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184 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 27. Jahrg. Nr. 5. Magnesit hat sich wenig vergrößert bezw. ist so gering, daß sie für das Ausland kaum in Betracht kommt. Obwohl eich nach Vorstehendem der indische Berg bau in nicht gerade stark aufsteigender Linie bewegt, so darf aus der zunehmenden Zahl der Schürf- und Bohrversuche doch geschlossen werden, daß früher oder später die Aufmerksamkeit von Interessenten sich auch diesem Lande mehr zuwenden wird. Ein etwas zweckmäßigeres und moderneres Berggesetz als das bestehende würde mit dazu beitragen, diese Ent wicklung zu beschleunigen. Vereinigte Staaten. Vielleicht verdient die außerordentliche Zunahme der Erzeugung an basischem Martin- material im Jahre 1906* gegenüber der an Bessemerstahl besondere Aufmerk samkeit. Der erste Anstoß zu diesem Umschwung entstand natürlich bei der steigenden Schwierigkeit, Bessemerroheisen mit entsprechendem Phosphorgehalt zu beschaffen, die ihrerseits wieder dem Mangel an genügend reinen und billigen Erzen geeigneter Qualität entsprang. Diese Entwicklung wurde aber sehr be schleunigt dadurch, daß die Abnehmer mehr und mehr ihre früheren Vorurteile gegen das Martinmaterial fallen ließen. Es erhoben sich sogar sehr gewichtige Stimmen aus den Kreisen der Eisenbahnfachleute, die sich sehr entschieden für eine bevorzugte Verwendung von Martinstalil zu Schienen aussprachen. Aeußerlich wurde dies dokumentiert durch eine Bestellung von über 200 000 t Martinstahlschienen bei der Tennessee Goal, Iron & Railroad Co. Im Jahre 1897 überschritt die Erzeugung an Martinmaterial zum erstenmal die Grenze von einer Million Tonnen. Im Jahre 1905 war das basische Herdofenmaterial an der Gesamtstahlerzeugung von etwa 20 Millionen Tonnen mit etwa 9 Millionen be teiligt. Es dürfte in diesem Jahre nach Fertigstellung der im Bau befindlichen Martinöfen das Verhältnis zwischen den beiden Erzeugungen sich umkehren. Es wurden nämlich im Jahre 1906 21 Martinöfen in Be trieb gesetzt mit einer Jahreserzeugung von insgesamt etwa 887 580 t. Ferner sind noch im Bau 47 Oefen mit einem jährlichen Ausbringen von etwa 2 224 390 t, während noch die Zustellung weiterer 76 Martinöfen mit einer geschätzten Jahreserzeugung von etwa 4 500 000 t im laufenden Jahre vorgesehen ist. Dem gegenüber steht für das Jahr 1906 nur die Inbetrieb- . Setzung einer einzigen bedeutenderen Bessemerstahl werksanlage in Youngstown (Ohio) mit einer Jahres erzeugung von etwa 365 000 t. Die für die Ohio-Werke, ebenfalls in Youngstown, von der United States Steel Corporation in Auftrag gege bene Martinanlage von 12 Oefen (zu 50 bis 60 t Fassung) ist in diesem Zusammenhänge besonders bedeutsam.* Diese Anlage hat bis jetzt nur Bessemerbetrieb für die Erzeugung von Halbzeug, Schienen und Stabeisen gehabt. Bis die Neuanlage in Gary (Indiana) in Betrieb kommt, wird Youngstown die einzige Anlage des Stahltrustes sein, die Schienen usw. mittele direkten Martinierens herstellen kann. Selbst der Trust konnte sich nicht länger der Ueberzeugung verschließen, daß die amerikanischen Verhältnisse die Lieferung von Schienen usw. aus basischem Martinstahl unbedingt nötig machen; hat er doch nicht weniger als 92 Martin öfen im Bau bezw. in Auftrag gegeben. Er hat in den 51/2 Jahren seines Bestehens kein einziges neues Bessemerstahlwerk bauen lassen, hat sich vielmehr darauf beschränkt, an den vorhandenen Anlagen Ver besserungen in geringem Umfange anzubringen. Hat der Trust bis jetzt nicht direkt seine Erzeugung an Bessemerstahl eingeschränkt, so bedeutet der neuer liche Beschluß, in Duquesne 18 Martinöfen hinzu zubauen und die dortige Bessemerhütte aufzulassen, einen direkten Bruch mit der Vergangenheit, der in der Geschichte der Bessemerstahlerzeugung vielleicht einen Wendepunkt bedeutet. Auch die Bethlehem Steel Company, die früher große Lieferungen in Bessemerstahlschienen ausführte, wird mit Mitte des Jahres die Schienenerzeugung, aber nur in Martinstahl, wieder aufnehmen. y p Großbritanniens Schiffbau im Jahre 1906.** Das abgelaufene Jahr bedeutet einen Höhepunkt für den englischen Schiffbau. Die erstellte Tonnen zahl beträgt 2 063 394 t, alle Fahrzeuge, groß und klein, an Zahl 1394, eingeschlossen, und schlägt damit die entsprechende Zahl des Jahres 1905 mit rund 200 000 t und die der Jahre 1904 und 1903 mit rund 600 000 t; selbst die Hochflut im Schiffbau des Jahres 1901 ist mit etwa 10°/ überschritten. Aehnlich ist die Summe der im Bau fertiggestellten Schiffsmaschinen — 1 816 000P. S. — um 30 °/o höher als in den beiden vorhergehenden Jahren. Die zutreffenden Zahlen für die letzten sieben Jahre sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Tabelle 1. 1906 t 1905 t 1904 t 1903 t 1902 t 1901 t 1900 t Dampfer** 1 975 104 1 768 043 1 337 158 1 350 250 1 525 835 1 710 663 1 648 015 Segelschiffe 40 437 38 913 49 174 47 490 90 553 63 310 35 111 Zusammen 2 015 541 1 806 956 1 386 332 1 397 740 1 616 388 1 773 973 1 683 126 Königliche Werften 47 853 46 990 58 014 28 743 52 385 65 949 5 314 Gesamtsumme 2 063 394 1 853 946 1 444 346 1 426 483 1 668 773 1 839 922 1 688 440 Für das Ausland hergestellte Tonnenzahl 412 496 398 678 251 663 224 834 287 530 370 209 437 383 In Prozenten v. d. Gesamtsumme 20 21,5 17,4 15,7 17,3 20,8 26,0 Indizierte P. S. der Maschinen . 1 816 000 1 468 600 1 359 200 1 364 778 1 314 502 1 502 203 1 263 079 Daß diesem enormen Beschäftigungsgrade die Erträgnisse der Werften im abgelaufenen Jahre durchaus nicht entsprechen, beweisen die Bilanzen mancher nur auf den Schiffbau angewiesenen Werften, * „The Iron Trade Review“ 1906 27. Dezember. ** Einschi. Kriegsschiffe, auf Privatwerften erbaut. die teilweise kaum mehr als 5 °/o Dividende verteilen konnten, die Mehrzahl zahlte sogar weniger. Von dem Bestreben der englischen Schiffbauer, möglichst viel * „The Iron and Coal Trades Review“ 1906 28. Dezember. ** „Engineering“ 1907 4. Januar.