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30. Januar 1907. Beitrag zur Metallurgie des Martinprozesses. Stahl und Eisen. 161 rechnung auf demselben Wege ermittelt worden, welcher von K. Dichmann (siehe Nr. 23 und 24 1905 dieser Zeitschrift) eingeschlagen wurde. Die Tabelle 1 macht in erster Linie ersicht lich, daß der Mangangehalt des metallischen Einsatzes prozentual schwankt, daß diese Aende- rung des Mangangehaltes im Bade mit einer absoluten Gewichtsänderung der in der Schlacke enthaltenen Manganmenge im Zusammenhänge steht, daß demnach die wechselnde Manganmenge im Metall und in der Schlacke keine .aus dem je weiligen Abbrande sich ergebende scheinbare oder relative ist, sondern daß diese Aenderungen im Mangangehalte auf jeweiligen Reduktions- und Oxydationswirkungen des Mangans in Metallbad und Schlacke beruhen. Ferner ist aus dieser Tabelle ersichtlich, daß die Schlackenmenge sich in dem Maße ver mindert, wie das Bad an Gewicht zunimmt. Nachdem nun erwiesen ist, daß die oxy dierende und reduzierende Wirkung des Mangans keineswegs auf einem Trugschluß beruht, wäre jetzt zu untersuchen, von welchen Momenten die gewiß beachtenswerte Erscheinung während der Frischdauer abhängig gemacht werden kann. Es wurde früher erwähnt, daß die reagierende Martinschlacke das Bestreben aufweist, der Zusam mensetzung eines Singulosilikats zu entsprechen (Fex Mny)a Si0,. Gemäß dem Eisengehalte der Schlacke und dem Mangangehalte des Metall bades wird der im Silikatmolekül als Base dienende Eisenmangankomplex eine wechselnde Zusammensetzung hinsichtlich des Eisen- und Mangangehaltes aufweisen müssen. Das Kon zentrationsverhältnis der beiden Körper im Schlackenmolekül selbst wird in erster Linie für das Verhalten des Mangans entscheidend sein. Aus einer umfassenden Reihe von Ver suchen figurieren in der vorstehenden Tabelle 2 je zwei aufeinander folgende Analysenreihen als jeweilige Zusammensetzung von Metallbad und Schlacke zu Anfang und Ende einer Frischperiode im Verlaufe von einzelnen Versuchschargen. Der F e 0/0 in die Tabelle aufgenommene Quotient „ Mn °/0 bezieht sich auf das Verhältnis des prozentualen Eisengehaltes zum Mangangehalte in der Schlacke und wollen wir ihn daher das Konzentrations verhältnis (Q) nennen. Bei Betrachtung der Tabelle 2 kann deut lich ersehen werden, unter welchen Bedingungen das Mangan aus dem Bade oxydiert und wann dasselbe der Schlacke entzogen wird. Auf Grund der vorstehenden empirisch ermittelten Daten gelangt man zu der Ueberzeugung, daß die aus dem Erzfrischprozesse resultierende Schlacke die Tendenz aufweist, Mangan und Eisen beziehungs weise deren Oxyde in dem Verhältnis 1 : 1 auf zunehmen, und wird daher in dem Basenkomplex des Singulosilikates (Feg Mn y ), Si O 4 x = y sein müssen, soll das Mangan in Metallbad und Schlacke im Gleichgewichte sich befinden. Sinkt der Wert für das Konzentrationsverhältnis Q unter 1,00, so kann in der Mehrzahl der Fälle eine Manganaufnahme in das Bad erwartet werden; ist Q>1, so erfolgt Oxydation des Mangans aus dem Bade in die Schlacke. Aus diesem Bestreben der Martinschlacke, das eingeschlossene Mangan mit dem im Metall gelösten in einen stabilen- Gleichgewichtszustand zu bringen, ergibt sich ein kontinuierlicher Austausch des Mangans zwischen Schlackendecke und Eisen, und ist dadurch in erster Linie der Einfluß des Mangans bei der Herstellung von Flußeisen im Martin ofen scharf charakterisiert. Wir erblicken im Mangan ein während des ganzen Frischprozesses äußerst tätiges Desoxydationsmittel und somit, einen wirksamen Regler für den Sauerstoff- gehalt des Bades. Ueber den Reaktionsverlauf der Manganverbrennung beim Erzfrischen soll nachfolgendes Beispiel Aufschluß geben: Me tallischer Einsatz 20 303 kg Roheisen, Erz 3280 kg, Kalkstein 984 kg. Die Dauer der Charge betrug bis zum Ferromanganzusatz 260 Minuten und wurden in fünf Zeitperioden Durchschnittsproben genommen. Hinsichtlich des Mangangehaltes hatten diese folgende Zusammen setzung (Tabelle 3): Tabelle 3. Bemerkungen — — 2,20 — I 30 0,21 + 13,4 11 100 0,45 — 0,5 III 40 0,63 — 0,91 IV 35 0,49 + 0,8 V 55 0,86 — 1,36 Mangangehalt des eingesetzten Roheisens. Erzzuschlag. Aus diesen Daten geht hervor, daß das Mangan schon zu Anfang des Frischprozesses zum größten Teil in die Schlacke übergeht. Mit Rücksicht auf das eingesetzte Roheisenquantum enthielt das Metallbad zu Anfang der Charge 446 kg Mangan. Nach Ablauf von 30 Min. enthielt das Bad nur noch 42 kg, so daß 404 kg Mangan oder 90,8 °/o des ursprünglichen Mangangehaltes in die Schlacke übergingen, um dann in der Weise wirksam zu sein, wie dies früher be sprochen wurde. (Fortsetzung folgt.)