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76 Stahl und Eisen. Nachrichten vom Eisenmarkte. 27. Jahrg. Nr. 2. wagerechter Richtung durchbohrten Holzstopfen ver schlossen werden kann, wird der ganze Apparat in den Gasstrom (Abb. 2) eingeführt, und zwar so, daß die Röhren A und B ihre vertikale Lage beibehalten, die Oeffnung von A also dem Gasstrom entgegengerichtet ist. Das Rohr D ist durch einen Gasschlauch mit einer Gasuhr zwecks Feststellung des durchgesogenen Gasquantums und einem Aspirator verbunden. Da durch, daß die Oeffnung von A dem Gasstrom 'zu gerichtet ist, wird es ermöglicht, daß sämtliche im Gasstrom enthaltene Staubteilchen ungehindert in den Apparat hineinfallen können; die spezifisch schwereren sammeln sich auf dem Boden von A, die leichteren werden durch die saugende Wirkung des an D an ¬ geschlossenen Aspirators in das Rohr B übergeführt, stoßen hier gegen eine im Innern dieses Rohres ein gefügte Scheidewand S und lagern sich unten im Rohr B ab. Der Staubrest, bestehend aus feinen und feinsten Teilchen, wird von einem iin Rohr C befind lichen Glaswollefilter zurückgehalten. Wegen der un gleichmäßigen Verteilung der Staubmengen auf den Rohrquerschnitt wird der Apparat zu Beginn der Be stimmung zunächst ganz vorn in die Gasleitung hinein gesteckt und allmählich in ganz bestimmten Zeitinter vallen um eine bestimmte Strecke weiter hineingeschoben. Die Dauer der Bestimmung ist also in gewissem Sinne von dem Durchmesser dieses Rohres abhängig. Das an C angeschlossene 2 m lange Rohr D hat eine 10 cm-Teilung erhalten, wodurch es möglich wird, das jedesmalige Verschieben des Apparates genau und sicher auszuführen. Gewöhnlich findet das Ver schieben des Apparates alle 10 Minuten um je 10 cm statt; man erreicht in der Weise sehr leicht, eine dem wirklichen Durchschnittsquantum der Hochofen gase entsprechende Menge Staub in demselben auf zufangen. Die erhaltenen Staubmengen werden nach vorhergehendem, vollständigem Trocknen und darauf folgendem Auseinanderschrauben der einzelnen Teile durch Wägung bestimmt und auf das Kubikmeter Hochofengas berechnet. Daß die erhaltenen Resultate richtig sind und tatsächlich der Wirklichkeit entsprechen, haben Ver suche im Großen bewiesen. Diese wurden in der Weise vorgenommen, daß die während einer gewissen Zeit das Gasleitungsrohr passierenden Staubmengen in großen Behältern aufgefangen wurden und nachher zur Wägung gelangten. Das zu gleicher Zeit durch gegangene Gasquantum wurde durch Ermittlung der Gasgeschwindigkeit und des Rohrquerschnittes be rechnet und somit der Staubgehalt der Hochofengase durch den Versuch im Großen für das Kubikmeter Gas bestimmt. Es ergab sich, daß die auf diese Weise erhaltenen Resultate mit den durch obigen Apparat erzielten fast genau übereinstimmten und somit der Zuverlässigkeit und Genauigkeit desselben das denkbar beste Zeugnis ausstellten. Der Deutsch-Spanische Tarifvertrag. Die im Oktober und November in Madrid ge führten Verhandlungen über einen Deutsch-Spa nischen Tarifvertrag sind bekanntlich ohne Ergebnis geblieben, weil deutscherseits der spanischen Forderung wegen weiterer Herabsetzung des deutschen Verschnittweinzolles nicht entsprochen worden ist. In der letzten Besprechung der beiderseitigen Delegierten wurde jedoch von spanischer Seite der Wunsch ge äußert, daß das gegenwärtige deutsch-spanische Meist begünstigungsabkommen, welches infolge der von Deutschland ausgesprochenen Kündigung mit dem 31. Dezember 1906 abgelaufen sein würde, verlängert werden möchte. Da die Spanische Regierung sich bereit erklärt hat, die Verhandlungen über einen Tarifvertrag inzwischen wieder aufzunehmen und zu diesem Zwecke ihre Unterhändler nach Berlin zu senden, ist man deutscherseits auf den spanischen Wunsch eingegangen und hat, wie jetzt amtlich be kannt gegeben wird, durch Aenderung der deutschen Kündigungserklärung den Ablauf des gegenwärtigen Abkommens, nach welchem beide Länder sich gegen seitig die Meistbegünstigung gewähren, um ein halbes Jahr, das heißt bis zum 30. Juni 1907, hinausgeschoben. Dem Madrider „Heraldo" zufolge soll 1907 eine spanische Kommission ernannt werden, die beauftragt wird, in Berlin die Verhandlungen über ein end gültiges Handelsabkommen fortzusetzen. („N. A. Z.“, 28. Dez. 1906.) Nachrichten vom Eisenmarkte. Vierteljahres-Marktbericht. — Vereinigte Staaten von Amerika. — Das abgelaufene letzte Viertel des Jahres 1906 stellte an die Eisen- und Stahlindustrie der Vereinigten Staaten Anforderungen, wie sie vorher nie dagewesen sind. Allo Werke waren auf das äußerste angespannt und trotzdem konnte die Erzeugung in den meisten Zweigen kaum Schritt halten mit den dringenden Anforderungen des Bedarfes. Dabei haben in der Berichtszeit die Preise fast aller Erzeugnisse mehrfache Erhöhungen erfahren und ist besonders der Roheisenpreis auf einen Stand gebracht, der von manchen als gefährlich für die gesunde Weiterentwicklung des Marktes angesehen wird. Bemerkenswerterweise sind es aber gegen wärtig nicht die Erzeuger, sondern die Verbraucher, die drängen, zu den jetzigen Preisen längere Ab schlüsse zu tätigen. Daß die Erzabschlüsse für das Jahr 1907 in der Hauptsache bereits getätigt sind, ist schon in dieser Zeitschrift mitgeteilt. Der Gesamtversand aus dem Bezirke der Oberen Seen belief sich im Jahre 1906 auf 38 250 000 t oder 3,9 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahre; die Werke der Steel Corporation bezogen 20 978 651 t, sie beabsichtigen, im Jahre 1907 23 Millionen Tonnen zu verschiffen. In Roheisen war während der Berichtszeit unvermindert starker Begehr bei steigenden Preisen und vermehrter Hinzuziehung des Auslandes zur Deckung des Bedarfes. Abgesehen von Spiegeleisen und Ferromangan, wovon die Vereinigten Staaten stets mehr oder minder große Mengen aus Europa beziehen, erreichte namentlich die Einfuhr schottischen und englischen Gießereiroheisens eine gewisse Bedeutung. In den Ende Oktober abschließenden zehn Monaten 1906 wurden insgesamt 265 665 t Roheisen eingeführt gegen 170 891 t in der gleichen Zeit dos Vorjahres, eine Menge, die gegenüber der eigenen Erzeugung des Dandos kaum ins Gewicht fällt.