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182 Stahl and Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 27. Jahrg. Nr. 5. in einer Abhandlung über die Haltbarkeit von Kokillen* eine Kokillenart beschrieben, welche sich durch eine ganz besondere Haltbarkeit ausgezeichnet und 300 Güsse gestanden hat, während dieselben Kokillen aus Hämatiteisen nur etwa 150 Güsse hielten. Diese her vorragende Kokillenart war aus Holzkohlenroheisen gegossen und hatte annähernd folgende Zusammen setzung: Kohlenstoff 8,9°/ Silizium 1,2 » Mangan 1,3 „ Phosphor 0,15 „ Schwefel 0,06 " Ich glaube, Hr. Lochner wird mir darin zustimmen, wenn ich behaupte, daß solche Kokillen mit dieser Zusammensetzung, aus seinem Kupolofen gegossen, kaum 10 Güsse aushalten werden. Woher kommt das? Hr. Direktor Reusch hat in seiner oben an geführten Abhandlung verschiedene Vorschläge ge macht , um die Haltbarkeit der Kokillen besonders durch eine sachgemäße Behandlung derselben vor, während und nach dem Gießen im Stahlwerk zu er höhen, und dabei die Hoffnung ausgedrückt, daß dann auch die Haltbarkeit der vorher zitierten Kokillen aus Holzkohleneisen vielleicht erreicht werden würde, denn leider komme das Material dieser Kokillen für Deutsch land nicht in Frage, weil diese Kokillen nur in Oester reich hergestellt werden. Diesen Mitteilungen des Hrn. Direktor Reusch gegenüber kann ich erklären, daß obige vorzüglichen Kokillen aus Holzkohleneisen vom Eisenwerk Sulzau-Werfen (Inhaber: R. & E. Wein berger-Wien IV) hergestellt werden und in den letzten Jahren in ganz bedeutenden Mengen an große und renommierte Stahlwerke in Oberschlesien, Sachsen und Rheinland mit bestem Erfolge geliefert worden sind. Das Roheisen für diese Kokillen wird in kleinen Hochöfen mit 20 bis 25 t Tagesleistung nur mit Holzkohle erblasen und direkt aus dem Hochofen vergossen, und zwar größtenteils zu Stahlwerkskokillen und teilweise zu anderem feuerbeständigen Guß. Das Werfener Holzkohleneisen ist berühmt, und diejenigen Kollegen, welche in österreichischen Stahlwerken ge wesen sind, kennen und rühmen die Werfener Kokillen. M. H., wenn wir uns die Frage vorlegen, was der Grund ist für die höhere Haltbarkeit der Kokillen aus Holzkohlenroheisen gegenüber solchen aus Hämatit eisen, so läßt sich diese Frage schwer beantworten, weil uns nur die chemische Zusammensetzung, aber nicht andere physikalische Eigenschaften des Holz kohleneisens bekannt sind. Die Holzkohleneisen-Ko killen haben ungefähr folgende Zusammensetzung: Kohlenstoff 4,0 bis 4,4 0/o Silizium 0,9 » 1,3 „ Mangan 1,2 „ 1,5 » Phosphor 0,14 „ 0,18 „ Schwefel 0,006 „ 0,06 „ Durch diese Zusammensetzung sind nun alle Vor bedingungen gegeben, um in den Kokillen gebundenen Kohlenstoff zu erzeugen, denn der niedrige Silizium gehalt in Verbindung mit dem hohen Mangan- und Phosphorgehalt wirkt auf die Bildung von gebundenem Kohlenstoff, während nur der hohe Gesamt-Kohlen- stoffgehalt in Verbindung mit der dickenWandstärke die Graphitausscheidung und das feinkörnige graue Gefüge bewirkt. Während Kokillen aus Hämatiteisen meistens keinen gebundenen Kohlenstoff enthalten, sondern nur Graphit, und dadurch eine geringe Zug festigkeit besitzen, haben die Holzkohleneisen-Kokillen infolge ihres gebundenen Kohlenstoffes eine hohe Zug festigkeit und dadurch die Möglichkeit, bei hoher Temperatur dem Reißen Widerstand entgegenzusetzen. Vielleicht würden metallographische Untersuchungen * „Stahl und Eisen“ 1903 Nr. 3 S. 375. hier interessante Aufschlüsse geben und für die Er klärung der Natur des Holzkohleneisens sowie für die häufigere Verwendung dieses Materials nützlich werden. Es ist daher der vorher von Professor Osann ge machte Vorschlag, in Deutschland Holzkohlenhoch öfen zu errichten, nicht so von der Hand zu weisen, um auch hier in Deutschland Gelegenheit zu haben, dieses wertvolle und vorzügliche Material für die ver schiedensten Zwecke der Industrie und besonders für Kokillen und anderen feuerbeständigen Guß mehr als bisher zu verwenden. Oberingenieur Lochner-Sterkrade: M. II.! Ich möchte darauf hinweisen, daß ich nicht die Grenzen des Siliziums festgelegt habe nach unten, sondern nur nach oben mit 2,5 °/o. Daß die Kokillen unter Um ständen nur die Hälfte dieses Siliziumgehaltes ver tragen, ergibt die Erfahrung. Ich habe den Silizium gehalt abhängig gemacht von der Wandstärke und dem Kohlenstoffgehalt wegen der Graphitbildung. Außerdem ist er abhängig von dem Mangangehalt. Wenn dieser einmal höher, ja sogar auf 1 1/4°/ steigt, so ist das auch nicht so schlimm; wir können uns durch höheren Siliziumgehalt helfen. Was die Eigen schaft des Werfener Eisens, von dem ich schon viel rühmliches gehört habe und das sich in der Praxis zur Herstellung von Kokillen vorzüglich bewähren soll, anbetrifft, so handelt es sich dabei um Holz kohleneisen. Wir wissen, daß Holzkohleneisen von ganz gleicher Analyse wie warm erblasenes Koks roheisen, wesentlich andere Eigenschaften besitzt als dieses. Worin das liegt, wird wohl die Zukunft auf klären. Beim Werfener Eisen kann die Ueberlegen- heit vielleicht mit in dem höheren Kohlenstoffgehalt gesucht werden. Unser deutsches Hämatit hat selten mehr als 4 0/o. Was die größere Haltbarkeit der Holz kohleneisen-Kokillen anbelangt, so wird diese für uns kaum von praktischer Bedeutung sein. Denn beim Bezug von Kokillen wird stets die beste Qualität, die längste Haltbarkeit verlangt und der allerschlechteste Preis dafür geboten. Sie stehen heute trotz der günstigen Marktlage noch nicht so hoch, wie der ge wöhnlichste Herdguß. Daß wir unter diesen Umständen nicht in der Lage sind, ein kostbares Holzkohleneisen zu erblasen, um mit dessen Hilfe die Chargenzahl noch etwas in die Höhe zu treiben, ist klar. Auch die Stahlwerke würden dabei schlecht auf ihre Rech nung kommen; sie ziehen es daher vor, lieber mehr Kokillen zu verschleißen, als Kokillen anzuwenden, die einige Chargen mehr halten und dafür das Doppelte kosten und noch mehr. (Sehr richtig!) Professor Osann-Clausthal: Ich möchte die Ansicht des Hrn. Lochner über den Mangangehalt der Kokillen kennen lernen. Ich weiß, es gibt einige Werke, die einen geringen Mangangehalt vorschreiben; man spricht von 0,2 bis 0,3 0/o. Ist das richtig ? Oberingenieur Lochner-Sterkrade: Ich habe früher Versuche gemacht mit Hämatitroheisen, aus spanischen und Elbaerzen erblasen, mit unter 0,3 0/o Mangan. Es war ein herrliches Eisen, und die besten englischen Marken waren ihm hinsichtlich der Ana lyse nicht überlegen. Es hatte nur eine böse Eigen schaft, es hielt nicht, es riß. (Heiterkeit.) Es riß schon in der Form. Natürlich wurden die Kokillen nicht nur aus diesem kostbaren Material gegossen, dazu war es auch zu weich; es wurde als Zusatzeisen gebraucht. Die so hergestellten Kokillen, die etwa 0,5 °/o Mangan hatten, hielten nicht, sie rissen oft schon, bevor sie aus dem Sand kamen, und mehr läufige Kokillen ohne Haarrisse habe ich aus diesem Material überhaupt nicht fertiggebracht. Das Ende vom Liede war, daß ich das Eisen mit größter Vor sicht zu Sachen verwendet habe, wofür es jammer schade war. Den Mangangehalt, der heute 0,8 bis 1 0/o beträgt, halte ich bei den Kokillen für gut. Es wird nicht nur verlangt, daß die Kokille recht lange h € v <1 I 8 u v J J n 8 F g ü t A C 11 u I I U B 1 r d u B i s d i I e 8 i V 1 1 i 1 1 c 8 l