., daß die Blöcke mit 30 °/o Nickelgehalt nicht schmiedbar waren. Allerdings hatte man keine Untersuchungen mit solchen Eisennickellegierungen angestellt, welche zwischen 16 und 30% Nickel enthielten, und es fand sich durch spätere Untersuchungen, daß eine kritische Grenze und eine Umkehrung der Eigen schaften gerade dazwischen, nämlich bei etwa 25 bis 26°/o Nickelgehalt, liege. Die Ursache der mangelhaften Bearbeitungsfähigkeit ist in dem nadelförmigen kristallinischen Gefüge der Blöcke zu suchen. Im übrigen fand man, daß die Festigkeit mit dem Anwachsen des Nickel gehaltes bis auf 16% zu-, die Formänderungs fähigkeit in gleicher Weise abnimmt, während die Proportionalitätsgrenze ihren Höchstwert bei Gegenwart von 8 % Nickel erreicht. Im allgemeinen ist der Einfluß des wachsenden Nickelgehaltes bei dem mechanisch bearbeiteten Material gleich dem bei dem nicht bearbeiteten gegossenen Material. Ein Unterschied liegt hauptsächlich nur darin, daß die Höchstwerte für die Streckgrenze und Zugfestigkeit im ge gossenen Zustande bei 8, nach der mechanischen Bearbeitung dagegen bei 16% Nickelgehalt liegen. Man hatte auch den Einfluß der Art