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Hätte man in diesen Fällen die Höhe des Blockes und entsprechend die des ersten Kalibers knapp gewählt und die vollständige Füllung des Kalibers in den Flanschteilen vorausgesetzt, so könnte es passieren, daß die Füße des Fertig fabrikates zu kurz ausfielen. Wie tief man unter einem bestimmten Winkel einschneiden kann, das hängt ab vom Walzendurchmesser, der Tourenzahl des Walzwerkes, der Stahlqualität, in gewissem Maße auch von der Höhe des Blockes im Verhältnis zur Höhe des ersten Kalibers. Hier setzt indes das Erfassen der Walzen eine Grenze, das glatt und ohne Zeitverlust erfolgen muß, wenn man erfolgreich arbeiten will. Im allgemeinen geht man mit der Blockhöhe nicht über die Höhe des ersten Kalibers hinaus, um ein flottes Erfassen des Walzstückes durch die Walzen zu ermöglichen. Es besteht auch hier kein wesentlicher Unterschied zwischen dem Reversier- und dem Triowalzwerk, weil bei flottem Betriebe beide im Zustande kräftiger Bewegung das Walzstück hineinziehen. Es läßt sich also der Satz aufstellen: Die Form und die Tiefe des Einschnittes in den Block kann vernünftigerweise nicht willkürlich gewählt werden, die Eigenart des Proflies muß solche der Konstruktion nach sich ziehen. Wie weit man in der Verkennung dieser Regel gehen kann, hatte ich Gelegenheit, aus einem Kon struktionsbeispiele eines Trägerprofiles zu er sehen. Man schnitt nicht nur im geschlossenen Teile des Kalibers unter einem Winkel von etwa 110° ein, 70 mm tief, so daß die Füße ganz winzig ausfielen, sondern hatte auch noch zum Ueberfluß die Spitze stark abgeplattet, so daß an eine Entwickelung der Füße nicht zu denken war. Die Tiefe des Einschnittes soll so geschehen, daß in dem geschlossenen Teile des Kalibers die Flanschteile ganz ausgefüllt werden, in dem offenen Teile nahezu. Will man mit absoluter Sicherheit sein Ziel erreichen, so muß man die Wirkung der Konstruktion in allen Teilen genau beurteilen können, das Konstruieren muß ein Wissen und kein ständiges Probieren sein. Fängt man gleich aus Optimismus im ersten Kaliber mit einem Fehler an, vergrößert das sich ergebende Minus im zweiten Kaliber wohl gar, so ereignet es sich leicht, daß man mit einem unvollständigen Fabrikate herauskommt. Führt die Konstruktion dennoch zu einem rich tigen Ergebnis, so rührt das her von dem Sicher heitskoeffizienten , der in den meisten Kon struktionen steckt. Derselbe ist hier die Stauchung, die in den geschlossenen Kaliberteilen schon frühzeitig bei den meisten Konstruktionen an gewendet wird. Gesetzt, man konstruiert ein Trägerprofil in sieben Stichen, beginnt schon im dritten Stiche mit Stauchung und führt die selbe steigend durch bis zum Fertigprofile; hat man jetzt das erste Kaliber so tief eingeschnitten, daß der Flansch um 20 mm zurückbleibt, so beginnt in Wirklichkeit die Stauchung nicht im dritten Kaliber, sondern viel später, vielleicht erst im Fertigstich. Das Fabrikat wird richtig, obwohl die Konstruktion fehlerhaft ist. Anders ist das Ergebnis, wenn besondere Rücksichten solch reichliche Stauchung verbieten. Gesetzt, man konstruiert ein breitflanschiges Trägerprofil in etwa elf Stichen; zur Schonung des Walzen durchmessers, der ohnehin sehr klein wird, geht man von einem möglichst niedrigen Blocke aus und führt eine mäßige Stauchung erst in den letzten drei Kalibern ein. Fehlen in diesem Falle schon 20 mm an der Flanschhöhe des ersten Kalibers, mit der man gerechnet hat, so wird der Fehler in den folgenden Kalibern nicht behoben, die Füße des fertigen Trägers fallen zu kurz aus, weil die Kaliber bei weitem nicht gefüllt werden, die Stauchung kommt gar nicht zur Wirkung. Hat man nicht gelernt zu be obachten, so sucht man den Fehler vielleicht an der falschen Stelle und ändert, ohne die Sache zu verbessern. Ein Beispiel, bei welchem leicht Fehler ge macht werden, will ich noch in die Betrachtung hereinziehen. Es wird die Aufgabe gestellt, ein Trägerprofil zu kalibrieren, dessen einer Flansch nur die Hälfte der Breite des andern beträgt, etwa 100 : 50 mm. Die Höhe des Trägers sei 160 mm. Man konstruiert das erste Kaliber nach seinen Erfahrungen bei sym metrischen Trägern und schneidet unter einem Winkel von etwa 90° ein. Für den breiteren Flansch macht man den Einschnitt 40 mm tief, für den schmäleren dagegen nur 15 mm, um gleich kräftig zu kürzen (siehe Abbild. 4). Man walzt, mißt das Fertigprotil und findet, daß der breite Flansch um mehrere Millimeter, sagen