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23. Januar 1907. Einiges über Stahlwerkskokillen. Stahl und Eisen. 139 lumenzunahme wird um so geringer, je häufiger dieser Prozeß sich wiederholt. Alle diese bleibenden Formveränderungen führen zu einem tatsächlichen Wachsen der Ko killen, und jeder Stahlwerker dürfte die Beobach tung gemacht haben, daß die in derselben Ko kille gegossenen Blöcke um so schwerer werden, je mehr Chargen die Blockform aufweist. Besonders unangenehm kann sich das'Wachsen bei mehrläufigen Gußformen bemerkbar machen. So wird z. B. das innere Kreuz einer vierläu figen Kokille viel stärker erhitzt als die Außen Abbildung 5 und 6. Abbildung 7. wände; es tritt dort demgemäß schnelleres Wachsen ein. Die Folge davon ist, daß das Kreuz aus der Kokille herauswächst, daran er kennbar, daß die Aufsatzfläche, die ursprüng lich gerade war, ausbaucht, und das um so mehr, je graphitreicher das Material war (siehe Abbildung 6}. Der ferrostatische Druck, den der Stahl auf die Kokille ausübt, ist gegen die durch Wärme hervorgerufenen Beanspruchungen zu vernach lässigen. Dieser Druck ist nur so lange von der Gußform aufzunehmen, bis der Block eine genügend starke Schale angesetzt hat, so daß er sich in sich selbst trägt. Sobald dies der Fall ist, läßt der Block die Kokille los, er fängt au, stark zu schrumpfen, während die Ko kille sich immer mehr erhitzt und ausdehnt, was ihre Hauptbeanspruchung erst herbeiführt. Hiernach wäre die Beanspruchung durch die Wärme für Bemessung der Materialstärken allein maßgebend und würde das Anstreben gleichmäßiger Erwärmung und Beanspruchung, z. B. für gewöhnliche Blockkokillen, zu einer Form, wie in Abbildung 7 dargestellt, führen. Die Querschnittsform ist für die Praxis durchführbar und zweckmäßig, nicht aber die dem Längsschnitt entsprechende. Denn der Stahlwerker braucht unten eine genügend breite Aufsatzfläche und oben hinreichend Material zur Aufnahme der Ohren. Es muß deshalb an Stellen Material aufgewendet werden, wo es nicht nur überflüssig, sondern sogar von Uebel ist. Da die Kokille bekanntlich -am unteren Ende am meisten zum Reißen neigt, so wird sie häufig durch einen Bund verstärkt. Es wird,' da die Kon struktion der Bean spruchung nicht an gepaßt werden kann, so viel Material am Fuße angehäuft, als erforderlich ist, um die dort auftretende Zugbeanspruchung aufzunehmen. Die gewöhnlich üb liche Form dieser Ver- Abbildung 10. Stärkung zeigt Abbil ¬ dung 8. Empfehlenswerter ist eine Verstärkung, die, wie in Abbild. 9 gezeichnet, allmählich in die Wand übergeht. Diese Anordnung bietet noch die Annehmlichkeit, daß die Kokillen bequem dicht gesetzt werden können, ohne daß der Bund stört. Auch noch andere Verstärkungsversuche sind gemacht worden, z. B. durch Eingießen von einem oder mehreren schmiedeisernen Ringen im Kokillenfuße (s. Abbildung 10), soviel mir be kannt ist, jedoch ohne dadurch einen die Mehr kosten ausgleichenden Erfolg zu erzielen. Bei sonst stark genug konstruierten Kokillen kann im allgemeinen der Bund wegfallen, denn ist er