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Die Verwendung des Flammofens in der Gießerei. 27. Jahrg. Nr. 2. ofen als Umschmelzofen und der Kleinkonverter ausfallen, was insbesondere für solche Stahl gießereien von Bedeutung ist, die nicht in der Lage sind, über derartig grundverschiedene An lagen zu verfügen, und die trotzdem ihre Pro duktion nicht auf Stahlgußstücke von einer bestimmten Wandstärke beschränken können. Damit komme ich zum zweiten Teil meines Vor trags, der Schmelzung von schmiedbarem Guß im Flammofen. Die Darstellung von schmiedbarem Guß ist bekanntlich einer der ältesten Zweige des Eisenhüttenwesens;* trotz ihres Alters ist sie aber noch heute für die Wissenschaft einer der dunkelsten Punkte des Gießereifaches, weil die meisten Tempergußfabrikanten ihre Fabrikation mit dem Schleier eines Geheimnisses umhüllen zu müssen glauben, mehr zum Schaden als zum Nutzen ihrer Industrie. Erst in den letzten Jahrzehnten ist dieser Schleier etwas gelüftet worden, vornehmlich durch die grundlegenden Arbeiten von Royston und Forquignon, nachher durch die intensiven Untersuchungen von Ledebur und dem Amerikaner Dr. Moldenke, ■denen neuerdings Wüst und Osann sowie in Amerika Wheeler würdig zur Seite stehen. Nach diesen Untersuchungen steht wohl endgültig fest, daß das Gußeisen für den Temperguß folgende Zusammensetzung haben soll: Kohlenstoff . . unter 3 0/o Silizium . . . 0,4—0,8 °/o, nach Wüst bis zu 1,2 0/o Mangan . . . maximal 0,4 °/o Phosphor , . nicht über 0,2 „ möglichst unt. 0,1 » Schwefel ... » » 0,1 » » » 0,05 „ Höhere Gehalte an Phosphor und Schwefel beeinträchtigen die Qualität des Enderzeugnisses, während die Ueberschreitung der angegebenen Grenzen von Kohlenstoff und Mangan nur ver zögernd auf den Temperprozeß einwirkt und die Temperkosten durch Mehrverbrauch an * Diese Ansicht erscheint uns nicht einwandfrei; vergl. Beck: „Gesch. d. Eisens“ III. Bd. S. 228. D. Red. Tempererz und Brennmaterial, bisweilen auch durch eine vermehrte Zahl von Fehlgüssen, erhöht. Speziell von der Höhe des Kohlenstoff- gehalts hängt die Dauer des Frischens ab; ich werde nachher noch näher darauf zurückkommen. Es ist nun wohl nach meinen bisherigen Ausführungen ohne weiteres klar, daß die Schmel zung eines Roheisens von der angegebenen Zu sammensetzung im Kupolofen ein Ding der Unmöglichkeit ist. Schon die Beschaffung eines schwefelfreien Rohmaterials macht bei den ge ringen Gehalten an Kohlenstoff, Silizium und Mangan Schwierigkeiten. Der geforderten Zu sammensetzung entspricht am meisten schwe disches Holzkohlenroheisen, das denn auch in den meisten Tempergießereien nicht nur Deutschlands, sondern ganz Europas als Roh material eine große Rolle spielt. In der Tabelle 1 haben Sie eine Zusammenstellung von Analysen schwedischer Holz kohlenroheisen, die ich der Lie benswürdigkeit der Firma L. Pos sehl & Co. verdanke, sowie einiger anderer Marken, die in europäi schen Tempergießereien gebräuch lich sind. Im verflossenen Jahre betrug die Einfuhr von schwe dischem Holzkohlenroheisen nach Deutschland etwa 9400 t; im gleichen Zeitraum wurden auch etwa 14 500 t englischen Tem perroheisens nach Deutschland eingeführt, obwohl das englische Eisen, von einigen Marken ab gesehen, sehr hohen Schwefelgehalt aufweist und mindestens gleich wertiges deutsches Roheisen von der Kupferhütte Duisburg* in den Handel ge bracht wird. Alle diese Roheisensorten haben nun aber doch für die Herstellung von schmiedbarem Guß einen viel zu hohen Kohlenstoffgehalt, der im allgemeinen um so höher ist, je reiner das Eisen sonst ist. Der Kohlenstoffgehalt muß also durch Gattieren mit Stahlschrott verringert werden; tut man das aber im Kupolofen, so wächst der Koks verbrauch und mit ihm die Aufnahme von Schwefel in das Roheisen rasch. Es wäre also beim Kupol ofenschmelzen unsinnig, teures schwefelfreies Holzkohlenroheisen einzusetzen, da man im End erzeugnis ohnehin den Schwefelgehalt mit in Kauf nehmen muß; man setzt hier am besten ein nicht so hoch gekohltes Roheisen mit höheren Gehalten an Silizium und vor allem an Mangan ein, welche Bestandteile im Verlauf des Prozesses verbrennen, der Aufnahme von Schwefel aber immerhin einigermaßen entgegenarbeiten. Der Schwefelgehalt soll sich im Kupolofenguß nach Wüst zwischen 0,18 und 0,25 °/o bewegen und * Analysen siehe „Stahl u. Eisen“ 1904 Nr. 5 S. 306. Abbildung 2. Amerikanischer Schmelzofen für schmiedbaren Guß.