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23. Januar 1907. Stahl und Eisen. 149 Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Society of Chemical Industry. Auf dem Ende Oktober 1906 zu Toronto ab gehaltenen Meeting der Canadian Section der Society of Chemical Industry berichteten Herbert A. Baker und W. R. Lang über den verschlechternden Einfluß des Beizens mit Säure bei Stahldraht und dessen teilweise Unschädlich machung durch Erwärmen.* Bekanntlich ist es bei der Drahtfabrikation all gemein üblich, den Walzdraht zu beizen, um den Glühspan vor dem Ziehen zu entfernen. Daß dieses Verfahren verschlechternd auf den Draht einwirkt, ist längst bekannt,** doch hat man gefunden, daß der Draht, wenn er nachher einige Stunden auf 120° C. erwärmt wird, annähernd vollständig sich wieder er holt, so daß er sich ziehen läßt. Die genannten Ver fasser stellten nun Versuche an, um den Betrag dieser Verschlechterung ausfindig zu machen und festzu- stellen, wieweit sich der Draht wieder erholt. Die Proben wurden auf den Werken der Imperial Steel and Wire Company zu Collingwood, Ontario, während des Herstellungsganges genommen, in der aus Tabelle I ersichtlichen Weise. Zu bemerken ist, daß die Bruch festigkeit während des ganzen Herstellungsverfahrens gleichmäßig blieb, soweit sich dies durch den an gewandten Prüfungsapparat feststellen ließ. Die pro zentuale Dehnung, auf 200 mm Länge gemessen, bleibt ebenfalls ziemlich dieselbe, während die Einschnürung vor dem Bruch sofort nach dem Beizen mit Säure abnimmt und sich annähernd gleich bleibt, bis nach dem Anwärmen, wo eine deutliche Zunahme dieser Eigenschaft eintritt. Wichtig ist der Umstand, da es von dieser Eigenschaft abhängt, wie eich der Draht durch das Ziehloch ziehen läßt. Tabelle I. Durchschnittszahl von je etwa 8 bis 10 Proben wurde gleich 100 genommen und die übrigen Zahlen dement sprechend eingesetzt. Die Ergebnisse lassen ein Sinken der Biegungsfähigkeit des Drahtes unmittelbar nach dem Beizen und ein Wiedererstarken nach dem An wärmen erkennen. Außerdem wurden Scherproben an gestellt, die jedoch so geringe Unterschiede ergaben, daß sich keine Schlüsse aus denselben ziehen ließen. 47 36 32 33 30 in °/o • DrahtC * „Journal of the Society of Chemical Industry 1906, 31. Dezember. ** Vergl. „Stahl und Eisen“ 1886 Nr. 1 S. 14. Ein ähnliches Verhalten des Drahtes zeigt sich bei den Biegungsversuchen, welche in Tabelle II zu sammengestellt sind. Die Zahlen geben hier nur ein Verhältnis an, wie oft sich der Draht vor dem Bruch in einem bestimmten Winkel biogen ließ. Die höchste Tabelle II. Biegeproben. Eine Prüfung der aus den Walzdrähten A, B, C gezogenen Drähte von verschiedener Stärke wurde in derselben Weise ausgeführt (siehe Tabelle III). Es ist dabei zu beachten, daß Draht B und C eine höhere Zugfestigkeit als A besitzen. Auch läßt sich ein An wachsen der Zugfestigkeit mit dem Ausziehen er kennen. Das Abnehmen der Einschnürungsfähigkeit ist bei B und C geringer als bei A. Daher dürften wahrscheinlich erstere Drähte sich durch mehr Zieh löcher ziehen lassen, bevor ein Ausglühen nötig werden wird. Der einzige Unterschied in der Behandlung der Drähte hatte darin bestanden, daß Draht A mit 38 pro- zentiger, B und C dagegen durch lOprozentige Schwefel säure gebeizt worden war. Indem Anwärmofen wurden Tabelle IV. Biege proben. Tabelle III. Zugfestigkeit und Einschnürung. Zugfestigkeit in kg/qmm Dehnung auf 200 mm gemessen in % Einschnürung in % Probe A B c A | B C A 11 C Vor dem Beizen . . ' . 46,19 41,97 48,58 16 13 12 63 66 67 Nach dem Beizen mit Säure 43,17 41,97 45,14 16 | 13 13 38 | 44 47 „ „ Oxydieren . . . „ » Eintauchen in 44,15 40,08 45,49 17 14 11 38 47 44 Kalkwasser 46,19 41,97 47,11 16 14 — 37 47 41 Nach dem Erwärmen. . . 46,19 40,78 47,53 16 13 — 57 ; 66 56 Die angewandte Schwefelsäure (100° C.) war bei A 38prozentig, I llprozentig, C 10 prozent g. Die Zeiten für das Verweilen in dem Bad betrugen bei A 1 Stunde, B 45 Sämtliche Proben blieben etwa 4 Stunden in dem Wärmofen. Minuten, C 1 Stunde 10 Minuten. Probe Vor dem Beizen Nachdem Beizen mit Säure Nach dem Oxydieren Nach dem Ein tauchen in Kalk wasser Nach dem Erwärmen A 100 70 64 64 100 B 100 60 56 . 57 99 C 100 71 55 53 100 Durchmesser Draht A Draht B Draht C in mm (a) 4,44 91 100 100 (l>) 3,61 90 97 100 (c) 2,84 89 100 83 (d) 2,31 — 100 80 (e) 1,83 86 100 Durch messer in mm Zugfestigkeit in kg/qmm Einschnürung Draht A Draht B Draht A Draht B Draht C (a) 4,44 51,25 65,88 65,88 52,0 54 (b) 3,61 79,17 80,08 80,08 45,0 38 (c) 2,84 82,47 86,06 86,06 28,5 31 (d) 2,31 — 97,31 92,11 — 36 (e) 1,38 96,32 105,46 105,46 20,0 37