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116 Stahl und Eisen. Nachrichten vom. Eisenmarkte. 27. Jahrg. Nr. 3. des Quartals der Winter schärfer als im Vorjahre einsetzte. Die Zinkindustrie blieb weiter umfang reicher Konsument für Zünder und Asche, und die disponiblen Quantitäten reichten zur Befriedigung der Nachfrage nicht aus. Der Kohlenpreis der Königin- Luisengrube hat wider Erwarten eine abermalige Er höhung um 60 3 f. d. Tonne erfahren. Die Kokspreise müssen infolgedessen ebenfalls steigen. Erze. Der Roheisenmangel führte naturgemäß zur Vorbereitung für umfangreichere Roheisenproduk tion im kommenden Jahre durch Zustellung neuer Oefen. In Uebereinstimmung hiermit war die Erz nachfrage auch im verflossenen Quartal recht rege. Die für das nächste Jahr noch immer zustande kom menden Abschlüsse weisen gebesserte Preise auf. Die Zufuhr an Erzen ließ in der zweiten Hälfte des Quar tals mit Einstellung der Schiffahrt nach. In Mangan erzen und schwedischem Magneteisenstein genügte das Angebot nicht der Nachfrage. Roheisen. Die Hochofenwerke hatten im Be richtsquartale nur noch kleine Quantitäten zum Ver kauf frei, denn der große Selbstverbrauch in den eigenen Werken absorbierte die Produktion der Hoch öfen fast vollständig. Die bereits im vorigen Quartals berichte erörterte Roheisennot blieb deshalb bestehen, und die Preise zogen weiter an, denn den Anforde rungen der Verbraucher konnte nicht voll entsprochen werden. Die Verkaufstätigkeit der Verkaufsvereini- gung mußte deshalb auf das äußerste beschränkt werden. Das mit diesem Berichtsquartal zu Ende gehende Oberschlesische Roheisen - Syndikat ist verlängert worden. Die Roheisenproduktion per ultimo November stellt sich, mit dem gleichen Termin des Vorjahres verglichen, für elf Monate wie folgt: Gießereieisen und Eisen I. Schmelzung . . . . Bessemereisen Thomaseisen Stahl- und Spiegeleisen, Ferromangan usw. . . Puddeleisen 1905 1906 gegen 1905 t t t 86 185 91 655 — 5 470 43 689 50 973 — 7 284 234 864 251 762 — 16 898 88 503 -101 120 - 12 617 332 875 327 946 — 4 929 786 116 823 456 + 37 340 Hieraus ergibt sich eine Mehrproduktion gegen die elf Monate des Jahres 1905 um 4,8°/. An dieser prozentualen Produktionssteigerung hat der Monat Dezember nichts geändert. Alteisen. In Uebereinstimmung mit der an dauernd günstigen Konjunktur am Eisenmarkte be festigte sich auch die Tendenz des Alteisenmarktes, da die Nachfrage trotz des durch das flüssige Ver fahren geringeren Bedarfes der rheinisch-westfälischen Industrie zunahm; denn das Ausland ist, gleich der Industrie des Inlandes, lebhaft beschäftigt und ge neigt, heimisches Altmaterial, wenn es einigermaßen frachtlich günstig lagert, aufzunehmen. Dies gilt be sonders von Italien, dessen Alteisennachfrage in den Küstengebieten eine Steigerung des Preises im Ge folge hatte. Eine Ausnahme von dieser Situation im Auslande macht nur Rußland, dessen Eisenindustrie noch immer unter den inneren Schwierigkeiten, mit denen dieses Land kämpft, leidet, so daß dort ein Ueber- schuß an Altmaterial vorhanden ist, der zu Preisen führte, die einen Import nach Oberschlesien diskutabel machten. Eine ausreichende Versorgung der ober schlesischen Werke in Alteisen war deshalb ohne be sondere Schwierigkeiten und ohne wesentliche Preis konzessionen möglich. Stabeisen. Der Stabeisenmarkt hat im Be- richtsquartal an Festigkeit noch gewonnen, da die Nachfrage unvermindert blieb, während die Werke mit neuen Abschlüssen etwas zurückhielten, weil der Markt unverkennbare Neigung zu weiteren Preis erhöhungen zeigte. Trotz umfangreicher Verladungen und bis zur Grenze der Leistungsfähigkeit gesteigerter Produktion ist der Verpflichtungsstand weit weniger wie sonst im vierten Quartal zurückgegangen, und volle Beschäftigung der Werke ist noch immer auf über 12 bis 14 Wochen gewährleistet. Ungeachtet dieser günstigen Gesamtverfassung des Marktes trat die Un einigkeit, welche im Verkauf von Stabeisen zwischen Osten und Westen herrscht, unvermindert ungünstig in Erscheinung. Die vom Westen geforderten, teil weise unter den oberschlesischen Notierungen liegenden Preise wurden dazu benutzt, das Gesamt-Preisniveau in Stabeisen zu drücken oder doch seine, dem ge stiegenen Preise für die Rohmaterialien entsprechende Aufwärtsbewegung zu hemmen. Das Auslandsgeschäft mußte im Interesse ausreichender Versorgung des Inlandes möglichst eingeschränkt werden. Es wurden deshalb nur die zur Erfüllung der vertraglichen Ver pflichtungen notwendigen Quantitäten, sowie die jenigen Lieferungen abgeschlossen, welche zur Auf rechterhaltung wichtiger Geschäftsverbindungen dienten. Die Preise erfuhren auch im Auslande eine ent sprechende Aufbesserung. Wie stets in Zeiten all gemein angespannten Bedarfes kamen auch nach Ober schlesien im Berichtsquartale Anfragen aus außereuro päischen Exportgebieten, die sogar einen Preis bis zu 140 M franko Ausfuhrhafen zugelassen hätten. Die oberschlesischen Werke mußten jedoch aus den angeführten Gründen auf den Abschluß solcher Ge schäfte verzichten. Grobblech. An der im Berichte über das vorige Quartal geschilderten günstigen Situation hat sich nichts geändert. Die Nachfrage ließ zwar, wie stets gegen Jahresschluß, etwas nach, so daß die Lieferfristen etwas verkürzt werden konnten, doch fehlte es den Werken nicht an Arbeit. Sowohl ge wöhnliche Handelsbleche als auch Kesselbleche sind im Preise weiter gestiegen, letztere wurden reichlicher als im dritten Quartal bestellt. Auch für Schiffbau material konnten sich die Notierungen ebenfalls be festigen, nachdem der Schiffbauarbeiter-Ausstand in Schottland beendet und in England infolge größerer Verkäufe nach Amerika Roheisenknappheit eingetreten war. Die Nachfrage nach Schiffsblechen wurde durch größere Neubauten, welche einheimische Schiffswerften und Reedereien in Auftrag gegeben haben, weiter verstärkt, so daß Schiffsblechbestellungen, welche zu Anfang des Berichtsquartales in größerem Umfange wegen der kürzeren Lieferfristen nach England ge fallen sind, nicht schädigend empfunden wurden. Feinblech. Auch das Feinblechgeschäft hat in Uebereinstimmung mit der günstigen Gesamttendenz des Marktes befriedigt und die Preise konnten sich der allgemeinen Aufwärtsbewegung anschließen. Formeisen. Die Lager des Handels waren infolge der in diesem Jahre sehr lebhaften Bausaison zu Beginn des Berichtsquartales beinahe geräumt, und die Inlandsnachfrage gestaltete sich hauptsächlich zur Vervollständigung der Lager infolgedessen außerordent lich lebhaft. Daß trotz der beendeten Bausaison auch die Kundschaft mit spezifizierten Anfragen umfang reich im Markte war, ist auf die allgemeine Annahme zurückzuführen, daß für die Frühjahrssaison mit höheren Preisen und ziemlich langen Lieferfristen zu rechnen sein wird. Infolgedessen waren die Werke bei Quartalsschluß auf Grund der vorliegenden Aufträge auf über drei Monate reichlich mit Arbeit versehen. Eisengießereien und Maschinenfabriken. Die Beschäftigung der Eisen- und Stahlgießereien war unverändert lebhaft. Dies gilt insbesondere von den Stahlgießereien, die von den Lokomotivfabriken und den Waggonwerkstätten außerordentlich stark in An spruch genommen wurden. Die Röhrengießereien, die