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hunderts ein Schachttiegelofen, in dem das Schmelzgut in inniger Berührung mit dem Brenn stoff geschmolzen und in einem untenstehenden Tiegel aufgefangen wurde. Um das geschmol zene Metall vergießen zu können, mußte man den Schacht entfernen; zur Vermeidung dieses Uebelstandes hing man spater den ganzen Ofen in zwei Zapfen kippbar auf, so daß er im Prinzip dieselbe Konstruktion aufwies wie der heute gebräuchliche Baumannsche sogenannte Rapidkupolofen. — DieserVorgänger des heu tigen Kupolofens konnte nun füglich nicht mehr in einer Schmelzung liefern, als der Tiegel an flüssigem Metall faßte, und als das für die Pro duktion einer Gießerei nicht mehr ausreichte und man den Weg zu dem Kupolofen in seiner heutigen Gestalt noch nicht fand, wußte man sich keinen andern Rat, als den damals schon in Metallgießereien gebräuchlichen Flammofen auch für die Gußeisenschmelzung einzuführen. Erst um 1780 wurde der Kupolofen von Wilkinson erfunden, und von da ab begegnen wir beiden Ofensystemen nebeneinander, ohne daß sich ein prinzipieller Grund für die An wendung des einen oder andern feststellen ließe. Ich möchte daran erinnern, daß noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach Er- findung des Bessemerprozesses, auf vielen Werken der Flammofen auch zum Umschmelzen des Ein satzes für den Konverter benutzt wurde. Erst mit dem Aufschwung der Industrie konnte der Flammofen im Stahlwerk wie in der Gießerei für die gesteigerten Ansprüche nicht mehr genug geschmolzenes Roheisen liefern, und nun voll zieht sich auf der ganzen Linie der Ersatz des Flammofens durch den Kupolofen, der mehr in der Lage ist, kontinuierlich die erforderlichen Mengen Roheisen zu schmelzen; die Anwendung des Flammofens bleibt von da ab fast nur auf die Walzengießerei beschränkt, wo er sich aller dings fast zum Alleinherrscher emporgeschwungen hat. — Dieser kurze Rückblick auf die ge schichtliche Entwicklung der Gießereischmelzöfen mag wohl zur Genüge zeigen, wie wenig man sich bei der Wahl des Ofens von Rücksichten auf die Qualität des geschmolzenen Metalles hat leiten lassen; das Ofensystem wurde gewählt mit Rücksicht auf die Quantitäten, welche der Ofen lieferte, und wie es eben Mode war, und ich wage es auszusprechen, daß vielleicht auch in der Walzengießerei der Kupolofen auf seinem Siegeszuge den Flammofen verdrängt haben würde, wenn nicht die Walzengießer darauf an gewiesen gewesen wären, die alten Walzen wieder einzuschmelzen, was im Kupolofen wohl nicht angängig ist. Erst in den letzten Jahr zehnten, seit man auch im Gießereibetrieb dazu übergegangen ist, nicht mehr nach alther gebrachten Rezepten, sondern nach wissenschaft lichen Grundsätzen zu arbeiten, läßt sich auch das Bestreben erkennen, jedem Ofen zur Schmel zung das zuzuteilen, wozu er seiner Natur nach am besten geeignet ist. Von diesem Gesichts punkt aus wollen wir nun auch die beiden Ofen systeme vergleichend betrachten. Die Vorzüge des Kupolofens sind Ihnen be kannt. Man kann in ihm große Mengen Roh eisen schnell, mit wenig Abbrand und unter dem denkbar geringsten Aufwand an Brennmaterial schmelzen; zu seiner Bedienung sind keine be sonders geschulten Arbeiter erforderlich und seine Unterhaltung verursacht nur geringe Kosten. Schließlich läßt er sich nötigenfalls leicht über die normale Leistung hinaus for cieren und paßt sich dann allen Betriebserforder nissen ohne weiteres an. Demgegenüber arbeitet der Flammofen wesentlich langsamer; der Ab brand ist größer und der Ofen kann nur von geübten Schmelzern bedient werden. Der Brenn stoffverbrauch ist viel höher als beim Kupol ofen; während man bei diesem als Norm 10 °/o Koks annehmen kann, muß man beim Flamm ofen mit einem Verbrauch von etwa 30 °/o Schmelzkohle rechnen; dieses ungünstige Ver hältnis wird allerdings durch den Preisunter schied zwischen Gießereikoks und Flammkohle gemildert, indem man für diese durchweg zwei Drittel des Kokspreises einsetzen kann, so daß 30 °/o Kohle etwa 20 °/o Koks entsprächen. Auch die Anlagekosten amortisieren sich lang samer, der geringeren Ausnutzung wegen, ob wohl der Flammofen an sich billiger sein kann, als der Kupolofen, der noch verschiedene Neben anlagen, wie Gebläse und Aufzüge, erfordert. Diese Bilanz spricht also wohl durchweg zu gunsten des Kupolofens, und tatsächlich ist er auch der bessere Schmelzofen für gewöhnlichen Grauguß; das Verhältnis ändert sich aber sofort, sowie Qualitätsmaterial in Frage kommt. Be züglich der Qualität des geschmolzenen Materials liegt der wesentliche Unterschied zwischen beiden Oefen darin, daß das Schmelzgut im Kupolofen •mit dem Brennstof! in innigste Berührung kommt, während es im Flammofen lediglich den Wir kungen der Verbrennungsgase bezw. der mit gerissenen Flugasche ausgesetzt ist, und das auch nur, solange es nicht geschmolzen und unter einer schützenden Schlackendecke ver schwunden ist. Daraus ergibt sich nun fol gendes: Während im Flammofen durch die Oxydationswirkung des Gasstromes nur Neben bestandteile des Eisens ausgeschieden werden, wogegen man sich, falls die Ausscheidungen das gewünschte Maß überschreiten sollten, dadurch sichern kann, daß man den Gehalt an diesen Nebenbestandteilen im Einsatz entsprechend ver mehrt, findet bei der Schmelzung im Kupolofen neben der Oxydation von Nebenbestandteilen eine Aufnahme anderer Verunreinigungen aus dem Brennmaterial statt, gegen die man bei