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114 Stahl and Eisen. Nachrichten vom Eisenmarkte. 27. Jahrg. Nr. 3. Der Auslandsmarkt lag andauernd günstig, bei festen Preisen herrschte rege Kauflust; doch hielt sich mit Rücksicht auf den starken inländischen Be darf die Verkaufstätigkeit, wie schon das ganze Jahr hindurch, in den engsten Grenzen, obwohl die Aus landserlöse zum Teil die inländischen Preise übertrafen. Eisenbahnmaterial: In schweren Schienen herrschte sehr lebhafte Tätigkeit, da nicht nur der Bedarf der Staatsbahnen bedeutend umfangreicher war als im Vorjahre, sondern auch verschiedene Staats bahnverwaltungen mit größerem Nachtragsbedarf heran- traten. Die Werke konnten deshalb den gestellten Anforderungen nur schwer gerecht werden und haben bis weit in das nächste Jahr hinein Arbeit vorliegen. Das Rillen- und Grubenschienengeschäft nahm im letzten Jahresviertel an Lebhaftigkeit immer noch zu; die starken Spezifikationseingänge konnten bei den Werken nur mit ausgedehnten Lieferfristen unter gebracht werden. Eine weitere Anzahl größerer Ab schlüsse mit städtischen Straßenbahnen wurde ge tätigt, und der Bedarf der Zechen für das nächste Jahr abgeschlossen. Auf dem Auslandsmärkte hielt der starke Bedarf weiter an. Die bei einer Reihe Abschlüsse an Vignol- schienen erzielten Preise standen den Inlandspreisen nicht nach. In Grubenschienen lag das Geschäft bei besseren Erlösen günstig. Ganz wesentlich hat sich während der letzten Monate das Auslandsgeschäft in Rillenschienen bei höheren Preisen gehoben, der Ein gang der Spezifikationen war trotz der winterlichen Zeit gut und im Verhältnis zu den Vorjahren ganz ungewöhnlich stark. F orm eisen: Die Nachfrage nach Formeisen im Inlande blieb trotz der infolge der vorgerückten Jahres zeit verminderten Bautätigkeit sehr umfangreich, da die Händlerlager geräumt waren, und die Kundschaft sich in Erwartung höherer Preise mit großen JI engen zu versorgen suchte. Der Abruf war sehr stark, jedoch wurde die rechtzeitige Ablieferung durch den niedrigen Wasserstand des Rheins und den Ausstand der Elbschiffer zum Teil behindert. Ende Oktober wurden die Preise um 5 K erhöht, und der Verkauf für das erste Vierteljahr 1907 freigegeben. Im Ausland hob sich das Geschäft seit Ende September bedeutend, und bei anziehenden Preisen herrschte lebhafte Nachfrage. Der Verkauf hielt sich jedoch infolge der von den Werken geforderten langen Lieferfristen in geringem Umfange. Der Ende De zember vorliegende Auftragsbestand bietet den Werken Arbeit für etwa 5 Monate. Ueber den seitherigen monatlichen Versand in den einzelnen Erzeugnissen, sowie über den gesamten Versand der Produkte A haben wir schon berichtet; wir verweisen daher auf die früheren Angaben. Der arbeitstägliche Gesamtversand stellte sich wie folgt: 1904: 1905: 1906: Januar . . . — 14 499 17 686 Februar . . — 13 370 18 232 März . . . 15 280 17 442 19 550 April . . . 17 058 18 660 20 198 Mai .... 17 6G8 18 283 20 009 Juni .... 17 882 19 208 20 062 Juli .... 13 430 15 930 18 675 August . . 13 605 16 080 17 690 September 13 554 17 337 17 739 Oktober '. . 14 520 17 960 18 576 November 14 489 18 269 20 116 Dezember 13 583 19 893 — Wenn der Gesamtversand seit den günstigsten Monaten des Jahres nicht erheblich gestiegen ist, so lag dies nicht an mangelnder Absatzmöglichkeit, sondern daran, daß die Schwierigkeiten in der Ver sorgung mit den nötigen Rohstoffen und der Mangel an geeigneten Arbeitskräften der Leistungsfähigkeit der Verbandswerke Grenzen setzte. In gußeisernen Röhren wurde die Nach frage etwas ruhiger, was aber stets mit Eintritt der Winterperiode der Fall zu sein pflegt. Die gute Beschäftigung im Maschinenbau hat im Berichtsvierteljahr angehalten. Die Preise stellten sich wie folgt: Monat Monat Monat Oktober November Dezember ■ Kohlen und Koks: x x « Flamm kohlen . . . . 10,50—11,50 10,50—11,50 10,50—11,50 Kokskohlen, gewaschen 10,50—11,00 10,50—11,00 10,50—11,00 , melierte, z. Zerkl. — — — Koks für Hochofen werke 14,50—16,50 14,50—16,50 14,50—16,50 „ „ Bessemerbetr. . — — — Erze: Rohspat 12,10 12,10 17.00 Geröst. Spateisenstein . Somorrostro f. a. B. 17,00 17,00 17,00 Rotterdam . . . — — — Roheisen : Gießereieisen Preise J Nr; • * • ab Hütte) ”11 • ’ ’ (Hämatit . . . 81.00 81,00 81,00 76.00 76,00 78,00 85,00 85,00 85,00 Bessemer ab Hütte . . — — — Preise ( Qualitäts - Pud- , | deleisen Nr. I. Siegen Qualit.-Puddel- 8 ( eisen Siegeri. ) 78,00 78,00 78,00 Stahleisen, weißes, mit nicht über 0,1% Phos phor, ab Siegen . . 80,00 80,00 SO,00 Thomaseisen mit min- destens 1,5% Mangan, frei Verbrauchsstelle, netto Cassa .... 72,50—73,00 72,50—73,00 74,50—75,50 Dasselbe ohne Mangan — — — Spiegeleisen, 10 bis 12% Engi. Gießereiroheisen 92,00-93,00 92,00-93,00 92,00—93,00 Nr. III, frei Ruhrort Luxemburg. Puddeleisen 74,00—78,00 78,00— 79,00 81,00—84,00 ab Luxemburg . . . 59,20—60,00 60,00—60,80 60,80—61,60 Gewalztes Elsen: Stabeisen, Schweiß- . . 160,00 165,00 165,00 » Fluß- . . . 142,00-147,50 147,50-150,00 — Winkel-und Fassoneisen zu ähnlichen Grund preisen als Stabeisen mit Aufschlägen nach der Skala. Träger, ab Diedenhofcn für Norddeutschland 120,00 125,00 125.00 für Süddeutschland 123,00 128,00 128,00 Bleche, Kessel- . . . 165,00 165,00 165,00 „ secunda . . . 150,00-155,00 145,00-155,00 145,00-150,00 „ dünne .... Stahldraht, 5,3 mm netto 155,00 160,00-166,00 — ab Werk Draht aus Schweißeisen. — — gewöhnl. ab Werk etwa — — — besondere Qualitäten — — Dr. W. Beumer. 11. Oberschlesien. Allgemeine Lage. Dio gute Verfassung des gesamten Eisenmarktes hat auch in dem bekanntlich schwächsten Konsumquartal keine Veränderung erfahren. Obgleich die Verhand lungen um Verlängerung der Verbände im vierten Quartal besonders zahlreich gewesen und dabei mannigfache Schwierigkeiten aufgetaucht sind, ist die Gesamttendenz des Marktes hierdurch nicht beein flußt worden. Auch der außerordentlich hohe Dis kontsatz, der im Dezember bis auf 7 °/o gestiegen ist, hat den befürchteten nachteiligen Einfluß bis zum Ende des Quartals noch nicht ausgeübt. Selbstver ständlich haben in einzelnen, speziell der Bausaison zugehörenden Zweigen der Eisenindustrie die Bestel lungseingänge nachgelassen, und die Verladungen sind durch den Ausfall der Wasserverfrachtung etwas zu rückgegangen, doch blieb die Gesamtbeschäftigung der Werke derart umfangreich, daß man, soweit es irgend angängig war, den um die Weihnachtszeit üblichen, für Reparaturen bestimmten Stillstand der Betriebe nach Möglichkeit einschränkte.